Um die Verpflichtung von Allgemeinbildung in Form von verschiedenen Themen zu konkretisieren, wies Klafki verschiedene epochaltypische Schlüsselprobleme aus.
Durch die Beschäftigung mit diesen Schlüsselproblemen soll ein Bewusstsein für zentrale Problemen der Gegenwart und Zukunft vermittelt werden, sowie die Einsicht der Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme und die Bereitschaft, an ihrer Bewältigung mitzuwirken.
Für die didaktische Umsetzung des Schlüsselproblems „Demokratisierung aller Lebensbereiche“ wurde die Thematik „Freundschaft und Streit“ gewählt.
Die Ausarbeitung beginnt mit einer fremd- und einer eigenästhetischen Perspektive auf das betreffende Thema. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den beiden Themenbereichen schließt sich in der Sachanalyse an. In dem Entwurf didaktischer Handlungsalternativen erfolgt dann die Begründung der Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dieser Thematik innerhalb des Sachunterrichts sowie eine Präzisierung des Schlüsselproblems in Form eines spezifischen Sachunterrichtsthemas, welches in konkrete Handlungsschritte für den Unterricht aufgefächert wird.
Das Portfolio schließt mit einem Fazit bzw. einer Reflexion der eigenen Auseinandersetzung mit der Thematik ab und gibt einen Ausblick, welche Perspektiven der Auseinandersetzung das Thema eventuell noch bieten könnte.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ästhetische Präsentation und Analyse
3 Sachanalyse
3.1 Definitionsproblematik
3.2 Kinderfreundschaft als besondere Form von Freundschaft
3.3 Freundschaftskonzepte
3.3.1 Das Freundschaftskonzept von Bigelow und LaGaipa
3.3.2 Das Freundschaftskonzept nach Selman
3.4 Die Bedeutung von Freundschaft für die kindliche Entwicklung
3.4.1 Entwicklung sozialer Kompetenz
3.4.2 Kognitive Entwicklung
3.4.3 Moralische Entwicklung
3.4.4 Identitätsbildung
3.5 Streit als besondere Erfahrung in einer Freundschaft
3.6 Streitkonzepte und Konfliktlösungsstrategien
3.6.1 Die Streitkonzepte nach Valtin
3.6.2 Das Stufenmodell der Konfliktlösung nach Selman
4 Didaktische Analyse
4.1 Exemplarität
4.2 Gegenwartsbedeutung
4.3 Zukunftsbedeutung
4.4 Struktur
4.5 Zugänglichkeit
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Interdisziplinäre Inhalte für den Sachunterricht: Schlüsselprobleme im Sachunterricht“ wurde sich mit den von Klafki ausgewiesenen Schlüsselproblemen auseinandergesetzt, welche im Zuge seiner Kritik am Bildungsbegriff entstanden.
Klafki zu Folge sollte es das Ziel aller Bildungsbemühungen sein, dass jeder Mensch zur Selbstbestimmung, Solidaritätsfähigkeit und Mitbestimmung befähigt wird.
Bildung sei demnach als Allgemeinbildung zu verstehen, die das Ziel hat, allen Menschen Bildung zu ermöglichen, sich auf die Gesamtheit der menschlichen Möglichkeiten bezieht und sich im Medium des Allgemeinen vollzieht.
Auf dieser neuen Definition des Bildungsbegriffs aufbauend, verpflichte Allgemeinbildung zu emotionalen Erfahrungen, moralischer und politischer Verantwortlichkeit sowie zur Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit und dürfe nicht nur auf Wissen und Können reduziert werden (vgl. Meyer und Meyer 2007: S. 116- 118).
Bildung soll demnach durch die Auseinandersetzung mit Problemen gesichert werden und die „Brennpunkte gegenwärtiger und zukünftiger gesellschaftlicher, nationaler sowie globaler Entwicklung darstellen“ (Klafki 2007: S. 121).
Um die Verpflichtung von Allgemeinbildung in Form von verschiedenen Themen zu konkretisieren, wies Klafki verschiedene epochaltypische Schlüsselprobleme aus.
Durch die Beschäftigung mit diesen Schlüsselproblemen soll ein Bewusstsein für zentrale Problemen der Gegenwart und Zukunft vermittelt werden, sowie die Einsicht der Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme und die Bereitschaft, an ihrer Bewältigung mitzuwirken (vgl. Klafki 2007: S. 56).
Für die didaktische Umsetzung des Schlüsselproblems „Demokratisierung aller Lebensbereiche“ wurde die Thematik „Freundschaft und Streit“ gewählt.
Die Ausarbeitung beginnt mit einer fremd- und einer eigenästhetischen Perspektive auf das betreffende Thema. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den beiden Themenbereichen schließt sich in der Sachanalyse an. In dem Entwurf didaktischer Handlungsalternativen erfolgt dann die Begründung der Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dieser Thematik innerhalb des Sachunterrichts sowie eine Präzisierung des Schlüsselproblems in Form eines spezifischen Sachunterrichtsthemas, welches in konkrete Handlungsschritte für den Unterricht aufgefächert wird.
