„Mehrsprachigkeit und Fremdsprachenunterricht - Challenge and Chance.“ (ELSNER, 2010: 201) So betitelt Elsner die Thematik, die auch im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht. Kinder, deren Erstsprache (L1) eine andere ist als Deutsch, besuchen gemeinsam mit den einsprachig aufwachsenden deutschen Schülern den Englischunterricht in der Grundschule. Daraus ergibt sich für die mehrsprachigen Schüler die Fragestellung nach „challenge and chance“:
A challenge? Mit Blick auf die gleichzeitigen, aber unterschiedlichen Anforderungen von natürlichem Erst-, Zweit- und schulischem Fremdsprachenerwerb wird das Erlernen von Englisch als dritte Sprache (L3) für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) von einigen Lehrern als problematisch diskutiert. Danach sollen diese Kinder zuerst einmal ausreichend Deutsch lernen und nicht mit einer weiteren Fremdsprache belastet werden (vgl. FÜSSENICH, 2001, HAUEIS, 2000, zitiert nach ELSNER, 2007: 59; KEßLER, PAULICK, 2010: 258).
A chance? Gegner dieser Auffassung nehmen an, dass für alle Kinder der Klasse die gleiche Ausgangssituation und somit Chancengleichheit vorliegt, weil für alle Englisch ein neues Schulfach ist (vgl. BÖHME, 1999, SARTER, 1997, zitiert nach ELSNER, 2007; KEßLER, PAULICK, 2010: 258). Auch ist nach dieser Sichtweise denkbar, dass gerade die mehrsprachigen Schüler im Englischunterricht von ihren Sprachlernerfahrungen profitieren können (vgl. MAYER, 2003, zitiert nach THEE, 2006: 62).
Allerdings können diese Alltagstheorien nicht befriedigend zur Klärung der Fragestellung beitragen, ob DaZ-Kinder gegenüber den einsprachig deutschen Schülern beim Fremdsprachenerwerb im Englischunterricht der Grundschule wirklich Vor- oder Nachteile haben. Daher werden im Folgenden zum einen schulische Leistungsvergleiche herangezogen, um die Englischleistungen mehrsprachiger Schüler im Vergleich zu denen einsprachiger Schülern zu untersuchen. Darauf aufbauend werden zum anderen Erkenntnisse der Zweit- und Drittsprachenforschung im Hinblick auf den frühen Fremdspracherwerb und die Bedeutung von Erst- und Zweitsprache (L2) dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Empirische Schulleistungsvergleiche im Fach Englisch
- Ausgewählte Theorien und Befunde der Zweit- und Drittsprachenforschung
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht, ob Schüler mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) Vor- oder Nachteile beim Englischlernen im Grundschulunterricht haben. Die Arbeit analysiert empirische Studien zu Schulleistungen im Fach Englisch und bezieht Erkenntnisse der Zweit- und Drittsprachenforschung mit ein, um die Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf den Fremdspracherwerb zu beleuchten.
- Vergleich der Englischleistungen von DaZ-Schülern und einsprachig deutschsprachigen Schülern.
- Analyse empirischer Studien aus verschiedenen Ländern zum Fremdsprachenlernen mehrsprachiger Schüler.
- Einbezug von Theorien und Befunden der Zweit- und Drittsprachenforschung.
- Untersuchung des Einflusses der Deutschkenntnisse auf den Englisch-Lernfortschritt von DaZ-Schülern.
- Diskussion der Rolle der Erstsprache (L1) und der Zweitsprache (L2) beim Erwerb einer dritten Sprache (L3).
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Mehrsprachigkeit und des Fremdsprachenunterrichts ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Vor- und Nachteilen von DaZ-Schülern beim Englischlernen in der Grundschule. Sie diskutiert gegensätzliche Alltagstheorien und benennt den methodischen Ansatz der Arbeit: die Analyse empirischer Schulleistungsvergleiche und Erkenntnisse der Zweit- und Drittsprachenforschung.
