„In Skandinavien, Südeuropa und den USA haben Mode-Blogger den Stellenwert von Journalisten“, heißt es in einem kürzlich erschienenen Artikel des Handelsblatt zur Bedeutung von Mode-Bloggern. In wenigen Sätzen ist davon die Rede, dass Modeinteressierte zunehmend weniger zu Modemagazinen greifen und Journalisten renommierter Medien der Zugang zu Fashionshows durch Blogger erschwert wird.
Wovon hier die Rede ist, ist der Wandel in der Modeberichterstattung und die Entwicklung im Journalismus allgemein, die durch das Aufkommen des Web 2.0 hervorgerufen wurde. Diese Thematik stellt den Forschungsgegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit dar und wird im Folgenden näher erläutert.
Journalistische Angebote existieren bereits seit Mitte der 90er Jahre im Netz und entwickelten sich fortan zu einer neuen Ausprägung des Journalismus. Das Web 2.0, das so genannte Mitmachnetz, von dem offiziell seit dem Jahr 2004 die Rede ist, stellt den Journalismus jedoch vor einen Wandel. Die neuen partizipierenden Möglichkeiten stellen für Journalisten eine Herausforderung dar und bedeuten einen Wandel für den Journalismus allgemein. Durch die horizontale Diversifikation entwickelte sich das Berufsbild des Online Journalisten, der in Hinblick auf die neuen Anforderungen im Internet spezialisiert ist.
„Die Digitalisierung und der Ausbau des schnellen Datentransfers bewegen viel im Journalismus: neue Gestaltungsmöglichkeiten der recherchierten Inhalte, neue Erzähl- und Darstellungsformen, neue Wege der Kommunikation mit den Lesern, weltweite Abrufbarkeit der Angebote, immer neue technische Übertragungs-, Kommunikations- und Produktionswege“, erklärt Matzen (2010, 7) in ihrem Ratgeber für Onlinejournalisten und ist sich sicher: „Fast alle Journalisten werden im Internetzeitalter ihre Arbeitsweise ändern müssen. Nur wenige in diesem Beruf werden in Zukunft nur noch für Zeitungen, Magazine, Fernsehen oder Radio arbeiten."
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2. Theoretischer Teil
2.1 Definition des Journalismus
2. 2 Journalismus im Wandel
2.3 Informationsbeschaffung im Zeitalter des Web2.0
3. Der Modejournalismus
3.1Verortung in den Fachjournalismus
3.2 Definition der Mode
3.3 Definition des Modejournalismus
4. Weblogs
4. 1 Definition von Weblogs und ihre Bedeutung in der Modebranche
5 Empirischer Teil
5.1 Forschungsstand
5.2 Forschungsleitende Frage und theoretische Vorüberlegungen
5.3 Darstellung der Methodenauswahl: Experteninterviews
5.4 Entwicklung des Interviewleitfadens
5.5 Rahmenbedingungen der Experteninterviews
5.6 Auswertung
6 Forschungsergebnisse
6.1 Darstellung der Forschungsergebnisse
6.2 Interpretation
6.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse
6.4 Abschließender Interviewbericht
7. Fazit und Ausblick
8 Literaturverzeichnis
9 Quellenverzeichnis
10 Studienverzechnis
11 Anhang
Anhang Nr. 1
Anhang Nr. 2
Anhang Nr. 3
Anhang Nr. 4
Anhang Nr. 5
Anhang Nr. 6
Anhang Nr. 7
Anhang Nr. 8
Anhang Nr. 9
Anhang Nr. 10
Anhang Nr. 11
Anhang Nr. 12
Anhang Nr. 13
Anhang Nr. 14
Anhang Nr. 15
Anhang Nr. 16
Anhang Nr. 17
Anhang Nr. 18
1 Einleitung
„In Skandinavien, Südeuropa und den USA haben Mode-Blogger den Stellenwert von Journalisten“, heißt es in einem kürzlich erschienenen Artikel des Handelsblatt zur Bedeutung von Mode-Bloggern (vgl. Baumbach 2011, 1). In wenigen Sätzen ist davon die Rede, dass Modeinteressierte zunehmend weniger zu Modemagazinen greifen und Journalisten renommierter Medien der Zugang zu Fashionshows durch Blogger erschwert wird. (vgl. Baumbach 2011, 1f.)
Wovon hier die Rede ist, ist der Wandel in der Modeberichterstattung und die Entwicklung im Journalismus allgemein, die durch das Aufkommen des Web2.0 hervorgerufen wurde. Diese Thematik stellt den Forschungsgegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit dar und wird im Folgenden näher erläutert.
Journalistische Angebote existieren bereits seit Mitte der 90er Jahre im Netz und entwickelten sich fortan zu einer neuen Ausprägung des Journalismus. (vgl. Neuberger, Quandt 2010, 60) Das Web2.0, das so genannte Mitmachnetz, von dem offiziell seit dem Jahr 2004 die Rede ist, (vgl.O'Reilly 2005, 1) stellt den Journalismus jedoch vor einen Wandel. Die neuen partizipierenden Möglichkeiten stellen für Journalisten eine Herausforderung dar und bedeuten einen Wandel für den Journalismus allgemein. Durch die horizontale Diversifikation entwickelte sich das Berufsbild des Online Journalisten, der in Hinblick auf die neuen Anforderungen im Internet spezialisiert ist.
„Die Digitalisierung und der Ausbau des schnellen Datentransfers bewegen viel im Journalismus: neue Gestaltungsmöglichkeiten der recherchierten Inhalte, neue Erzähl- und Darstellungsformen, neue Wege der Kommunikation mit den Lesern, weltweite Abrufbarkeit der Angebote, immer neue technische Übertragungs-, Kommunikations- und Produktionswege.“, erklärt Matzen (2010, 7) in ihrem Ratgeber für Onlinejournalisten und ist sich sicher, „Fast alle Journalisten werden im Internetzeitalter ihre Arbeitsweise ändern müssen. Nur wenige in diesem Beruf werden in Zukunft nur noch für Zeitungen, Magazine, Fernsehen oder Radio arbeiten.“.
Ein bedeutsamer Grund für diese Entwicklung sind die Eigenschaften des Web2.0. Über verschiedene Plattformen können Internetnutzer Inhalte selbst produzieren, publizieren und kommentieren. Dabei können sie sich durch Verlinkungen vernetzen und ihre Inhalte somit an eine breite Öffentlichkeit weltweit richten.
„Partizipativen Journalismus“ nennt man die Art der Meinungsäußerung zu journalistischen Themen, die auf Web2.0 Plattformen stattfindet (vgl. Neuberger, Quandt 2010, 70). Dabei stellen Weblogs eine dieser Darstellungsformen dar und gelten als eine beliebte Art der Meinungsäußerung im Netz (vgl. Möller 2005, 115). Zerfaß und Boelter (2005, 16) warnten bereits im Jahr 2005 davor „Weblogs sind Chance und Bedrohung für Organisationen, neue Wege für Botschaften, Herde für Krisen, Ort für Diskurse und Demokratie, Wissenswerkzeuge und Magazine.“. Seither machen sich die Chancen und Risiken für den Journalismus, hervorgerufen durch Weblogs, zunehmend bemerkbar. Einige renommierte Medien, wie beispielweise das ZDF, die Zeit oder das Handelsblatt, integrieren die Alternative Art der Berichterstattung in ihr Angebot. Die neue Darstellungsform solcher Medien erlaubt einen engen Austausch mit den Rezipienten und wird nach den gleichen journalistischen Kriterien geführt wie andere Medienprodukte. (vgl. Zerfaß, Boelter 2005, 26) Weiterhin ist von Weblogs als Recherchetool die Rede (vgl. Zerfaß, Boelter 2005, 58), denn in der Vielzahl der Angebote existieren ernst zu nehmende Blogs, wie beispielsweise der Bildblog (bildblog.de), der mit einer kritischen Berichterstattung über das größte deutsche Boulevardblatt (vgl. Zerfaß, Boelter 2005, 26) mit dem Grimme Preis ausgezeichnet wurde (vgl. Berendt, Schlegel, Koch 2008, 72). Obgleich fortwährend eine Diskussion über Bloginhalte und ihren journalistischen Charakter herrscht.
(vgl. Mast 2008. 617) Durch die leichte Zugänglichkeit zu Inhalten verschwimmen die Grenzen zwischen qualitativem Journalismus, subkutanen Inhalten und schnell produziertem Content, der von jedem Internetuser produziert und publiziert werden kann. Eine daraus entstehende Problematik stellt die große Anzahl an privaten Weblogs von Einzelpersonen dar. (vgl. Zerfaß, Boelter 2005, 23 ff.) Hier geben die Inhalte oftmals keine Informationen darüber, ob es sich bei den Autoren um Journalisten oder qualifizierte Laien handelt. Hinzu existieren keine journalistischen Standards. Besonders häufig tritt die Auseinandersetzung über Blogger und ihre Berichterstattung in Bezug auf die Modebranche in Erscheinung. So genannte Modeblogs genießen teilweise eine besonders hohe Popularität bei Modeinteressierten und erreichen mit ihren Publikationen enorm hohe Frequentierungen (vgl. Swanson, Everett 2008, 297). Die Problematik, die sich daraus ergibt, schildert der Tagesspiegel bereits im Jahr 2010 in einem Artikel. Modeblogger haben einen bedeutenden Einfluss auf ihre Leser und sind erheblich günstiger als Modemagazine. Durch hohe Klickzahlen werden auch Modeblogs von Laien als Werbeplattformen für Unternehmen interessant. Daraus resultierend geht das Anzeigenaufkommen bei renommierten Modemagazinen wie der Vogue zurück und Umsatzeinbußen sind das Endprodukt. (vgl. Moll 2010, 1 f.) Während die Modemagazine mit Umsatzeinbußen und rückgängigen Leserzahlen kämpfen, haben sich internationale Modeblogger bei Fashion Shows bereits die Plätze in der ersten Reihe, neben renommierten Moderedakteurinnen wie Anna Wintour, der Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, erkämpft. (vgl. Moll 2010, 1) Der Spiegel erläutert das Phänomen in einem Artikel so: „Bereits wenige Stunden nach einer Modenschau stehen die Bilder der neuesten Kollektionen, aber auch der Gäste, im Netz, werden diskutiert, bewertet. Mode-Blogger sind schneller als konventionelle Magazine, unabhängig von Anzeigenkunden. Das Internet bietet ihnen die Möglichkeit, Trends zu entdecken und sie sofort an eine riesige internationale Zielgruppe zu verbreiten.“, vgl. Krahe 2009, 1.
Was Modemagazine von dieser Entwicklung halten wird in einem Artikel der Zeit mit der Überschrift „Vogue war gestern“ laut. Anna Wintour setzte das Wort Blog, laut der Zeit, auf den Index ihrer Redaktion.
(vgl. Kolbe 2008, 1f.) Doch nicht alle Modemagazine verwehren sich der neuen Entwicklung. Die deutsche Ausgabe der Vogue integrierte einen eigenen Blog in ihre Onlinepräsenz (vogue.de/mode/stilblog) und die renommierte Modejournalistin der New York Times, Cathy Horyn, publizierte kurzerhand ihren eigenen Modeblog „On the Runway“ (vgl. Kolbe 2008, 1f.). In der TextilWirtschaft Ausgabe Nr. 18_6.Mai 2010 (vgl. Nguyen 2010, 38), der Fachzeitschrift für die Modeindustrie, heißt es, „Fashion-Blogs haben sich längst etabliert. Was sie über Mode und Trends schreiben, lesen Millionen weltweit.“. Das Resultat ist die Attraktivität der Modeblogger, die sie für Modeunternehmen darstellen. Als Werbebotschafter werden sie mit Produkten ausgestattet, zu Veranstaltungen eingeladen und für Werbebanner oder Produktreviews bezahlt. Eine weitere Art der Unternehmen, mit dem Phänomen Modeblog umzugehen, ist einen eigenen Blog zu publizieren. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist das Hamburger Versandhaus Otto, das seit dem Jahr 2008 zwei Bloggerinnen für den hauseigenen Modeblog „Two for Fashion“ (twoforfashion.otto.de) beschäftigt. (vgl. Nguyen 2010, 38) Das Interesse von Unternehmen an Modeblogs wächst stetig. So ließ das spanische Modeunternehmen Bershka kürzlich fünf internationale Modeblogger ein T-Shirt designen und verkaufte die Blogger Collection“ regulär in den Geschäften (vgl. http://beesandballons.blogspot.com/2011/08/bershka-in-deutschland-bloggers.html, Abrufdatum: 06.01.2012, 16:37 Uhr). Die schwedische Modebloggerin Elin Kling designte eine eigene Kollektion für die Modekette H&M (vgl. http://www.glamour.de/mode/mode- news/h-m-elin-kling-fuer-h-m, Abrufdatum 06.01.2012, 16:45 Uhr) und gründete im vergangenen Jahr ihr eigenes Modelabel namens „Nowhere“ (shop-nowhere.com). Eine der jüngsten und außerdem bekanntesten Bloggerinnen Tavi Gevinson begann ihren Blog Stylerookie (thestylerookie.com) im Alter von elf Jahren und ist seither regelmäßiger Gast auf internationalen Fashionshows, gilt als Inspiration für namhafte Designer und modelte für eine Ausgabe der französischen Vogue. (vgl. http://www.npr.org/2011/10/01/140963969/style-rookie-tavi-gevinson-plays-not-my-job, Abrufdatum 06.01.2012, 16:59 Uhr).
In Deutschland ist die sogenannte Modeblogosphäre nach Berichten des Handelsblattes weniger stark entwickelt, ein Grund dafür seien die großen Qualitätsunterschiede zwischen den Bloggern. In anderen Ländern seien Modeblogger zu vergleichen mit Modejournalisten heißt es, in einem Artikel des Handelsblattes, was das anfänglich genannte Zitat untermauert. (vgl. Baumbach 2011, 1) Diese Behauptung stellt den Modejournalismus vor eine ähnliche Konfrontation, entsprechend der Diskussion um den Beruf des Modejournalisten. Trotz langjähriger Tradition der Modeberichterstattung und der Mode, als kulturellem Gut, steht der Modejournalismus häufig in der Kritik. Aufgrund einer hohen Anzahl an Anzeigen und einer engen Bindung zu Anzeigenkunden, wird die Unabhängigkeit der Magazine in Frage gestellt. Durch die vorherrschende Bildlastigkeit werden ebenso die journalistischen Inhalte hinterfragt und kritisiert. (vgl. Dernbach 2010, 182) Die Wissenschaft hat sich bislang kaum mit dem Thema des Modejournalismus beschäftigt, insofern ist unergründet, ob die Kritik berechtigt oder der journalistische Bereich der Mode unterschätzt wird. Matthiesen erklärt „Die Journalistik im deutschsprachigen Raum hat den Modejournalismus bislang nicht behandelt. Reus, der die Mode durchaus für einen kulturjournalistisch relevanten Bereich hält, kann in seiner ausführlichen Bibliographie keine einzige dezidiert journalismustheoretische Untersuchung zum Themenbereich Mode anführen“, (2000, 113).
Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Modeblogs und dem Vergleich etwaiger mit Modejournalisten, stellt sich die Frage, welche Relevanz Modeblogs für den Modejournalismus darstellen. Diese Fragestellung bildet den zentralen Untersuchungsgegenstand dieser empirischen Untersuchung. Es ist unklar wie Modejournalisten mit dem Phänomen Modeblog umgehen und welche Bedeutung sie der Art der Berichterstattung schenken. Weiterhin ist zu klären, inwieweit der Modejournalismus mit dem herkömmlichen Journalismus verwandt ist und ob Unterschiede in den journalistischen Arbeitsweisen existieren. Darüber hinaus soll die journalistische Modeberichterstattung näher durchleuchtet und nach ihrer Methodik untersucht werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Auseinandersetzung darüber, welche Informationsquellen im Modejournalismus genutzt werden und ob das Web2.0 in den Arbeitsprozess integriert ist. Aufgrund der hohen Bedeutung, die den Modeblogs durch die Gesellschaft geschenkt wird, ist fraglich, ob Modejournalisten Modeblogs als Informationsquelle nutzen.