Das Portfolio schließt mit einem Fazit bzw. einer Reflexion der eigenen Auseinandersetzung mit der Thematik ab und gibt einen Ausblick, welche Perspektiven der Auseinandersetzung das Thema eventuell noch bieten könnte.
2 Ästhetische Präsentation und Analyse
Als fremdästhetische Perspektive auf das Thema „Freundschaft und Streit“, die den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit dem Schlüsselproblem darstellt, soll eine zwei- minütige Episode der Sendereihe „Ernie und Bert“ dienen, der den Titel trägt „Ernie testet, wie gern Bert ihn hat“ (die Episode ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.youtube.com/watch?v=6LnbzkdLsIw).
Die Figuren Ernie und Bert wurden durch die „Sesamstraße“ populär, die der Titel einer der erfolgreichsten Fernsehserien für Kinder im Vorschulalter ist.
Die halbstündigen Folgen wurden ursprünglich in den USA nach einer Idee von Joan Ganz Cooney und Lloyd Morrisett produziert. Die deutschsprachige Erstausstrahlung erfolgte am 8. Januar 1973.
Ernie und Bert wohnen zusammen und sind ein Freundespaar, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte.
Ernie verkörpert dabei den spitzbübischen Part. Er zeichnet sich durch seine kindliche Naivität und Unbefangenheit aus sowie durch sein unbeschwertes Gemüt.
Seine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, seinem Freund Bert mit verschiedenen Ideen und Einfällen das Leben schwer zu machen oder seine Geduld mit lauten und nervigen Dingen zu strapazieren. Zu seinen Erkennungszeichen gehören sein Kichern und sein Quietscheentchen.
Im Gegensatz dazu verkörpert Bert den stets korrekten, langweiligen und erwachsenen Typ.
Er hat ein Faible für Tauben und sammelt gerne langweilig anmutende Dinge.
Die Wechselbeziehung der beiden entgegengesetzten Charaktere bildet den Ansatzpunkt, aus dem sich die Handlungen der einzelnen Episoden entwickeln.
Die ausgewählte Folge bezieht sich auf das Thema Freundschaft. Sie beginnt damit, dass Bert in seinem Sessel sitzt und in Ruhe ein Buch liest als Ernie zu ihm kommt und fragt, ob Bert ihn gern habe. Bert antwortet auf diese Frage, dass er Ernie selbstverständlich gern habe, da er schließlich sein bester Freund sei. Daraufhin fragt Ernie Bert, ob er auch sein Freund wäre, wenn er einen Hut mit Obst auf dem Kopf hätte. Diese Frage wird von Bert ebenfalls bejaht. Dann stellt Ernie Bert die Frage, ob er auch noch sein Freund wäre, wenn er nicht nur einen Obsthut auf dem Kopf hätte, sondern dabei zusätzlich noch durch die Gegend hüpfte. Auch auf diese Frage hin versichert Bert ihm, dass er auch dann noch sein Freund wäre.
Dieses Szenario schaukelt sich immer weiter hoch. Ernie erfindet immer verrücktere Dinge und stellt Bert danach immer wieder die Frage, ob er ihn unter diesen kuriosen Bedingungen trotzdem noch lieb hätte. Bert reagiert dabei zusehends ungehaltener bis er Ernie schließlich anschreit und ihm deutlich zu verstehen gibt, dass er ihn unter all den von Ernie genannten Bedingungen immer noch gern hätte, er jetzt allerdings auch gerne seine Ruhe haben möchte.
Diese Episode eignet sich meines Erachtens sehr gut als ästhetischer Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Freundschaft und Streit“.
Die Episoden dieser Sendereihe sind nahezu jedem Kind aus der Sesamstraße bekannt . Da es sich bei dem Schlüsselproblem um Freundschaft und Streit speziell bei Kindern handelt, erachte ich eine ästhetische Perspektive, die einen Bezug zur Lebenswelt der Kinder hat, als sehr geeignet, weil sich in der Episode mit dem Thema „Freundschaft“ auf sehr einfache, kindgerechte und amüsante Weise auseinandergesetzt, wobei gleichzeitig jedoch auch wichtige Aspekte von Freundschaft angesprochen werden, was mich außerdem bewogen hat, diese Form der ästhetischen Perspektive zu wählen.
Zum einen vermittelt diese Folge, dass eine Freundschaft nicht von Äußerlichkeiten abhängig sein sollte.
Dies wird beispielsweise an dem Punkt deutlich, als Bert Ernie versichert, dass er ihn auch noch gern habe, wenn dieser einen Hut mit Obst auf dem Kopf tragen würde.
Zum anderen wird deutlich, dass es in einer Freundschaft auch manchmal darum geht, die Eigenarten des anderen zu ertragen und Toleranz zu zeigen, selbst wenn der andere einen nervt oder stört.
Verdeutlicht wird dies in der Episode dadurch, dass Bert Ernie immer wieder zu verstehen gibt, dass er ihn unter nahezu allen Umständen gern haben werde, obwohl er sich in der momentanen Situation von Ernies Fragen gestört und genervt fühlt, da Bert gerne in Ruhe sein Buch weiterlesen möchte.
