Reinigungskosten können in erheblichem Maße bereits in der Planung beeinflusst werden.
Das wissenschaftliche Ziel der Arbeit besteht in der Zusammenstellung einer nachvollziehbaren praxisgerechten Methode zur Planung von Bauteilen mit geringem Reinigungsaufwand.
Das praktische Ziel der Bearbeitung besteht in der Untersuchung und Auswertung reinigungsgerechter Fassadenelemente im Hinblick auf den Reinigungsaufwand. Es sind die Möglichkeiten und Grenzen der reinigungsgerechten Fassadenbauteile so darzustellen, dass diese eine sinnvolle Grundlage für eine standardisierte Planungsmethode sind.
Zur belegbaren Entscheidungsfindung für den Planer und Investor bedarf es geeigneter Methoden mit denen die Lebenszykluskosten verschiedener Fassadenbauteile transparent dargestellt und vergleichbar gemacht werden können. Allein die Betrachtung der Reinigungskosten ist für den Vergleich von unterschiedlichen Fassaden-Bauwerksteilen nicht ausreichend, da die Einflüsse durch die Bauteileigenschaft und die hiermit verbundenen Investitions- und
Instandhaltungskosten mit zu berücksichtigen sind.
Durch die Methode werden fünf Ausführungsvarianten im Hinblick auf ihre Gesamt-Lebens-Zykluskosten gegenübergestellt. Die Methode wird in Form einer Excel-Programmierung verarbeitet und kann als Analyse-Werkzeug zur Anwendung gelangen.
Der Variantenvergleich zeigt, dass bei vorliegen bestimmter Kennzahlen und Kostenkennwerten die Lebenszykluskosten der unterschiedlichen Fassaden-Bauwerksteile vor der eigentlichen Investitionsentscheidung ermittelbar sind. Allein hierdurch werden die Planer für die Folgekosten in der Nutzungsphase sensibilisiert und das Bewusstsein für deren Einflüsse gestärkt. In diesem Zusammenhang ist die ganzheitliche Betrachtung aller einflussreichen Kostendaten erforderlich, um eine plausible Investitionsentscheidung für ein reinigungsgerechtes Bauwerksteil treffen zu können. Die Entscheidung basiert hierbei auf Ergebnissen aus den Erst- und Folgekosten.
Durch diese Methode lässt sich ferner darstellen, ab welchem Zeitpunkt sich in der Nutzungsphase die ursprüngliche Mehrinvestition auszahlt und wodurch von einem optimierten (reinigungsgerechten) Fassaden-Bauwerksteil gesprochen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Aufgabenstellung
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Themenabgrenzung
1.4 Vorgehensweise
2. Vorbemerkungen zum Lebenszyklus von Fassaden
2.1 Systematik der Beanspruchung
2.1.1 Umwelteinflüsse
2.1.2 Schmutzarten und Ursachen
2.2 Einflussvariablen bei der Fassadenreinigung
2.2.1 Einflussfaktoren der Regelwerke
2.2.2 Einflussfaktoren der Technik
2.2.3 Einflussfaktoren der Nutzung
2.2.4 Bestimmbarkeit der Einflussfaktoren und deren Einfluss
2.3 Arten von üblichen Fassadenkonstruktionen
2.3.1 Wärmedämmverbundsystem
2.3.2 Pfosten-Riegel Konstruktion
2.3.3 Vorgehängte Natursteinplatten
2.3.4 Vorgehängte Metall-Kassetten
2.4 Lebenszykluskosten
2.5 Investitionskosten
2.5.1 Einflüsse der Investitions- auf die Nutzungskosten
2.5.2 Baukosten verschiedener Fassadenkonstruktionen
2.6 Instandhaltungskosten
2.6.1 Lebensdauern ausgewählter Fassaden-Konstruktionen
2.6.2 Instandhaltungskosten ausgewählter Fassaden-Konstruktionen
2.7 Betriebskosten
2.7.1 Reinigungsintervalle
2.7.2 Reinigungskosten
3. Entwicklung der Methode
3.1 Nutzen und Ziele der Methode
3.2 Beurteilung vorhandener Methoden
3.3 Methode für die Voraussage von Lebenszykluskosten
3.3.1 Einflussdarstellung
3.3.2 Berücksichtigung unterschiedlicher Beurteilungskriterien
3.3.3 Berücksichtigung von Preissteigerungen
3.3.4 Investitionsrechnungsverfahren
3.4 Variantenbewertung
4. Praktische Umsetzung der Methode
4.1 Relevante Einflussfaktoren
4.2 Variantenbeispiele
4.2.1 Variantenvergleich ohne Berücksichtigung der Reinigungskosten
4.2.2 Variantenvergleich mit Berücksichtigung der Reinigungskosten
5. Auswertung der Ergebnisse
5.1 Ergebnisse aus den Variantenvergleichen
5.2 Kritische Betrachtung der Methode
5.2.1 Sensitivitätsanalyse
5.2.2 Fehleranalyse und Probleme bei der Umsetzung
6. Schlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Ausgewählte Verschmutzungen und ihre Ursachen
Abb. 2: Ursachen mit Wirkung auf die Reinigungskosten
Abb. 3: Verschiedene Arten von Außenwandbekleidungen
Abb. 4: Beeinflussbarkeit und Höhe der Erst- und Folgekosten
Abb. 5: LZK eines Fassadenbauteils und Grundlagen der Kostenermittlung
Abb. 6: Einfluss der Baukonstruktion auf die Höhe der Nutzungskosten
Abb. 7: Erstellungskosten Fassaden-Bauteile
Abb. 8: Einflüsse auf die technische Lebensdauer von Bauteilen
Abb. 9: Abbau des Abnutzungsvorrates und seine Erstellung durch Instandsetzung ..