Zunächst soll festgestellt werden, was Journalismus eigentlich ist. Dafür wird eine kurze Einführung in die Wissenschaft der Journalistik gegeben. Anschließend wird aufgezeigt, wie das Berufsbild des Journalisten definiert ist, um daraufhin zu analysieren, in welcher Form der Journalismus mit dem Aufkommen der neuen technischen Möglichkeiten durch das Web2.0 umgeht. Resultierend aus den Forschungsergebnissen soll ein Vergleich zwischen dem herkömmlichen Journalismus und dem Modejournalismus gezogen werden. Anschließend wird die Geschichte des Modejournalismus näher betrachtet und erläutert, um weitere Schlüsse über den Forschungsstand der Modeberichterstattung zu ziehen. Weiterhin werden Weblogs, als Internetplattform des Web2.0 näher definiert und auf ihre Relevanz im Themenbereich der Mode untersucht. Nach abschließender Betrachtung des Forschungsstandes wird eine Erhebung in Form von Experteninterviews angewendet, um stichhaltige Informationen zu der Forschungsfrage nach der Relevanz von Modeblogs und der Arbeitsweise im Modejournalismus zu erhalten und die Hypothesen zu beantworten. In einer Auswertung der erhobenen Materialien soll abschließend die Forschungsfrage beantwortet werden.
2. Theoretischer Teil
Im weiteren Verlauf der wissenschaftlichen Arbeit, beginnt zunächst die Darstellung des Forschungsstandes zu der Thematik des Modejournalismus. Um die Modeberichterstattung näher zu definieren, wird sich zunächst über eine Definition des herkömmlichen Journalismus herangetastet. Die Erläuterung des Forschungsstandes zum Journalismus allgemein, soll mögliche Rückschlüsse auf den Modejournalismus aufzeigen und der weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema dienen. Der vollständige Forschungstand zum Modejournalismus, fungiert als Grundlage, für die Anwendung der empirischen Untersuchung.
2.1 Definition des Journalismus
Über die Definition was Journalismus eigentlich ist, sind sich Wissenschaftler uneinig (vgl. Rühl 2011, 11), denn Journalismus kann wissenschaftlich aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden (vgl. Weßler 2002, 26). Dem Journalismus werden mitunter verschiedene Bedeutungen auferlegt. Es kann ein Oberbegriff für journalistische Organisationen wie Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und andere Medien sein (vgl. Rühl 2011, 15). Mit Journalismus kann weiterhin die Tätigkeit gemeint sein, die der Journalist ausübt, indem er einen journalistischen Beitrag verfasst. Journalismus kann demnach eine Bezeichnung für einen Berufsstand sein (vgl. Weßler 2002, 26 f.). Darüber hinaus kann der Journalismus übergeordnet als diejenige Aktivität beschrieben werden, die der Aufgabe obliegt, Informationen zu sammeln und an eine Zielgruppe zu kommunizieren. (vgl. Rühl 2011, 15) Jegliche Bedeutungsansätze des Journalismus hängen unmittelbar mit Kommunikation, Gesellschaft und der Verbreitung von Nachrichten und Neuigkeiten zusammen.
Journalismus trägt dazu bei, eine Öffentlichkeit herzustellen, indem Informationen einem Massenpublikum über Massenmedien kommuniziert werden (vgl. Meier 2007, 13).
Öffentlichkeit ist ein Gefüge aus mehreren Teilhabern, welche erst aus der Beteiligung aller Teilhaber entsteht. Dabei kann das Gefüge in drei Teilhaber unterteilt werden. Eine Rolle übernehmen gesellschaftliche Akteure, wie zum Beispiel politische Parteien und Unternehmen. Sie liefern Informationen und stehen in einer Abhängigkeit zur Gesellschaft. Die zweite Rolle übernehmen Journalisten, sie übertragen Informationen und stehen in Verbindung mit der dritten Rolle, dem Publikum.
Das Publikum bilden diejenigen, die Medien konsumieren. (vgl. Weßler 2002, 32 f.) Alle drei Rollen stehen zueinander in einer Wechselbeziehung und bilden gemeinsam die Öffentlichkeit. In bestimmten gesellschaftlichen Bereichen ist die Bildung einer Öffentlichkeit unabdingbar. Politik und Wirtschaft bilden hierbei zwei wichtige Beispiele, da sie nur durch die Herstellung von Öffentlichkeit und den Gedankenaustausch mit der Gesellschaft funktionieren können (vgl. Meier 2007, 32). Der Journalismus nimmt somit eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein. In einem demokratischen Staat wie der Bundesrepublik Deutschland fungiert er als Transparenzträger, für die öffentliche Meinungs- und Willensbildung. (vgl. Meier 2007, 82) Die Aufgabe des Journalismus im System der Gesellschaft ist es, die selbige zu beobachten, die Beobachtung zu filtern und das Beobachtete einem Massenpublikum über ein beliebiges Massenmedium zugänglich zu machen. (vgl. Meier 2007, 13) Journalistische Beobachtungen konstruieren somit eine Wirklichkeit für die Öffentlichkeit, in der sich die Gesellschaft auf die von den Medien vermittelten Inhalte verlässt. (vgl. Meier 2007, 14) Deshalb obliegt dem Journalismus eine demokratische und gesellschaftliche Verantwortung, die er durch die wichtigsten Kernaufgaben zu erfüllen hat: Informieren, Kritisieren, Kontrollieren und dabei meinungsbildend und redaktionell unabhängig sein (vgl. Meier 2007, 15).
Verschiedene wissenschaftliche Ansätze versuchen den Journalismus als Wissenschaft, die sogenannte Journalistik zu erklären. Die Journalistik ist heute Teil der Kommunikationswissenschaft und beschäftigt sich wissenschaftlich und analytisch mit dem Arbeitsfeld des Journalismus (vgl. Meier 2007, 17). Die Kommunikationswissenschaft beschreibt den Journalismus als Kommunikationsprozess, in dem eine Nachricht von einem Kommunikator, über ein Medium zu einem Publikum gelangt. (vgl. Mast 2008, 54) Es gibt verschiedene Erklärungs- und Analyseansätze des Kommunikationsprozesses. Eine vielseitige Auseinandersetzung bietet die so genannte Lasswell Formel, die oftmals in Verbindung mit Kommunikationsprozessen angeführt wird. (vgl. Mast 2008, 54) Der Kommunikationsforscher und Politikwissenschaftler Harold Dwight Lasswell konstruierte 1948 die Formel „Who Says What In Which Channel To Whom With What Effect“, um sein Modell der Massenkommunikation zu beschreiben (vgl. Meier 2007, 18). Lasswell gliedert die Kommunikation in der Gesellschaft in fünf Kernaussagen: Wer sagt was, zu wem, über welches Medium, mit welchem Effekt (vgl. Meier 2007, 19). Es ergeben sich demnach fünf Teilhaber, die für einen Kommunikationsprozess erforderlich sind. Zunächst bedarf es jemandem, der anderen etwas mitteilt. Weiterhin gibt es die Nachricht, die von jemandem übermittelt wird. Erforderlich ist dann das Medium, über welches eine Nachricht kommuniziert wird, sozusagen der Überträger. Notwendig ist außerdem ein Publikum, oder beziehungsweise eine Öffentlichkeit, für die die Nachricht bestimmt wird. Resultierend aus der Übertragung der Nachricht entsteht eine Reaktion auf den Prozess (vgl. Mast 2008, 54). Alle Paradigmen in diesem Prozess sind in ihrer Art austauschbar, nur der Prozess selbst hat eine festgelegte Reihenfolge.
Geht man vom Journalismus als Kommunikationsprozess aus, so ergeben sich folgende Gegebenheiten: der Nachrichtenübermittler kann ebenso ein Zeitungsjournalist wie auch ein Radiomoderator sein, er unterscheidet sich grundsätzlich durch das ihm zugeordnete Medium. Einzig seine Aufgabe ist einheitlich, denn ihm obliegt die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, eine Nachricht zu übermitteln. In aller Regel ist der Übermittler der Nachricht der Journalist. Die zu vermittelnde Nachricht ist beliebig und kann aus verschiedenen Themengebieten stammen. Dabei muss eine Nachricht drei Tatbestände erfüllen, sie muss aktuell und neu, faktisch und real, sprich auf Fakten, sowie der Wirklichkeit beruhend und relevant sein (vgl. Meier 2007, 13). Aktualität ist subjektiv und ein dehnbarer Begriff, deshalb ist zu verallgemeinern, dass eine Nachricht aktuell ist, wenn sie für die Gesellschaft oder eine bestimmte Zielgruppe in dem veröffentlichten Moment relevant ist (vgl. Meier 2007, 30). Weitere Kriterien für eine Nachricht können unter anderem die Bedeutsamkeit, die Eindeutigkeit, die Überraschung oder die Konsonanz und die Erwartung des Publikums sein (vgl. Mast 2008, 59). Das übermittelnde Medium ist variabel und im Falle des Journalismus handelt es sich um Massenmedien, die eine Nachricht an eine breite Öffentlichkeit publizieren. Die allgemeine Öffentlichkeit bildet den Empfänger der Nachricht.
Verschiedene Themengebiete erreichen verschiedene Zielgruppen. Die Selektion vollzieht sich meist von selbst durch Art und Sprache des Mediums. Grundsätzlich ist jedoch davon auszugehen, dass eine Nachricht sich über ein Massenmedium an ein Massenpublikum, an die gesamte Gesellschaft richtet und für jedermann zugänglich ist. (vgl. Mast 2008, 54) Die Reaktion der Öffentlichkeit auf eine Nachricht kann unterschiedlich sein. In erster Linie jedoch dient die Verbreitung von Nachrichten zur Meinungsbildung der Gesellschaft. In welche Richtung und zu welchen weiterführenden Aktivitäten die Meinungsbildung führt, ist unterschiedlich und nicht vorhersehbar.
Sucht man nach einem geschichtlichen Beginn des Journalismus im Sinne eines Kommunikationsprozesses, so findet man den Ursprung im 16. Jahrhundert. Sänger, Dichter und Boten übermittelten im Mittelalter Wissen und Neuigkeiten mündlich an ein Publikum und dienten somit als Kommunikator. Im weitesten Sinne kann man dies als die ersten auftretenden Medien des Journalismus bezeichnen. (vgl. Meier 2007, 73) Der übermittelnde Akteur, also der Kommunikator im Kommunikationsprozess des Journalismus, ist in der Gegenwart der Journalist. Das Berufsbild des Journalisten findet seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. So genannte Schreiber fungierten seinerzeit bei den ersten Tageszeitungen als Redakteure (vgl. Rühl 2011, 15). Der Begriff des Schreibers ist abzuleiten vom sogenannten Zeitungsschreiber des 17. Jahrhunderts. Der Straßburger Johann Carolus schrieb Briefe von europäischen Korrespondenten handschriftlich ab und verkaufte sie. Aus seinem mühseligen Beruf des Abschreibens entstand seine Idee, eine Druckerei zu kaufen und die Briefe zu drucken. Meier (2007, 73) gibt dies als Geburtsstunde der Zeitung an. Der Beruf des Zeitungsschreibers entwickelte sich fortan weiter, zu Beginn der Zeitungshistorie druckten Zeitungsschreiber Korrespondenten Briefe lediglich eins zu eins ab. Eine journalistische und redaktionelle Tätigkeit hat sich im 19. Jahrhundert entwickelt, als sich Zeitschriften und Zeitungen in Deutschland verbreiteten (vgl. Meier 2007, 75).
Heute hat ein Journalist die Aufgabe, „Sachverhalte oder Vorgänge öffentlich zu machen, deren Kenntnis von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung ist. Durch ein umfassendes Informationsangebot in allen publizistischen Medien schaffen Journalistinnen und Journalisten die Grundlage dafür, dass jede/r die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte erkennen und am Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung teilnehmen kann.“, heißt es im Berufsbild des Deutschen Journalisten Verbands (2009, 2).
Dieses Berufsbild vereinigt stärker denn je die Verantwortung und die Mission, die einem Journalisten obliegt. Die genaue Tätigkeit des Journalisten beschreibt man heute am besten mit den Arbeitsschritten, die ein Journalist in seiner Arbeit verbindet (vgl. von La Roche 1999, 15). Ein Journalist recherchiert und dokumentiert Fakten, Nachrichten und Neuigkeiten. Er selektiert, welche Nachrichten relevant sind und formuliert sie. Er bearbeitet Nachrichten und präsentiert sie in einer passenden Art und Weise des entsprechenden Mediums, in dem er tätig ist. (vgl. von La Roche 1999, 15 ff.) Journalisten kommunizieren mit einem Publikum, reagieren auf ihre Befindlichkeiten, Wahrnehmungen, auf ihre Rückmeldungen und befinden sich daher kontinuierlich in einer Wechselbeziehung mit der Gesellschaft (vgl. Rühl 2011, 13).
„Journalistinnen und Journalisten vermitteln auf Grund eigener Recherchen und/oder durch sorgfältige Bearbeitung fremder Quellen, Informationen und Meinungen über aktuelle oder für die Öffentlichkeit bedeutsame Ereignisse, Entwicklungen und Hintergründe.“ ( vgl. Deutscher Journalisten Verband 2009, 5).
Ohne die Öffentlichkeit und ein Publikum existiert kein Journalismus, ein Journalist kann nur da informieren, wo auch ein Publikum ist (vgl. Meier 2007, 65). Diese Wechselbeziehung beinhaltet die Verantwortung des Journalisten, die er gegenüber seinem Publikum für seine Inhalte übernimmt.
Journalisten haben sich deshalb nach elementaren Verhaltensgrundsätzen wie Sorgfalt, Faktizität, der Achtung der Menschenwürde und der Einhaltung des Pressekodex, zu richten. (vgl. Deutscher Journalisten Verband 2009, 2) Der Pressekodex vereinigt ethische Grundsätze, nach denen sich jeder Journalist zu richten hat, unabhängig davon, für welches Medium er tätig ist. (vgl. von La Roche 1999, 168) Die Arbeitsschritte und Arbeitsweisen eines Journalisten unterscheiden sich je nachdem, welchem Medium er zugeordnet ist. Medien fungieren im Kommunikationsprozess als Überträger, oder Sender einer Nachricht. Der Begriff „Medien“ ist ein Oberbegriff für Nachrichtenüberträger jeglicher Art, ganz egal ob in gedruckter, digitaler oder audiovisueller Form. Durch Innovationen, technische Entwicklungen und gesellschaftliche Wandel definieren sich die Medien immer wieder neu, es gibt verschiedene Unterteilungen, Definitionen und es kommen stetig neue Arten von Mediengattungen dazu (vgl. Meier 2007, 121). Massenmedien erklären sich darüber, dass sie an ein breit gefächertes Publikum, die Masse, gerichtet sind (vgl. Mast 2008, 56). Sie lassen sich in fünf Medienbereiche unterteilen, Presse, Rundfunk, Multimedia, Nachrichtenagenturen und Informationsdienste und Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit (vgl. von La Roche 1999, 26 ff.). Zur Presse gehören Druckmedien wie die Zeitung, Zeitschriften, Magazine, Anzeigenblätter und andere Verlagsprodukte. Die einzelnen Angebote lassen sich weiterhin unterteilen, beispielsweise in Tageszeitungen, Lokalredaktionen, Boulevard, Fachzeitschriften und diverse Interessenmagazine. Der Bereich Presse bildet in Deutschland das größte Arbeitsfeld der Journalisten (vgl. von La Roche 1999, 26). Das Verfassen von Nachrichten, Berichten, Interviews und anderen journalistischen Darstellungsformen gehört im Bereich Presse genauso zur Arbeit des Journalisten, wie die vorherige unabdingbare Recherche. Der Rundfunk kann unterteilt werden in Hörfunk, dem Radio und in den Rundfunk, dem Fernsehen. In Deutschland wird der Rundfunk, sowohl Fernsehen als auch Radio in öffentlich-rechtliche und private Sender unterteilt. Journalisten arbeiten hier als Redakteure für Nachrichtensendungen, Informationsmagazine und weitere Formate (vgl. von La Roche 1999, 28 ff.). Multimedia ist ein Oberbegriff für Onlinemedien, hierbei kann es sich um Webseiten, Onlinemagazine, Blogs und andere Social Media handeln. Die so genannten digitalen Medien erfahren derzeit das höchste Wachstum in der Nutzung (vgl. Meier 2007, 153). Nachrichten- und Informationsagenturen bilden die Grundlage für den Journalismus. Hier gehen Meldungen, Nachrichten und weltweite Neuigkeiten unmittelbar nach dem Geschehen ein und werden für den Weiterverkauf an Kunden entsprechend aufbereitet. Weltweit gibt es drei relevante Agenturen, wobei es Zusammenschlüsse aus Verlegern, Aktengesellschaften und staatliche Agenturen gibt (vgl. Meier 2007, 142). Presse- und Öffentlichkeitsarbeit finden nahezu in jedem Unternehmen statt. Entsprechende Journalisten informieren hierbei sowohl Mitarbeiter und Kollegen über Informationen innerhalb des Unternehmens, als auch Kunden und Geschäftspartner außerhalb des Unternehmens. Unternehmen beschäftigen häufig eigene Mitarbeiter für diese journalistische Tätigkeit. Darüber hinaus gibt es auch so genannte PR, Public Relations Agenturen, die im Auftrag für Unternehmen Informationen zu Pressemitteilungen verarbeiten und an unterschiedliche Zielgruppen verbreiten. Meist arbeiten PR Agenturen eng mit Journalisten der Presse zusammen und bereiten deren Informationen auf, die ihrerseits wieder für andere Medien weiter verwendet werden (vgl. von La Roche 1999, 35 ff.). Alle Arten von Medien fungieren als Bindeglied zwischen dem Journalist und dem Publikum. Sie sind der Überträger von Nachrichten und somit ein Teil des Journalismus.
