A. Einführung
Mit dem raschen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, maßgeblich durch die Finanzhilfe des Marshallplans unterstützt, machte sich auf internationaler Ebene eine große Euphorie breit, die Probleme der unterentwickelten Länder nach der Entkolonialisierung ähnlich schnell und auf gleiche Weise lösen zu können. Das eine rein finanzielle Unterstützung dies jedoch nicht leisten kann, wurde bereits Ende der sechziger Jahre durch den Person-Bericht verdeutlicht. Infolgedessen wurde bis in die Gegenwart ein vielmaschiges Netz internationaler Zusammenarbeit mit dem Ziel geschaffen, eine nachhaltige Entwicklung (wirtschaftliche, politische, ökologische und soziale Aspekte beinhaltend) zu realisieren.
Gegenstand dieser Hausarbeit ist die Analyse der kirchlichen Position in der Entwicklungsfrage. Diese ist deshalb interessant, weil die Kirche unabhängig von politischen Interessen handelt und eine große soziale Kompetenz besitzt. Somit kann sie konsequent bestehende Mängel anprangern und den vollen Umfang des Reformbedarfs aufzeigen. Maßgeblich bestimmt wird die Haltung der Kirche durch die Sozialenzykliken ihres Oberhauptes, des Papstes. In diesen Rundschreiben weisen die Päpste auf bestehende Missstände hin und zeigen Wege auf, wie diese beseitigt werden können. Es ist folglich zunächst zu prüfen, welche Gegebenheiten die Päpste zu den jeweiligen Zeitpunkten Entwicklungshemmnisse identifizieren. In einem zweiten Schritt geht es darum, herauszuarbeiten an welchen Normen die Entwicklungsarbeit ausgerichtet werden soll. Dabei ist auch geklärt werden, welches Verständnis von Entwicklung der jeweiligen Argumentation zu Grunde liegt. Im dritten und letzten Schritt sollen die aus den Prinzipien abgeleiteten, konkreten Handlungsempfehlungen für die Entwicklungsarbeit dargestellt werden.
Auf Grund der großen stofflichen Fülle werden in dieser Arbeit nur zwei geschichtliche Abschnitte nach dem beschriebenen Dreiklang analysiert und gegenübergestellt. Dies ist zum einen die Situation in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- A. Einführung
- B. Der Entwicklungsbegriff
- C. Die Position der Kirche zur Entwicklungsproblematik in den sechziger Jahren
- I. Empirische Analyse der Zeit aus der Sicht Johannes XXIII. und Paul VI.
- II. Die normative Ausrichtung der Entwicklungshilfe
- 1. Das Personprinzip / Personalität
- 2. Das Subsidiaritätsprinzip
- 3. Das Gemeinwohl
- 4. Solidarität
- III. Handlungsempfehlungen der Päpste
- D. Die Position der Kirche zur Entwicklungsproblematik Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre
- I. Empirische Analyse der Zeit aus der Sicht von Papst Johannes Paul II.
- II. Normative Ausrichtung des Entwicklungsverständnisses
- 1. Wahre menschliche Entwicklung
- 2. Wechselseitige Solidarität als Lösung
- 3. Privateigentum zwischen Individualitäts- und Universalitätsanspruch ....
- 4. Zusammenwirken von Markt, Staat und Kirche.
- III. Handlungsempfehlungen der Päpste
- E. Schlussbetrachtung.
- Literaturverzeichnis
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Haltung der Kirche zur Entwicklungshilfe, indem sie die sozialen Enzyklika der Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul II. untersucht. Ziel ist es, die Entwicklungshemmnisse zu identifizieren, die von den Päpsten zu verschiedenen Zeitpunkten festgestellt wurden, die normativen Prinzipien der Entwicklungsarbeit herauszuarbeiten und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen zu präsentieren. Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklungssituation der fünfziger und sechziger Jahre sowie auf die Zeit Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre.
- Die Rolle der Kirche in der Entwicklungspolitik
- Die Bedeutung der Sozialenzykliken für die Entwicklungshilfe
- Die Herausforderungen der Entwicklungshilfe in verschiedenen Epochen
- Das Verständnis von Entwicklung und die relevanten normativen Prinzipien
- Konkrete Handlungsempfehlungen der Päpste für die Entwicklungsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Entwicklungshilfe nach dem Zweiten Weltkrieg und die Bedeutung der kirchlichen Position beleuchtet. Anschließend wird der vielschichtige Entwicklungsbegriff untersucht. Im nächsten Kapitel wird die Position der Kirche in den sechziger Jahren anhand der Enzyklika "Mater et magistra", "Pacem in terris" und "Populorum progressio" analysiert. Hier werden die empirischen Beobachtungen der Päpste, die normativen Prinzipien der Entwicklungshilfe und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen vorgestellt. Das vierte Kapitel widmet sich der Position der Kirche Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre, wobei die Enzyklika "Sollicitudo rei socialis" und "Centesimus annus" im Mittelpunkt stehen. Auch hier werden die empirischen Beobachtungen, die normative Ausrichtung des Entwicklungsverständnisses und die Handlungsempfehlungen des Papstes Johannes Paul II. untersucht.
Schlüsselwörter
Entwicklungshilfe, Kirche, Soziale Enzyklika, Entwicklungstheorie, Personprinzip, Subsidiaritätsprinzip, Gemeinwohl, Solidarität, Entwicklungshemmnisse, Handlungsempfehlungen, Mater et magistra, Pacem in terris, Populorum progressio, Sollicitudo rei socialis, Centesimus annus, Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul II.
- Quote paper
- Jens Huke (Author), 2003, Christliche Soziallehre und Entwicklungshilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19290