In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie sich im Laufe des 9. Jahrhunderts der Kontakt zwischen Dänen und Franken in Friesland entwickelte. In dieser Gegend kann seit den 820er Jahren eine längerfristige Ansiedlung dänischer Anführer innerhalb des fränkischen Landes beobachtet werden, wenn auch diese meistens fränkischer Oberhoheit unterworfen waren. Was führte die Dänen in das Frankenreich und gerade nach Friesland? Welche Hintergründe hatte es, dass Mitglieder eines dänischen Königsgeschlechts zu fränkischen Lehnsmännern wurden und damit sogar in das Reichssystem eingegliedert wurden? Warum ließen die fränkischen Herrscher diese Fremden in ihrem Reich zu, d.h. welche Vorteile versprachen sie sich hiervon?
Die kommenden Überlegungen folgen einer chronologischen Gliederung, beginnend mit König Godfrid Anfang des 9. Jahrhundert, welcher als erster bekannter Däne politische Interessen im Norden des Frankenreiches zu vertreten schien. Nachfolgend richtet sich der Blick auf weitere Dänen, deren Weg sie aus kriegerischen oder politischen Gründen nach Friesland führte und sie damit in Kontakt zu den fränkischen Herrschern treten ließ. Der letzte Däne, der mit Friesland in Verbindung stand, starb im Jahre 885. Damit endet schließlich die für diese Arbeit interessante Periode dänischer Herrschaft im Frankenreich.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. König Godfrid und Karl der Große 804 –810
1.1. Die ersten Kontakte
1.2. Die erste Begegnung zwischen Godfrid und Karl
1.3. Der Abodritenfeldzug im Jahre 808
1.4. Danewerk, Reric und Haithabu
1.5. Verhandlungen zwischen Karl und Godfrid
1.6. Der Angriff auf Friesland im Jahre 810
1.7. Gesamteinschätzung Godfrids
2. Harald Klak und das Frankenreich
2.1. Die Verhältnisse in Dänemark nach Godfrids Tod
2.2. Haralds Zuflucht bei Ludwig dem Frommen
2.3. Die Taufe Haralds
2.4. Was geschah mit Harald?
3. Friesland unter Rorik und Harald II
3.1. Überfälle auf Dorestad
3.2. Dorestad und der friesische Handel
3.3. Kaufleute, Plünderer oder beides?
3.4. Haralds II. Rolle in Friesland
3.5. Friesland unter Rorik
3.6. Verantwortlichkeit für die Raubzüge am Beispiel Paris 845
3.7. Rorik und Godfrid Haraldsson nach 850
3.8. Ansprüche auf den dänischen Thron
3.9. Rorik und der Vorwurf des Verrats
3.10. Das Ende Roriks
4. Godfrid III. in Friesland
4.1. Das „große Heer“
4.2. Godfrids Herrschaft in Friesland
III. Fazit
IV. Quellen– und Literaturverzeichnis
V. Anhang
1. Stammtafel Harald Klaks
I. Einleitung
„ Gütiger Gott, schütze uns vor der Wut der Nordmänner “ – so oder ähnlich klangen die Gebete der fränkischen Küstenbewohner seit dem Beginn des 9. Jahrhunderts. Gruppen dänischer Seefahrer hatten begonnen, mit ihren schnellen, wendigen Schiffen den Norden des mächtigen Frankenreiches heimzusuchen. Siedlungen wurden geplündert und gebrandschatzt, deren Einwohner getötet oder als Geiseln fortgeführt. „ Und die Heiden werden sofort mit einer ungeheuren Anzahl von Schiffen über sie kommen und den größten Teil des christlichen Volkes und Landes nebst allem, was sie besitzen, mit Feuer und Schwert verwüsten.“[1] Vor allem für die Bewohner Frieslands schien diese Prophezeiung war zu werden. Die Männer aus dem Norden sollten in den folgenden achtzig Jahren die Geschicke dieses Landestriches mitbestimmen.
In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie sich im Laufe des 9. Jahrhunderts der Kontakt zwischen Dänen und Franken in Friesland entwickelte. In dieser Gegend kann seit den 820er Jahren eine längerfristige Ansiedlung dänischer Anführer innerhalb des fränkischen Landes beobachtet werden, wenn auch diese meistens fränkischer Oberhoheit unterworfen waren. Was führte die Dänen in das Frankenreich und gerade nach Friesland? Welche Hintergründe hatte es, dass Mitglieder eines dänischen Königsgeschlechts zu fränkischen Lehnsmännern wurden und damit sogar in das Reichssystem eingegliedert wurden? Warum ließen die fränkischen Herrscher diese Fremden in ihrem Reich zu, d.h. welche Vorteile versprachen sie sich hiervon?
Die kommenden Überlegungen folgen einer chronologischen Gliederung, beginnend mit König Godfrid Anfang des 9. Jahrhundert, welcher als erster bekannter Däne politische Interessen im Norden des Frankenreiches zu vertreten schien. Nachfolgend richtet sich der Blick auf weitere Dänen, deren Weg sie aus kriegerischen oder politischen Gründen nach Friesland führte und sie damit in Kontakt zu den fränkischen Herrschern treten ließ. Der letzte Däne, der mit Friesland in Verbindung stand, starb im Jahre 885. Damit endet schließlich die für diese Arbeit interessante Periode dänischer Herrschaft im Frankenreich.
Im Zuge dieser Überlegungen müssen zudem immer wieder die Geschehnisse in Dänemark selbst betrachtet werden. Hierbei soll vor allem ein möglicher Zusammenhang zwischen den dänischen Königen und den Überfällen auf das Frankenreich, insbesondere Friesland, untersucht werden. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, ob es einen Unterschied in der Beurteilung der verschiedenen Dänen in der fränkischen Historiographie gab. Wurden die Dänen in Friesland, die zu fränkischen Lehnsmännern geworden waren, in einer Linie mit den plündernden “Wikingern“ bewertet oder wurden diese in einem anderen Licht betrachtet? Falls es notwendig erscheint, soll auch ein kurzer Blick auf die fränkische Innenpolitik geworfen werden.
Auf die in der Forschung viel diskutierte Frage nach den grundsätzlichen Ursachen der Normannenzüge in das Frankenreich und nach England soll nicht eingegangen werden. Genauso kann und soll nur ansatzweise, sofern es im Bezug auf die Fragestellung und damit auf Friesland sinnvoll erscheint, auf die Plünderungszüge der Normannen an den großen Flüssen im westfränkischen Reich eingegangen werden.
Die Quellenlage zu den Raubzügen der Normannen und ihrem Verhältnis zum Frankenreich ist sehr umfangreich, wenn auch einseitig. Über die so genannte „Wikingerzeit“ sind wir lediglich durch fränkische Quellen informiert, so dass naturgemäß die Gefahr besteht, ein verzerrtes Bild der Geschehnisse zu bekommen. Die schriftlichen, nordischen Quellen, wie Saxo Grammaticus oder auch die isländischen Sagas, stammen frühestens aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Für die Regierungszeit Karls des Großen stellen die Annales regni Francorum, die offiziellen fränkischen Reichsannalen, die zentrale historiographische Quelle dar. Schon seit den 770er Jahren, wenn auch verstärkt erst seit 804, zeigen diese Interesse für das benachbarte Dänemark. Berichtet wird stets mit fränkischem Blickwinkel über die politischen Ereignisse, dass meist jedoch sehr gut informiert. Ebenfalls muss für die Politik Karls des Großen Einhards Vita Karoli Magni erwähnt werden, welcher einen guten Einblick in die Verhältnisse am fränkischen Hof gewährt, allerdings sehr parteiisch schreibt.
Für die Zeit ab der Mitte des 9. Jahrhunderts sind als offizielle Historiographie des Reiches die ausführlichen ostfränkischen Annales Fuldenses, welche etliche Passagen den Normannen widmen, sowie die Annales Xantenses zu nennen, die besonders gut über die friesischen Verhältnisse informiert sind. Auf westfränkischer Seite entsprechen dem die Annales Bertiniani, welche eine Fortsetzung der 829 endenden Reichsannalen darstellen und ebenso viel über Normannen im fränkischen Reich zu berichten wissen. Bis zum Jahre 835 ist deren Verfasser unbekannt, von da an bis 861 ist es Prudentius, ein Kapellan am Hofe Ludwigs des Frommen, und bis zum Ende des Werkes, 882, schreibt der Bischof Hinkmar von Reims. Allein dies spricht schon für die genaue Informiertheit dieser Quelle.