2. 2 Journalismus im Wandel
Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Definitionen des Journalismus verdeutlichen, dass sich der Journalismus in einem stetigen Wandel befindet. Gesellschaftliche Trends und technische Entwicklungen sind nur einige der Faktoren, die zur Weiterentwicklung beitragen. Aufgrund der erläuterten Wechselbeziehung zwischenMedien, Journalismus und Publikum, ist der Journalismus in einer ständig, sich anpassenden Position. (vgl. Meier 2007, 245) Die Medien reagieren auf gesellschaftliche Bedürfnisse. Technische Neuerungen setzen neue journalistische Anforderungen voraus. Journalistische Angebote orientieren sich nach neuen Medien und die konsumierende Gesellschaft bestimmt mit Ihrer Nachfrage das Angebot. (vgl. Mast 2008, 11) Das Internet erlebte im vergangenen Jahrzehnt eine rasante Entwicklung und verändert somit stetig die Funktion, die Aufgabe und die Arbeitsweise des Journalismus (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 10). Von einem Spartenprodukt Anfang der 90er Jahre mauserte es sich binnen kürzester Zeit zu einem der bedeutsamsten Medien in der heutigen Zeit. (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 21) Die aktuelle Marktforschungsstudie „Digital Day“ erhoben von der Tomorrow Focus Media AG ergab, dass 96,2 % der 2.021 befragten Personen täglich das Internet nutzte, 53,7 % hingegen täglich Tageszeitungen. (vgl. Tomorrow Focus Media AG 2011, siehe Anhang Nr. 18, S. 198) Das Internet wird demnach gegenwärtig wesentlich häufiger genutzt als klassische Tageszeitungen. Zum Vergleich erschien die erste weltweite Tageszeitung erschien im Jahr 1650 und entwickelte sich Jahrhunderte bis zur Entstehung der Massenpresse im 19. Jahrhundert. (vgl. Meier 2007, 70) Die Tageszeitung ist heute 361 Jahre alt und die Akzeptanz entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg.
Die erste journalistische deutschsprachige Internetseite gibt es seit 1994 (vgl. Meier 2007, 72). Mit Spiegel Online, dem ersten weltweit journalistischem Online Magazin, ist auch der Online Journalismus geboren. (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 21) Binnen 17 Jahren entwickelten sich die journalistischen Online-Angebote zu den am häufigsten genutzten der heutigen Massenmedien. Diese Entwicklung stellt den Journalismus vor neue Herausforderungen. Das Publikum kann sich einfacher, schneller und kostenlos an publizistischen Inhalten bedienen (vgl. Meier 2007, 123). Die Verbreitung einer Nachricht über das Internet vollzieht sich schnell und weltweit. Die Veröffentlichung von Inhalten kann online binnen weniger Sekunden geschehen und überholt die herkömmliche Nachrichten- und Medienproduktion. Dieses Novum bietet jedoch auch neue Perspektiven für die Medienproduktion und journalistische Arbeit. Die Fülle und die leichte Erreichbarkeit von Informationen können insbesondere den journalistischen Arbeitsweisen von Nutzen sein. (vgl. Meier 2007, 164 ff.) Das Internet hat sich deshalb nicht nur zu einem neuen etablierten Massenmedium, sondern auch zu einer neuen Plattform und Informationsquelle für Journalisten etabliert.
Die Digitalisierung ändert die journalistische Arbeitsweise, als auch die Produktion (vgl. Meier 2007, 251). Diese Entwicklung bürgt nicht nur Vereinfachungen, sie bringt auch Risiken mit sich. Aus vielerlei Gründen sind sich Journalisten über die Bedeutung des Internets für den Journalismus uneinig. Dabei ist zu entnehmen, dass das Internet viele Chancen für den Journalismus bereithält, sofern verantwortungsvoll und gekonnt damit umgegangen wird. (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 25 f.) Die Digitalisierung und das Web2.0, das sogenannte Mitmachnetz, lassen die Grenzen zwischen journalistischen und nicht-journalistischen Inhalten verschwimmen (vgl. Meier 2007, 252). Die zentrale Eigenschaft des Web2.0 ist „die Nutzung kollektiver Intelligenz“ (vgl. O'Reilly 2005, 1). Das heißt, die neue Form des Internets bietet die Plattform für einen Fundus gesammelter Inhalte aller Internetnutzer.
Hyperlinks können weiterverlinkt werden, Produkte können bewertet werden, Artikel können kommentiert und anderen Internetnutzern empfohlen werden. Das Prinzip des Mitmachens steht im Vordergrund aller Aktivitäten und ermöglicht jedem Internetnutzer die Teilnahme an der Öffentlichkeit im Netz. (vgl. O'Reilly 2005, 1)
Das Problem, dass sich daraus für den Journalismus ergibt, ist die Masse an kostenlosen Inhalten, die für jeden Nutzer zugänglich und auch von jedem Nutzer produziert werden können. (vgl. Meier 2007, 123) Der passive Leser wird dadurch zu einem aktiven Nutzer (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 25). Diese Entwicklung stellt die Profession Journalismus vor eine neue Herausforderung. Aus aktiven Nutzern können aktive Produzenten werden, journalistische Arbeit kann jeder ausüben und durch das Internet auch jederzeit publizieren. Auf Weblogs, digitalen Tagebüchern, können Privatpersonen beispielsweise Informationen publizieren und verbreiten. Rühl (2011, 17) sieht dabei als weiteres Problem, dass Blogger von einigen Experten wie „Co-Journalisten“ (Rühl 2011, 17) gesehen werden, ganz gleich welche Art der Publizistik sie betreiben und welchen Zweck sie damit verfolgen (vgl. Rühl 2011, 17). In der Vielzahl der Blogs existieren nichtjournalistische, als auch journalistische Inhalte (vgl. Mast 2008, 617), wer sich als Journalist bezeichnen kann, und wer nicht zeichnet sich nun mehr über die professionelle journalistische Arbeitsweise aus. (vgl. Weichert, Kramp, Streit 2010, 27) Diese Art der Informationsplattform ergänzt somit den herkömmlichen Journalismus (vgl. Mast 2008, 617) und stellt Journalisten weiterhin vor eine neue Aufgabe. Die Faktizität kann in nichtjournalistischen Inhalten, nicht garantiert werden. Wichtiger denn je wird hierdurch die Selektion bei der Recherche, damit die Qualität, Faktizität und Realität der journalistischen Inhalte gewahrt bleibt. Die Art und Weise der Recherche gewinnt somit andauernd an Bedeutung für den Journalismus. Im Folgenden werden die Informationsquellen des Journalismus, die Recherchemethoden, sowie die Einbindung des Internets in die journalistische Arbeitsweise im heutigen Internet-Zeitalter näher betrachtet.
2.3 Informationsbeschaffung im Zeitalter des Web2.0
Das Wort Recherche kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie nachforschen, untersuchen und erforschen (vgl. von La Roche 1999, 16). In den Anfängen des Journalismus, zur Entstehung der ersten Zeitung, hatte die Arbeit der Journalisten wenig mit der Recherche zu tun, wie bereits im vorangegangenen Kapitel erläutert wurde. In der weiteren Entwicklung wurden Nachrichten weiterhin ohne Recherche verbreitet und kommuniziert. Das komplizierte Geflecht aus Medien, Staat und Politik erlaubte keinen Spielraum Nachrichten zu hinterfragen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Deutschland mit dem Novum des Generalanzeigers, eine Massenpublikation, eine Art Recherche. Haller (2008, 21) sieht die enthüllenden Polizeigeschichten im Berliner Tagblatt von 1872 als beispielhafter Anfang der journalistischen Recherche in Deutschland. (vgl. Haller 2008, 20 f.) Aufgrund fehlender technischer Hilfsmittel beliefen sich damalige Recherchen hauptsächlich auf Beobachtungen und Befragungen von Reportern oder anderen teilhabenden Personen. Aufdeckende Reportagen über Missstände in der Gesellschaft fanden Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmenden Anklang und recherchierende Reporter gerieten durch Enthüllungsgeschichten mitunter in die Kritik der Politik. (vgl. Haller 2008, 23 f.) Nach der Verfremdung der Nachrichtenberichterstattung durch Propaganda zu Zeiten des ersten und zweiten Weltkrieges, fand die Berichterstattung zwar wieder zurück zu ihrem Ursprung, jedoch wurde der Recherche auch zukünftig kein hoher Stellenwert zugesprochen. Erst dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ist es laut Haller (2008, 31) zu verdanken, dass Nachrichten und Quellen im Nachkriegsdeutschland hinterfragt und skeptisch beleuchtet wurden. (vgl. Haller 2008, 32 f.) Mit seinen Enthüllungen und stets kritischen Auseinandersetzungen zu gesellschaftspolitischen Themen blieb der Spiegel lange Zeit das einzige kritische Nachrichtenmagazin in Deutschland und das „Sinnbild des kritischen Journalismus“ (Haller 2008, 32). Durch konservative Gegenbewegungen in den 70er und 80er Jahren geriet der kritische Journalismus mehr in Kritik (vgl. Haller 2008, 32 f.). In den 90er Jahren änderten sich die Interessen des Publikums, denn insbesondere die Privatangelegenheiten von Personen öffentlichen Interesses standen im Fokus der Recherche (vgl. Haller 2008, 33). Parallel dazu bauten Organisationen, Parteien und Unternehmen eigene Informationsstellen auf.
Mitarbeiter wurden angestellt, um Informationen im eigenen Interesse für andere Gatekeeper bereit zu stellen, damit war die Öffentlichkeitsarbeit geboren (vgl. Haller 2008, 33). Seither herrscht eine Informationsflut, die das Recherchieren und die Informationsbeschaffung heute zu den wichtigsten Tätigkeiten eines jeden Journalisten machen (vgl. von La Roche 1999, 15). Bei einer Vielzahl von Informationen befindet sich darunter auch eine Vielzahl an falschen oder nicht ausreichend recherchierten Informationen. Oftmals entscheidet die Recherche über die Qualität eines journalistischen Beitrags (vgl. Mast 2008, 223). Erst nach einer anfänglichen Recherche zu einer bestimmten Themenauswahl kann entschieden werden, ob das Thema relevant und produktionswürdig ist oder nicht (vgl. Hoffjann 2007, 49).
Der erste Schritt der Recherche wählt aus einer Vielzahl an möglichen Themen die zu bearbeitenden heraus. Die Herausforderung des Journalisten liegt darin, noch nicht aufgedeckte, unaufgeklärte und bisher noch nicht behandelte Themen zu generieren (vgl. Hoffjann 2007, 50). Grundsätzlich findet die Recherche zu drei unterschiedlichen Thementypen statt. Ereignisse und Handlungen, die in der Vergangenheit liegen und rekonstruiert werden, beziehen sich auf die sogenannte ereignisbezogene Recherche. Ein offenes Thema, dass sich mit einem Themenaspekt zu einem Trend und einer gesellschaftlichen Entwicklung befasst, ist die Themenrecherche. Einem noch geheimen Vorgang, der durch Insider Informationen aufgedeckt wird, geht die Enthüllungsrecherche voraus (vgl. Haller 2008, 38 f).
Durch die bereits erläuterte Wechselbeziehung von Journalisten, PR Agenturen und Öffentlichkeitsarbeit haben Journalisten Zugriff auf eine Anzahl von vorbereiteten Themen.
Diese Themen stehen meist im Interesse einzelner Unternehmer, Parteien, Verbänden und Organisationen, die Objektivität ist bei solchen Themen daher nicht immer gewährleistet.
Dem Journalisten obliegt die Aufgabe, diese vorbereiteten Themen zu filtern und zu überprüfen (vgl. Hoffjann 2007, 50). Jede kommunizierte Nachricht soll faktisch belegt, aktuell und neu sein (vgl. Mast 2008, 226). In der Recherchephase gilt es, diese Attribute zu prüfen. Eine Nachricht muss auf ihre Hintergründe, Fakten und Zusammenhänge untersucht werden (vgl. Mast 2008, 224). Die heutige Fülle an Informationen und die leichte Zugänglichkeit erschweren diesen Prozess. Zwar ist es leichter, insbesondere durch das Internet an Informationen und Hintergründe zu kommen, die Informationen sind jedoch mehr denn je auf Faktizität zu prüfen (vgl. Mast 2008, 223). Bei der Recherche gilt es stets gewissenhaft, kritisch, verantwortungsvoll und sorgfältig vorzugehen. Ein Fehler in der Recherche und eine folglich falsche Berichterstattung kann journalistische, sowie persönliche Konsequenzen mit sich ziehen (vgl. Mast 2008, 225). Der Journalist verantwortet und bürgt für die von ihm veröffentlichten Inhalte.
Bei der Recherche bewegt sich der Journalist stets in einer verantwortungsvollen und suspekten Position.
Nicht alle Informationsgeber und Gesprächspartner des Rechercheurs sind ihm gegenüber vorbehaltlos.
Irreführungen, Falschaussagen, das Verschweigen von wichtigem Wissen und Täuschungen sind nur einige Hürden, die es zu erkennen und mit denen es umzugehen gilt. Oftmals sollen oder dürfen Informationen nicht veröffentlicht werden, da die Verbreitung nicht im Interesse der betroffenen Personen oder Organisationen liegt. Der Journalist hat dann im öffentlichen Interesse zu handeln und zu prüfen, inwieweit die Veröffentlichung gestattet, relevant und zu verantworten ist. Der Pressekodex sowie der Rahmen der Legalität darf dabei nicht verlassen werden. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 11 ff.)
Jede recherchierte Information sollte vor der Verwendung nach bestimmten Grundregeln geprüft werden.
Diese Grundregeln sind auch ein Muster der Rechercheverfahren (vgl. Haller 2008, 54). Zunächst gilt es eine Information auf ihre Relevanz hin zu untersuchen.
Es muss sichergestellt werden, dass die Information für die weiteren Zusammenhänge wichtig ist.
Weiterhin ist bedeutend, ob die Information zutreffend und gültig ist. Darüber hinaus soll eine Information umfassend und detailgenau sein, um Unklarheiten vorzubeugen. Jede Quelle muss auf ihre Verwertbarkeit geprüft werden. Dem Publikum muss kenntlich gemacht werden, ob es sich um eine Vermutung, eine Aussage, eine empirische Erkenntnis oder belegbare Fakten handelt. Informationen sollen selbst erklärend sein und Antworten auf die so genannten W-Fragen liefern, Wer, Wo, Warum, Weshalb und Wieso. (vgl. Haller 2008, 55 ff.) Diese Grundregeln zählen zu den methodischen Rechercheverfahren und gehen jeder verwendeten Information voraus (vgl. Haller 2008, 55). Genauso entscheidend wie das Rechercheverfahren sind die Informationsquellen.
Ausschlaggebend ist nicht das Fachwissen eines Journalisten, sondern das Wissen um die Beschaffungsmöglichkeiten und der Zugang zu Informationen und Wissen (vgl. Haller 2008, 154). Das so genannte „Zugangswissen“ (Haller 2008, 154) ist der erste Schritt der Informationsbeschaffung, denn unerlässlich ist es, die richtigen Informationsquellen zu finden (vgl. Mast 2008, 227). Die meisten Quellen stammen von Informationsgebern, die im eigenen Interesse handeln. Deshalb muss jede Quelle, sei sie noch so glaubwürdig, auf Neutralität und Unbefangenheit geprüft werden (vgl. Mast 2008, 227).
In der heutigen Zeit spielen Nachrichtenagenturen eine wichtige Rolle für Medienunternehmen. Hier werden Nachrichten vorrecherchiert, formuliert und anschließend zur Weiterverarbeitung an Medienunternehmen verkauft. Diese Art der Informationsquelle kann nicht immer einen hohen Qualitätsanspruch garantieren, deshalb gilt es die Informationen vor der Weiterverarbeitung zu prüfen oder eigene Themen und Nachrichten für die Veröffentlichung zu suchen und aufzubereiten. (vgl. Mast 2008, 228).
