Wenn man im März 2011, zu dem Zeitpunkt, als diese Arbeit geschrieben wird, die Zeitung aufschlägt, kommt man an der Atomkatastrophe in Fukushima nicht vorbei. Unter den unzähligen Experten, die dazu Stellung nehmen, ist oft Sebastian Pflugbeil in seiner Funktion als Präsident der deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz. Eben dieser Sebastian Pflugbeil war ein Mitbegründer des Neuen Forums, der bedeutendsten Bürgerrechtsbewegung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die im September 1989 gegründet wurde und deren Gründungsaufruf über 200‘000 Menschen unterschrieben haben. Das Neue Forum war entscheidend am Sturz der Alleinherrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beteiligt und konnte als Träger der Montagsdemonstrationen auf dem Höhepunkt der Protestwelle über eine halbe Million Bürger mobilisieren. Sebastian Pflugbeil war für kurze Zeit auch als Minister in der letzten Regierung des SED unter Hans Modrow tätig. Wie viele der ehemaligen Gründungsmitglieder ist Pflugbeil aber heute nicht mehr in der Politik tätig, sondern zu seiner Tätigkeit als Atomphysiker zurückgekehrt. Das Neue Forum ist nach einem ernüchternden Resultat bei den Volkskammerwahlen 1990 zunehmend in der Versenkung verschwunden.
Wie konnte es passieren, dass diese Bürgerbewegung, die in so kurzer Zeit so viele mobilisieren konnte, so bald wieder in die Bedeutungslosigkeit verschwand? Dies soll die Hauptfrage dieser Arbeit sein. Dabei wird kurz die Gründung und die Mobilisierungsphase betrachtet, danach aber der Hauptfokus auf die Zeit nach dem Mauerfall gerichtet, die sowohl den Höhepunkt der Bewegung darstellte, wie auch entscheidend für deren Niedergang war. Die weitere Entwicklung wird anhand der Volkskammerwahlen 1990 und der unterschiedlichen Präsenz bis heute angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gründung des Neuen Forums am 9. September 1989
- Das Neue Forum im Kontext der Bürgerbewegungen
- Die Mobilisierung der Massen
- Nach dem Mauerfall - Partei oder Bürgerbewegung?
- Die Auswirkungen der Grenzöffnung auf die Bürgerbewegungen
- Die Mitwirkung am Runden Tisch - Höhepunkt der politischen Einflussnahme
- „Wir werden verhaften müssen“ - Die Frage der Machtübernahme
- Die politischen Zukunftsperspektiven des Neuen Forums: „Wir müssen die Reform mit den Genossen machen“
- Die Frage der Wiedervereinigung
- Bündnisse im Vorfeld der Volkskammerwahlen 1990
- Die Volkskammerwahlen 1990
- Gründe für das schlechte Abschneiden
- Das Neue Forum bis heute
- Präsenz als Neues Forum
- Als Teil von Bündnis 90/Die Grünen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Aufstieg und Fall des Neuen Forums, einer Bürgerrechtsbewegung in der DDR, die maßgeblich am Sturz des SED-Regimes beteiligt war. Sie untersucht die Gründe für den rasanten Aufstieg der Bewegung, insbesondere die Rolle der Ausreisewelle im Sommer 1989 und die Mobilisierung von Bürgern durch das Neue Forum. Im Fokus stehen die Auswirkungen des Mauerfalls auf die Bewegung, der Höhepunkt der politischen Einflussnahme durch die Mitwirkung am Runden Tisch und die Frage der Machtübernahme. Die Arbeit analysiert schließlich die Rolle des Neuen Forums bei den Volkskammerwahlen 1990 und die unterschiedliche Präsenz der Bewegung bis heute.
- Gründung und Mobilisierung des Neuen Forums
- Die Rolle des Neuen Forums im Kontext der Bürgerbewegungen der DDR
- Die Auswirkungen des Mauerfalls auf die Bewegung
- Die politischen Entscheidungen und Zukunftsperspektiven des Neuen Forums
- Die Volkskammerwahlen 1990 und der Niedergang des Neuen Forums
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Neuen Forums und dessen Bedeutung für den Wandel in der DDR dar. Kapitel 2 widmet sich der Gründung des Neuen Forums am 9. September 1989 und beleuchtet die Rolle der Bewegung im Kontext der Bürgerbewegungen in der DDR. Es wird erläutert, wie die Ausreisewelle im Sommer 1989 und die Sprachlosigkeit der SED zur Mobilisierung der Massen durch das Neue Forum führten. Kapitel 3 beleuchtet die Zeit nach dem Mauerfall. Es wird die Frage nach der zukünftigen Rolle des Neuen Forums als Partei oder Bürgerbewegung sowie die politischen Zukunftsperspektiven der Bewegung beleuchtet. Des Weiteren wird die Mitwirkung am Runden Tisch und die Frage der Machtübernahme analysiert. Kapitel 4 untersucht die Volkskammerwahlen 1990 und die Gründe für das schlechte Abschneiden des Neuen Forums. Kapitel 5 widmet sich der weiteren Entwicklung des Neuen Forums bis heute und der unterschiedlichen Präsenz der Bewegung als Neues Forum und als Teil von Bündnis 90/Die Grünen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Bürgerbewegung, DDR, SED, Mauerfall, Runder Tisch, Volkskammerwahlen, demokratische Umgestaltung, Protestbewegung, Mobilisierung, politische Einflussnahme, Machtübernahme, Bündnis 90/Die Grünen, politische Zukunftsperspektiven.
- Quote paper
- David Christen (Author), 2011, Das Neue Forum nach dem Mauerfall, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192894