Nichts ist subjektiver, als die Beurteilung und Bewertung eines Textes. Es
ist wissenschaftlich erwiesen, dass derselbe Aufsatz von unterschiedlichen
Lehrpersonen sehr unterschiedlich beurteilt wird. Das liegt zum einen daran,
dass die Textqualität schwer zu erfassen ist, zum anderen an der Tatsache,
dass oft das äußere Erscheinungsbild oder die inhaltliche Position stärkeren
Einfluss auf die Lehrperson haben. Aus dem Bewerten, dem kognitiven
Akt des Einschätzens und dem Beurteilen, der sprachlich geäußerten
Bewertung gegenüber dem Schüler ergibt sich in der Regel das Benoten, die
zusammenfassende Bewertung einer Leistung in einer Ziffernote. Diese
gelten aber aus den oben genanten Gründen weder als valide, noch als
reliabel, noch als rein objektiv. Da aber auf die Notengebung nicht
verzichtet werden kann, muss man an dem Bewertungsmaßstab arbeiten.
Kriterienkataloge sind aber nur sinnvoll, wenn sie grundsätzlich von allen
eingehalten werden und keine Überzahl an Kriterien entsteht. Ingrid
Böttcher und Michael Becker-Mrotzek haben hierzu einen Basiskatalog
entwickelt, der 12 Kriterien umfasst und 5 Dimensionen für die
Aufsatzbeurteilung herausstellt. Wenn man nun also einen festgelegten
Kriterienkatalog hat, dann könnte man diesen auch als allgemein gültiges
Messinstrument verwenden.
Ist es daher nicht sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler den Schritt
der Bewertung selber gehen, also schon vor der Abgabe ihre Aufsätze
kontrollieren können?
Eine geeignete Methode für das Bewerten eines Schüleraufsatzes ist die
Schreibkonferenz. Der selbstverfasste Text wir einer kleinen kritischen
Öffentlichkeit präsentiert, damit der Verfasser möglichst vielseitige
Rückmeldungen bekommt, der ihn dann veranlasst seinen Text zu
überarbeiten. Brakel-Olsen hat 1990 in einer Studie herausgestellt, dass die
Quantität der Überarbeitungen ohne Beteiligung der Mitschüler zwar höher
war, jedoch meist nur die Oberfläche des Textes betrafen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Entwicklung des Aufsatzes
- Prozesse des Schreibens
- Die Schreibkonferenz
- Ablauf der Schreibkonferenz
- Zusammenfassung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Schreibkonferenz als eine Methode zur prozessorientierten Schreibdidaktik zu analysieren. Dabei wird die historische Entwicklung des Aufsatzes, die Prozesse des Schreibens und der Ablauf der Schreibkonferenz detailliert betrachtet.
- Historische Entwicklung des Aufsatzunterrichts
- Prozesse des Schreibens in der prozessorientierten Schreibdidaktik
- Die Schreibkonferenz als Instrument zur Verbesserung der Textqualität
- Die Rolle von Rückmeldungen in der Schreibkonferenz
- Die Bedeutung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative im Schreibprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der subjektiven Aufsatzbeurteilung und die Notwendigkeit objektiver Bewertungsmaßstäbe. Die Schreibkonferenz wird als Methode vorgestellt, die es Schülern ermöglicht, ihre Aufsätze selbstständig zu kontrollieren und zu verbessern.
Historische Entwicklung des Aufsatzes
Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des Aufsatzes von der Antike bis zur Neuzeit. Es beleuchtet die Rolle der Rhetorik im Schreiben und die Transformation des Aufsatzunterrichts im 19. Jahrhundert.
Prozesse des Schreibens
Der Fokus liegt auf der prozessorientierten Schreibdidaktik und den verschiedenen Phasen des Schreibprozesses. Der Text wird nicht als Endprodukt betrachtet, sondern als Ergebnis eines iterativen Prozesses, der die Überarbeitung und Reflexion beinhaltet.
Die Schreibkonferenz
Dieses Kapitel stellt die Schreibkonferenz als Methode der prozessorientierten Schreibdidaktik vor. Es erläutert den Ablauf der Schreibkonferenz, die verschiedenen Rollen der Teilnehmer und die Bedeutung der Rückmeldungen für die Textentwicklung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der Schreibdidaktik, insbesondere die Schreibkonferenz als Methode der prozessorientierten Schreibdidaktik. Weitere Schlüsselbegriffe sind: Aufsatzbeurteilung, Textqualität, Rückmeldung, Selbstständigkeit, Eigeninitiative, historische Entwicklung des Aufsatzes, Prozesse des Schreibens.
- Quote paper
- Verena Nöckel (Author), 2011, Die Schreibkonferenz - Ein Einblick in die Methode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191330