1. Einleitung
Im Rahmen der jährlichen Austragung des Ingeborg-Bachmann-Literatur-wettbewerbs trat am 25. Juni 1983 ein gewisser Rainald Goetz mit einem selbstprovozierten Skandal in die deutschsprachige Literaturwelt ein. Medienwirksam wurde Goetz' Auftritt vor allem deshalb, weil das Thema 'Grenzüber-schreitungen' nicht nur im Mittelpunkt seiner Lesung stand, sondern gleichsam vom Autor in unkonventionell-schockierender Weise als theatralisches Stilmittel eingesetzt wurde.1 Die Reaktion folgte auf den Fuß – augenblicklich war Goetz in aller Munde und ist es bis heute geblieben.
Allerdings soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden, dass Goetz' Auftritt – wie auch sein späteres Werk – von einer Reihe von Ambivalenzen gekennzeichnet ist, die nur schwer und stark verkürzt unter der Kategorie 'mediale Selbstinszenierung' abgelegt werden können. In seinen Botschaften finden sich zahlreiche Widersprüche und Umkehrungen, deren Bedeutungen erst im Rahmen einer vertiefenderen Auseinandersetzung verständlich werden und somit weniger dem Ziel einer spontanen und kurzfristigen Provokation dienen können. Sein Klagenfurter Debütauftritt ist damit zugleich Ausgangspunkt und Ziel bzw. Inhalt und Ausdruck seiner literarischen Botschaft und hätte in einer anderen als der gewählten Form nicht stattfinden können.
Zur Veranschaulichung dieser Hypothese werde ich zunächst kurz auf Form und Ablauf des Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerbs eingehen. Die anschließenden Ausführungen konzentrieren sich auf Goetz' Auftritt am 25. Juni 1983. [...] Da es sich bei dem vorgelesenen Text um sein erstes literarisches Werk handelt, kommt dem Goetzschen Verständnis von Literatur und literarischem Schaffen ein gesondertes Kapitel zu. [...]
In einer abschließenden Betrachtung über sein weiteres literarisches Schaffen soll versucht werden, aufzuzeigen ob und in welcher Weise die in Klagenfurt formulierten Grundsätze Anwendung gefunden haben. Hierzu werden einige ausgewählte Beispiele herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Goetz' Inszenierung in Klagenfurt
- Die Inszenierung
- Der Text
- Die Goetzschen Maximen
- Goetz' weiteres Wirken
- Goetz' Inszenierung in Klagenfurt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Inszenierung von Rainald Goetz beim Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb 1983 in Klagenfurt und analysiert, inwieweit diese als Grundlage für sein weiteres literarisches Schaffen betrachtet werden kann. Dabei werden die besonderen Aspekte des Wettbewerbs beleuchtet sowie die Stilelemente und Botschaften von Goetz' Auftritt untersucht.
- Die Besonderheiten des Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerbs
- Die Selbstinszenierung von Goetz in Klagenfurt
- Die Widersprüche und Umkehrungen in Goetz' Botschaften
- Die Goetzschen Maximen und ihre Bedeutung für sein Schaffen
- Die Rezeption von Goetz' Werk in der deutschsprachigen Literaturwelt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel gibt eine Einführung in die Thematik der Hausarbeit und stellt die Zielsetzung sowie die Relevanz des Themas dar. Es wird ein kurzer Überblick über die Inszenierung von Goetz in Klagenfurt gegeben sowie über die Ambivalenzen, die in seinem Werk zu finden sind.
- Forschungsstand: Dieses Kapitel analysiert den Forschungsstand zur Inszenierung von Goetz in Klagenfurt. Es wird auf den Akt der Autoagression als gesellschaftliches Tabu eingegangen sowie auf die Besonderheiten des Ingeborg-Bachmann-Preises und die Rezeption von Goetz' Auftritt.
- Goetz' Inszenierung in Klagenfurt: Dieses Kapitel befasst sich mit der konkreten Inszenierung von Goetz beim Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb 1983. Es wird auf die außertextlichen Elemente sowie die Textanalyse eingegangen und Goetz' Verständnis von Literatur und literarischem Schaffen beleuchtet.
- Goetz' weiteres Wirken: Dieses Kapitel analysiert das weitere literarische Schaffen von Goetz und untersucht, inwieweit die in Klagenfurt formulierten Grundsätze Anwendung gefunden haben. Es werden ausgewählte Beispiele aus Goetz' Werk betrachtet und die Rezeption seiner Werke in der Literaturwelt beleuchtet.
Schlüsselwörter
Rainald Goetz, Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb, Selbstinszenierung, Autoagression, Grenzüber-schreitungen, Medienrezeption, Widersprüche, literarisches Schaffen, Goetzsche Maximen
- Arbeit zitieren
- Jenny Tippelt (Autor:in), 2011, Rainald Goetz' Inszenierung in Klagenfurt als Grundlage für sein weiteres Schaffen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192720