Vor allem für die fränkisch-normannischen Beziehungen im späten 9. Jahrhundert kann das Chronicon eines Mönches namens Regino aus dem Kloster Prüm herangezogen werden, ebenso wie die Annales Vedastini, in denen ein Mönch aus dem Kloster St. Vaast bei Arras von 873 bis 899 unter anderem über die Normanneneinfälle schreibt.
Neben Annalen und Chroniken sind auch hagiographische Quellen für das Verhältnis zwischen Franken und Normannen hinzuzuziehen. Hierbei spielt vor allem die besondere Gattung der Translationsberichte eine Rolle, auch wenn diese für Friesland eher gering ist. Dabei handelte es sich um Niederschriften von Mönchen über die Rettung der jeweiligen Reliquien aus ihren Klöstern vor den Normannen. Zu nennen ist zudem noch die vom Hamburger Bischof Rimbert verfasste Vita Anskarii, in welcher dieser über die Reisen seines Vorgängers Anskar nach Schweden und die damit verbundenen Missionsversuche berichtet. Vor allem aber für die innerdänischen Verhältnisse und die Haltung gegenüber den Christen, die Taufe Harald Klaks sowie den Überfall im Jahre 845 auf Hamburg ist diese Quelle unerlässlich. Eine speziell auf Friesland bezogene Quelle aus diesem Jahrhundert gibt es nicht.
Die Forschungslage über die Zeit der Normanneneinfälle in das Frankenreich ist sehr umfangreich. Sowohl in der älteren als auch in der jüngeren Forschung ist eine Vielzahl von Werken, vor allem über die Normannen an Seine und Loire, geschrieben worden. Die Literatur mit einem Überblickscharakter über die gesamte Normannenzeit überwiegt hierbei. Mit Blick auf die Beziehungen zwischen Friesland und Dänemark reduziert sich diese Menge jedoch um einiges. Für dieses Thema sind besonders zwei Werke erwähnenswert, die umfangreiche Arbeit Vogels sowie ein Aufsatz Couplands über dänische Anführer im Frankenreich, insbesondere in Friesland.[2] Obwohl Vogel der älteren Literatur zuzurechnen ist und sicherlich einige Thesen zu revidieren sind, ist sein Werk aufgrund der genauen und umfassenden Quellenarbeit für die vorliegende Thematik unverzichtbar.
Die Werke von Zettel und Mohr,[3] letzteres aus dem Jahr 2003, haben sich das Ziel gesetzt, die Bezeichnungen in den fränkischen Quellen für die Skandinavier zu untersuchen. Diese kennen für die Fremden aus dem Norden ihres Reiches verschiedene Benennungen, von denen einige nur auf bestimmte Gruppen, anderen aber synonym verwendet werden. Die größte Gruppe der Quellen bezeichnet diese als Dani oder Nordmanni, wobei die beiden Begriffe meist gleichbedeutend sind und dieselbe Gruppe von Skandinaviern meinen. Andere Quellen sprechen nur von den Nortmanni, nutzen diese Bezeichnung also als Sammelbegriff für alle aus dem Norden stammenden Fremden, ohne weitere Differenzierungen zu machen, oder auch von pagani oder pyrates. Im Folgenden soll nicht explizit auf diese Thematik eingegangen werden, wenn nötig erfolgen Verweise auf die Werke Zettels oder Mohrs. Dennoch muss diese Problematik der unterschiedlichen Bezeichnungen stets im Hinterkopf behalten werden.
II. Hauptteil
1. König Godfrid und Karl der Große 804 – 810
1.1. Die ersten Kontakte
Die erste Nachricht in den Quellen über Dänen, die über die Nordsee nach Friesland kamen und diesen Landstrich, der sonst von großen politischen oder historischen Ereignissen eher unberührt geblieben war, in den Mittelpunkt des fränkischen Interesses setzten, stammt aus dem Jahre 810. Eine Flotte von 200 Schiffen zerstörte laut den fränkischen Reichsannalen die friesischen Inseln sowie das Festland auf Betreiben des dänischen Königs Godfrid hin.[4] Bevor dieses Ereignis näher untersucht werden soll, muss zuvor auf jenen Dänenkönig und dessen erste Kontakte sowie Konflikte mit den Franken eingegangen werden, um den Kontext zu verstehen, in dem sich dieses abspielte.
Durch die Sachsenpolitik Karls des Großen kam es bereits gegen Ende des 8. Jahrhunderts zu Kontakten zwischen Franken und Dänen.[5] Das fränkische Reich breitete sich seit dem Jahre 772 durch verschiedene Kriegszüge gegen die Sachsen immer mehr in nördlicher Richtung aus, so dass es zwangsläufig zu vermehrten Kontakten kam. Es existierten jedoch zuvor schon durchaus gegenseitige Handelsbeziehungen, die „bis in die Zeit des römischen Galliens“[6] zurückreichten. Im 8. Jahrhundert hatte sich ein intensiver Handelskontakt zwischen dem Ostseeraum und dem fränkischen Reich entwickelt, so dass Skandinavier wohl unter anderem Dorestad in Friesland, welches seit den 770er Jahren unter fränkischer Herrschaft war, und auch andere fränkische Handelszentren besuchten.[7] Über die Handelsroute von Ribe nach Dorestad gab es zudem intensiven Kontakt zwischen Dänemark und dem Rheinland, welcher vor allem durch zahlreiche Funde in Ribe von solchen Importen aus dem 8. Jahrhundert bezeugt wird.[8] Aus den historiographischen Quellen ist jedoch nicht viel über diese Handelsbeziehungen bekannt, da bei den karolingischen Schreibern der Handel noch keine große Beachtung fand. Wirklich geweckt wurde das Interesse der fränkischen Großen an den Geschehnissen auf Jütland erst durch die Eroberung Sachsens. Im Zuge dessen wurde auch erst die fränkische Historiographie auf diesen Bereich aufmerksam, so dass von da an versucht wurde, einen, wenn auch geringen, Einblick in die dänischen Herrschaftsverhältnisse zu geben.
Die fränkischen Reichsannalen berichten aus dem Jahre 777, dass Widukind, der Anführer des sächsischen Widerstandes, nicht wie viele andere Sachsen zum fränkischen Reichstag nach Paderborn reiste, sondern „ in partibus Nordmanniae confugium fecit una cum sociis suis “[9]. Jankuhn folgert daraus, dass eine Gruppe von Sachsen in ihrem Konflikt mit Karl „Rückhalt bei den Dänen“[10] suchte und auch fand, so dass diese dadurch in einen offenen Gegensatz zu dem großen Nachbarreich gerieten. Warum die Dänen diese Art der Hilfe anboten, lässt sich aus den Quellen nicht erschließen. Sie gerieten dadurch in, wenn auch nicht unmittelbar bedrohliche, Gefahr, den Unmut Karls des Großen auf sich zu ziehen. Der einzige Vorteil, den die Dänen dadurch gewonnen haben könnten, waren detaillierte Informationen, welche Widukind ihnen über die fränkischen Verhältnisse geben konnte. Von einer aktiven Unterstützung der sächsischen Widerstandsgruppe durch die Dänen wird jedoch nichts berichtet.
Die nächste Nachricht über Dänemark aus den Reichsannalen stammt aus dem Jahr 782. Zum ersten Mal wird hier auch eine Art politischer Struktur der Nordmänner erwähnt. Es wird von einem rex Sigifrid berichtet, der seine Boten zu einer Versammlung Karls in Lippspringe geschickt hatte. Der Anführer der missi, Halptani bzw. Halfdan, wird sogar namentlich erwähnt.[11] Mit welchem Anliegen diese Boten gekommen waren, ist unbekannt, jedoch vermutet Zettel, dass höchstwahrscheinlich über die aufgenommenen sächsischen Flüchtlinge verhandelt wurde.[12] Dazu passt die Nachricht, dass Widukind aus seinem Exil in Dänemark in seine Heimat zurückkehrte und nun wieder Aufruhr unter den Sachsen stiftete.[13] Möglicherweise befürchtete der Däne Sigfrid, dass Karl es nicht weiter tolerieren würde, dass der gesuchte Sachsenanführer Widukind bei ihm Unterschlupf findet, und dies als einen Vorwand für eine Militäraktion nehmen könnte. Ob Karl dies jedoch im Sinn hatte oder auch nur mit dem Gedanken gespielt hat, bleibt reine Spekulation und ist wohl aufgrund der Tatsache, dass er neben Sachsen noch weitere politische Brandherde im Auge behalten musste, zu diesem Zeitpunkt nicht sehr wahrscheinlich.
