Für eine eigene zu bearbeitende exegetische Arbeit im Rahmen des Seminars „Methoden der Auslegung in Exegese und Bibeldidaktik“ wurde der Bibeltext aus Matthäus 5, 38-48 gewählt, der ein Teil der Bergpredigt Jesu ist und zwei der für sie charakteristischen Antithesen umfasst. In einer Abhandlung über das Verhältnis von Gesetz und Propheten lässt Jesus deutlich werden, dass er nicht gekommen sei um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen. In den darauf folgenden Antithesen wird dies gezeigt: Einem von Jesus zitierten Gebot aus dem Alten Testament stellt er stets ein „Ich aber sage euch [...]“ gegenüber.
Die Intention des Verfassers Matthäus könnte gewesen sein, Jesus als Lehrer darzustellen, der über große Weisheit verfügt, die über die menschliche Erkenntnis hinausgeht. Außerdem kann eines seiner Anliegen gewesen sein, die Botschaft, die ihn selbst zur Buße und in die Nachfolge getrieben hatte, weiterzusagen und einen authentischen Bericht über das Leben und Wirken Jesu zu verfassen.
Schülern könnte sich einen Sinn einerseits erschließen, indem sie das geforderte Verhalten Jesu als richtig und nachahmenswert erkennen, andererseits könnte es aber auch als unerfüllbare Forderung erkannt werden. Schüler könnten Jesus ebenso als Gesetzesgeber und Lehrer, wie auch als Gerechten, für den das Liebesgebot im Vordergrund steht, deuten. Auf den Leser kann der Text sehr herausfordernd wirken. Er kann für ihn persönlich die Darbietung eines moralisch richtigen Verhaltens im Umgang mit den Mitmenschen sein. Auch können die Erzählungen ermutigend wirken, da Jesus eine völlig neue Möglichkeit eröffnet mit Konflikten, Hass und Streit umzugehen, auf den anderen wiederum wirkt sie verstörend und unbegreiflich, ja geradezu utopisch.
In der Folgenden Arbeit beschäftigen wir uns als Gruppe mit der genannten Textstelle, die zweigeteilt unter den Titeln „Vom Vergelten“ und „Von der Feindesliebe“ in der Lutherübersetzung erscheint. In der Wahl des methodischen Zugangs stützen wir uns auf die historisch-kritische Exegese, die besonders viel Wert darauf legt, den biblischen Text in seinem historischen Kontext zu verstehen und auszulegen, wobei die Entstehungsgeschichte eine besondere Rolle spielt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine und begriffliche Einführung
- Vorgehensweise
- Historisch-kritische Exegese von Mt. 5, 38-48
- Bibelvergleich
- Literarkritische Betrachtung
- Abgrenzung
- Aufbau der Perikope und ergänzende Deutung wichtiger Verse
- Synoptischer Vergleich: Mt und Lk
- Formgeschichtliche Betrachtung
- Traditionsgeschichtliche Betrachtung
- Exkurs: Das Gesetz und die Propheten
- Das Gesetz im Alten und Neuen Testament
- Redaktionsgeschichtliche Betrachtung
- Hintergrund des Autors und der Rezipienten
- Entstehungszeit
- Theologische Themen und Schwerpunkte
- Auffällige literarische Mittel / Gliederung
- Redaktionskritik in Bezug auf Mt 5,38-48
- Bibeldidaktischer Entwurf (historisch-kritischer Ansatz)
- Bibeldidaktische Prinzipien nach Wolfgang Langer
- Bedingungsanalyse
- Didaktische Folgerungen
- Skizzierung des bisherigen Verlaufs der Unterrichtseinheit
- Geplanter Unterrichtsverlauf
- Didaktische und methodische Begründung
- Lernziele und weiterführende Möglichkeiten
- Fazit
- Zusammenfassung zentraler Thesen
- Die Bergpredigt heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der exegetischen Analyse des Textes Matthäus 5, 38-48, einem Ausschnitt aus der Bergpredigt Jesu. Die Arbeit zielt darauf ab, diesen Abschnitt mit den Methoden der historisch-kritischen Exegese zu untersuchen und zu erläutern, wie die gewonnenen Erkenntnisse für eine bibeldidaktische Arbeit nutzbar gemacht werden können.
- Das Verhältnis von Gesetz und Propheten
- Die Antithesen in der Bergpredigt
- Die Rolle des Autors Matthäus
- Die Interpretation des Textes in verschiedenen Kontexten
- Die Anwendung der historisch-kritischen Exegese in der Bibeldidaktik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine allgemeine Einführung in die Hermeneutik und die Exegese biblischer Texte. Sie beleuchtet die Relevanz des historischen Kontextes und die Bedeutung der individuellen Auslegung von Texten. Die Vorgehensweise der Arbeit wird vorgestellt, wobei der Fokus auf die historisch-kritische Exegese des ausgewählten Textes aus Matthäus 5, 38-48 liegt.
Im Kapitel „Historisch-kritische Exegese von Mt. 5, 38-48“ wird der Bibeltext mit verschiedenen Übersetzungen verglichen und anschließend mittels einer literarkritischen Betrachtung, einem synoptischen Vergleich und einer formgeschichtlichen Analyse untersucht. Die traditionsgeschichtliche Betrachtung beschäftigt sich mit dem Thema des Gesetzes und dessen Rolle im Alten und Neuen Testament. Abschließend beleuchtet die redaktionsgeschichtliche Betrachtung die Intention des Autors Matthäus und die Entstehung des Textes im historischen Kontext.
Das Kapitel „Bibeldidaktischer Entwurf (historisch-kritischer Ansatz)“ zeigt, wie die gewonnenen Erkenntnisse aus der Exegese für die Bibeldidaktik genutzt werden können. Hierzu werden die bibeldidaktischen Prinzipien nach Wolfgang Langer vorgestellt und die Bedingungsanalyse, didaktische Folgerungen sowie der geplante Unterrichtsverlauf skizziert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die historisch-kritische Exegese des Textes Matthäus 5, 38-48. Schlüsselbegriffe sind dabei: Bergpredigt, Antithesen, Gesetz und Propheten, Jesus als Lehrer, Historisch-kritische Exegese, Bibeldidaktik, Hermeneutik, Textinterpretation, Kontextualisierung, Interpretationsspielräume.
- Quote paper
- Linda Lau (Author), 2011, Mt 5, 38-48: Exegese und bibeldidaktischer Entwurf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191595