1. Einleitung
'Meister der Sentenzen'1 oder 'Moral-Trompeter von Säckingen'2? Bei der Lektüre des 'Wilhelm Tell' fällt jedem Leser die ungemeine Vielzahl an allgemeinen Weisheiten auf, die Friedrich Schiller in seine Tragödie eingebaut hat. Die sogenannten Sentenzen sollen in dieser Arbeit bezüglich ihrer Funktion und Wirkung innerhalb des Textes und auf das Publikum analysiert werden. Ist 'Wilhelm Tell' ein Meisterstück der moralischen Erziehung oder verliert es gerade durch die Fülle an Sentenzen seine Wirkung? Zunächst wird eine kurze Definition der hier behandelten literarischen Kleinform vorgestellt und ihr Ursprung erläutert, wobei schnell der Bezug zur rhetorischen Schule von Schiller gesucht werden soll. Es gilt zu klären, warum sich der Autor so besonders stark mit dieser Form der Aussage beschäftigt hat, an welchen Schriftstellern er sich orientieren konnte und wie er sich die Wirkung des Theaters auf das Publikum vorstellte. Warum eignet sich gerade die Sentenz in Schillers Augen besonders gut, um die beabsichtigte Funktion des Theaters bzw. der Tragödie zu verwirklichen? Im Mittelpunkt der Arbeit steht dann die Funktion der Sentenz selbst. Wie wird sie in den Text eingebaut, wann kommt sie vor, warum taucht sie immer wieder auf und vor allem, welchen Effekt hat sie innerhalb des Stückes und auf den Zuschauer? Zum einen soll analysiert werden inwiefern Schiller mit Hilfe der Sentenz einen politischen Kommentar zum Zeitgeschehen abgibt, welches gesellschaftliche Verhalten er für richtig hält und wie er sich zu Ideen und Folgen der französischen Revolution positioniert. Zum Anderen wird die Wirkung der Sentenzen bezüglich des Charakters des Protagonisten begutachtet. Inwiefern sind die Sentenzen verantwortlich für den 'Mythos Tell'? Außerdem soll geklärt werden, ob es auch eine strukturelle Funktion von Sentenzen gibt, die lediglich Einfluss auf das Gefüge des Textes hat ohne inhaltliche Relevanz zu besitzen. Bei der Analyse der einzelnen Sentenzen soll zudem stets darauf geachtet werden, in welchem Umfang sie für die Wirkung des Theaters sinnvoll sind und an welchen Stellen sie überflüssig scheinen. Außerdem wird untersucht, ob die allgemeinen Aussagen wirklich außerhalb des Textes bestehen können, bzw. inwiefern sie ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren und dadurch die Aussage der Tragödie verfälschen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition ,Sentenz'
- Allgemeine Funktionen von Sentenzen bei Schiller
- Sentenzen im 'Wilhelm Tell'
- Politische Intention des Stückes
- Darstellung der Realisierbarkeit einer Revolution
- Distanzierung von einer gewalttätigen Revolution
- Charakterisierung
- Tell als mythischer Held
- Tell als tugendhafter Familienvater
- Tell als gerechter Mörder
- Strukturelle Funktion von Sentenzen
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Funktion und Wirkung der Sentenzen in Schillers Tragödie 'Wilhelm Tell'. Sie untersucht, wie Schiller die Sentenzen zur Charakterisierung der Figur Tell, zur Konstruktion einer ästhetischen Revolution und als Mittel der moralischen Erziehung des Publikums einsetzt.
- Die Funktion der Sentenzen in Bezug auf Schillers politische Intention und seine Position zur Französischen Revolution
- Die Rolle der Sentenzen bei der Charakterisierung des Protagonisten Wilhelm Tell als mythischer Held, tugendhafter Familienvater und gerechter Mörder
- Die strukturelle Funktion von Sentenzen im Text und ihre Wirkung auf die Handlung
- Die Gefahr der Applizierbarkeit von Sentenzen und deren potentieller Missbrauch
- Die Bedeutung des Kontextes für das Verständnis der Sentenzen und deren Wirkung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Sentenzen in Schillers 'Wilhelm Tell' ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion und Wirkung dieser literarischen Kleinform im Text und auf das Publikum.
Das zweite Kapitel definiert den Begriff der Sentenz und erläutert ihren Ursprung in der Rhetorik der Antike.
Im dritten Kapitel werden die allgemeinen Funktionen von Sentenzen bei Schiller beleuchtet. Es wird deutlich, dass Schiller das Theater als Anstalt der moralischen Bildung sah und die Sentenz als Mittel zur Aktivierung des Intellekts des Publikums einsetzte.
Das vierte Kapitel analysiert die Funktion der Sentenzen im 'Wilhelm Tell'. Es werden die politischen Intentionen des Stückes, die Darstellung der Realisierbarkeit einer Revolution, die Distanzierung von einer gewalttätigen Revolution sowie die Charakterisierung des Protagonisten Wilhelm Tell beleuchtet.
Der letzte Teil des vierten Kapitels befasst sich mit der strukturellen Funktion von Sentenzen im Text. Es wird gezeigt, dass einige Sentenzen lediglich dazu dienen, die Handlung voranzutreiben und die Gesprächssituation zu verändern, ohne einen inhaltlichen Beitrag zu leisten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Sentenz als literarische Kleinform, die Funktion und Wirkung von Sentenzen in Schillers 'Wilhelm Tell', die Charakterisierung des Protagonisten Wilhelm Tell, die politische Intention des Stückes, die Darstellung der Realisierbarkeit einer Revolution, die Distanzierung von einer gewalttätigen Revolution, die moralische Erziehung des Publikums und die Gefahr der Applizierbarkeit von Sentenzen.
- Arbeit zitieren
- Manuel van Megen (Autor:in), 2010, "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Funktion und Wirkung der Sentenzen in Schillers Tragödie "Wilhelm Tell", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191968
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.