Um weitergehende Informationen einzuholen, können Pressestellen und Presseagenturen dienen. Sie werden von Journalisten häufig genutzt, obwohl die Informationen selten neutral, sondern eher interessengesteuert durch verschiedene Auftraggeber sind (vgl Mast 2008, 227). Behörden, Ministerien, staatliche Institutionen und Unternehmen haben meist ihre eigenen Pressestellen oder einen Pressesprecher, der zur Beschaffung von Informationen weiter helfen soll (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 15ff.). Immer mehr Unternehmen lagern ihre Pressestellen aus und lassen sich von PR Agenturen betreuen. Diese Entwicklung erschwert die Beschaffung von detaillierten Informationen, da PR Agenturen vornehmlich auf die Abfertigung von oberflächlichen Grundinformationen ausgelegt sind.
Entsprechende Agenturen veranstalten zwecks Kontaktpflege zu Journalisten oftmals verschiedene PR Veranstaltungen, die darüber hinaus auch der Information von unterschiedlichen Kunden dienen. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 24) Die Studie „Journalisten im Internet 2009“, die im Jahr 2009 in der Schweiz von der Bernet PR AG und dem Institut für angewandte Medienwissenschaft erhoben wurde, ergab bei der Befragung von 596 Journalisten, dass für 84,1 % der Befragten, Agenturen allgemein eine der wichtigsten Informationsquellen darstellen (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr.17, S. 167).
Ein anderer klassischer Weg der Informations- oder Wissensbeschaffung ist die Literaturrecherche (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 2). Mit dieser Art von Recherche können Fachwissen, Allgemeinwissen, Strukturdaten und Definitionen eingeholt werden. Die Grundlage dafür bilden neben Bibliotheken, Lexika und anderen Nachschlagewerken auch Verzeichnisse wie das Telefonbuch oder Behördenverzeichnisse. (vgl. Haller 2008, 157). Gesetzessammlungen und Universallexika gehören zur „bibliografischen Ausstattung“ eines jeden Journalisten (Haller 2008, 159). Fachwissen wie Statistiken oder Jahresberichte können meist in öffentlichen Einrichtungen oder direkt bei den betroffenen Unternehmen, Verbänden oder Organisationen angefordert werden. Jedes Medienhaus pflegt ein Pressearchiv, in dem Personen- und Themenregister genauestens dokumentiert und archiviert sind. (vgl. Haller 2008, 161 ff.). Die angeführten Recherche Hilfsmittel dienen meist einer Basisrecherche. Bevor der Rechercheur an Unternehmen oder Personen herantritt, um weitere Informationen einzuholen oder Gespräche zu führen, sollte er sich zum entsprechenden Thema ein gewisses Grundwissen aneignen. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 80) Im Jahr 2009 stellten Bücher für 38,4 % der befragten Journalisten, eine wichtige Informationsquelle zur Recherche dar. Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Bedeutung abgenommen (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167).
Ist für ein Thema Experten- oder Insiderwissen von Nöten, hat der Rechercheur die Möglichkeit, Befragungen von verschiedenen Interessengruppen anzustellen. Handelt es sich zum Beispiel um ein wirtschaftliches Thema, kann es von Vorteil sein, eine ganze Branche zu befragen, um sich einen Eindruck über die gesamte Ausgangsposition zu verschaffen (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 22).
Gesellschaftliche Befindlichkeiten und Trends können beispielsweise mit Umfragen zu einem bestimmten Thema erfasst werden (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 220). Befasst sich der Rechercheur mit einem strafrechtlichen Thema, kann es ihm weiterhelfen, sich an laufende Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei zu halten (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 31). Ist es notwendig zu einem gesellschaftlichen Thema verschiedene Standpunkte zu beleuchten, kann es hilfreich sein, Verbände, Bürgerinitiativen, so genannte Non Governmental Organisations wie Gewerkschaften oder Umweltorganisationen und andere Interessengruppen zu befragen. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 25 ff.) Weitere Experten findet ein Journalist außerdem an Instituten und Universitäten.
Aussagekräftige Informationen können hier mit der richtigen Ansprache eingeholt werden.
Wissenschaftliche Mitarbeiter verfügen nicht nur über ein großes, umfangreiches Wissen, sie sind auch im Vergleich zu herkömmlichen Pressestellen oder Vertretern, weniger aber von ihren Arbeitgebern beeinflusst oder beschränkt. Sie geben Wissen abhängig von persönlichen Bedürfnissen frei. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 33) Ähnlich verhält es sich bei Politikern oder anderen Personen des öffentlichen Interesses. Bekommt der Rechercheur die Möglichkeit zu einem Interview oder zu einer persönlichen Befragung, hat er die Chance mit gezielten Fragen relevante Informationen einzuholen und durch das Verhalten des Interviewten zwischen den Zeilen zu lesen (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 217f.). Das persönliche Gespräch spielte im Jahr 2009 für 93,9 % der befragten Journalisten nach wie vor eine sehr gewichtige Rolle (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167).
Die klassischen Recherchemaßnahmen werden seit einigen Jahren durch die Online- Recherche erweitert.
Seit Mitte der 90er Jahre bietet das Internet eine neue Form der globalen Kommunikation und des Datenaustauschs. (vgl. Haller 2008, 182). Durch Email, Chat und Internettelefonie können Menschen binnen weniger Sekunden weltweit kontaktiert werden. Diese neue Art der Recherche bildet ein ganz eigenes Arbeitsfeld, dass anderen Regeln und Handhabungen untergeben ist. Ganz anders verhält es sich mit der herkömmlichen Recherche. (vgl. Blittkowsky 2002, 7ff.) Das Internet bietet für die Recherche vielerlei neue Perspektiven, obgleich die entstandene Informationsflut auch Nachteile mit sich bringt.
(vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 54) Die herkömmliche Recherche wird zunächst durch das Internet vereinfacht, da Informationen leichter und schneller zugänglich sind. Datenbanken und Archive können heutzutage bei vielen Institutionen online abgerufen werden. Bibliothekskataloge sind online durchsuchbar. Statistiken, Jahresberichte und andere unternehmensinterne Informationen stehen oftmals zum Download auf den Webseiten der Unternehmen bereit. Einige Institutionen bieten CD-ROMS mit digitalisierten Daten und Archiven zum Abruf an. In vielerlei Hinsicht spart das Internet Zeit und überwindet ohne Probleme Landesgrenzen. (vgl. Blittkowsky 2002, 11) Auf der anderen Seite müssen die zur Verfügung stehenden Daten nochmals geprüft werden, da Betrug, Manipulierung und Fehlinformationen im Internet verbreitet und nicht umgänglich sind (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 54). Weiterhin steht die Online-Recherche in der Kritik einiger Verfechter. Klassische Rechercheure fürchten um den Untergang des investigativen Journalismus, da Daten bei der Online Recherche viel mehr abgerufen, als durch Expertengespräche generiert werden. (vgl. Blittkowsky 2002, 11) Die recherchierten Informationen existieren bei der Online-Recherche meist schon, da sie irgendjemand bereits bearbeitet und ins Netz gestellt hat, dadurch geht der aufdeckende Charakter der Recherche verloren. (vgl. Blittkowsky 2002, 12) Die Rechercheergebnisse der Online-Recherche können schwer hinterfragt werden und die Intention des Publizisten, der die Informationen online gestellt hat, kann nicht hinterleuchtet werden. (Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 56) Eine Information ist schwer nach einem qualifizierten Beitrag und reiner PR zu unterscheiden, da Unternehmen die Funktion des Internets dafür nutzen gezielt gewollte Informationen zu verbreiten (vgl. Blittkowsky 2002, 19).
Trotzdem bringt die neue Rechercheart auch allerlei Vorteile mit sich. Öffnungszeiten und Arbeitszeiten müssen weltweit nicht berücksichtigt werden. Wenn der Bedarf besteht, kann der Rechercheur rund um die Uhr von überall recherchieren, Gesetz des Falles, dass eine Verbindung zum Internet besteht. Die Online-Recherche ist zeit- und ortsungebunden. Ansprechpartner, Verfasser und Quellen sind meist namentlich und mit weiteren Daten angegeben, weiterführende Informationen und Ansprechpartner sind leichter zu erforschen, unabhängig davon, wo er sich auf der Welt befindet. Eine E-Mail erleichtert weiterhin die Kontaktaufnahme und kann gezielt an einzelne Personen gerichtet werden, die telefonisch schwer zu erreichen sind, da das Telefonat beispielsweise bei der Sekretärin eines Ansprechpartners eingehen kann und nicht zwingend weiter geleitet wird. (vgl. Brendel, Brendel, Schertz, Schreiber 2004, 55) Diese Vorteile erleichtern den journalistischen Arbeitsalltag und führen dazu, dass sich die Online-Recherche inzwischen zu einer gängigen Rechercheart von Journalisten etabliert hat (vgl. Mast 2008, 231). Die Basisrecherche kann sie dennoch nicht ersetzen (vgl. Blittkowsky 2002, 7). Die Studie „Journalisten im Internet 2009“ der Bernet PR Agentur für Kommunikation und der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat ergeben, dass 98% der befragten Journalisten täglich das Internet im Arbeitsalltag einsetzt. Für 98,2% der Journalisten stellt dabei die Email eines der wichtigsten Werkzeuge dar. In Bezug auf die Recherche, verkörpert das Internet für 95,4 % der Journalisten eine der wichtigsten Informationsquellen und verdrängt damit die klassische Literaturrecherche, die wie bereits erwähnt eine rückläufige Nutzung aufweist. (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167) Die beliebte Email wird nicht nur als Kommunikationsmittel zwischen Sender und Empfänger genutzt, sie dient zum Beispiel auch zur Übermittlung von Dateien. (vgl. Blittkowsky 2002, 272) Weiterhin ist die E-Mail ein viel genutztes Mittel des Newsletters. Unternehmen, PR-Agenturen und andere Institutionen bieten Ihre Informationen als Newsletter zum Abonnement an, so dass ein Journalist stets über Neuigkeiten einer bestimmten Organisation informiert ist, ohne sie selbst einholen zu müssen. (vgl. Blittkowsky 2002, 261) Eine weitere Möglichkeit der E-Mail ist die Kontaktaufnahme zu einem Gesprächspartner weltweit. So können beispielsweise Interviews orts- und zeitunabhängig stattfinden (vgl. Blittkowsky 2002, 278). Nach einem ähnlichen Prinzip, jedoch in Echtzeit, findet der Live-Chat statt. Binnen weniger Sekunden können Gesprächspartner in einem Chat kommunizieren und sich in Echtzeit austauschen. Einige Unternehmen, Parteien und andere Organisationen bieten Live-Chats beispielsweise mit Politikern oder anderen Experten an. Somit haben Kunden, Partner und Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen und direkt mit einem Ansprechpartner zu kommunizieren. (vgl. Blittkowsky 2002, 280) Insgesamt ergab die Studie zu „Journalisten im Internet 2009“, dass 42,5% der befragten Journalisten soziale Netzwerke als ein Kommunikationsmittel in ihrem journalistischen Alltag nutzen.
12% konsumieren darüber hinaus Weblogs. (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167) Weiterhin bietet die Online-Recherche verschiedene Möglichkeiten zur Informationssuche. Verschiedene Internetanbieter bieten Suchmaschinen, mit denen durch gezielte Stichworteingabe das gesamte Netz nach Informationen zu einem Thema durchsucht werden kann. Ein Ranking sortiert die Suchergebnisse nach verschiedenen Kriterien. Weiterhin kann der Rechercheur seine Ergebnisse nach verschiedenen Gesichtspunkten wie Aktualität, Relevanz, Herkunftsland und anderen sortieren lassen. Welche Suchmaschine die beste ist, bleibt umstritten. Die Suchparameter können heutzutage beeinflusst werden und bei einigen Anbietern werden Werbekunden bevorzugt, so dass die Anzeigereihenfolge keine Aussage über die Qualität der Information liefert (vgl. Mast 2008, 231). Trotzdem gaben 98,3% der Befragten der Studie „Journalisten im Internet 2009“ an, Suchmaschinen für ihre Informationsbeschaffung zu nutzen (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167).
Die Recherche auf Webseiten umfasst jedoch noch ein anderes Problem. Eine Webseite zu erstellen ist heutzutage für jeden, der über die technischen Mittel und Fertigkeiten verfügt, möglich. Daher ist es wichtig zu prüfen, wer der Urheber einer Webseite und somit einer bestimmten Information ist und wie glaubwürdig sie ist. (vgl. Haller 2008, 196) 90,7 % der Journalisten geben an, dass sie Informationen aus dem Internet nach recherchieren. Sie empfinden insbesondere Informationen aus sozialen Netzwerken, Blogs, News Portalen und Foren als weniger glaubwürdig. Webseiten von Verwaltungen und Datenbanken, werden hingegen als glaubwürdig eingestuft. (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167) Bei online recherchierten Informationen gibt es grundsätzlich Risiken. Die Aktualität einer Information muss genauestens überprüft, der Urheber muss ausfindig gemacht und der Wahrheitsgehalt muss geprüft werden. Durch elektronische Viren, Spionage und elektronische Manipulation sind vertrauliche Informationen im Internet nie sicher und müssen stets geschützt oder verschlüsselt werden.
(vgl. Haller 2008, 196 f.)
Insgesamt hat sich heraus gestellt, dass das Internet für den Journalismus eine wichtige Informationsquelle darstellt. Dabei werden häufig Suchmaschinen zur Recherche von vertrauenswürdigen Websites eingesetzt. Abgesehen davon werden die technischen Möglichkeiten des Internets zur Kommunikation genutzt. Es ist zu beobachten, dass Weblogs im Jahr 2009 noch eine weniger glaubwürdige Informationsquelle darstellten. Eine aktuelle Studie des globalen PR Netzwerk Oriella „Digital Journalism Study 2011“ hat wiederum ergeben, dass 30 % der global befragten Journalisten Weblogs für die Recherche nutzen. Die Zahl hat sich im Vergleich zu den Ergebnissen der „Journalisten im Internet 2009“ Studie mehr als verdoppelt. (vgl. http://www.ffpr.de/?id=1029, Abrufdatum: 09.01.2012, 13:38 Uhr) Weblogs spielen demnach eine Rolle für die journalistische Recherche. Während im Jahr 2009 noch festgestellt wurde, dass 88,5 % der journalistischen Blognutzer dieselben passiv konsumieren (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167), hat die „Digital Journalism Study“ 2011 ergeben, dass journalistische Blogs bei 54 % der Befragten zum Redaktionsangebot gehören.
(vgl. http://www.ffpr.de/?id=1029, Abrufdatum: 09.01.2012, 13:38 Uhr).
3. Der Modejournalismus
Im weiteren Verlauf soll festgestellt werden ob die bereits geschilderten theoretischen Erkenntnisse über die Relevanz von Weblogs im Journalismus, auch für den Modejournalismus zu treffen. Ferner wird die Modeberichterstattung analysiert und näher definiert. Im Erkenntnisinteresse des folgenden Kapitels steht überdies die Methodik des Modejournalismus.
3.1 Verortung in den Fachjournalismus
Fachjournalismus ist ein Teil des Journalismus und nicht gleichzusetzen mit der Fachpublizistik, einer Art Journalismus, die Expertenwissen zu bestimmten Fachthemen für die Berufswelt publiziert.
Fachjournalismus ist eine Erweiterung des Journalismus in verschiedene Sachgebiete, die jedoch an die breite Masse gerichtet und deshalb über Massenmedien kommuniziert wird. (vgl. Dernbach 2010, 17) Es gibt drei ganz wesentliche Formen des Fachjournalismus, die in den meisten Erscheinungsformen des Journalismus zu finden sind, Wirtschaft, Politik und Kultur (vgl. Dernbach 2010, 18). Das Fachwissen zu den besagten Sachgebieten wird durch den Fachjournalismus für Massenmedien aufbereitet und ist an Laien gerichtet (vgl. Dernbach 2010, 18). Es gibt jedoch noch weitere Sachgebiete, die durch den Fachjournalismus aufgegriffen und kommuniziert werden. Nur einige davon sind beispielsweise Themen wie Sport, Musik, Medizin, Technik, Reise oder die Mode. Fachjournalismus wird in vielerlei Medien praktiziert. Eine der relevantesten Erscheinungsformen ist wohl die Fachzeitschrift (vgl. Dernbach 2010, 43), weiterhin gibt es abgesehen von Online- und Hörfunkmagazinen zu verschiedenen Themen (vgl. Dernbach 2010, 50) nun auch häufig verschiedene Ressorts bei Tages- und Wochenzeitungen (vgl. Mast 2008, 397).