Über Widukind wird im Folgenden im Jahre 785 berichtet, dass Karl ihm die Nachricht überbringen ließ, sich zu ihm zu begeben, ansonsten bestehe keine Rettung mehr für ihn.[14] Zettel deutet die Nachricht so, dass sie für den Fall, dass Widukind zu dem Zeitpunkt bei den Dänen weilte, auch als eine Drohung für Sigfrid verstanden werden könne. So hätten die Dänen seiner Meinung nach sicherlich „mit Erleichterung“[15] reagiert, als Widukind sich letztendlich Karl stellte, da Sigfrid keine Auseinandersetzung mit diesem hätte riskieren wollen.
Eine letzte Nachricht über den Dänenkönig Sigfrid stammt aus den so genannten Einhardsannalen, in denen von einem Gesandten Karls berichtet wird, welcher im Jahre 798 ad Sigifridum regem Danorum geschickt worden war, jedoch auf seiner Reise von Sachsen getötet wurde.[16] Hiernach bestanden also auch nach der Unterwerfung Widukinds noch Verbindungen zwischen dem Hofe Karls und Sigfrid, auch wenn der noch nicht beendete Sachsenkonflikt sicherlich ein Thema der Gesandtschaft gewesen sein wird.
Fasst man die Aussagen der Quellen über den als rex bezeichneten Dänen Sigfrid zusammen, so lässt sich feststellen, dass Karl in diesem einen fähigen und vor allem für die Flüchtlingsfrage zuständigen Verhandlungspartner sah, an den er sich mit seinen Forderungen wenden konnte. Boten wurden zwischen beiden Reichen gesendet und Verhandlungen geführt. Welche Stellung Sigfrid aber tatsächlich innehatte, wird nicht ersichtlich. Regierte er über die komplette dänische Halbinsel oder war er lediglich der Anführer einer Gruppe von Nordmännern, bei der die sächsischen Flüchtlinge Unterschlupf gefunden hatten? Ähnliche Fragen werden sich im weiteren Verlauf der Arbeit auch bei anderen dänischen Herrschern stellen und an den jeweiligen Stellen nochmals in einer separaten Überlegung aufgegriffen.
1.2. Die erste Begegnung zwischen Godfrid und Karl
Anfang des 9. Jahrhunderts wurden die Sachsen von Karl endgültig niedergeschlagen und ihr Stammesland wurde zu einem Teil des Frankenreiches. Aus dem Gebiet der Unterelbe, Nordalbingien genannt, wurden alle Sachsen in das fränkische Reich deportiert und an deren Stelle die mit Karl verbündeten Abodriten angesiedelt.[17] Schon 789 hatten diese auf einem Feldzug gegen die slawischen Wilzen auf der Seite des fränkischen Königs gekämpft.[18] Durch diese Aktion geriet Karl nun zum ersten Mal direkt in das dänische Interessensgebiet, da nun nicht mehr das Land der Sachsen sein Reich von der Grenze zu den Dänen trennte, sondern er durch die Abodriten zu einem unmittelbaren Nachbarn geworden war. Im Jahre 804 wird ein rex Danorum namens Godfrid[19] zum ersten Mal in den Quellen erwähnt, der die Kontrolle über den größten Teil des Landes rund um Kattegatt und Skagerrak zu haben schien. Er war wohl der Nachfolger, und Lund vermutet auch Sohn, vom Dänenkönig Sigfrid.[20] In den Quellen wird über Godfrid in einem Ausmaß berichtet, wie nie zuvor über eine Person aus dem skandinavischen Raum. Im Folgenden sollen zunächst die Ereignisse nachvollzogen werden, die zu dem Interesse an dem Dänen und seinen Taten führten.
In der Folge der Umsiedlung der Abodriten melden die fränkischen Reichsannalen Godfrids Erscheinen „ cum classe sua […] et omni equitatu regni sui “[21] an einem Ort, der „ Sliesthorp “ genannt wird und mit dem an der Schlei gelegenen Ort Schleswig bzw. Haithabu gleichzusetzen ist. Dieser lag „ in confinio regni sui et Saxonia “[22], also seit kurzem auch an der Grenze des Einflussbereiches Karls des Großen. Der Däne war gekommen, um ein Treffen mit Karl abzuhalten, scheute dann jedoch auf den Rat seiner Getreuen hin den direkten Kontakt zum Frankenkönig und ließ sein Anliegen durch Boten ausrichten. Karl, der sein Lager an der Elbe aufgeschlagen hatte, schickte ebenfalls Gesandte, um über die Auslieferung der Überläufer zu verhandeln.[23] Über den Ausgang der Verhandlungen wird nichts mehr berichtet. Karl zog sich bald wieder nach Köln zurück.
Über die Beweggründe für dieses Grenztreffen lässt sich nur spekulieren. Auch in der Forschungsliteratur ist man sich nicht über die Absichten und das Anliegen des Dänen einig. In der Forschung haben sich hinsichtlich dieser Frage zwei Parteien gebildet. Die eine Seite, für die beispielsweise Jankuhn steht, ist der Ansicht, Godfrid habe aufgrund der Ansiedlung der Abodriten kriegerische Absichten gegenüber Karl und dem fränkischen Reich gehabt. Jankuhn betont, dass 804 erstmals der „militärische Gegensatz zwischen Franken und Dänen sichtbar“[24] geworden sei. Godfrid sei zwar zunächst noch auf Verhandlungen bedacht gewesen, jedoch die Tatsache, dass er zu dem Grenztreffen mit seiner Flotte und der kompletten Ritterschaft erschienen sei, spreche für sich. Man könne, so Jankuhn weiter, fast von einer „dramatischen Zuspitzung der Verhältnisse zwischen Elbe und Schlei“[25] sprechen. Auch Lund teilt diese Ansicht, dass das Zusammenziehen von dänischer Flotte und Armee ein Zeichen dafür sei, dass Godfrid 804 bereit war, in die Situation an der Elbe militärisch einzugreifen.[26] Seiner Meinung nach beanspruchte Godfrid das sächsische Stammesgebiet für sich. Jones vermutet sogar, dass Godfrid an die Grenze kam, um Karl zu warnen, und dass es nur darum nicht zu einem Kampf kam, da die Kräfte der beiden Parteien zu diesem Zeitpunkt zu ähnlich gewesen seien.[27] Ähnlich urteilt Jenkins, der eine Bedrohung für Godfrid durch das Vorrücken Karls sieht und das Handeln des Dänen dahingehend einschätzt, dass dieser zunächst beabsichtigt habe, eine „Pufferzone“[28] zwischen den Grenzen Dänemarks und dem Reich Karls zu schaffen. Godfrid sei zwar „vorerst nicht“ an einer militärischen Auseinandersetzung interessiert gewesen, trotzdem habe er dem Franken sein Potential wie eine Art Drohung offenbaren wollen, so dass Karl daraufhin „vorsichtig und respektvoll“[29] mit diesem umging. Godfrid wird von Jenkins also als eine Art mächtiger Gegenspieler Karls gedeutet, der sich bei ihrer ersten Begegnung noch einmal durch diplomatische Verhandlungen von Gesandten hat besänftigen lassen, jedoch auf längere Sicht gesehen sich sicherlich nicht mit den gegebenen politischen Verhältnissen zufrieden geben würde.[30] Auf die Entwicklung in den darauf folgenden Jahren soll im weiteren Verlauf noch eingegangen werden.