Empirische Schulleistungsvergleiche im Fach Englisch: Dieses Kapitel präsentiert empirische Studien aus verschiedenen Ländern, die die Englischleistungen mehrsprachiger Schüler mit denen einsprachiger Schüler vergleichen. Es werden Studien aus Spanien, der Schweiz und den Niederlanden vorgestellt, die unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Die Unterschiede werden mit den verschiedenen gesellschaftlichen Bedingungen der Bilingualität in den jeweiligen Ländern in Verbindung gebracht. Der Fokus liegt auf der Rolle der Erstsprache als offizielle Verkehrs- und Unterrichtssprache und deren Einfluss auf den Erfolg im Drittspracherwerb. Darauf folgend werden deutsche Studien betrachtet, die den Transfer zwischen Sprachen und den Einfluss der Deutschkenntnisse auf die Englischleistung untersuchen. Die Analyse von Studien wie der von Wanders, die einen möglichen Transfer zwischen Türkisch und Englisch untersucht und die von Elsner, welche die Hörverstehenleistungen von DaZ-Schülern mit denen einsprachig deutscher Kinder vergleicht, wird präsentiert.
Schlüsselwörter
Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Englischunterricht, Grundschule, Fremdsprachenerwerb, Mehrsprachigkeit, Bilingualität, Schulleistungsvergleich, Zweitsprachenforschung, Drittsprachenforschung, Sprachkompetenz, Erstsprache (L1), Zweitsprache (L2), Drittsprache (L3), DESI-Studie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Empirische Untersuchung der Englischleistungen von DaZ-Schülern in der Grundschule
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit untersucht die Englischleistungen von Schülern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) im Vergleich zu einsprachig deutschsprachigen Schülern in der Grundschule. Sie analysiert, ob DaZ-Schüler Vor- oder Nachteile beim Englischlernen haben.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit analysiert empirische Studien zu Schulleistungen im Fach Englisch aus verschiedenen Ländern (Spanien, Schweiz, Niederlande, Deutschland). Zusätzlich werden Erkenntnisse der Zweit- und Drittsprachenforschung herangezogen, um die Auswirkungen der Mehrsprachigkeit auf den Fremdspracherwerb zu beleuchten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit vergleicht die Englischleistungen von DaZ-Schülern und einsprachig deutschsprachigen Schülern. Sie analysiert empirische Studien zum Fremdsprachenlernen mehrsprachiger Schüler, bezieht Theorien und Befunde der Zweit- und Drittsprachenforschung ein und untersucht den Einfluss der Deutschkenntnisse auf den Englisch-Lernfortschritt von DaZ-Schülern. Die Rolle der Erstsprache (L1), Zweitsprache (L2) und Drittsprache (L3) beim Spracherwerb wird ebenfalls diskutiert.
Welche Studien werden im Detail untersucht?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Studien aus unterschiedlichen Ländern, die die Englischleistungen mehrsprachiger Schüler untersuchen. Genannt werden beispielsweise Studien von Wanders (zum Transfer zwischen Türkisch und Englisch) und Elsner (zum Hörverstehen von DaZ-Schülern). Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Leistungen und der Analyse der unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen der Bilingualität in den jeweiligen Ländern.
Welche Rolle spielt die Erstsprache (L1)?
Die Arbeit untersucht den Einfluss der Erstsprache (L1) – in diesem Fall oft eine Sprache neben Deutsch – auf den Erwerb der dritten Sprache (L3), Englisch. Der Status der Erstsprache als offizielle Verkehrs- und Unterrichtssprache wird als wichtiger Faktor betrachtet.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu einem Resümee und Ausblick, wobei die genauen Schlussfolgerungen aus der Analyse der empirischen Daten resultieren. Es werden die Ergebnisse der Studien analysiert und hinsichtlich möglicher Vorteile oder Nachteile für DaZ-Schüler beim Englischlernen in der Grundschule interpretiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Englischunterricht, Grundschule, Fremdsprachenerwerb, Mehrsprachigkeit, Bilingualität, Schulleistungsvergleich, Zweitsprachenforschung, Drittsprachenforschung, Sprachkompetenz, Erstsprache (L1), Zweitsprache (L2), Drittsprache (L3), DESI-Studie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu empirischen Schulleistungsvergleichen im Fach Englisch, ein Kapitel zu ausgewählten Theorien und Befunden der Zweit- und Drittsprachenforschung und ein Resümee mit Ausblick.
- Quote paper
- Annegret Gelbrecht (Author), 2012, Haben Schüler mit Deutsch als Zweitsprache Vor- oder Nachteile beim Fremdsprachenerwerb im Englischunterricht der Grundschule?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191781