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Fachjournalismus auf den gleichen journalistischen Grundlagen und Arbeitsweisen beruht, wie der herkömmliche Journalismus, sein Themengebiet ist lediglich näher definiert und beschränkt (vgl. Dernbach 2010, 43). Der Begriff Fachjournalismus setzt sich zusammen aus einem Fach, sprich einem bestimmten Sachgebiet, das beliebig ist und die Art des Journalismus. Letzteres steht grundsätzlich für eine journalistische Arbeitsweise. (vgl. Dernbach 2010, 44) Zusammenfassend ist Fachjournalismus eine Art des Journalismus, da es gleichermaßen praktiziert und an eine breite Öffentlichkeit gerichtet ist. Wobei Fachjournalismus im Gegensatz zu herkömmlichem Journalismus nicht die gesamte Gesellschaft betrachtet, jedoch von ihr beeinflusst wird. (vgl. Dernbach 2010, 113) Fachjournalismus wird über alle Massenmedien wie Print, Online und Hörfunk kommuniziert. Die Themen des Fachjournalismus können wissenschaftlich als auch aus dem beruflichen und sozialen Lebensumfeld stammen. Die Selektion wird nach den gleichen Kriterien wie im Journalismus vollzogen.
Allem voran steht die Aktualität, Relevanz und Faktizität (vgl. Dernbach 2010, 114). Im Folgenden wird der Fachjournalismus des Sachgebiets Mode, der sogenannte Modejournalismus definiert und näher betrachtet. Zunächst wird umschrieben, welche Aspekte das Sachgebiet Mode umfasst. Im Weiteren wird die Arbeits- und Erscheinungsweise des Modejournalismus herausgearbeitet.
3.2 Definition der Mode
Das Sachgebiet Mode hat zweierlei Bedeutung (vgl. Schnierer 1995, 20). Der Begriff tauchte im Jahr 1652 zunächst als Beschreibung von Kleidung auf. Im 17. Jahrhundert weitete sich die Bedeutung auf Stil und Geschmack einer bestimmten Zeit aus. (vgl. Völkel 2006, 14) Auch Dernbach (2010, 177) gliedert die Mode in eine sachliche und zeitliche Definition. Mode muss sachlich gesehen nicht zwingend Kleidung sein. Der Sachbegriff kann sämtliche Bereiche betreffen, die zur Lebensweise eines Menschen gehören. In zeitlicher Hinsicht ist Mode ein Begriff für eine schnelle Entwicklung und einen begrenzten Zeitraum. Dinge, ganz gleich ob Kleidung, Nahrung, Reiseziele oder Literatur, sind meist nur einen bestimmten Zeitraum lang in Mode.
Heute kann mit dem Begriff Mode ein gesamtes äußeres Erscheinungsbild eines Menschen gemeint sein, dazu gehört seine Kleidung, seine Kosmetik, seine Frisur und die Art und Weise, in der er sich und seinen Lebensstil verkörpert (vgl. Völkel 2006, 15). Mode ist schnelllebig und entwickelt sich immer weiter (vgl. Schnierer 1995, 20). Sie unterliegt dabei einem gesellschaftlichen Wandel, der für die stetige Entwicklung verantwortlich ist. Die Mode kann sich in ihrer Wandlung genauso erneuern, wie sie sich auch im Laufe der Jahre wiederholen kann. (vgl. Dernbach 2010, 177) Von Mode ist weiterhin nur dann die Rede, wenn eine modische Entwicklung von mehreren oder vielen durchlebt wird. Die Kollektivität bildet laut Schierer den sozialen Aspekt und somit eine weitere Bedeutung der Mode (1995, 20). Der wechselnde Geschmack der Gesellschaft ist demnach für den Wandel in der Mode verantwortlich.
Barthes (1985, 13 f.) meint, wenn er von der Mode spricht, die Kleidung und unterscheidet nach der abgebildeten, geschriebenen und der realen Mode. Die abgebildete Mode ist demnach eine Modefotografie, ein Bild auf dem ein Kleidungsstück zu sehen ist. Die geschriebene Kleidung beschreibt ein Kleidungsstück mit Worten und das reale Kleidungsstück ist dasjenige, das der geschriebenen und abgebildeten Version als reales Vorbild zu Grunde liegt. (vgl. Barthes 1985, 13 f.).
Mode, im Sinne von Kleidung, war in der Geschichte des 15. Jahrhunderts zunächst ein Begriff, für an Höfen getragene Kleidung und Uniformen. Das Vorbild in dieser Mode wechselte schon damals je nach Ansehen und Größe der Höfe und Herzogtümer. Die verschiedenen Modeeinflüsse verbreiteten sich damals durch ganz Europa. Nach dem 30jährigen Krieg und der kulturellen Führung Frankreichs entstand eine neue Modebewegung. Neben der Kleidung der Adligen, entwickelte auch das Bürgertum einen eigenen Modestil, wenn auch sehr langsam. (vgl. Völkel 2006, 16 f.). Erst mit der Entwicklung der Konfektionsindustrie im 19. Jahrhundert blühte eine Vielfalt von Stoffen, Formen und Schnitten auf. Durch die entstehende Modeindustrie und vereinfachter und preiswerterer Produktionsprozesse, gab es Mode für die Masse und jede Schicht der Gesellschaft. (vgl. Völkel 2006, 16 f.).
Noch heute wird die Kleidung in zwei Arten unterschieden. (vgl. Schütte 2011, 16 f.).
Haute Couture ist eine aus Frankreich stammende Art der Schneiderkunst. (vgl. Schütte 2011, 16). Nur wenige, meist die bekannten französischen Modedesigner, fertigen für die Haute Couture maßgeschneiderte Kreationen mit künstlerischem Aspekt. Wer sich und seine Schneiderkunst als Haute Couture deklarieren darf, entscheidet jedoch nicht der Designer selbst, sondern ein Anforderungskatalog einer Kommission. (vgl. Schütte 2011, 17 f.). Die Haute Couture wird von den großen Designern auf den Haute Couture Schauen präsentiert, ist jedoch nicht auf den Stangen von Modebekleidungsgeschäften zu finden. Die Kreationen dienen meist als Sammlerstücke oder sind Maßanfertigungen für eine sehr wohlhabende Gesellschaft auf Bestellung. (vgl. Schütte 2011, 22). Die Modebranche besteht aus großen Designern, kleinen und großen Marken und hiesigen Textilketten. Pret- ä-porter ist diejenige Kollektion, die die Designer für den Endverbraucher und die Bekleidungsgeschäfte kreieren. (vgl. Schütte 2011, 18).
Einige große Designer arbeiten an zwei Linien, einer Haute Couture und einer Pret-a-porter Kollektion.
(vgl. Dernbach 2010, 177). Die Modeindustrie arbeitet in zwei Zyklen. Es gibt jährlich eine Frühjahr/Sommer und eine Herbst/Winter Kollektion. (vgl. Schütte 2011, 23). Seit einigen Jahren arbeitet die Modeindustrie noch schneller und wurde durch zwei Zwischenkollektionen ergänzt. Die Pre-Fall Kollektion im Sommer präsentiert bereits sehr früh eine Anzahl von Herbst/Winter Kleidungsstücken. Die Cruise Kollektion im Winter bietet eine Anzahl sommerlicher Kleidung. (vgl. Schütte 2011, 50) Der Ursprung der Zwischenkollektion stammt von den großen Designern, die ihren betuchten Kundinnen auch für die sommerlichen Reisen im Winter eine Auswahl an neuen Kleidungsstücken präsentieren wollten.
(vgl. Schütte 2011, 50) Die Kleidung, die Textilketten und verschiedene Marken in Massen produzieren, sind meist von den Kreationen der internationalen und renommierten Designern inspiriert.
Die geschriebene Mode befasst sich, nach Barthes, mit den eben beschriebenen Arten von Kleidung. Im Folgenden geht es um die geschriebene Mode, im Sinne der Modebeschreibung, die heute als Modeberichterstattung oder Modejournalismus bezeichnet wird, denn Mode kann im weiteren Sinne auch Literatur sein (vgl. Barthes 1985, 22).
3.3 Definition des Modejournalismus
Mode und Literatur haben eine Eigenschaft gemeinsam, sie versuchen einen Gegenstand durch eine Beschreibung anderen zu vermitteln (vgl. Barthes 1985, 22). Um jemandem zu erklären oder zu erläutern, wie ein Kleidungsstück aussieht, werden Wörter zur Beschreibung benutzt. Die gleichen Wörter, die auch in der Literatur etwas beschreiben. (vgl. Barthes 1985, 22) Grundsätzlich kann eine Modebeschreibung mit Wörtern mündlich, als auch schriftlich erfolgen. Der Modejournalismus findet jedoch seinen Ursprung in der geschriebenen Modebeschreibung. Der Schriftsteller Jean Donneau de Vise 1672 veröffentlichte in seiner Zeitschrift „Mercure galant“ die ersten Texte über die Mode (vgl. Dernbach 2010, 181). In Frankreich erschien 1785 die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem Thema Mode befasste. Die erste deutsche Modezeitschrift, das Journal des Luxus und der Moden, erschien 1786. (vgl. Dernbach 2010, 181) Zu dieser Zeit bestanden Modezeitschriften hauptsächlich aus Beschreibungen, Texten und teilweise per Hand gezeichneten Bildern und fanden zunehmend Absatz bei der weiblichen Leserschaft (vgl. Dernbach 2010, 181). Durch die Entwicklung der Drucktechnik und Fotografie schritt auch die Entwicklung der Modezeitschriften im 18. und 19. Jahrhundert voran (vgl. Dernbach 2010, 181). Die im Frankreich des 18. Jahrhunderts entstandenen Modejournale stellten eine wichtige Entwicklung des Modejournalismus dar. Sie richteten sich an ein gebildetes, aber dennoch bürgerliches Publikum mit Neuheiten, Trends und Entwicklungen aus den Bereichen Mode, Literatur, Musik und Kunst (vgl. Völkel 2006, 39). Frankreich galt seither als Vorbild des Modedesigns und der Modejournale. Zwar wechselten die Einflüsse und Entwicklungen zwischen den zu dieser Zeit wichtigsten Modeländern Frankreich, England, Deutschland und Italien immer wieder, die Bedeutung von Frankreich als Mode-Land beeinflusste jedoch auch die anderen Länder. (vgl. Völkel 2006, 43) Ein weiterer Meilenstein in der Entstehung des Modejournalismus stellt die Gründung des amerikanischen Modemagazins Harper's Bazaar 1867 dar. Die Zeitschrift war die erste, die dem sehr nahe kam, was wir heute unter einem Modemagazin verstehen. Weiterhin war Harper's Bazaar das erste Magazin, das die europäische Mode nach Amerika transportierte. (vgl. Völkel 2006, 82) In Anbetracht dessen, dass das Magazin auch heute noch zu den wichtigsten Modemagazinen der Welt gehört, stellt es das am längsten bestehende Modemagazin der heutigen Zeit dar.
Auch Anfang des 20. Jahrhunderts stellte Frankreich und dessen Hauptstadt Paris nach wie vor die Modemetropole der Welt dar. Hier verbreiteten sich die aufkommenden Modephotographien und Modebeschreibungen wurden zunehmend durch Modeillustrationen ersetzt. (vgl. Völkel 2006, 99) Die Aufmachung der Modezeitschrift wie wir sie heute kennen, mit Titelbild und Illustrationen, findet ihren Ursprung im Jahr 1909. Conde Nast übernahm zu dieser Zeit das französische Magazin Vogue und nutzte seither ihren Einband als Werbung, für die im Heft aufgegriffenen Inhalte. (vgl. Völkel 2006, 99) Heute steht der Modejournalismus oftmals in der Kritik und es wird hinterfragt, ob Modeberichterstattung mit dem Journalismus gleichzusetzen sei. (vgl. Matthiesen 2000, 114 ff.) Es wird häufig bemängelt, dass Modemagazine heute nur noch eine Ansammlung von Anzeigenkampagnen namhafter Designer sind und kaum unabhängige redaktionelle Inhalte hervorbringen.
(vgl. Dernbach 2010, 182) Mode ist trotzdem als kulturelles und gesellschaftliches Thema ein wichtiges journalistisches Sachgebiet, das heutzutage eine nicht unerhebliche Relevanz genießt. (vgl. Mast 2008, 471) Hierbei stellen Modemagazine trotz vorherrschender Kritik das wichtigste und verbreitetste Medium des Modejournalismus dar (vgl. Dernbach 2010, 183). Den Redakteurinnen der großen Modemagazine wie Vogue und Harper's Bazaar wird ein enormer Einfluss auf die Modebranche zugesprochen. Sie werden zum Teil ikonisiert und aufgrund ihrer Arbeit und ihres Kleidungsstiles von vielen Frauen bewundert. Ein gegenwärtiges Beispiel dafür ist Anna Wintour. Sie ist seit 1988 die Chefredakteurin der amerikanischen Vogue und wird aufgrund ihrer Position als die einflussreichste Frau in der Modewelt gehandelt. Sie trägt unmittelbar dazu bei, ob eine Kollektion eines Designers ein Erfolg wird, indem sie entscheidet was in der Vogue abgedruckt wird und was nicht. (vgl. Swanson; Everett 2008, 107) Die Inhalte in Medienprodukten im Bereich Mode sind oftmals sehr bildlastig. (vgl. Völkel 2006, 153).
Wie schon Barthes (1985, 22) erläuterte, handelt es sich in der Modeliteratur oftmals um Modebeschreibungen, bei denen das beschriebene Objekt meist noch in einer anderen Form, nämlich der Bildform dargestellt wird. (vgl. Barthes 1985, 22) Doch auch diese Visualisierung kann zu den Aufgaben eines Journalisten gehören (vgl. AMD 2004, 125). Die Arbeitsweise des Modejournalisten weist ebenso Parallelen wie Abweichungen zu einem herkömmlichen Journalisten auf. Der Schaffensprozess mit dem journalistischen Handwerk des Schreibens in unterschiedlichen Darstellungsformen und die Berichterstattung sowie die vorhergehende Recherche bilden in beiden Ausprägungsformen des Journalismus die Basis. (vgl. Swanson; Everett 2008, 28) Journalisten, ganz gleich in welchem Sachgebiet, befassen sich stetig mit gesellschaftlichen Trends und müssen fähig sein, diese frühzeitig zu erkennen. Weiterhin kann ein Modejournalist jedoch auch Modestrecken konzipieren und somit Teil der Gestaltung und der Visualisierung des Medienproduktes sein. (vgl. AMD 2004, 125) Die Akademie für Mode und Design (2004, 125) schreibt, „ Modejournalisten entscheiden maßgeblich über den Erfolg einer Kollektion. Sie müssen gut im Team arbeiten können, viel Organisationstalent und starke Nerven haben.
Ihr Job ist es, nicht nur Trends zu erkennen, sondern auch ein Gespür für die visuelle Umsetzung zu haben.
Moderedakteure erzählen Geschichten, müssen sich Konzepte für Fotostrecken ausdenken und stets im Blick haben, was sich international in der Modebranche tut.“ Zusammenfassend informieren Modejournalisten über Trends und Neuheiten rund um Mode und verfolgen dafür stetig die Modebranche als auch die Gesellschaft. Regelmäßig schauen sie sich die aktuellen Werke der Designer an und sind dafür bei den internationalen Modepräsentationen vertreten. Die Kollektionen werden von Modejournalisten dann bewertet und Designer interviewt. (vgl. Brown 2010, 80) Eine weitere Beschäftigung im Bereich Modejournalismus ist die des Moderedakteurs. Derselbe ist bei einem Verlag oder einer anderen Medienanstalt angestellt und arbeitet in der Moderedaktion. Er verfügt über die gleichen Funktionen wie ein Modejournalist, mit dem Unterschied, dass er für ein Produkt arbeitet und in leitenden Funktionen auch Artikel redigieren kann. (vgl. Brown 2010, 80) Moderedakteure können auch gleichzeitig Modejournalisten sein. Modejournalisten können jedoch nur Moderedakteure sein, wenn sie in der Redaktion eines Mediums tätig sind und nicht als freie Modejournalisten arbeiten. (vgl. Brown 2010, 80 ff.)
Der Modemedienmarkt gliedert sich insgesamt in eine Vielzahl von Printprodukten wie Zeitschriften und Magazine. Dabei wird unterschieden in Modemagazine, wie beispielsweise die Vogue, Elle und Harper's Bazaar. Auf dem deutschen Markt gibt es ungefähr 20 Modemagazine, die monatlich erscheinen (vgl. Dernbach 2010, 184). Hier überwiegt der Anteil des Magazins, welcher sich der Mode und dem äußeren Erscheinungsbild widmet (vgl. Völkel 2006, 152). Weiterhin existieren sogenannte Lifestyle-Magazine, die sich rund um den Lebensstil drehen und Frauenzeitschriften, die explizit an ein weibliches Publikum gerichtet sind. Auch in Tages- und Wochenzeitungen werden Modebeilagen oder regelmäßige Mode-Rubriken geboten. Oftmals sind entsprechende Redakteure bei Tages- und Wirtschaftszeitungen in eigenen Ressorts beschäftigt. (vgl. Mast 2008, 471) Außerdem gibt es Fachmagazine, die vornehmlich an Fachkräfte der Modebranche wie Einkäufer, Werbefachleute oder Groß- und Einzelhandelskaufleute gerichtet sind. (vgl. Dernbach 2010, 184) Modeberichterstattung im Fernsehen wird zunehmend seltener.