Die Historiker, welche der zuvor erläuterten These nicht zustimmen, wie beispielsweise Zettel, teilen die Ansicht, dass Godfrid nicht als Herausforderer Karls mit militärischer Absicht betrachtet werden könne, sondern lediglich an die Grenze seines Reiches gekommen sei, um friedlich mit dem Kaiser zu verhandeln, wie es wohl zuvor schon versprochen worden sei.[31] Dass der Däne seine Truppen wie auch seine Flotte bei sich hatte, dürfe nicht als Zeichen für eine militärische Drohung verstanden werden, wie beispielsweise Jankuhn es getan hatte. Zettel verweist in dieser Frage auf den Vergleich der militärischen Mittel der beiden Seiten. Die karolingische Macht, mit dem ganzen Großreich im Hintergrund, schätzt er viel höher ein als das Potential Godfrids. Das Mitführen der Flotte ist für ihn vielmehr ein Zeichen für „eine ganz persönliche Angst vor den Franken“.[32] Ein weiteres Zeichen für diese These ist die Tatsache, dass Godfrid sich, wahrscheinlich aus Furcht vor der Reaktion der Franken, durch den Rat seines Gefolges von einem persönlichen Treffen mit Karl habe abhalten lassen. Hatte also Godfrid, wie wahrscheinlich auch sein Vorgänger Sigfrid, Bedenken, dass die Franken vor einer gewaltsamen Rückführung der geflohenen Sachsen, dem eigentlichen Gegenstand der Verhandlungen der Gesandten, nicht zurückschrecken würden?
Ging es Godfrid also allein um eine Beschwichtigung in der Exilsachsenfrage, wie Zettel vermutet, oder ging es ihm um einen größeren Kontext, d.h. um die Frage nach der Macht und Kontrolle im Gebiet der Elbe? Um einer Beantwortung dieser Fragen näher zu kommen, empfiehlt es sich, den Blick auf die Vorgänge zwischen Dänen und Franken in den folgenden Jahren zu werfen, um so noch mögliche neue Aspekte in die Überlegungen mit einzubeziehen.
1.3. Der Abodritenfeldzug im Jahre 808
Die nächste Nachricht über den Dänenkönig Godfrid stammt aus dem Jahre 808. Die fränkischen Reichsannalen berichten, dass dieser „ cum exercitu “[33] gegen das Land der Abodriten gezogen war. Als diese Botschaft Kaiser Karl erreichte, schickte dieser seinen Sohn Karl mit dem Auftrag in das Gebiet der Elbe, Godfrid aufzuhalten, sobald es Anzeichen für einen Angriff auf sächsisches Gebiet geben sollte. Bezeichnet wird jener in diesem Zusammenhang wenig schmeichelhaft als „ vesanus rex “. Doch die Befürchtung eines Angriffs auf fränkisches Gebiet erfüllte sich nicht und Godfrid zog sich nach einigen Tagen mit Beute beladen wieder nach Dänemark zurück. In den Annalen wird jedoch von der Eroberung einiger befestigter Plätze durch Godfrid berichtet, die aber schwere Verluste innerhalb seines Heeres, darunter seinen Neffen Reginald, zur Folge gehabt haben soll.[34] Bestätigt wird dieser Bericht durch das Chronicon Moissiacense, in welchem zudem von der Zerstörung von „ civitates “ sowie eines großen Teils des abodritischen Landes die Rede ist.[35]
Sehr ausführlich wird in den Reichsannalen Weiteres über die Vorgänge bei diesem Abodritenfeldzug berichtet. Godfrid soll den Abodritenherzog Drasko verjagt und einen anderen Herzog erhängt haben. Bemerkenswert ist auch die Aussage, dass er zwei Drittel der Abodriten tributpflichtig gemacht hatte.[36] Die Reaktion der Franken sah so aus, dass Karl, der Sohn des Kaisers, einen militärischen Schlag gegen die kleinen Volksgruppen der Linonen und Smeldinger führte, die sich zuvor mit dem Dänenkönig verbündet hatten.[37] Auch die slawischen Wiltzen, so wird weiter berichtet, hatten sich auf die Seite Godfrids geschlagen, zumal sie alte Feinde der Abodriten waren und zudem einen Teil der Beute erhalten sollten.
Godfrid kehrte jedoch nach seinem Raubzug nicht auf direktem Wege in sein Reich zurück, sondern zerstörte einen Handelsplatz an der Küste, der in „ lingua Danorum Reric dicebatur “[38] und ihm zuvor durch Steuereinnahmen große finanzielle Vorteile erbracht hatte.[39] Die Kaufleute jedoch nahm er gefangen und brachte sie „ ad portum, qui Sliesthorp dicitur “, jenem Ort, an dem er vier Jahre zuvor wegen des geplanten Treffens mit Karl gelagert hatte. Er verbrachte dort mehrere Tage und vergab an seine Getreuen den Auftrag, einen Wall an der Grenze seines Reiches zu den Sachsen zu errichten. Diese Befestigung sollte von der Ostsee bis zur Nordsee, entlang des Ufers der Eider, reichen und als einzige Unterbrechung lediglich ein Tor für die Durchfahrt von Fuhrwerken haben.[40]
Betrachtet man die Reaktionen Karls des Großen auf Godfrids Feldzug, so lässt sich feststellen, dass er sicherlich nicht erfreut über die Gewalt gegen die Abodriten, die immerhin seine Verbündeten waren, gewesen sein wird und dies zudem mit einer gewissen Vorsicht registrierte. Ganz ohne Reaktion seinerseits konnte er den Dänen jedoch nicht agieren lassen. Also schickte er seinen Sohn Karl aus, aber nicht mit dem Befehl zum sofortigen Angriff. Jener sollte erst dann eingreifen, wenn die Dänen die Grenze nach Sachsen überschreiten sollten. Er sah Godfrid also schon als Bedrohung an, die nicht unbeachtet gelassen werden konnte, empfand sein Handeln jedoch noch nicht als direkten Angriff auf sein Reich.[41] Dann hätte der Gegenschlag sicherlich anders ausgesehen. Ob Godfrid wirklich, wie Karl zunächst befürchtete, auch einen Einfall nach Sachsen im Sinn gehabt hatte und nur durch das Erscheinen Karls des Jüngeren davon abgehalten wurde, lässt sich schwer ermitteln. Godfrids Vorgehen, unter anderem die Umsiedlung der Kaufleute von Reric, hinterlässt jedoch nicht den Eindruck, dass er nur so handelte, weil andere Angriffsziele abgeschnitten waren, sondern wirkt hinterdacht und genau geplant. Zettel ist der Ansicht, dass „nicht die Abodriten ganz allgemein, sondern vor allem die Destabilisierung und Veränderung der abodritischen Führungsspitze […] das Ziel des dänischen Angriffs“[42] waren, was die Ermordung der Fürsten erklären würde. Ein weiteres Motiv wird sicherlich ökonomischer Natur gewesen sein, da neben Beute vor allem die erreichte Tributpflicht der Abodriten den Dänen gegenüber einen große Vorteil für Godfrid gebracht haben wird. Selbst wenn er keinen Einfall in fränkisches Gebiet im Sinn gehabt hatte, so lässt sich das Verhalten Karls trotzdem rechtfertigen, da er einen Angriff auf Verbündete nicht unbemerkt übergehen konnte.
Auch wenn Godfrid bei seinem Feldzug nicht unmittelbar von den Franken angegriffen wurde, so lässt die Quellenaussage der Reichsannalen, andere Quellen zu diesem Vorgang liegen nicht vor, doch die Vermutung aufkommen, dass er weitere Gegenmaßnahmen Karls fürchtete und daher einen Schutzwall an der Südgrenze seines Reiches errichten ließ. Jankuhn beispielsweise kann sich diesen Wall nur „als Maßnahme gegen einen befürchteten Vergeltungszug der Franken“[43] erklären.
1.4. Danewerk, Reric und Haithabu
Sowohl über den Feldzug gegen die Abodriten als auch vor allem über die Rolle der Übersiedlung der Kaufleute aus Reric und die Errichtung des Grenzwalles ist sowohl von Historikern als auch von Archäologen viel gemutmaßt und untersucht worden.
Lange Zeit war der genaue Standort des Handelsplatzes Reric nicht genau bekannt. Im Jahre 1938 wurde die Behauptung aufgestellt, dass Reric mit einer slawischen Burganlage bei Alt Gaarz in der Nähe der Mecklenburger Bucht gleichzusetzen sei. Die Stadt hat den Namen zwar bis heute behalten, die Annahme, dass es sich hierbei um den 808 zerstörten Handelsplatz handelte, ist jedoch widerlegt. Heute gilt es durch archäologische Untersuchungen im Großen und Ganzen als gesichert, dass dieser „im ungefähr 8 km nördlich von Wismar gelegenen Groß Strömkendorf“[44] geortet werden kann. Bei Ausgrabungen konnte festgestellt werden, dass es sich dort um einen slawischen Siedlungsplatz handelte, in dem jedoch auch Gegenstände gefunden werden konnten, „die im einheimisch-frühslawischen Milieu nicht produziert worden sind und als Fremdgüter […] anzusehen sind“. Dabei handle es sich „um Trachtbestandteile und Waffen, die sowohl aus dem fränkisch-karolingischen und insularen Bereich, als auch aus Skandinavien stammen“[45] sowie um Handels- und Gebrauchswaren. Bemerkenswert für den slawischen Bereich erscheint auch die Tatsache, dass durch Ausgrabungen sechs Bootsbestattungen nachgewiesen werden konnten, wie sie sonst nur im skandinavischen Raum zu finden sind.[46] Zudem konnte ein Siedlungsabbruch in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts herausgefunden werden, was auch für die Gleichsetzung mit Reric spricht.
