In dieser Ausarbeitung, die sich mit der 3. Sinfonie in Es-Dur (Eroica), op. 55 von Beethoven beschäftigt, wird zunächst versucht, den historischen Hintergrund der Eroica aufzuzeigen, der ganz elementar wichtig bei der Konzeption dieses Werkes war.
Danach werden anhand einiger Beispiele gezeigt, welche Neuerungen der „Neue Weg“, den Beethoven mit der Eroica beschritt, mit sich brachte.
Der Hauptteil der Arbeit, die Analyse des Trauermarsches, basiert auf dem Buch von Martin Geck und Peter Schleuning: „Geschrieben auf Bonaparte“, Beethovens „Eroika“: Revolution, Reaktion, Rezeption, Reinbek bei Hamburg, 1989.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Entstehung der 3. Sinfonie
Historischer Hintergrund
Der “Neue Weg”
Formaler Aufbau der 3. Sinfonie
Aufbau des 2. Satzes
Trauermarsch – Eine Definition
Analyse des 2. Satzes
Literaturverzeichnis
Einleitung
In dieser Ausarbeitung, die sich mit der 3. Sinfonie in Es-Dur (Eroica), op. 55 von Beethoven beschäftigt, werde ich zunächst versuchen, den historischen Hintergrund aufzuzeigen, der von elementarer Wichtigkeit für die Konzeption des Werkes war.
Danach werde ich anhand einiger Beispiele aufzeigen, was mit dem „Neuen Weg“, den Beethoven mit der Eroica beschritt, gemeint ist.
Nach einer kurzen Darstellung des Aufbaus der Sinfonie und speziell des Trauermarsches folgt der Hauptteil dieser Arbeit, die Analyse und Interpretation des Trauermarsches.
Entstehung der 3. Sinfonie
Entstehungszeit: von 1789 bis 1803
Erstaufführung: privat, im August 1804, öffentlich 7.April 1805 (20. Januar 1804,
Wien)
Veröffentlichung: 1806, Wiener Kunst- und Industriekontor, Wien
Widmung: Fürst Lobkowitz
Historischer Hintergrund
Die Arbeit an der 3. Sinfonie hat Beethoven wahrscheinlich Ende des 18. Jahrhunderts begonnen. 1789 soll ein französischer Gesandter, Graf Bernadotte, bei Beethoven die Idee geäußert haben, eine Sinfonie zur Verherrlichung Bonapartes zu schreiben. Doch ist ungewiss, ob dies auch tatsächlich der Impuls für Beethoven war, die Sinfonie zu schreiben.[1]
Karl Nef stellt Graf Bernadotte als Vater der Eroica in Frage, da Bernadotte schärfster Nebenbuhler Napoleons war.
Als 1801 und 1802 klar wurde, dass die Ertaubung Beethovens nicht mehr abwendbar war, dürfte dies gewichtiger für die Interpretation sein, als die politischen Umstände.
Auch gibt es die Hypothese, dass die Arbeit an der Sinfonie und an anderen Werken (z.B.: Klaviervariationen op. 34 und op.35) Bestandteil der Selbsttherapie waren, mit der Beethoven seine schwere Lebenskrise überwand, die auch von Selbsttötungsabsichten begleitet waren. Ein anderes wichtiges Seitenstück, das parallel zur Sinfonie entstand und sich mit den persönlichen Problemen Beethovens auseinander setzt, ist das Heiligenstädter Testament. Es kann daher auch zur Interpretation herangezogen werden.
1806 wurde die Eroica dann erstmals gedruckt. Daraus könnte man schliessen, dass sie erst kurz davor endgültig fertiggestellt wurde. Zwar wurde sie schon ab Mitte 1804 mehrmals aufgeführt, doch ist anzunehmen, dass Beethoven diese Aufführungen nutzte, um die Sinfonie weiter zu verbessern.
Eine Besonderheit in dieser Sinfonie ist der Trauermarsch, der hier zum ersten Mal in einer Sinfonie Beethovens auftaucht. Hierzu gibt es auch mehrere Hypothesen.
Dr. Bertolini, ein Arzt Beethovens, behauptete, der Trauermarsch sei wegen des angeblichen Todes von Lord Nelson in der Schlacht von Aboukir im Juni 1798 geschrieben worden.
In einer anderen Quelle meinte der gleiche Bertolini, dass der Trauermarsch wegen des Todes eines englischen Generals namens Abercromby, der in der Schlacht von Alexandria im März 1801 verwundet wurde und kurz darauf starb, geschrieben wurde.[2]
Interessant ist, dass erste Andeutungen zum Trauermarsch erstmals in einer Skizze aus dem Jahre 1801 auftauchen. Es wäre also durchaus denkbar, dass Bertolini mit der Behauptung, der Trauermarsch sei auf Abercrombys Tod geschrieben, recht hat.
Beethoven selbst machte keine Angaben, warum er den Trauermarsch in die Sinfonie eingefügt hat, zumindest sind keine Niederschriften bekannt.