Es wird somit verdeutlicht, dass Äußerlichkeiten und Eigenarten des anderen eine Freundschaft nicht beeinträchtigen sollten. Vielmehr geht es in einer Freundschaft um die inneren Werte eines Menschen sowie darum, sich in einigen Situationen dem anderen gegenüber tolerant zu verhalten.
Als eigenästhetisches Werk habe ich einen Freundschaftsstein gewählt, da in ihm viele verschiedene und für mich zudem sehr bedeutsame Aspekte von Freundschaft vereint sind
und er aufgrund dessen am besten geeignet ist, meine eigene ästhetische Sichtweise auf die Thematik darzustellen.
Ein Freundschaftsstein wird üblicherweise eigens gesammelt, anschließend individuell bemalt und später einem Freund als Geschenk überreicht.
Der Stein stellt somit ein für alle sichtbares Symbol der Freundschaft dar.
Außerdem verdeutlicht er dem Beschenkten, dass er für den anderen eine wichtige Person darstellt, mit der es schön ist, befreundet zu sein.
Die individuelle Gestaltung des Steins sagt zudem aus, dass sich der Schenkende intensiv mit seinem Freund auseinandergesetzt und sich in ihn eingefühlt hat, da der Stein so gestaltet werden soll, dass er nicht unbedingt einem selbst, sondern insbesondere dem Beschenkten gefallen soll.
Zudem dient der Stein als Symbol der Beständigkeit einer Freundschaft, was bedeutet, dass Freundschaft auch Krisen oder Distanzen überwinden kann.
In Verbindung mit der fremdästhetischen Perspektive wird somit deutlich, dass Freundschaft durch verschiedenartige Facetten und bedeutsame Aspekte gekennzeichnet ist, auf die im weiteren Verlauf des Portfolios näher eingegangen werden soll.
3 Sachanalyse
3.1 Definitionsproblematik
Freundschaft ist eine vertraute Form sozialer Beziehung, die in allen Lebensaltern, Kulturen, soziale Schichten, bei Männern und Frauen vorkommt.
Jeder Mensch scheint demnach zu wissen, was Freundschaft ist, dennoch gibt es eine große Bandbreite von Freundschaftsdefinitionen, da sowohl interpersonal als auch interkulturell ein sehr unterschiedliches Verständnis von Freundschaft vorherrscht und Freundschaftsdefinitionen zudem von einer Vielzahl von Variablen abhängen.
Außerdem wird der Begriff „Freundschaft“ sehr unterschiedlich verstanden und kann weitgreifend oder sehr eng gefasst sein. Ein Freund kann jemand sein, mit dem man zum Fußballspiel geht, mit dem man alle intimen Gedanken austauscht oder den man schon sein ganzes Leben lang kennt.
Die Tatsache, dass Freundschaft für nahezu jeden Menschen etwas anderes bedeutet, zieht die Konsequenz nach sich, dass es grundsätzlich keine generelle oder allgemeingültige Freundschaftsdefinition geben kann. Dennoch gibt es immer wieder wissenschaftliche Ansätze zu Bestimmungsversuchen.
So definiert die Psychologie Freundschaft als „zwischenmenschliche Beziehung, die besonders viel individuellen Gestaltungsspielraum bietet“ (Wenninger 2001: S. 74).
Für Soziologen ist Freundschaft „eine persönliche Beziehung, die sich durch eine längerfristig bestehende freiwillige Interdependenz zweier Personen und eine starke Ausrichtung auf ihre sozial- emotionale Qualität auszeichnet“ (Wienold 2007: S. 210).
Während in der Psychologie der Begriff der Freundschaft also vorrangig durch individuellen Gestaltungsspielraum definiert ist, steht für Soziologen die Freiwilligkeit und die sozial- emotionale Qualität einer Freundschaft im Vordergrund.
Der Brockhaus definiert Freundschaft als „Form sozialer Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Partnern, die durch gegenseitige Anziehung und persönlichkeitsbezogene Vertrautheit bestimmt ist sowie Hilfs- und Opferbereitschaft und freiwillige Verantwortung für den anderen einschließen kann“ (Brockhaus 2006: S. 766).
Die drei o.g. Definitionsversuche verdeutlichen, dass durchaus verschiedene Definitionen des Freundschaftsbegriffes existieren, diese jedoch nicht nur unterschiedliche Aspekte akzentuieren, sondern auch oft unsystematisch und unvollständig erscheinen.
3.2 Kinderfreundschaft als besondere Form von Freundschaft
Interessant hierbei ist jedoch nicht nur die Problematik einer allgemein gültigen Definitionsfindung, sondern vor allem die Tatsache, dass Freundschaftsdefinitionen meistens aus der Perspektive von Erwachsenen formuliert und übernommen werden (vgl. Wagner 1991: S. 3).
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- Arbeit zitieren
- Merle Meinhardt (Autor:in), 2010, Freundschaft und Streit als Entwicklungschance für Kinder?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192811
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