Welcher Herkunft die Kaufleute waren, die Godfrid umsiedelte, also ob slawisch, dänisch oder vielleicht sogar fränkisch, ist nicht ersichtlich. Vielleicht, so Mohr, seien es aber auch andere Normannen gewesen, die zuvor nicht unter der Oberhoheit des Dänenkönigs gestanden haben.[47] Der Fund von Bootsgräbern spricht auf jeden Fall dafür, dass sich mindestens eine kleine Gruppe Normannen dort niedergelassen hatte, d.h. dass sich der Kontakt mit Skandinavien nicht bloß auf reisende Händler beschränkte. Bemerkenswert an der Quellenaussage über Reric an sich sei, so Mohr weiter, dass der fränkische Autor über die Existenz des slawischen Handelsplatzes sowie über die Tatsache, dass Godfrid dort Steuern erhob, Informationen hatte. Reric wird also in Bezug auf den Ostseehandel auch für das Frankenreich von gewisser Wichtigkeit gewesen sein, vielleicht sogar, wie Jöns vermutet, in seiner Gründung von den Franken gefördert worden sein.[48] Über Handelswege von und nach Reric wird nichts weiter berichtet, sehr wahrscheinlich standen aber fränkische Kaufleute mit diesem Handelsplatz in Verbindung.[49]
Auch die Frage, warum Godfrid Reric zerstören ließ, ist umstritten. So behauptet Jones, dass diese Aktion gegen die Franken bzw. deren Handelsinteressen gerichtet gewesen sei. Die Franken seien nach der Ausweitung ihrer Macht über Friesland und dem Bündnis mit den Abodriten an dem Punkt gewesen, an dem sie fast den gesamten Handel zwischen dem Baltikum und der westeuropäischen Küste hätten kontrollieren können. Da dieser Handel von höchstem Interesse für Godfrid gewesen sei, habe er Reric zerstört und mit dessen Händlern einen wichtigen Handelsplatz in seinem Reich aufgebaut, nämlich an der Schleimündung.[50] Zettel vertritt die Ansicht, dass Reric nicht aus diesen Gründen aufgegeben wurde, sondern „auf Grund der unsicheren Situation im Abodritenland“[51]. Warum wählte er gerade diesen Ort, und was bedeutete die Umsiedlung der Kaufleute für den Handelsplatz, der in den Quellen Sliesthorp genannt wird, aber besser unter dem Namen Hedeby oder auch Haithabu bekannt ist?
Haithabu[52] bildete einen Knotenpunkt auf einer wichtigen Handelsroute zwischen der Nordsee und dem Baltikum, die von Friesland mit dem bedeutenden Handelsplatz Dorestad nach Birka am schwedischen Malären-See führte.[53] Zudem konnte von hier der Handel in Richtung Kattegatt und Norwegen kontrolliert werden.[54] Einen großen Vorteil des Handelsplatzes bildete die Tatsache, dass der lange und nicht ungefährliche Seeweg entlang der Westküste Jütlands und dem Skagerrak dadurch vermieden werden konnte, dass die Schiffe durch die Flüsse Eider, Treene sowie Schlei Jütland in Richtung Ostsee durchqueren konnten. Das einzige Hindernis wird der Umstand gewesen sein, dass die Schiffe wohl ein Stück über Land gezogen werden mussten.[55] Aufgrund von archäologischen Funden sowie der Dendrodaten lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Übersiedlung der Kaufleute aus Reric und dem Aufstieg der Handelsmetropole herstellen.[56] Die Siedlung an der Schlei wuchs rasch und konnte wohl eine relativ hohe Bevölkerungszahl vorweisen. Unter den Bewohnern, die sich hauptsächlich aus Händlern und Handwerkern zusammensetzten, befanden sich wohl neben Dänen und Schweden auch Friesen und Slawen.[57] Mitte des 9. Jahrhunderts, so erwähnt Rimbert in seiner Vita Anskarii, habe Horik dem Hamburger Bischof und Missionar Ansgar erlaubt, eine Kirche in Haithabu zu errichten,[58] da sich auch viele Christen dort befänden.
Ein lediglich kurzer Blick soll an dieser Stelle auf die Wallanlage, das heute so genannte „Danewerk“ geworfen werden.[59] Laut den fränkischen Reichsannalen hat Godfrid diesen Bau 808 in Auftrag gegeben. Um sich einen genauen Blick über die Geschichte dieser Anlage zu verschaffen, sind Historiker in erster Linie auf archäologische Erkenntnisse angewiesen. Die Forschung ist sich seit Ausgrabungen in den 1970er Jahren darüber einig, dass insgesamt drei Bauphasen des Danewerks zu unterscheiden sind, und dass die erste Phase auf die Zeit um 737 fällt.[60] Somit entspricht es nicht den Tatsachen, dass die grundsätzliche Planung des Schutzwalles auf Godfrid zurückgeht und er tatsächlich die ersten Bemühungen zum Bau der Anlage unternommen hatte.[61] Nach Fried war das Danewerk zunächst nicht gegen Franken, sondern wohl eher gegen Friesen, Sachsen oder Slawen gerichtet, da die Franken in der ersten Bauphase noch nicht so weit nördlich vorgedrungen waren. Godfrid könnten aber möglicherweise die Baumaßnahmen der zweiten Phase zugeschrieben werden.[62] Auch Roesdahl teilt die Ansicht, dass der früheste Teil des Walles zur Abwehr von slawischen Expansionsbemühungen gebaut worden war. Die Erweiterung von 808 sieht sie jedoch unbestreitbar als Werk des Dänenkönigs Godfrid an.[63] Dass das Danewerk einen vorrangig defensiven Charakter gegen Vorstöße aus dem Süden Dänemarks hatte, erscheint unumstritten.
1.5. Verhandlungen zwischen Karl und Godfrid
Ein Jahr nach seinem Abodritenfeldzug, so erfahren wir durch die fränkischen Reichsannalen, kam Godfrid zu Ohren, „ quod imperator ei fuisset iratus “[64]. Der Auslöser für diese Verärgerung war besagter Feldzug. Der Dänenkönig war bereit, mit Karl in Kontakt zu treten, um ihm die Gründe der Mission zu erklären und sich für sein Verhalten zu rechtfertigen. Der Friedensbruch ist nach seiner Ansicht zuerst von den Abodriten, und nicht von den Dänen ausgegangen. Um dieses Missverständnis zu klären, schlug er ein Treffen von fränkischen und dänischen Grafen an dem Grenzfluss Elbe vor, dem der Kaiser wohlwollend zustimmte. Er bemühte sich daraufhin in vielen von Gesandten geführten Verhandlungen darum, Karl die Motive des Abodritenfeldzuges zu erklären. Diese blieben jedoch ohne Ergebnisse,[65] so dass das Treffen letztendlich nicht von Erfolg gekrönt war.
Neues berichten die Quellen zudem vom abodritischen Herzog Thrasko, welchen Godfrid im Jahr zuvor gefangen genommen hatte. Er zog mit Unterstützung von Sachsen erfolgreich zunächst gegen die Wilzen, die zuvor noch Godfrid gegen ihn verstärkt hatten, und später auch gegen die Smeldinger. Der Sohn Thraskos weilte unterdessen als Geisel beim dänischen König. Kurze Zeit nach dieser militärischen Unternehmung wurde der abodritische Herzog von Godfrids Männern getötet.[66] Karl der Große seinerseits beschloss, „ cum ei multa de iactantia et superbia regis Danorum nuntiarentur “[67], nördlich der Elbe eine Siedlung zu gründen und diese mit einer militärischen Besatzung auszustatten. Der Graf Egbert, welcher mit diesem Anliegen beauftragt worden sei, nahm daraufhin einen geeigneten Platz an der Stör in Besitz und begann mit dem Bau einer Festung. Dieser Ort trage nun den Namen Esesfelth.[68]
In Anbetracht dieses Treffens stellt sich die Frage, ob sich Godfrid 808 bewusst war, wie sein Angriff auf die Abodriten auf Karl den Großen wirken musste bzw. wirken konnte. Hatte er eine mögliche Provokation der Franken in Kauf genommen, um seine Ziele im Abodritenland durchsetzen zu können oder hatte er mit einer solchen Reaktion der Franken einfach nicht gerechnet?
