1. Einleitung
„Hey, hier, ich muss dir etwas zeigen. Hab ich gestern auf dem Schulhof aufgenommen. Phillipp und Moritz haben sich geprügelt. Man, war das heftig. Moritz hat sogar am Kopf geblutet und unsere Lehrerin hat einen Krankenwagen gerufen. Ich hab alles gefilmt und heute Mittag kannst du es dir im Internet angucken. Mach mal einen Kommentar!“
So, oder so ähnlich, verlaufen derzeit viele Pausenhofgespräche. Von Tag zu Tag steigt die Zahl der Gewaltvideos auf bekannten Internetplattformen wie YouTube; sie werden immer gewalttätiger und hemmungsloser. Je brutaler die Prügelei, die im Video zu sehen ist, desto mehr Beliebtheitsklicks und Anerkennung gibt es. Bereits 2008 beklagte der Bundesvorsitzende des Philologenverbandes Heinz-Peter Meidinger, dass es „heute schon fast zum Allgemeinwissen, insbesondere von Jungen ab zwölf Jahren [gehöre]‚ wie und wo man im Internet oder über Freunde ohne Schwierigkeiten an problematische Inhalte wie sehr extreme Sexualitätsdarstellungen und brutale Bilddateien und Spielsequenzen kommt’“ . Diese und andere Beschäftigungen, die häufig auf die neuen Medien zurückzuführen sind, bestimmen derzeit das Leben der Kinder und Jugendlichen. Auf diese Art und Weise suchen sie sich Anerkennung und Zuspruch in ihren Freundeskreisen. Meidiger warnte deshalb, dass „zahlreiche Kinder und Jugendliche trotz äußerlichen Imponiergehabes oder zur Schau getragener Coolness durch die Konfrontation mit solchem Content innerlich zutiefst verunsichert und teilweise auch geschockt seien.“ . Im schlimmsten Fall kann es sogar zur Nachahmung kommen. Immer häufiger hören wir von Gewaltangriffen unter Jugendlichen und sogar gegenüber Erwachsenen. Bestimmte früher noch das Rollenspiel Vater-Mutter-Kind die Kinderzimmer oder den Garten, so sind heute Computer und Handys zum beliebten Dauerspielzeug der Kinder und Jugendlichen geworden. Natürlich bleibt diese Veränderung nicht folgenlos. Interessen, Einstellungen und Ideale spiegeln sich im Verhalten des Menschen wieder. Seine Wertvorstellungen und das moralische Verständnis erlernt er im Zuge der Sozialisation durch Familie, Freunde, Institutionen und die übrige Gesellschaft. Die zunehmende Passivität der Familie und das regelrechte Sich-Selbstüberlassensein der Kinder führen zur Orientierungslosigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition der Begriffe „Moral“ und „Wert“
- Moral- und Wertdefinition im Wandel der Zeit
- ethischer Aspekt
- religiöser Aspekt
- Nihilismus
- Moral- und Wertdefinition im Wandel der Zeit
- Moral- und Werteverständnis in der Gesellschaft
- Wertwandel
- die wertunsichere Gesellschaft
- Gründe für eine wertunsichere Gesellschaft
- Rationalismus
- Individualismus
- Hedonismus
- Gründe für eine wertunsichere Gesellschaft
- Werterziehung
- Strategien der Wert- und Moralerziehung
- Von der Theorie zur Praxis: Wert- und Moralerwerb in der Schule
- Von der Theorie zur Praxis: Der Kohlberg-Ansatz
- Tendenzen in der Schule: Ethik- vs. Religionsunterricht
- Religion und Ethik
- Der Religionsunterricht
- Sittliche Bildung – Ethik im Unterricht
- Religion und Ethik
- Umfrage zum Thema „Werte- und Moralvorstellungen in der Schule
- Zukunftsausblick
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Gemeinschaftsarbeit befasst sich mit dem Wandel des Moral- und Werteverständnisses im Bereich Erziehung und Schule in einer wertunsicheren Gesellschaft. Sie untersucht die Veränderungen in den Begriffen Moral und Wert, analysiert den Wertwandel und die Gründe für die Wertunsicherheit in der Gesellschaft und beleuchtet verschiedene Strategien der Wert- und Moralerziehung. Zudem wird die praktische Umsetzung im Kontext von Religionsunterricht und Ethikunterricht beleuchtet, und es wird eine Umfrage durchgeführt, um Einblicke in die Meinungen von Lehrkräften zu erhalten. Schließlich wird ein Zukunftsausblick auf die weitere Entwicklung des Moral- und Werteverständnisses gegeben.
- Die Definitionen und Wandlungen der Begriffe "Moral" und "Wert" im ethischen und religiösen Kontext
- Der Wertwandel und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft, insbesondere im Bereich Erziehung und Schule
- Die Gründe für die Wertunsicherheit in der Gesellschaft, u.a. Rationalismus, Individualismus und Hedonismus
- Verschiedene Strategien der Wert- und Moralerziehung, wie z.B. der Kohlberg-Ansatz und die Ansätze von Fritz Oser
- Die Rolle des Religionsunterrichts und Ethikunterrichts in der Vermittlung von Werten und Moral in der Schule
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Begriffen Moral und Wert und untersucht ihre Definitionen in unterschiedlichen Disziplinen, insbesondere in Ethik und Religion. Es betrachtet den Wandel der Begriffsbestimmungen im Laufe der Geschichte und stellt die Theorien verschiedener Philosophen vor. Der dritte Teil widmet sich dem Wertwandel und der Wertunsicherheit in der Gesellschaft. Er untersucht die Veränderungen in den Werten der Menschen und die Gründe für diese Entwicklung, wobei er die Strömungen des Rationalismus, Individualismus und Hedonismus näher beleuchtet. Das vierte Kapitel erläutert verschiedene Strategien der Wert- und Moralerziehung, die dem Problem der Wertunsicherheit entgegenwirken sollen. Dabei werden insbesondere der Kohlberg-Ansatz und die Ansätze von Fritz Oser vorgestellt und analysiert. Das fünfte Kapitel untersucht die praktische Umsetzung der Wert- und Moralerziehung in der Schule. Es beleuchtet die Rolle des Religionsunterrichts und Ethikunterrichts und stellt deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede dar. Zudem werden die Ergebnisse einer kleinen Umfrage mit Lehrkräften zusammengefasst. Schließlich gibt das sechste Kapitel einen Zukunftsausblick auf die weitere Entwicklung des Moral- und Werteverständnisses in der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Moral, Wert, Wertwandel, Wertunsicherheit, Werterziehung, Moralerziehung, Religionsunterricht, Ethikunterricht, Kohlberg-Ansatz, Fritz Oser, Gesellschaft, Erziehung, Schule, Bildung, Pluralismus, Globalisierung, Technik, Medien, Kommunikation, Familie, Zukunft
- Quote paper
- Katharina Rössel (Author), Annika Nitschke (Author), 2010, Das Moral- und Werteverständnis im Bereich Erziehung und Schule in einer wertunsicheren Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191602