Derzeit ist es meist ein Teil von Boulevard- und Lifestyle Formaten, die regelmäßig erscheinen. Reine Modemagazine werden im deutschen Fernsehen zurzeit kaum produziert, lediglich einige wenige Fernsehsender bieten Dokumentationen oder unregelmäßige Sendungen. (vgl. Dernbach 2010, 183 f.) Neben den Print Produkten stellt heute insbesondere das Internet eine häufig genutzte Plattform des Modejournalismus dar. Onlinemodemagazine und Weblogs genießen eine hohe Aufmerksamkeit und bekommen stetig Zuwachs. Das Publikum ist dabei sehr breit gefächert, es besteht aus Laien, Modeinteressierten, Designern sowie anderen Modeexperten, die beispielsweise als Moderedakteure in der Branche tätig sind. (vgl. Dernbach 2010, 184 f.)
Modejournalisten arbeiten in den bereits erwähnten Medienbereichen, können aber auch als PR Experten direkt bei Modeunternehmen oder in Agenturen tätig sein (vgl. AMD 2004, 125). Swanson und Everett (2008) gliedern die Einsatzmöglichkeiten von Modejournalisten wie folgt: Der erste Arbeitsbereich stellt die journalistische Arbeit für Zeitungen, Magazine und Hörfunksendungen dar. Das zweite Tätigkeitsfeld in der Modekommunikation umfasst das Schreiben für die Werbung, die Arbeit im Bereich Public Relations und das Schreiben für neue, sprich Online Medien. Weitere Einsatzbereiche sind die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Mode, die Arbeit als Buchautor und in der Unternehmenskommunikation. Die Arbeitsweise kann, ebenso wie im Journalismus allgemein, je nach Medium variieren.
Swanson und Everett (2008, 28) geben einen Abriss über die Grundlagen der verschiedenen journalistischen Tätigkeiten in der Mode. Der Schreibprozess wird nach den gleichen Prinzipien erläutert wie im Journalismus allgemein. Der Arbeitsprozess beginnt mit der Planung und der Themenauswahl und geht über in die Recherche. Nach einem ersten Entwurf werden Artikel bearbeitet, überprüft, korrigiert und letztendlich redigiert. (vgl. Swanson; Everett 2008, 28)
Die Recherche stellt im Journalismus allgemein einen der wichtigsten Arbeitsschritte dar. Gleichnamige wird im Modejournalismus ebenso angewendet, es ist jedoch unklar, welche Bedeutung die Recherche für den Modejournalismus Inne hat. Weiterhin wird aktuell die Internetrecherche häufig im Journalismus angewendet. Über die Nutzung verschiedener Informationsquellen im Modejournalismus kann jedoch keine Aussage getroffen werden. Es ist jedoch festzustellen, dass im Modejournalismus ein neues Tätigkeitsfeld, das so genannte „blog writing“ (vgl. Swanson, Everett 2008, 297) beschrieben wird. Die meinungsbezogene Darstellungsform wird zunehmend von großen Modemagazinen in ihre Onlinepräsenzen integriert. So existieren beispielsweise Blogs der deutschen Ausgabe der Elle (elle.de/Elle-Blog) und des amerikanischen Magazins Harper's Bazaar (harpersbazaar.com/bazaar-blog).
Die deutsche Vogue bietet gleich zu drei verschiedenen Themen nämlich Beauty, Stil und Kultur Blogs an (vogue.de). Ein Vorreiter des Modejournalismus in der Darstellungsform eines Blogs ist der Modeblog der amerikanischen Tageszeitung „The New York Times“. Die renommierte Journalistin Cathy Horyn bloggt seit dem Jahr 2007 unter dem Titel „On the Runway“ (runway.blogs.nytimes.com). Horyns Modeberichterstattung auf ihrem Blog unterscheidet sich von der herkömmlichen, in dem sie einen engen Bezug zu ihren Lesern aufbauen kann und selbige ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Modewelt zeitnah miterleben können. (vgl. Swanson, Everett 2008, 297) Diese Art der Berichterstattung wird partiell von renommierten Modejournalisten angewandt. So publiziert beispielsweise Anna dello Russo, Editor At Large bei der japanischen Vogue, auf ihrem eigenen Blog (annadellorusso.com). Ein weiteres Beispiel für bloggende Moderedakteure kommt aus Deutschland. Drei deutsche Modejournalistinnen bloggen unter den Pseudonymen „parisoffice“, „milanoffice“ und „modejournalistin“ weitgehend anonym auf ihrem Blog „Modepilot“ (modepilot.de).
Es stellt sich daraufhin die Frage, ob bloggende Modejournalisten Einzelphänomene sind oder ob Modeblogs bereits einen bedeutenden Teil der Redaktionsangebote einnehmen. Weiterhin ist fraglich, welche Relevanz Modeblogs allgemein für Modejournalisten haben. Allgemein betrachtet konnte festgestellt werden, dass Blogs für Journalisten eine Recherchequelle darstellen. Inwiefern Modeblogs für den journalistischen Arbeitsprozess des Modejournalisten von Bedeutung sind, konnte nach der Betrachtung des Modejournalismus nicht festgestellt werden.
4. Weblogs
Im vorliegenden Kapitel wird das Medium Weblog definiert. Es werden weiterhin die Funktion und Bedeutung von Weblogs allgemein erläutert. Anschließend wird die besondere Relevanz von Modeblogs präzisiert.
4. 1 Definition von Weblogs und ihre Bedeutung in der Modebranche
Weblogs sind Onlinetagebücher von Personen, die auf ihrer eigenen Plattform Einträge über beliebige Themen publizieren. Sie bieten eine Präsenz für Einträge im Text-, Bild- und Videoformat. Die chronologische Anordnung der Beiträge, der neueste steht oben und die älteren kann man durch zurückblättern ansehen, ist ausschlaggebend für die Begrifflichkeit des Weblogs. Der Begriff ist zusammengesetzt aus der Abkürzung für das Internet, Web, und dem englischen Wort Log, das so viel heißen kann wie Logbuch oder Fahrtenbuch. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 20 f) Es wurde erstmalig im Jahr 1997 von dem Amerikaner Jon Barger verwandt, als er sein Netztagebuch als Weblog benannte. Der Begriff Blog fungiert weiterhin als Kurzform des Weblogs (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 20). Blogs sind ein Teil des Web2.0, des so genannten Mitmachnetzes und füllen das Internet mit dem sogenannten usergenerated-content. (vgl. Holzinger; Sturmer 2010, 62) User- generated-content sind Inhalte, die von jedem Internetnutzer produziert und an eine breite Öffentlichkeit verbreitet werden können. Mit dieser Funktion ermöglichen Blogs für jeden Blogger die aktive Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung. Die Leser können die Beiträge kommentieren, und weiter verlinken. (vgl. Matzen 2010, 107 f.) Weblogs stellen durch ihre freie Verfügbarkeit die beliebteste Art der Meinungsäußerung im Netz dar (vgl. Möller 2005, 115). Die Autoren von Blogs, die so genannten Blogger, bewegen sich in ihrer Gesamtheit in der Blogosphäre. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 20)
In der Entwicklung der Weblogs ist zu beobachten, dass sie zunächst seit dem Jahr 2002 eine größere Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten erreichten (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 21). In Deutschland führten renommierte Medien wie die Öffentlich-Rechtlichen Medienanstalten Blogs als alternative Berichterstattung zu spezifischen Themen ein und unterstützen somit das Ansehen von Weblogs bei den Nutzern. Seit dem Jahr 2004 erlangte die Darstellungsform dadurch auch in Deutschland eine höhere Aufmerksamkeit. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 21) Ein Durchbruch für die Akzeptanz von Weblogs war die erstmalige Verleihung des Grimme Preises im Jahr 2005 an einen Blog.
In der Kategorie Online Medien wurde neben dem Bürgerjournalismus Portal Wikipedia, der Bildblog (bildblog.de) mit einem Preis ausgezeichnet (vgl. Berendt; Schlegel; Koch 2008, 72).
Renommierte Medien wie Tageszeitungen und Hörfunk setzen journalistische Weblogs zur Erweiterung ihrer Berichterstattung im Internet ein. Solche journalistischen Angebote werden nach ähnlichen journalistischen Kriterien betrieben wie herkömmliche Medien, da sie meist von Journalisten geschrieben und als Ergänzung zu einem Massenmedium geführt werden. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 27) Weitere Blogbetreiber können Non-Governmental- Organisations wie zum Beispiel Initiativen, Vereine und politische Aktivisten sein. Diese nutzen die Funktion von Weblogs meist dazu, eine Öffentlichkeit zu bilden und diese zu aktivieren, beziehungsweise zu ihrer Meinungsbildung zu mobilisieren. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 28) Auch Unternehmen und Parteien nutzen Weblogs für ihre unternehmerischen Zwecke. Hierbei können Weblogs mehr Transparenz und einen Einblick in die Arbeit von Unternehmen, Institutionen und Parteien geben. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 29) Weiterhin wenden Personen des öffentlichen Interesses Weblogs zur Darstellung der eigenen Person und dem Dialog mit Fans an. Durch den Austausch mit den Rezipienten durch Kommentar- und Verlinkungsfunktionen kann ein Blogautor eine besonders enge Bindung zu seinen Lesern aufbauen. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 30) Heute existieren verschiedene Arten von Weblogs, private Blogs spielen jedoch nach wie vor die größte Rolle in der Blogosphäre. Der Onlinedienstleister Technorati hat in einer Studie ermittelt, dass es sich bezogen auf die gesamte Blogosphäre im Jahr 2011, bei 60 % der Blogs um private Publikationen handelt.
(vgl. http://technorati.com/blogging/article/state-of-the-blogosphere-2011-introduction/, Abrufdatum: 09.01.2012, 16:39 Uhr)
Diese Blogs werden von Privatpersonen geführt und sind in aller Regel durch Suchmaschinen für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Themen variieren von privaten Belangen bis hin zu verschiedenen Fachgebieten wie Technik, Wirtschaft, Mode und weiteren. Ursprünglich war das bloggen eine Ausdrucksform privater Einzelpersonen, inzwischen zählen Blogs jedoch als ein Medium, dass auch von unternehmerischer Seite eingesetzt wird (vgl. Matzen 2010, 107). Durch die leichte Verbreitung und die Masse an Inhalten sind auch private Blogs für Unternehmen relevant. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 23 ff.) Ursprünglich galten Blogs nicht als journalistische Darstellungsform (vgl. Matzen 2010, 107). Mit ihrer Berichterstattung erfüllen jedoch einige nicht journalistische Weblogs ähnliche Kriterien wie klassische journalistische Angebote (vgl. Mast 2008, 617). Aufgrund dessen tritt vermehrt die Frage auf, ob Blogs journalistisch sind. (vgl. Möller 2005, 132) Journalisten sind für Massenmedien tätig und würde man Weblogs als Massenmedien betrachten, käme die Frage auf, ob die Blogautoren als Journalisten zu bezeichnen seien (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 53). Diese Frage stellt sich ebenso Claudia Mast (2008, 617) die davon ausgeht, dass Weblogs durch ihre Wirkung und Funktion den klassischen Journalismus ersetzen könnten (vgl. Mast 2008, 617). Hierbei handelt es sich weniger um die journalistischen Blogs, die Medienanstalten als Ergänzung zu ihrem Medienprodukt anbieten wie die Tagesschau oder das Handelsblatt (vgl. Matzen 2010, 108), sondern viel mehr um Angebote, die aus dem so genannten Bürgerjournalismus (vgl. Mast 2008, 615) entstanden und bei denen nicht zu erkennen ist, ob die Autoren Journalisten sind oder nicht.
Grundsätzlich wächst die Bedeutung von Weblogs bei Internetnutzern. Die „Blogstudie 2007“, erhoben von der Universität Leipzig, zum Thema „Informationssuche im Internet - Blogs als neues Recherchetool“ hat ergeben, dass rund 79,8 % der täglichen Internetnutzer Blogs kennen und auch nutzen. Dabei sind 45,2 % der Blognutzer lediglich Rezipienten und 34,6 % bloggen selbst. Als Grund für den Konsum von Weblogs gaben 66,7 % an, dass sie etwas lesen wollen, das sie in anderen Medien nicht erfahren. Wenn es um die Bedeutsamkeit von Bloginhalten geht, wurde festgestellt, dass sich 51 % der Blognutzer an den Inhalten privater Blogs orientieren. (vgl. Universität Leipzig 2007, siehe Anhang Nr. 16, S. 163) Dieses Resultat könnte ein Indikator dafür sein, dass einige Weblogs eine besonders hohe Frequentierung genießen (vgl. Möller 2005, 132) und sich dadurch in einem Bereich bewegen, in dem die Wirkung einer privaten Publikation kaum von der eines Massenmediums unterschieden werden kann. Durch die hohe Resonanz einzelner Publikationen und der verschwimmenden Grenzen zwischen privaten und journalistischen Inhalten, nehmen Weblogs vor allem eine besondere Bedeutung für Unternehmen ein. Die enge Bindung und Möglichkeit zur persönlichen Ansprache der Leser und Kunden ist in keinem anderen Medium so gegeben.
Eine Möglichkeit für Unternehmen sind so genannte Corporate Blogs. (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 118) Corporate Blogs sind für unterschiedliche Branchen relevant und verkörpern unter anderem für die Modebranche eine gewichtige Rolle. Grund dafür ist aus unternehmerischer Sicht die hohe Popularität, die insbesondere Konsumgüter wie Kleidung durch vermehrtes Auftauchen, Anzeigen und Rezensieren im Internet gewinnen können. (vgl. Ahrens; Dressler 2011, 151) Durch das thematisieren von bestimmten Konsumgütern in einer persönlichen Ansprache, wie der in einem Blog, kann bei dem Leser der Wunsch nach diesem Konsumgut geweckt werden. (vgl. Ahrens; Dressler 2011, 151) Eine Studie der Dr. Schengber & Friends GmbH zum Thema „Social Media Einfluss auf das Kaufverhalten“ hat bei der Befragung von 1.299 14 bis 60 jährigen ergeben, dass für rund 50 % der 14 bis 29 jährigen Social Media eine Wichtigkeit bei Kaufentscheidungen darstellen. 11 % nutzen Blogs zur Bewertung von Konsumgütern und 25 % informieren sich vor einem Kauf von Kleidung im Internet. (vgl. Schengber & Friends GmbH 2011, siehe Anhang Nr. 15, S. 145)
Social Media wie Weblogs haben demnach einen Einfluss auf das Konsumverhalten ihrer Rezipienten und werden aufgrund dessen von Modeunternehmen in den Marketing Mix integriert. Beispiele für Modeunternehmen, die Corporate Blogs in ihrem Marketing einsetzen, sind unter anderem das Otto Versandhaus (twoforfashion.otto.de), die deutschen Modeketten New Yorker (whatstrend.com) und Hallhuber (styleblog.hallhuber.de), derOnlineshop Conley's (blog.conleys.de) oder das spanische Modeunternehmen Mango (shop.mango.com/DE/mango/blog).
Corporate Fashion Blogs nehmen jedoch im Vergleich zu privaten Modeblogs gegenwärtig eine kleine Rolle ein. Laut einer aktuellen Statistik stellen allgemein Corporate Blogs mit 8 % einen geringeren Anteil als die 60 % privaten Blogger der gesamten Blogosphäre dar (vgl. http://technorati.com/blogging/article/state-of-the-blogosphere-2011 -introduction/, Abrufdatum: 09.01.2012, 18:07 Uhr).