Bei der Beantwortung dieser Frage kommt es sicherlich darauf an, welche Motive man Godfrid schon im Jahre 804 zusprechen möchte, d.h. ob er gegenüber den Franken eher offensiv oder defensiv eingestellt war. Für das Jahr 808 ist es jedoch wahrscheinlich, dass er bei den Abodriten seine ganz eigenen Ziele verfolgte, wie beispielsweise bei dem Überfall auf Reric, und nicht allein im Hinblick auf die Franken handelte. Im Jahre 809 erkannte er, dass er sich durch seine Taten im Vorjahr das Misstrauen der Franken zugezogen, und sich damit in eine gewisse Gefahrensituation gebracht hatte.[69] Durch Verhandlungen wollte er nun die durch die Unterwerfung der Abodriten entstandenen politischen Differenzen mit den Franken beilegen und möglicherweise so diesen die Gründe für einen Gegenschlag vorwegnehmen. Es erscheint glaubhafter, dass Godfrid im Jahr zuvor handelte, ohne die mögliche Reaktion der Franken zu bedenken, also keine bewusste Provokation der Franken einging. Dass der Abodritenfeldzug auch gegen die Franken gerichtet war, und sich Godfrid mit seiner Bitte um Verhandlungen im Jahr darauf in seinem Verhalten verstellte, erscheint in Anbetracht der Geschehnisse unwahrscheinlich.
Wie der Bau der fränkischen Burg Esesfelth beim heutigen Itzehoe in diesen Kontext eingeordnet werden muss, bleibt in der Forschung umstritten. Die Reichsannalen sprechen davon, dass Karl die Festung aus dem Grund habe errichten lassen, weil er Kenntnisse über die Aktivitäten sowie Anmaßungen des Dänenkönigs habe.[70] Erforderte sein Verhältnis zu den Dänen wirklich die Ansiedlung einer Besatzung nördlich der Elbe oder hatte der Bau einen anderen Hintergrund? Zettel stimmt zu, dass die Funktion dieser Anlage sicherlich militärischer Art gewesen sein wird, widerspricht aber der Mutmaßung, dass sich der Bau in erster Linie gegen die Dänen gerichtet habe.[71] Godfrids Angriff auf die Abodriten sowie die Ermordung Thraskos habe gewiss Missstimmung auf fränkischer Seite ausgelöst. Doch sei seiner Meinung nach insbesondere „die unsichere Situation bei den Abodriten und den slawischen Stämmen in diesem Raum überhaupt“[72] und demzufolge die Sicherung Sachsens der Hauptgrund gewesen.
Jankuhn ist im Gegensatz hierzu der Ansicht, dass durch die Errichtung der Burg Esesfelth Karl augenscheinlich versuchte habe, eine Basis zu schaffen, um gegen Aktivitäten aus dem Norden jederzeit vorbereitet zu sein.[73] Auch für Goetz muss der Bau vor dem Hintergrund von Spannungen und Konflikten an der fränkisch-dänischen Grenze gesehen werden.[74] Wie schon bei dem Angriff auf die Abodriten, so darf die Festung Esesfelth nicht monokausal betrachtet werden. Dass die Situation unter den Slawen zu dem Zeitpunkt unruhig war, zeigen unter anderem die Kämpfe des Abodriten Thraskos gegen slawische Nachbarstämme. Zudem hatten auch die Ereignisse der letzten Jahre deutlich gemacht, dass sich unter den slawischen Stämmen nicht wenige Sympathisanten der Dänen befanden. Sachsen war erst seit kurzem völlig unter fränkischer Kontrolle, doch konnten kleinere Aufstände sicher nie ganz ausgeschlossen werden. Nimmt man diese Umstände zusammen, so sind es gute Gründe für den Bau einer Festung in der Nähe dieser Unruheherde. Doch augenscheinlich wird Karl, als er den Auftrag für die Errichtung gab, auch Godfrid, dessen Schlag gegen die Abodriten sowie das erst kürzlich vergangene Treffen an der Stör im Hinterkopf gehabt haben. Dass die Dänen schlagkräftig waren, in welchem Maße sie an die Schlagkraft Karls heranreichten sei hier noch einmal dahingestellt, hatten sie in den Jahren 804 sowie 808 unter Beweis gestellt. Eine Besatzung in Grenznähe bereit stehen zu haben, die im Notfall schnell agieren konnte, war in dieser Situation sicher nicht die schlechteste Option. Dass Karl das Verhalten Godfrids genau im Blick hatte, zeigte schon der Zug seines Sohnes Karls des Jüngeren im Jahr zuvor. Um das Verhältnis der beiden Herrscher genauer beurteilen zu können, muss letztlich noch ein Blick auf das Jahr 810, das Todesjahr Godfrids, geworfen werden.
1.6. Der Angriff auf Friesland im Jahre 810
In den Reichsannalen wird im Jahre 810 berichtet, dass Karl in Aachen einen Feldzug gegen den Dänenkönig Godfrid plante. Der direkte Auslöser für diesen Plan wird nicht genannt. Doch bevor der Kaiser diesen Plan umsetzen konnte, wurde ihm die Landung einer dänischen Flotte von zweihundert Schiffen an der friesischen Küste gemeldet.[75] Zunächst wurden die friesischen Inseln überfallen, woraufhin das normannische Heer das Festland erreicht und sich mehrere erfolgreiche Schlachten mit der friesischen Bevölkerung lieferte. Die besiegten Friesen wurden tributpflichtig gemacht und hatten bereits hundert Pfund Silber gezahlt. Als überraschende Tatsache wird noch hinzugefügt, dass „ regem vero Godofridum domi esse “[76]. Über die Gründe hierfür schweigen die Annalen jedoch. Karl war über diese Nachrichten so empört, dass er Boten in alle Reichsteile schickte, um möglichst schnell ein Heer aufbieten und den bereits zuvor geplanten Feldzug beginnen zu können. Er selbst setzte sich nun aus Aachen über den Rhein in Richtung Lippeham in Bewegung, um zunächst der dänischen Flotte zu begegnen.[77] Nach dem Zusammenschluss mit den Truppen zog er schließlich bis zur Wesermündung, schlug dort ein Lager auf und wartete auf weitere Schritte Godfrids. Karl war nämlich zu Ohren gekommen, dass Godfrid den Kampf mit den Franken auf offenem Felde suchte. Noch während er mit seinen Truppen auf ein Zeichen zum Kampf wartete, erhielt er die Nachricht, dass „ classem, quae Frisia vastabant, domum regressam et Godofridum regem a quodam suo satellite interfectum “[78] und kehrte nach Hause zurück.
Über dieses Ereignis schreibt das Chronicon Moissiacense zusätzlich, dass Godfrid „ occulte misit pyratas cum navibus in Frisia “[79], die dort erheblichen Schaden unter dem Christenvolk angerichtet hatten. Später wurde er von einem seiner Vasallen getötet. An dieser Quellenaussage ist zu beachten, dass sie, im Gegensatz zu den Reichsannalen, Godfrid eindeutig als den Verursacher dieses Beutezuges kennzeichnet. Es wird zwar nicht erwähnt, dass er selbst in Friesland war, jedoch soll er die ’Piraten’ geschickt haben.
Wie auch schon bei den vorangegangenen Vorkommnissen zwischen Godfrid und Karl dem Großen, so sind doch vor allem bei der Frage nach dem Verursacher bzw. Auftraggeber des Angriffes auf Friesland die Meinungen in der historischen Forschung zweigeteilt. Die Diskussion dreht sich zumeist um die Frage, ob dieser Angriff auf Betreiben Godfrids zustande gekommen ist, wie es im Chronicon Moissiacense behauptet wird, oder aber ob eine unabhängig vom dänischen König handelnde Wikingergruppe dafür verantwortlich gemacht werden kann, zumal wir von Godfrid wissen, dass er in Dänemark blieb und kurz darauf ermordet wurde.
