Mit der Herrschaft der Sassaniden begann für das Imperium Romanum eine Zeit des Umbruchs. Dem römischen Reich entstand in den Sassaniden eine
territoriale, wirtschaftliche und militärische Großmacht, die der römischen in nichts nachstand und dessen Expansionsdrang zu einem 24 Jahre andauernden Krieg führte. Seit der Gründung des neupersischen Reiches im Jahre 224 n.Chr. bis in das 6. Jahrhundert hinein übten ständige militärische Auseinandersetzungen, sowie zahlreiche diplomatische Friedensverhandlungen einen enormen Einfluss auf das spätere West-Ost Verhältnis. Unter genauer Betrachtung der innen und außen politischen Verhältnisse der beiden maxima imperia vor, während und nach den Friedensverhandlungen zwischen Sapor II. und Constantius II. im Jahre 358, einschließlich einer Untersuchung der mir vorliegenden Quelle des römischen Historiographen Ammianus Marcellinus aus seinem Werk Ammiani Marcellini Rerum Gestarum, werde ich prüfen, inwieweit dieser Konflikt als diplomatisch zu bezeichnen ist. Oder kann man hier von einer kriegerischen Tendenz in der Bewältigung der Spannungen sprechen? Inwiefern beeinflussten die politischen Entscheidungen des Jahres 358 das sassanidisch - römische Verhältnis?
I. Einleitung.
Mit der Herrschaft der Sassaniden begann für das Imperium Romanum eine Zeit des Umbruchs. Dem römischen Reich entstand in den Sassaniden eine
territoriale, wirtschaftliche und militärische Großmacht, die der römischen in nichts nachstand und dessen Expansionsdrang zu einem 24 Jahre andauernden Krieg führte.[1] Seit der Gründung des neupersischen Reiches im Jahre 224 n.Chr. bis in das 6. Jahrhundert hinein übten ständige militärische Auseinandersetzungen, sowie zahlreiche diplomatische Friedensverhandlungen einen enormen Einfluss auf das spätere West-Ost Verhältnis.[2] Unter genauer Betrachtung der innen und außen politischen Verhältnisse der beiden maxima imperia vor, während und nach den Friedensverhandlungen zwischen Sapor II. und Constantius II. im Jahre 358, einschließlich einer Untersuchung der mir vorliegenden Quelle des römischen Historiographen Ammianus Marcellinus aus seinem Werk Ammiani Marcellini Rerum Gestarum, werde ich prüfen, inwieweit dieser Konflikt als diplomatisch zu bezeichnen ist. Oder kann man hier von einer kriegerischen Tendenz in der Bewältigung der Spannungen sprechen? Inwiefern beeinflussten die politischen Entscheidungen des Jahres 358 das sassanidisch - römische Verhältnis? Das zieht die Untersuchung der Quelle als solches nach sich. Dabei werde ich sie zunächst der äußeren und der inneren Quellenkritik unterziehen. Die erstere zieht die Bearbeitung folgender Fragen nach sich: Wie ist die Quelle aufgebaut? Mit welcher Absicht wurde sie verfasst? Kann man den Verfasser als zuverlässig bezeichnen? In der inneren Kritik werde ich mich mit dem historischen Kontext, der sprachlichen Darstellung und der Erforschung des Inhalts beschäftigen. Anschließend werde ich die Ergebnisse der äußeren und inneren Quellenkritik zusammenfassen, sie in den historischen Kontext einordnen und sie im Zusammenhang der erarbeiteten Ergebnisse begutachten. Die Arbeit wird mit einem Resümee abgschlossen.
II. Das politische Verhältnis zwischen Imperium Romanum und dem Sassanidenreich vor den Friedensverhandlungen im Jahre 358.