Bereits im Jahr 2006 existierten weltweit zwei Millionen Blogs mit dem Themenschwerpunkt Mode und Shopping (vgl. Swanson; Everett 2010, 298). Auch die von Einzelpersonen betriebenen Modeblogs sind für Unternehmen interessant, da sie teilweise durch eine enorm hohe Frequentierung eine Werbeplattform im Internet darstellen können (vgl. Swanson; Everett 2010, 297). Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist der deutsche Modeblog Les Mads (lesmads.de). Augenscheinlich bietet der Blog eine unabhängige Modeberichterstattung zweier junger Frauen. Inzwischen gehört Les Mads jedoch zu dem Burda Verlag und stellt somit ein eigenständiges Verlagsprodukt aus dem Hause Burda dar. (vgl. Ahrens; Dressler 2011, 151) Mit knapp 700.000 Visits im Monat (vgl. http://www.lesmads.de/impressum.html, Abrufdatum: 09.01.2012, 18:09 Uhr) ist Les Mads damit nicht nur der erfolgreichste deutsche Modeblog, er überragt damit auch die Verlagsschwester und die deutsche Onlineausgabe der Elle, die mit knapp 500.000
Seitenaufrufen im Monat (vgl. http://www.tomorrow-focus- media.de/online/portfolio/info/elle-online/, Abrufdatum: 09.01.2012, 18:00 Uhr) weniger Aufmerksamkeit erreicht. Die Elle ist ein renommiertes Modemagazin aus dem Verlagshaus Burda, dass mit einer Entstehungsgeschichte aus dem Jahr 1945 auf eine lange Vergangenheit und eine erhebliche Relevanz für die deutsche Modegeschichte zurück blickt. (vgl. Völkel 2006, 127) Les Mads wurde aufgrund der Popularität im Jahr 2010 mit dem Lead Award, einer Auszeichnung für wichtige Print- und Onlinemedien, in der Kategorie „Weblog des Jahres“ prämiert. (vgl. Binar; Mossina 2011, 89) Die Gründerinnen des Blogs Julia Knolle und Jessica Weiß begannen mit ihrem Blogprojekt im Jahr 2007 ursprünglich als private Webseite und besaßen im Vorfeld keinerlei journalistischen Hintergrund, wie sie in ihrem ersten eigenen Buch „Modestrecke unterwegs mit Les Mads“ (2011, 1 ff.) erklären. Wenn ein Blog eine höhere Frequentierung als ein journalistisches Medium aufweist, und demnach Merkmale, die für ein Massenmedium charakteristisch sind erfüllt, stellt sich die Frage, ob ein Blog ein massenmedial und journalistisch sein kann. Die Auseinandersetzung über den journalistischen Charakter von Weblogs, (vgl. Zerfaß; Boelter 2005, 56) ähnelt der Auseinandersetzung über die journalistische Arbeit der Modeberichterstattung (vgl. Dernbach 2010, 182). Insofern ist fragwürdig, inwiefern Blogs insbesondere für Modejournalisten von Bedeutung sind. Swanson und Everett (2008, 297) widmen dem „Blog Writing“ sogar ein eigenes Kapitel und erklären, dass Modeblogger teilweise den gleichen Zugang zu Fashion Shows und Modeinformationen haben wie Modejournalisten. Sie informieren ihre Leser demnach über die gleichen aktuellen Themen wie renommierte Modeberichterstattungen mit einem Unterschied, sie sind in der Regel unabhängig und genießen demnach eine größere schöpferische Freiheit. (vgl. Swanson; Everett 2008, 298) Die Inhalte in Modeblogs sind sehr stark meinungsbezogen, werden regelmäßig aktualisiert und geben dem Leser das Gefühl dabei zu sein. (vgl. Swanson; Everett 2008, 297) Das könnten einige der Gründe sein, warum Modeblogs sich einer großen Beliebtheit bei utzern, als auch ihren Lesern erfreuen. Eine genaue Anzahl von allen existierenden Modeblogs ist nicht zu ermitteln. Der amerikanische Onlinedienstleister Technorati (technorati.com) veröffentlicht seit dem Jahr 2004 regelmäßige Statistiken über die weltweite Blogosphäre. Im Jahr 2008 veröffentlichte Technorati Informationen darüber, dass seit dem Jahr 2002 rund 133 Millionen Weblogs weltweit von Technorati verzeichnet worden sind. (vgl.
http://technorati.com/blogging/article/state-of-the-blogosphere- introduction/, Abrufdatum: 09.01.2012, 18:20 Uhr) Weiterhin wurde im Jahr 2010 ermittelt, dass 29 % der Weblogs aus Europa stammen. (vgl. http://technorati.com/blogging/article/state-of-the-blogosphere-2010-introduction/, 09.01.2012, 18:20 Uhr) Aktuell verzeichnet Technorati darüber hinaus, dass das Stichwort „Fashion“ eines der 30 meist verwendeten Blogstichworte im Jahr 2011 sei. (vgl. http://technorati.com/blogging/article/state-of-the- blogosphere-2011-part3/, 09.01.2012, 18:20 Uhr) Diese Ergebnisse geben Aufschluss darüber, dass die Zahl der existierenden Modeblogs heute größer sein kann, als die im Jahr 2006 ermittelte Anzahl von zwei Millionen weltweit (vgl. Swanson; Everett 2010, 298). Die Akzeptanz von Modeblogs wächst zunehmend. Dernbach (2010, 184) spricht davon, dass usergenerierte Plattformen in der Modewelt weltweit boomen. Als Resultat teilen sich Modejournalisten die ersten Reihen bei Modeschauen mit internationalen Bloggern, welche aufgrund ihres Blogs Zugang zu diversen Fashion Veranstaltungen erhalten (vgl. McAssey; Buckley 2011, 173).
Modeblogs stellen weiterhin eine neue Perspektive für Modeschaffende dar. Wie bereits erwähnt, bedienen sich auch Modejournalisten der Darstellungsform des Blogs. Cathy Horyn von „The New York Times“ bloggt regelmäßig über Ereignisse der Modewelt und Lesley Jane Seymour, Redakteurin des Magazins „Marie Claire“, versorgt die Leser per Blogeintrag über die neuesten Informationen der Fashionshows. (vgl. Swanson, Everett 2008, 297 f.) Die Modeindustrie kann sich darüber hinaus auf unterschiedlichen Blogs direkt über die Trendentwicklungen und Geschmäcker ihrer potentiellen Kunden informieren. (vgl. McAssey; Buckley 2011, 173) McAssey und Buckley (2011, 173) betiteln Modeblogs bereits als ergiebige Recherchequelle für Modedesigner und Stylisten. Swanson und Everett (2008, 297) erwähnen wiederum, dass Modeblogs die persönlichen Interessen des Autors widerspiegeln, jedoch nicht als journalistische Quelle bestimmt sind. Zerfaß und Boelter (2005, 56) sprechen jedoch von Weblogs als ergänzendes Recherchewerkzeug für Journalisten. Die „Blogstudie 2007“ hat darüber hinaus festgestellt, dass 10,2 % der Befragten Internetnutzer Blogs mit Journalismus in Verbindung setzen und 9,6 % als Funktion der Informationsquelle betrachten. (vgl. Universität Leipzig 2007, siehe Anhang Nr. 16, S. 163) Insgesamt betrachtet stellt sich aufgrund der verschiedenen theoretischen Erkenntnisse die Frage, ob Modejournalisten Modeblogs als Recherchequelle nutzen und inwieweit diese deshalb für die Modeberichterstattung relevant werden.
5 Empirischer Teil
Im anknüpfenden Kapitel wird die empirische Untersuchung dargestellt. Um die Grundlage der Erhebung zu definieren wird zunächst noch einmal der bisherige Forschungsstand definiert. Anschließend wird die Methodik der empirischen Untersuchung dargelegt und begründet. Abschließend werden die erhobenen Ergebnisse dargestellt und interpretiert um die Forschungsfrage zu beantworten.
5.1 Forschungsstand
Die Definition des Journalismus in Kapitel 2.1 hat aufgezeigt, was Journalismus eigentlich ist. Die Verantwortung die dem Journalismus obliegt, zur Meinungsbildung der Gesellschaft beizutragen und eine Öffentlichkeit zu bilden, gilt in jedem Themenbereich des Journalismus. Aufgrund dieser Verantwortung sind die Qualitätskriterien der Aktualität, Faktizität und Realität, journalistische Standards, die ganz gleich in welchem Themenbereich einzuhalten sind. Einer der wichtigsten Prozesse im Journalismus stellt daher die Recherche dar, die in Kapitel 2.3 auf ihre Bedeutung im Zeitalter des Web2.0 untersucht wurde.
Zunächst liegt die Aufgabe des Journalisten darin, geeignete Informationsquellen zu kennen. Jede zu verwendende Nachricht muss auf ihre Faktizität, Relevanz und Aktualität hin geprüft werden. Die Onlinerecherche ergänzt seit dem Aufkommen des Internets die klassische Recherche und stellt neue Anforderungen an den Rechercheur. Während die Kontaktaufnahme durch Email, Chat und Internettelefonie vereinfacht wurde, bringt die neue Informationsflut Herausforderungen mit sich. Durch Manipulation, Betrug und Fehlinformationen müssen jedwede Informationen des Internets doppelt geprüft und auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersucht werden. Kritiker fürchten seither um den Untergang des investigativen Journalismus. Nichts desto trotz stellt die Internetrecherche durch ihre Vereinfachung eine beliebte und verbreitete Art der Informationsbeschaffung im Journalismus allgemein dar. Eine Studie der Bernet PR AG für Kommunikation und der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaft, mit der Thematik „Journalisten im Internet 2009“, hat aufgezeigt, dass 98% der befragten Journalisten täglich beruflich das Internet nutzen, davon 58,9% für die Recherche. (vgl. Bernet PR AG, IAM 2009, siehe Anhang Nr. 17, S. 167) Weiterhin hat die aktuelle Studie der attentio pr-agentur GmbH zur „Pressearbeit 2011“ ergeben, dass 47,6 % der Befragten Vertreter der Tagespresse Social Media wie Facebook und Twitter zur Informationsbeschaffung nutzen (vgl. http://www.attentio.cc/news/pressemeldungen/presse- detail/datum/2011/04/13/attentio-pr-agentur-gmbh-veroeffentlicht-journalistenstudie-zur- pressearbeit-2011.html, Abrufdatum: 08.01.2012, 17:55 Uhr). Beträchtlich gewachsen ist auch die Bedeutung von Blogs. Die Studie „Digital Journalism 2011“ hat bei einer globalen Befragung von Journalisten ergeben, dass 30 % der Probanden Blogs als Informationsquelle für ihre Recherche nutzen. (vgl. http://www.ffpr.de/?id=1029, Abrufdatum: 09.01.2012, 13:38 Uhr) Insgesamt zeigen die empirischen Daten auf, dass das Internet aktuell eine der wichtigsten Recherchequellen im Journalismus allgemein darstellt. Blogs genießen darüber hinaus eine Relevanz als Informationsquelle und als journalistisches Redaktionsangebot (vgl. http://www.ffpr.de/?id=1029, Abrufdatum: 09.01.2012, 13:38 Uhr).
Ob diese Aussagen auch auf den Modejournalismus zu treffen, wurde versucht in Kapitel 3 zu durchleuchten. Dabei wurde festgestellt, dass der Modejournalismus ein von der Wissenschaft wenig erforschtes Feld darstellt. Es wird weiterhin angezweifelt, ob es sich bei der Modeberichterstattung um eine Form des Journalismus handelt, obgleich sich der Modejournalismus in den Fachjournalismus verorten lässt. Über die journalistischen Standards und Handwerkzeuge lassen sich im Modejournalismus nur wenige Aussagen finden, einzig bei dem Schreibprozess lassen sich Parallelen feststellen. Es bestehen Wissenslücken zur Informationsbeschaffung und Gewichtung der Recherche. Insofern kann hier bezüglich der Frage nach der Bedeutung des Internets für den Modejournalismus keine Aussage aufgrund des bisherigen Forschungstandes getätigt werden. Es wurde jedoch festgestellt, dass das Schreiben für Weblogs und neue Medien ein mögliches Tätigkeitsfeld im Modejournalismus darstellt. Dies weist eine Parallele zu den aktuellen Ergebnissen der „Digital Journalism Study 2011“ auf. Hier wurde fest gestellt, dass bei 54 % der befragten Journalisten, Weblogs zum Redaktionsangebot gehören. (vgl. http://www.ffpr.de/?id=1029, Abrufdatum: 09.01.2012, 13:57 Uhr) Weitere empirische Daten zum Themenbereich Mode liegen hierzu nicht vor.
Einige Beispiele haben jedoch aufgezeigt, dass sich bereits einige Modejournalisten an den Möglichkeiten des Weblogs bedienen. Genauere Informationen über die Relevanz von Modeblogs im Modejournalismus konnten nicht verifiziert werden, obgleich das Kapitel 4 mit der Untersuchung von Weblogs gezeigt hat, dass Modeblogs eine besondere Relevanz für Unternehmen und Modeinteressierte darstellen.
Zusammenfassend liegen über den Modejournalismus, dessen Informationsbeschaffung und die Relevanz von Modeblogs keine ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Deshalb liegen diese Themenfelder im Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung.
5.2 Forschungsleitende Frage und theoretische Vorüberlegungen
Ziel der empirischen Untersuchung ist es, aufschlussreiche Informationen über den Modejournalismus zu generieren. Aufgrund des Mangels an bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über diesen Bereich, werden keine konkreten Hypothesen aufgestellt, lediglich Vorannahmen getroffen.
In Folge des bisherigen Forschungsstandes zum Journalismus allgemein und dem Umgang mit dem Web 2.0 ist jedoch davon auszugehen, dass die partizipativen Möglichkeiten des Internets dem Modejournalismus bekannt sein werden. Es kann weiterhin vermutet werden, dass das Internet eine erhebliche Rolle im Alltag eines Modejournalisten spielt, insofern der Modejournalismus einem ähnlichen Arbeitsablauf wie dem im herkömmlichen Journalismus entspricht. Ferner wird die Recherche eine ähnlich bedeutende Rolle im Modejournalismus spielen, wenn derselbe mit dem herkömmlichen Journalismus gleichzusetzen ist.
Da Modejournalisten bekannter maßen Trends und Entwicklungen in der Modebranche für ihre Arbeit verfolgen, kann angenommen werden, dass ihnen die Bedeutung der Modeblogs für die Gesellschaft und für Unternehmen bekannt ist. Es ist fraglich, ob die Popularität der Modeblogs bei ihnen auf Zustimmung stößt oder ob sie in der Entwicklung der alternativen Art der Modeberichterstattung eine Konkurrenz zum herkömmlichen Modejournalismus sehen. Die Haltung seitens Modejournalisten gegenüber Modeblogs könnte Aufschluss darüber geben, ob Modejournalisten Modeblogs als Informationsquelle nutzen.
Die theoretischen Vorüberlegungen dienen der Explikation der forschungsleitenden Frage, die sich aufgrund der Forschungslücken zum Thema Modejournalismus ergibt. Ergo soll folgende forschungsleitende Frage mit der empirischen Untersuchung beantwortet werden: Welche Bedeutung haben Modeblogs für den Modejournalismus, welche Informationsquellen werden im Zeitalter des Web2.0, im Modejournalismus angewendet und inwiefern spielen Modeblogs eine Rolle für die journalistische Recherche?
5.3 Darstellung der Methodenauswahl: Experteninterviews
Dieser Untersuchung liegt die Methode der Experteninterviews zu Grunde. Diese Methodik ist eine Anwendung der empirischen Sozialforschung, welche die wissenschaftliche Auseinandersetzung des sozialen Handelns zum Inhalt hat. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 23 f.) Ziel der Forschung ist es, ein menschliches Handeln zu untersuchen und zu erklären, dabei wird danach vorgegangen „Handeln deutend zu verstehen.“, vgl. Gläser, Laudel 2010, 24.
In der empirischen Sozialforschung kann nach qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden unterschieden werden. Quantitative Methoden basieren auf Häufigkeiten und nummerischen Daten, die folglich interpretiert werden. Qualitative Methoden stützen sich auf „verbale Beschreibungen“, die die Interpretation sozialer Sachverhalte zulassen. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 27) Folglich wird bei quantitativen Methoden aufgrund statistischer Daten auf Kausalzusammenhänge geschlossen, bei qualitativen werden Kausalmechanismen über Ursache und Wirkung gesucht. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 28) Das Experteninterview ist eine qualitative Methode der Sozialforschung und ermöglicht das generierte Wissen, nach dem Prinzip der Offenheit in ihrer Gesamtheit, zu betrachten. Quantitative Methoden lassen nur Ergebnisse zu vermuteten Gegebenheiten zu und benötigen für ihre Aussagekraft eine hohe Anzahl an Ergebnissen. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 36 f.)
Da der zu untersuchende Bereich des Modejournalismus bisher wenig theoretische Erkenntnisse mit sich bringt, ist es nicht sinnvoll, im Vorfeld Sachverhalte zu prognostizieren. Das erhobene Material der Experteninterviews soll einzeln und in der Gesamtheit betrachtet werden. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 37) Weiterhin soll die Untersuchung nicht von der Menge der befragten Personen abhängig sein. Darüber hinaus wird den Experten die Möglichkeit gegeben, ihr individuelles Wissen frei weiter zu geben. Die Erhebungsmethode sollte deshalb auch alle unvorhergesehenen Informationen miteinbeziehen. Aus diesem Grund wurde für diese Erhebung die Methode der Experteninterviews ausgewählt.