Besonders in der jüngeren Forschung wird die letztere Position, vor allem von Fried, mit Nachdruck vertreten. Karl der Große sei, so Fried, aufgrund des Flottenangriffs auf Friesland sowie aufgrund der gleichzeitigen Nachricht, dass Godfrid in Dänemark geblieben sei, von einem kurz bevorstehenden Angriff des Dänenkönigs auch zu Lande ausgegangen und daher sofort zum Gefahrenherd geeilt.[80] Seiner Ansicht nach zeigt dieser Vorfall, dass „der große Karl […] die Situation offenbar vollständig verkannt“ habe. Der Kaiser habe sofort einen Zusammenhang zwischen dem normannischen Überfall auf Friesland und Godfrid gesehen, da eine Flotte von zweihundert Schiffen, ob diese Zahl wirklich zutrifft sei einmal dahingestellt, für ihn „nur auf Befehl eines Königs“[81] hätte auslaufen können. Fried wirft Karl vor, allein aufgrund von Spekulationen und Vorurteilen gehandelt zu haben, da seiner Meinung nach auch genauso gut Godfrids Gegner oder noch andere Normannen für den Frieslandüberfall zuständig gewesen sein könnten, und Godfrid in dem Fall noch nicht einmal Kenntnis von dem Vorfall gehabt hätte.
Dass Karl eine solche falsche Einschätzung der Verhältnisse unterlaufen sei, liege an einer weitgreifenden Problematik innerhalb der fränkischen Außenpolitik, welcher sich auch Karls Nachfolger sowie die Geschichtsschreiber nicht hätten entziehen können.[82] Die Franken hätten bei der Betrachtung sowie Einschätzung der mit ihnen in Kontakt tretenden Fremden stets die gleichen Deutungsmuster angelegt, welche sie auch für ihr eigenes Volk nutzten. Die Fremden um sie herum teilten sie, so Fried, genauso in Völker ein wie sie es von ihrem eigenen fränkischen Volk und auch schon aus der Bibel kannten. Sie hätten jedoch nicht beachtet, dass „Volk“ nicht gleich „Volk“ sei und es „innere Dynamik“ sowie „diverse gentile Entwicklungsstufen“[83] gegeben hätte.
[...]
[1] Annales Bertiniani, 839, in: Reinhold Rau (Übers.), Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Zweiter Teil (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, FSGA Bd. 6), Darmstadt 1980, S. 43.
[2] Vogel, Walther, Die Normannen und das fränkische Reich bis zur Gründung der Normandie (799 - 911), Heidelberg 1906. Coupland, Simon, From poachers to gamekeepers: Scandinavian warlords and Carolingian kings, in: Early Medieval Europe 1998, Volume 7, Issue 1, S. 85 – 114.
[3] Horst Zettel, Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und angelsächsischen Quellen des 8- 11. Jahrhunderts, München 1977. Andreas Mohr, Das Wissen über die Anderen. Zur Darstellung fremder Völker in den fränkischen Quellen der Karolingerzeit, Münster 2003.
[4] Vgl. Die Reichsannalen, 810, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Erster Teil, neubearbeitet von Reinhold Rau (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, FSGA Bd. 5), Darmstadt 1974, S. 94.
[5] Unter Dänemark im 8. und 9. Jahrhundert ist das Gebiet des heutigen Dänemarks, sowie das heute deutsche Südschleswig und die schwedischen Provinzen Skane bzw. Schonen und Halland zu verstehen. Vgl. Else Roesdahl, David Wilson (Hrsg.), From Viking to Crusader. The Scandinavians and Europe 800-1200, New York 1992.
[6] Horst Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark. Ein Beitrag zur karolingischen Nordpolitik im 8. und 9. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Schleswig – Holsteinische Geschichte 110 (1985), S. 11 ff, hier: S. 11.
[7] Vgl. Janet Nelson, Das Frankenreich, in: Sawyer, Peter (Hrsg.), Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes, Stuttgart 2000. Dazu auch Walther Vogel, Die Normannen und das fränkische Reich bis zur Gründung der Normandie (799 - 911), Heidelberg 1906, S. 45.
[8] Vgl. Else Roesdahl, Viking Age Denmark, translatet by Susan Margeson and Kirsten Williams, London 1982, S. 206.
[9] Reichsannalen, 777, S. 37. Die Annales Mettenses priores, herausgegeben von Bernhard von Simson, MGH SS rer. Germ., 1905. Nachdruck 2003 bestätigen dies: Ad quod placitum omnes Saxones venerunt, exceptis paucis rebellibus, quorum princeps Witing erat, qui ad Nordomannos confugium fecerunt.
[10] Herbert Jankuhn, Karl der Große und der Norden, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben. Bd. 1: Persönlichkeit und Geschichte, herausgegeben von Helmut Beumann, Düsseldorf 1965, S. 699 – 708, hier: S. 699.
[11] Vgl. Reichsannalen, 782, S. 43.
[12] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 15.
[13] Vgl. Reichsannalen, 783, S. 43.
[14] Vgl. Reichsannalen, 785, S. 49.
[15] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S.16.
[16] Annales qui dicuntur Einhardi, 798, herausgegeben von G. H. Pertz, MGH SS I 185, Hannover 1826.
[17] Vgl. Reichsannalen, 804, S. 79. Vgl. hierzu auch Arno Jenkins, Die Eingliederung „Nordalbingiens“ in: Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 78, 1955, S. 81ff. Jenkins gibt zu bedenken, dass nicht genau geklärt sei, ob Karl „das ganze sächsische Stammesgebiet oder nur den südlich der Elbe gelegenen Teil in das Frankenreich eingegliedert“ habe.
[18] Vgl. Ebd., S. 59.
[19] Sowohl in den Quellen als auch in der Forschungsliteratur finden sich mehrere Varianten dieses Namens (Gudfred, Godofridus, Gottfried, Göttrik). Ich werde mich an die dänische Schreibweise dieses Namens, Godfrid, halten.
[20] Niels Lund, Scandinavia, c. 700 – 1066, in: The new Cambridge Medieval History, Volume II c. 700 – c. 900, edited by Rosamond Mc Kitterick, Cambridge 1995, S. 202 – 226, hier: S. 207.
[21] Reichsannalen, 804, S. 78.
[22] Ebd., 804, S. 78.
[23] Vgl. Ebd., 804, S. 80.
[24] Jankuhn, Karl der Große und der Norden, 1965, S. 700.
[25] Ebd., S. 700.
[26] Vgl. Lund, Scandinavia, c. 700 – 1066, 1995, S. 207.
[27] Vgl. Jones, Gwyn, A history of the vikings, New York, Toronto 1968, S. 98.
[28] Jenkins, Die Eingliederung „Nordalbingiens, 1955, S. 88
[29] Ebd., S. 88.
[30] Vgl. Ebd., S. 91.
[31] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 17.
[32] Vgl. Ebd., S. 13, 17.
[33] Reichsannalen, 808, S. 86.
[34] Vgl. Ebd., 808, S. 88.
[35] Vgl. Chronicon Moissiacense 808, herausgegeben von G. H. Pertz, MGH SS I, 308, Hannover 1826:
“Et Godofredus, Normannorum rex, venit super illos Scalvos qui dicuntur Abodriti, et vastavit magnam partem regionis eorum, et aliquas civitates destruxit”. Zudem findet sich die Nachricht über den Einmarsch Godfrids in das Land der Abodriten in den Annales Sancti Amandi 810, herausgegeben von G. H. Pertz, MGH SS I 14, Hannover 1826: „Godefredus rex Normanorum cum exercitu venit in Wendonia; et Carolus imperator transmisit filium suum Carolum contra eum, ut resisterer ei, et ille reversus est in terram“
[36] Roesdahl stellt fest, dass es bereits zum Zeitpunkt dieser Tributerhebung „must have been common practice to levy tribute“. Diese Praktik scheint also kein Einzelfall oder Besonderheit gewesen zu sein, wie auch im weiteren Verlauf der Ereignisse noch zu sehen sein wird. Vgl. Else Roesdahl, Viking Age Denmark, 1982, S. 205.
[37] Vgl. Reichsannalen, 808, S. 89.
[38] Ebd., 808, S. 89.
[39] Zettel ist der Ansicht, dass der Verlust der Steuereinnahmen, welcher mit der Zerstörung Rerics einherging, durch das Einfordern von Tributzahlungen wieder ausgeglichen werden sollte. Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 19
[40] Vgl. Reichsannalen, 808, S. 89.