Der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen den beiden Großmächten ist um das 3. Jahrhundert zu datieren. Mit der Gründung des neupersischen Reichs im 3. Jahrhundert entbrannte auch der West-Ost Konflikt.[3] Am intensivsten waren die Aggressionen zur Zeiten Sapors I. (240-272).[4] Dabei beruhten die Offensiven auf Gegenseitigkeit. Sapor I. führte insgesamt drei erfolgreiche Feldzüge gegen Rom. Der bekannteste, war die Kampfhandlung bei Misik im Jahre 224, in der Rom nicht nur vernichtend geschlagen wurde, sondern auch einen Kaiser verlor.[5] Die vernichtende Niederlage Roms bei Misik zwang den römischen Kaiser, Philippus Arabs zu Friedensverhandlungen im Winter 244.[6] Nach Auffassung der Res Gestae Divi Saporis musste der römische Kaiser an Sapor jährliche Tribute für die Instandhaltung der Kaukasusfestungen gegen nördliche Normadeneinfälle zahlen, da dieser nach dem Krieg die Verantwortung für den Schutz Armeniens übernahm.[7] Durch die neue Nachkriegsordnung verschob sich das politische Gleichgewicht zu Gunsten Persiens.[8] Auch wenn Philippus Arbs den Friedensvertrag als ein Erfolg darzustellen versuchte, so wurde dieser von der Mehrzahl der westlichen Quellen als „ein höchst schändlicher Frieden“, der das politische Selbstbewusstsein des Feindes stärkte, bezeichnet.[9] Nach dem Tod Sapors konnten die Saassaniden keine weiteren militärischen Erfolge aufweisen.[10] Dieser Umstand sollte sich mit der Offensive Narses gegen Rom ändern. Narses bedrohte den östlichen Teil des Imperium Romanums, vor allem das syrische Gebiet, sollte aber durch die Offensive Galerius, den Caesar des Ostens, gebremst werden.[11] Nach anfänglichen Niederlagen, gelang es ihm im während einer erneuten Offensive bei Satala, im Frühjahr 298, sich den Zutritt zum Lager der Perser zu verschaffen und so die Perser zu schlagen.[12] Ausgang dieser Auseinandersetzung war der Friedensvertrag von 298 zwischen Diokletian und Narses.[13] Nach Aussagen des magister officorum, Petros Patrikios mussten die Perser fünf Provinzen östlich des Tigris sowie das nördliche Mesopotamien mit der für die Sassaniden strategisch bedeutenden Stadt Nisibsis abtreten.[14] Der Sieg über die Perser ermöglichte den Römern eine Wiederherstellung ihres nach den Kriegen mit Sapor I. ruinierten Rufs. Für die Perser bedeutete die Ausdehnung des römischen Einflusses auf das linke Tigrisufer eine Demütigung. Den Überlieferungen des Petros Patrikios zufolge, appellierte der persische Gesandte an Galerius, dass es nicht nötig sei auf die Vernichtung des jeweils anderen hinzuarbeiten, da das römische und das persische Reich gleichsam wie zwei Lichter seien, wie zwei Augen, durch deren Glanz die Welt erstrahlte.[15] Der Friedensvertrag von 298 bedeutete den Beginn eines 40 Jahre andauernden Frieden, eines der bis dahin längsten zwischen Rom und Persien, der mit der Regentschaft Sapors II. endete.[16] Dieser erneuerte die offensive Westpolitik seiner Vorgänger, um so die Bestimmungen des Friedensvertrags von 298 zu revidieren.[17] Dieser Umstand veranlasste Constantius den Großen zu einer Gegenoffensive, die durch sein Tod am 22. Mai 337 nicht stattfinden konnte.[18] Seine drei Söhne wurden in einen Jahre andauernden Machtkrieg verwickelt, aus deren 353 Constantius II. als Sieger und Alleinheerscher über das gesamte Imperium Romanum hervor ging.[19] Dieser setzt die Kampfhandlungen zwischen Rom und Sapor II. bereits 338 fort, nicht zuletzt weil ihm die Herrschaft über den durch die Perser bedrohten Osten zugeteilt wurde.[20]
Nach dem Tod Constantius den Großen nutzte Sapor II. die inneren Unruhen, um in das mesopotamische Gebiet vorzudrängen. Sein Ziel war die Eroberung Nisibsis.[21] Die erste Belagerung blieb erfolglos, aber auch die zwei weiteren Versuche in den Jahren 346 und 350, die Stadt zu erobern, scheiterten.[22] Zeitgleich intervenierte er durch innenpolitische Aktionen in Armenien, wie eine politisch motivierte Christenverfolgung gegen die Römer. Constantius versuchte offene Schlachten zu vermeiden, er setzte auf kleine Grenzgefechte und hoffte somit die sassanidischen Angriffe an den römischen Stützpunkten, die die östlichen Provinzen des Imperium Romanum schützten, zu brechen.[23] 344 kam es jedoch zu einer Feldschlacht bei Singara, die den Persern den lang erhofften Sieg brachte.[24] Die Aggressionen zwischen den beiden Parteien wurden durch zwei weitere Konflikte für mehrere Jahre unterbrochen.[25]
[...]
[1] Winter, Engelbert / Dignas, Beate: Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S.37 ff. (i.F.z.a. : Winter / Dignas: Rom und das Perserreich.).
[2] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.29.
[3] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.37 ff.
[4] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.93.
[5] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.96 ff.
[6] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.141.
[7] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.142.
[8] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.142.
[9] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.142-143.
[10] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.101.
[11] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.101
[12] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.102.
[13] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.144.
[14] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.149 ff.
[15] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.147-148.
[16] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.51.
[17] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.51.
[18] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.52.
[19] Gehrke, Hans-Joachim/Schneider Helmuth: Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, Stuttgart 2006, S.414. (i.F.z.a.: Gehrke/Schneider: Geschichte der Antike.).
[20] Gehrke/Schneider: Geschichte der Antike, S.414.
[21] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.107.
[22] König, Ingemar: Die Spätantike, Darmstadt 2007, S.8. (i.F.z.a. : König, Ingemar: Die Spätantike.)
[23] Barcelo, Pedro: Constantius II. und seine Zeit, Die Anfänge des Staatskirchentums, Stuttgart 2004, S.165. (i.F.z.a.: Barcelo, Pedro: Constantius II. und seine Zeit).
[24] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.107.
[25] Winter / Dignas: Rom und das Perserreich, S.107.
- Arbeit zitieren
- Klaudia Buczek (Autor:in), 2009, Ein Krieg zwischen den „Brüdern“ - Das römisch-sassanidische Verhältnis am Beispiel der Friedensverhandlungen von 358, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193043
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