5.4 Entwicklung des Interviewleitfadens
Kapitel 5.1. hat den bisherigen Forschungsstand wiedergegeben und in Kapitel 5.2 wurde die forschungsleitende Frage genannt und mit Vermutungen, sowie Unklarheiten gestützt. Basierend auf diesen Ergebnissen wird für die empirische Untersuchung, dem Experteninterview, ein Interviewleitfaden entwickelt. Für das Interview wird zunächst die Methode des nichtstandardisierten Interviews gewählt.
Im Folgenden zeigt sich jedoch, dass es sich genau genommen um ein teilstandardisiertes Interview handelt, denn der Interviewleitfaden gibt eine gewisse Struktur des Interviews vor. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 41) Das leitfadengestützte Interview hält eine bestimmte Anzahl an Fragen in einer bestimmten Reihenfolge bereit. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig, die Fragen immer in der gleichen Reihenfolge und im gleichen Wortlaut zu stellen. Diese Eigenschaften haben den Vorteil, dass während eines Interviews auf die individuellen Antworten des Experten eingegangen und gegebenenfalls darauf reagiert werden kann. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 42) Leitfragen implizieren das Wissen, dass durch das Experteninterview erhoben werden soll, um Aufschluss über die Forschungsfrage zu bekommen (vgl. Gläser, Laudel 2010, 90 f.). Insofern wurde im Verlauf der Entwicklung des Interviewleitfadens wie folgt vorgegangen:
Zunächst wurden Fragen rund um das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Untersuchung gesammelt.
Folgende Fragensammlung ist dadurch entstanden:
In welchen Medien sind Modejournalisten tätig?
Ähnelt die Arbeit der Modejournalisten derer des herkömmlichen Journalisten?
Welche Tätigkeitsfelder gehören zu der Arbeit eines Modejournalisten?
Welche Arbeitsprozesse durchläuft ein Erzeugnis des Modejournalismus?
Welche Rolle spielt die Recherche im Modejournalismus?
Welche Informationsquellen werden im Modejournalismus genutzt?
Welche Recherchetools werden genutzt?
Werden Modeblogs als Recherchequelle genutzt?
Welche Bedeutung hat das Internet?
Welche Medien rezipieren Modejournalisten?
Hat das Medium, bei dem ein Modejournalist beschäftigt ist einen Einfluss auf die Bedeutung des Internets?
Ist das Web2.0 in den Alltag des Modejournalisten integriert?
Welche Rolle spielen Social Media?
Welche Relevanz haben Weblogs?
Werden Modeblogs von Modejournalisten rezipiert?
Bloggen Modejournalisten gegebenenfalls selber?
Ist der eigene Blog gegebenenfalls privater oder beruflicher Natur?
Wie bewerten Modejournalisten Modeblogs?
Wie schätzen sie Modeblogs in Hinsicht auf ihre Glaubwürdigkeit ein?
Diese Fragensammlung wurde kontinuierlich auf die Ergebnisse des Forschungsstandes angepasst. In einem weiteren Schritt wurden die Fragestellungen geordnet und umformuliert, um anschließend eine Anzahl an Fragen nach den Anforderungen der Offenheit, Neutralität, Klarheit und Einfachheit zu generieren. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 122) Das Ziel der Umformulierung ist, dem Experten eine Anregung zu einer Antwort zu geben und sie auf ein Thema zu stoßen. Dabei wurden nicht alle Interessengebiete direkt erfragt, sondern in übergeordnete Fragegestellungen impliziert. Geschlossene Fragestellungen wurden vermieden, um den Experten Raum für eine individuelle Antwort zu geben. Die endgültigen Fragen wurden zuletzt in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht. Die Fragensammlung soll einen nachvollziehbaren Aufbau verfolgen, um den Experten in das Thema einzuführen und ihn damit durch das Interview zu geleiten. Der entwickelte Leitfaden (siehe Anhang 1, S. 79) wurde wie folgt gegliedert.
Zunächst werden mit den Fragen eins, zwei und drei ein Einstieg in die Arbeit des Experten gegeben.
Diese Fragen sind sehr allgemein gehalten und lassen dem Experten einen gewissen Spielraum an Interpretation zu. Die Einstiegsfragen wurden gewählt, um zunächst ein Vertrauen zu den Experten aufzubauen. Sie befassen sich allgemein mit den Tätigkeiten eines Modejournalisten, über die jeder der Experten etwas mitzuteilen hat.
In dem darauf folgenden Themenblock wird mit Frage vier (siehe Anhang 1, S. 79) ein Ergebnis zur Bedeutung der Recherche, aus dem bisherigen Forschungsstand zum Journalismus allgemein angeführt und anschließend nach dessen Bedeutung im Modejournalismus gefragt. Durch diese Handhabung soll dem Interviewten zunächst vermittelt werden, womit sich die Untersuchung allgemein beschäftigt. Weiterhin soll geprüft werden, ob Modejournalisten gegebenenfalls etwas zu dem Vergleich mit dem herkömmlichen Journalismus Preis geben und wie sie zu dem erzielten Ergebnis der Recherche stehen.
Daraufhin wird ein Rückschluss gezogen, so dass das Ergebnis in irgendeiner Weise von den Befragten bewertet wird. In der Frage Nummer fünf (siehe Anhang 1, S. 79) werden sie dann explizit zur Recherche in ihrer Arbeit befragt. Hier werden keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben, um die Arbeit der Journalisten nicht zu werten. Es wird nicht direkt gefragt, ob Modejournalisten Modeblogs als Informationsquelle nutzen, wenn sie es tun, haben sie jedoch die Möglichkeit es anzugeben.
Ebenso wird in der anschließenden Frage Nummer sieben verfahren. Hier wird eine allgemeine Entwicklung zur Bedeutung des Internets, Social Media und explizit Weblogs angebracht, um daraufhin zu erfragen, ob Modejournalisten dem zustimmen können. Durch diese Fragestellung soll indirekt vermittelt werden, dass Modeblogs generell eine gewisse Bedeutung haben, ohne die Modejournalisten direkt damit zu konfrontieren. Es soll damit die Möglichkeit gegeben werden bereits bei dieser Frage auf Modeblogs zu sprechen zu kommen. Das ist jedoch nicht zwingend, weil auch andere Themen vorgegeben wurden.
Hier kann bereits eine erste Einstellung zu Modeblogs seitens der Experten abgetastet werden.
Im Anschluss wird mit Frage Nummer acht direkt auf das Thema Modeblogs angesprochen (siehe Anhang 1, S. 79). Geben die Experten bereits in der vorherigen Frage eine Aussage dazu Preis, kann diese Frage gegebenenfalls überflüssig oder aber ergänzend sein. Geben Sie vorher keine Auskunft darüber, ist dies die einzige direkte und geschlossene Frage im Interview.
Wird die Frage nach der Rezeption von Modeblogs negativ beantwortet, sind die folgenden Fragen eventuell hinfällig. Im Weiteren soll die Bedeutung der Modeblogs für Modejournalisten erfragt werden.
Mit der abschließenden Frage Nummer zehn (siehe Anhang 1, S. 79), in der es um die Glaubwürdigkeit von Modeblogs geht, kann weiterhin eine Aussage über die Meinung von Modejournalisten bezüglich Modeblogs generiert werden. Darüber hinaus besteht weiterhin die Chance zu erforschen, ob Modejournalisten Modeblogs als Informationsquelle nutzen würden oder es bereits tun, wenn sie in der direkten Frage nach den Recherchequellen gegebenenfalls noch keine Aussage darüber getroffen haben.
In einem Pretest wurden die Leifragen auf ihre Wirkung und Resonanz getestet. Als Expertin des Pretests diente eine Modejournalistin, die nicht darüber informiert wurde, dass sie sich in der Testphase befindet.
Der Pretest fand demnach zu den gleichen Bedingungen statt, wie die anschließenden Experteninterviews.
Durch diesen Test wurde festgestellt, dass sich die Formulierung der Fragen, als auch der Aufbau der Fragensammlung als sinnvoll erweisen. Die Aussagen des Pretest gaben bereits die gewünschten Informationen wider, so dass folglich beschlossen wurde, dieses Interview mit in die Auswertung einzubeziehen. Es handelt sich demnach bei dem Pretest auch um das Experteninterview Nummer eins.
Der Interviewleitfaden wurde anschließend nicht mehr verändert.
5.5 Rahmenbedingungen der Experteninterviews
Für die vorliegende Untersuchung wurden zehn Experten aus dem Bereich Modejournalismus rekrutiert.
Diese wurden aus unterschiedlichen Bereichen ausgewählt, damit sie ein möglichst repräsentatives Ergebnis über die gesamte Branche des Modejournalismus abgeben.
Insgesamt erstreckte sich die Anfrage auf über 40 Modejournalisten. Die Recherche nach geeigneten Experten erfolgte direkt über die Kontaktangaben in Modemagazinen und Zeitschriften, dem Impressum diverser Mode-Onlinemagazine und der Recherche des sozialen Netzwerk Facebook. Die Anfrage erfolgte meist schriftlich via Email. Nach einer zunächst mangelnden Rückmeldung der ersten zwanzig Angefragten, dienten persönliche Kontakte, um weitere Experten zu gewinnen. Eine bereits interviewte Expertin war so hilfsbereit, weitere Kontakte zu Experten aus anderen Medien der Modeberichterstattung zu verschaffen.
Schlussendlich erstreckte sich die Zahl der Experten auf zehn Modejournalisten. Etwaige stammten aus unterschiedlichen Bereichen der Modeberichterstattung. Es wurde darauf geachtet, dass Vertreter sowohl aus Print, als auch aus Online Medien befragt werden. Weiterhin wurde als Kriterium festgelegt, dass männliche und weibliche Interviewpartner in einem angemessenen Verhältnis, generiert werden.
Letztendlich konnten Modejournalisten aus folgenden Bereichen rekrutiert werden: Freie Modejournalisten, die sowohl über Mode, als auch über Architektur und Kunst schreiben; Modejournalisten, die bei renommierten Mode Print Magazinen als Moderedakteur angestellt sind.
Modejournalisten, die ausschließlich für Online Medien tätig sind.
Modejournalisten, die für Print und Online Medien tätig sind.
Modejournalisten, die in leitenden Funktionen in einem Online Medium tätig sind.
Modejournalisten, die bei einem Modeunternehmen als Online- und Printjournalist tätig sind.
Freie Modejournalisten, die unter anderem als Modeblogger tätig sind.
Freie Modejournalisten, die für allgemeine Printmedien und deren Moderessorts tätig sind.
Die Experten wurden bereits bei der Interviewanfrage darüber in Kenntnis gesetzt, dass es sich um Telefoninterviews im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung handelt. Als Thematik wurde das unerforschte Feld des Modejournalismus allgemein angegeben. Weitere Informationen zum Thema des Interviews wurden den Experten nicht gegeben. Alle Teilnehmer wurden mit den Fragen erstmalig im Interview konfrontiert.
Nach der Terminabsprache wurden die Experten kontaktiert und über die Rahmenbedingungen der Untersuchung aufgeklärt. Alle Interviews fanden telefonisch statt. Für die Beweisführung und Auswertung wurden alle Interviews aufgezeichnet. Im Vorfeld bekamen die Experten die Information, dass die Interviews anonymisiert werden. Deshalb wurden sie gebeten, keine namentlichen Angaben über ihre Arbeitgeber und Medien zu tätigen.
Das Eingangsgespräch mit einer persönlichen Vorstellung des Interviewers, einer kurzen Einführung in das Thema und die Aufklärung über die Interviewgegebenheiten sowie eine abschließende Danksagung, wurden nicht aufgezeichnet. Alle Tonaufzeichnungen beginnen mit der Bezeichnung und Nummerierung des Interviews und der ersten Frage und enden nach der Antwort zur letzten gestellten Frage.
In allen Interviews ist bereits im Vorfeld eine persönliche Atmosphäre entstanden, so dass die Interviewpartner angeboten haben, sich zu duzen.
5.6 Auswertung
Für die Auswertung der erhobenen Daten wurde die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse angewendet.
Gleichnamige ist eine Weiterentwicklung der quantitativen Inhaltsanalyse, bei der die erhobenen Daten auf Häufigkeiten hin untersucht werden. Der Unterschied hierzu liegt bei der qualitativen Analyse darin, dass das zuvor entwickelte Kategoriensystem permanent modifiziert und aufgrund einzelner erhobener Daten verändert werden kann. So entsteht ein offenes Konstrukt, das auch individuelle Ergebnisse mit aufnehmen kann, ohne dass sie im Vorfeld bereits festgelegt worden sind. (vgl. Gläser, Laudel 2010, 198 f.) Ziel der Inhaltsanalyse ist es, die erhobenen Daten zu extrahieren. Das heißt, sie auf ihre Kernaussagen zu reduzieren, zusammenzufassen, zu vergleichen und anschließend losgelöst vom Ursprungstext zu interpretieren. (vgl. Gläser, Lauder 2010, 199 f.). Folglich wurde das erhobene Material nach der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Für die vorliegende Analyse liegt eine abgewandelte Systematik der Inhaltsanalyse zu Grunde. Zur Stützung einiger besonders prägnanter Merkmale, wurde ergänzend auch auf die quantitative Inhaltsanalyse zurückgegriffen, jedoch nur um einige auffällige Tendenzen aufzuzeigen. Die Herangehensweise für die systematische Auswertung des erhobenen Materials, wird mit den nachfolgenden Auswertungsschritten erläutert.
Erster Schritt:
Zunächst wurden die aufgezeichneten Interviews (siehe Anhang Nr. 19, S. 200) vollständig transkribiert.
Dabei wurden Betonungen oder lange Überlegungspausen teilweise mit vermerkt. Die Gespräche wurden in genauem Wortlaut transkribiert, auch wenn umgangssprachliche Begriffe auftraten. Die vollständigen Transkriptionen befinden sich im Anhang. (siehe Anhang Nr. 2-11, S. 80 ff.) Zweiter Schritt:
Das transkribierte Material wurde in einem ersten Durchgang gesichtet und genauestens gelesen. Alle Aussagen bekamen eine fortlaufende Nummerierung und wurden in einzelne Abschnitte geteilt.
Sinnverwandte und themenspezifische Aussagen, die aufeinander folgen, wurden zusammengefasst. Die Nummerierung der Aussagen wird im weiteren Verlauf der Auswertung beibehalten und stets mitgeführt, um zu jeder Zeit die Ursprungsquelle ausfindig machen zu können.
Dritter Schritt:
Im Vorfeld wurden anhand des Interviewleitfadens Kategorien zu dem erhobenen Wissen angefertigt. In diesem Schritt wurden die Kategorien mit dem erhobenen Material verglichen. Das Kategorienmodell wurde daraufhin modifiziert und auf die Ergebnisse angeglichen. Weiterhin dienten Markierungen im erhobenen Material dafür, um zu kennzeichnen welche Aussagen für die Auswertung relevant sind.
Vierter Schritt:
Die modifizierten Kategorien wurden in eine Tabelle eingetragen. (siehe Anhang Nr. 12, S. 123) Diese Kategorien dienten der Ausarbeitung der Textstellen und Aussagen, die systematisch danach gesucht wurden, zu welcher Kategorie sie passen. Diese Aussagen wurden nun abstrahiert, interpretiert, auf ihre Kernaussage reduziert und zu einer entsprechenden Kategorie eingepflegt. Die Textquelle wurde fortdauernd mit angegeben. In diesem Schritt wurden die Aussagen von ihrem Ursprungstext gelöst und frei interpretiert. Aussagen, die Auskunft zu mehreren Kategorien gaben, auch wenn ihre Ursprungsfrage eine andere war, wurden mehrfach verwendet. Die Extrahierung fungierte in diesem Schritt dazu, alle aussagekräftigen Aussagen im Kategoriensystem zu explizieren.
Fünfter Schritt:
Zur weiteren Auswertung dienten nun nicht mehr der Ursprungstext, sondern die extrahierten Daten in der Tabelle. Zunächst wurden die Aussagen noch chronologisch nach den Experten sortiert. In einem weiteren Schritt wurde eine neue Tabelle angelegt, in der die Daten losgelöst von der Nummerierung der Experten nach ihren Kategorien eingepflegt waren. (siehe Anhang Nr. 13, S. 128) Diese Tabelle diente zur Generierung weiterer detaillierter Dokumente zu jeder einzelnen Kategorie. (siehe Anhang Nr. 14, S. 134) Sechster Schritt:
Es liegt nun für jede Kategorie und die entsprechenden Aussagen eine Tabelle vor. Sie dienten der näheren Betrachtung der einzelnen Inhalte. Es wurden Häufigkeiten, Gemeinsamkeiten und Widersprüche kenntlich gemacht. Weiterhin wurde nach Handlungsmustern und Zusammenhängen analysiert. Aufgrund dieser Dokumente, konnten alle Aussagen zu den einzelnen Kategorien zusammengefasst werden. Die verdichteten Kernaussagen dienen der Grundlage für die nachfolgende Interpretation.
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