[41] Vgl. Jenkins, Die Eingliederung „Nordalbingiens, 1955, S. 92.
[42] Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 19.
[43] Jankuhn, Karl der Große und der Norden, 1965, S. 701.
[44] Hauke Jöns, Der frühgeschichtliche Seehandelsplatz von Groß Strömkendorf, in: Struktur und Wandel im früh- und Hochmittelalter. Eine Bestandsaufnahme der Forschung zur Germanica Slavica I, hrsg. von Christian Lübke, Stuttgart 1998. Zu den Ausgrabungen und der Bedeutung von Reric s. auch: Michael Müller – Wille, Ribe – Reric – Haithabu. Zur frühen Urbanisierung im südskandinavischen und westslawischen Gebiet, in: Brandt, Klaus, Müller-Wille, Michael, Radtke, Christian (Hgg.), Haithabu und die frühe Stadtentwicklung im nördlichen Europa, Neumünster 2002 sowie Ebd., Frühstädtische Zentren der Wikingerzeit und ihr Hinterland. Die Beispiele Ribe, Hedeby und Reric. Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Jahrgang 2002, Nr. 3, Stuttgart.
[45] Jöns, Der frühgeschichtliche Seehandelsplatz von Groß Strömkendorf, 1998, S. 129.
[46] Vgl. Müller – Wille, Ribe – Reric – Haithabu, 2002, S. 326.
[47] Vgl. Andreas Mohr, Das Wissen über die Anderen., 2003, S. 96.
[48] Vgl. Jöns, , Der frühgeschichtliche Seehandelsplatz von Groß Strömkendorf, 1998, S. 131.
[49] Vgl. Mohr, Das Wissen über die Anderen, 2003, S. 97.
[50] Vgl. Jones, A history of the vikings, 1968, S. 99.
[51] Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 20.
[52] Auf das Gesamtphänomen Haithabu kann und soll hier nicht ausführlicher eingegangen werden. Zur Vertiefung des Themas empfiehlt sich das Standardwerk von Herbert Jankuhn, Haithabu. Ein Handelsplatz der Wikingerzeit, Neumünster 81986. Einen umfangreichen Sammelband zu archäologischen Untersuchungen in Haithabu sowie anderen frühmittelalterlichen Handelsstädten mit weiteren Literaturhinweisen bietet Klaus Brandt, Michael Müller-Wille, Christian Radtke (Hgg.), Haithabu und die frühe Stadtentwicklung im nördlichen Europa, Neumünster 2002. Zuletzt noch der Hinweise auf eine Quellensammlung zur Geschichte Haithabus: Quellen zur Frage Schleswig – Haithabu im Rahmen der fränkischen, sächsischen und nordischen Beziehungen, herausgegeben von Otto Scheel und Peter Paulsen, Kiel 1930.
[53] Vgl. Clarke, Helen, Ambrosiani, Björn, Towns in the Viking Age, Leicester, London, 1991, S. 58.
[54] Vgl. Jones, A history of the vikings, 1968, S. 99.
[55] Vgl. Ebd., S, 99. Die gleiche Funktion hat heute der etwas südlicher gelegene Nord-Ostsee-Kanal. Roesdahl gibt jedoch zu bedenken, dass es keine archäologischen Funde für einen solchen Überlandtransport gibt und dies also bloße Spekulation bleiben muss. Vgl. Else Roesdahl, Viking Age Denmark, S. 38.
[56] Vgl. Müller – Wille, Ribe – Reric – Haithabu, 2002, S. 331. Zwar lägen auch Dendrodaten aus der Zeit um 725 vor, jedoch ließen sich diese in einen Zusammenhang mit der ersten Phase des Danewerkes und einem „frühen Haithabu“ bringen.
[57] Vgl. Mohr, Das Wissen über die Anderen, 2003, S. 99.
[58] Vgl. Rimbert, Vita Anskarii, cap. 31. in: Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der hamburgischen Kirche und des Reiches, neu übertr. von Werner Trillmich, 7., gegenüber der 6. um einen Nachtrag erweiterte Auflage,Darmstadt 2000.
[59] Ausführlich bei Roesdahl, Viking Age Denmark, 1982, S. 141ff.
[60] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 20.
[61] Vgl. Johannes Fried, Gens und Regnum. Wahrnehmungs- und Deutungskategorien politischen Wandels im früheren Mittelalter, in: Sozialer Wandel im Mittelalter, herausgegeben von Jürgen Miethke und Klaus Schreiner, Sigmaringen 1994, S. 73-104, hier: S. 83. Und auch Ebd., Weshalb die Normannenherrscher für die Franken unvorstellbar waren, in: Jussen, Bernhard (Hg.), Die Macht des Königs. Herrschaft in Europa vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit, München 2005, S. 75.
[62] Vgl. Ebd., S. 20.
[63] Vgl. Roesdahl, Viking Age Denmark, 1982, S. 205.
[64] Reichsannalen, 809, S. 90.
[65] Vgl. Ebd., 809, S. 93.
[66] Vgl. Ebd., 809, S. 93. Zettel verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass es sich hierbei auch nur um eine Unterstellung handeln könnte, und dass auch Mitglieder eines mit Thrasko verfeindeten slawischen Stammes den abodritischen Herzog ermordet haben könnten. Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 21.
[67] Vgl. Reichsannalen, 809, S. 92.
[68] Auch das Chronicon Moissiacense berichtet über den Bau dieser Festung, datiert den Baubeginn aber wohl fälschlicherweise in das Jahr 810, im Zusammenhang mit dem Überfall von pyratas auf Friesland: „ Et Karolus imperator misit scaras suas da marchas, ubi necesse fuit, et mandavit civitatem aedificare ultra ALbiam, in loco qui dicitur Esseveldoburg, et mandavit illis hominibus, qui custodirent civitatem.“
[69] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 20.
[70] Vgl. Reichsannalen, 809, S. 93.
[71] Vgl. Zettel, Karl der Große, Siegfried von Dänemark und Gottfried von Dänemark, 1985, S. 21.
[72] Ebd., S. 21.
[73] Vgl. Jankuhn, Karl der Große und der Norden, 1965, S. 701.
[74] Vgl. Hans-Werner Goetz, Zur Landnahmepolitik der Normannen im fränkischen Reich, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere das alte Erzbistum Köln 183 (1980), S. 9-17, hier: S. 12.
[75] Vgl. Reichsannalen, 810, S. 95.
[76] Ebd., 810, S. 94.
[77] Ebd., 810, S. 94. Ähnlich berichtet eine weitere fränkische Quelle, die Annales Maximiniani, herausgegeben von G. Waitz, MGH SS XIII, 24, Hannover 1831: „ Classis magna de Nordmannia Frisiam venit multasque in ea insulas devastavit ternaque prelia cum Frisionibus fecit tributumque victis imposuit, et centum libras iam a Frisionibus esse solutas. Quo audito, domnus imperator misit in omnes circumquaque regiones ad congregandum exercitum; ipse sine mora exivit de palatio, primo quidem classis occurrit, deinde transito Hreno flumine, Lippehamne expectavit exercitum.“
[78] Ebd., 810, S. 94.
[79] Chronicon Moissiacense 810.
[80] Vgl. Fried, Weshalb die Normannenherrscher für die Franken unvorstellbar waren, 2005, S. 74.
[81] Ebd., S. 74.
[82] Auf Frieds Theorie über die fränkische gens -Problematik sowie die soziologischen Hintergründe kann hier nur in den Grundzügen eingegangen werden. Siehe dazu: Fried, Gens und Regnum. Wahrnehmungs- und Deutungskategorien politischen Wandels im früheren Mittelalter, 1994. Zur selben Thematik siehe auch Goetz, Hans-Werner, Gentes. Zur zeitgenössischen Terminologie und Wahrnehmung ostfränkischer Ethnogenese im 9. Jahrhundert, in: MIÖG 108 (2000), S. 85-115, und ders. Wahrnehmungs- und Deutungsmuster als methodisches Problem der Geschichtswissenschaft, in: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Zeitschrift des Mediävistenverbandes 8, H. 2, 2003, S. 23-33.
[83] Fried, Gens und Regnum, 1994, S. 78.
- Quote paper
- Maike Berhorst (Author), 2007, Friesland zwischen Franken und Dänen im 9. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191903
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