Was wir sicher wissen ist, dass die Sinfonie ursprünglich Bonaparte gewidmet war. Das belegen mehrere Partitur-Abschriften und Briefe aus der Entstehungszeit. Beethoven schätzte Bonaparte sehr, was aus der Erzählung von Ries hervorgeht:
„Bei dieser Sinfonie hatte Beethoven sich Bonaparte gedacht, aber diesen, als er noch erster Konsul war. Beethoven schätzte ihn damals außerordentlich hoch und verglich ihn mit den größten römischen Konsuln. Sowohl ich als mehrere seiner näheren Freunde haben diese Sinfonie schön in Partitur abgeschrieben, auf seinem Tisch liegen gesehen, wo ganz oben auf dem Titelblatte das Wort ,Bonaparte’ und ganz unten ,Luigi van Beethoven’ stand, aber kein Wort mehr. Ob und womit die Lücke hat ausgefüllt werden sollen, weiß ich nicht. Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Bonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wut geriet und ausrief: Ist der auch nichts anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher als alle andern stellen, ein Tyrann werden! Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde. Die erste Seite wurde neu geschrieben, und nun erst erhielt die Sinfonie den Titel: Sinfonia eroica.“[3]
Aus diesem Zitat können wir entnehmen, dass Beethoven seiner 3. Sinfonie anfangs den Namen Bonaparte gegeben hatte. Die Sinfonie ist aber nicht nur Bonaparte gewidmet, sie ist vielmehr musikalisches Charakterbild des selben. Beethoven soll nach dessen Tod auf St. Helena sarkastisch bemerkt haben, dass er schon siebzehn Jahre vorher die passende Musik zu diesem Ereignis komponiert habe - hiermit meinte er den Trauermarsch der Eroica.[4]
Der neue Titel, den Beethoven der Sinfonie gab lautete: "Sinfonia eroica, composta per festeggiare il sovvenire d´un grand´uomo". ('Heroische Sinfonie zur Feier des Gedächtnisses eines großen Mannes') und widmete sie “Sua Altezza Serenissima il Principe di Lobkowitz“, der ihn finanziell unterstützte.
Der “Neue Weg”
Die 3. Sinfonie setzt sich von den zwei vorhergegangenen Sinfonien in einigen Punkten ab.
Die Sinfonie hat eine überdimensionale Länge von 2325 Takten. Wenn man diese Zahl mit Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ vergleicht, die mit 1607 Takten für damalige Verhältnisse schon recht umfangreich war, dann wird klar, dass Beethovens Sinfonie den üblichen Zeitrahmen sprengte. Diese Tatsache wurde von Beethovens Zeitgenossen meist kritisch hervorgehoben.
Der Hörer fühlte sich gelangweilt, überbeansprucht oder sogar gezwungen. Deswegen war sich Beethoven auch lange Zeit nicht sicher, ob die Exposition des ersten Satzes wiederholt werden soll, oder nicht. Es handelte sich hierbei um immerhin ca. 150 Takte.
Auch die Besetzung war etwas besonderes, da drei Hörner verwendet wurden, anstatt den üblichen zwei.
Dem ersten Satz fehlt ein klares, melodisches Hauptmotiv. Er hat nur einen motivischen Gedanken. In der Durchführung des ersten Satzes erscheint dann ein neues, ausgeprägtes Thema in e-moll. Diese Tonart ist der Haupttonart Es-Dur doch sehr weit entfernt. Der erste Satz endet mit einer sehr großen Coda von 134 Takten. Das entspricht von der Länge her mehr als der Hälfte der Durchführung. Dadurch wirkt die Coda wie eine zweite Durchführung.
Der zweite Satz ist mit „Marcia funebre“ bezeichnet. Er steht in c-moll. Außerdem ist er der erste charakterisch bezeichnete langsame Satz in einer ursprünglich nicht programmatisch betitelten Sinfonie.
Der dritte Satz ist einer der ersten, die nicht mehr „Menuetto“, sondern „Scherzo“ heissen, was den Charakter und das Tempo beeinflusst. Der Aufbau entspricht im Grunde dem der üblichen Menuette.[5]
[...]
[1] Vgl. Nef, Karl, Die Neun Sinfonien Beethovens, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1928, S. 61
[2] Vgl. Nef, Karl, Die Neun Sinfonien Beethovens, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1928, S. 61
[3] Dr. F. G. Wegeler und F. Ries, Biographische Notizen über L. van Beethoven. Neudruck von A. Chr. Kalischer, Berlin 1906, S.93
[4] Vgl. Nef, Karl, Die Neun Sinfonien Beethovens, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1928, S. 64
[5] Geck, Martin und Schleunig, Peter, „Geschrieben auf Bonaparte“, Beethovens „Eroika“: Revolution, Reaktion, Rezeption, Reinbek bei Hamburg, 1989, S.109ff.
- Quote paper
- Joachim Dieterich (Author), 2003, Der 2. Satz in Beethovens III. Sinfonie in Es-Dur (Eroica), op. 55 - eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19177
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