Abb. 10: Lebensdauern von ausgewählten Fassaden-Bauteilen
Abb. 11: Betrachtungszeitraum mit alternativen, unterschiedlichen Lebensdauern
Abb. 12: Lebensdauern und Instandhaltungskosten ausgewählter Fassadenbauteile
Abb. 13: Abhängigkeiten der Reinigungskosten
Abb. 14: Reinigungsintervalle von unterschiedlichen Fassaden-Materialien
Abb. 15: Reinigungsaufwand und Kostenkennwerte
Abb. 16: Betrachtungsweise der Einflussmerkmale eines Fassaden-Bauteils
Abb. 17: Ermittlung der Einflüsse mit ihrer Wirkung auf die Variablen
Abb. 18: Einflüsse verschiedener Kostenarten auf die Gesamt-Lebenszykluskosten .
Abb. 19: Vergleich Baukostenindex mit Arbeitskostenindex
Abb. 20: Entwicklung der Arbeitskosten
Abb. 21: Entwicklung der Baukosten
Abb. 22: Schematische Auszahlungsreihe einer Variante
Abb. 23: Prozessablauf zur Variantenbewertung
Abb. 24: Eingabefeld Excel-Tool (Variante WDVS)
Abb. 25: Vergleich der Lebenszykluskosten ohne Reinigungskosten (80 Jahre)
Abb. 26: Eingabefeld Excel-Tool (Variante Pfosten-Riegel)
Abb. 27: Vergleich der Lebenszykluskosten mit Reinigungskosten (80 Jahre)
Abb. 28: Vergleich der Lebenszykluskosten ohne Reinigungskosten
Abb. 29: Vergleich der Lebenszykluskosten mit Reinigungskosten
Abb. 30: Ranking-Vergleich, Varianten mit und ohne Reinigungskosten
Abb. 31: Änderungen der Eingabeparameter
Abb. 32: Vergleich der Lebenszykluskosten mit Reinigungskosten (50 Jahre)
Abb. 33: Vergleich der Lebenszykluskosten mit Reinigungskosten (50 Jahre)
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Da die Lebenszykluskosten von Bauwerken weit höher sind als die Investitionskosten, gewinnen die Lebenszykluskosten immer mehr an Bedeutung. Das führt dazu, dass Optimierungen aus dem Facility-Management stärker auf die Planungsentscheidung einwirken. Damit sind die Einflüsse auf die Investitionskosten gegeben.1
Somit werden viele Weichen im Bezug auf die möglichst kostengünstige Nutzungsphase einer Immobilie und demzufolge auf das künftige Unternehmens- ergebnis bereits in der Planungsphase gestellt. Reinigungskosten können in erheblichem Maße bereits in der Planung beeinflusst werden. Leider ist in der heutigen Praxis dieses Bewusstsein unter den Beteiligten noch nicht sehr stark ausgeprägt. Hierbei besteht die Gefahr, dass die künftigen Belange der Nutzer und Auftraggeber in der Planungsphase nicht hinreichend berücksichtigt werden. Ferner bestehen kaum hinreichende Instrumente, die eine Mehrinvestition für ein bestimmtes Bauteil mit günstigeren Nutzungskosten und somit positiver Auswirkung auf den späteren Netto- Cash-Flow, gegenüber einem Investor nachvollziehbar darstellen. Lediglich auf Basis von Empfehlungen ohne konkrete Zahlen, wird ein Investor die notwendige Mehrinvestition nicht tätigen, da ihm hierzu die belegbaren Daten fehlen.
Das Hauptproblem besteht darin, dass oft mit geringer Sachkenntnis bei der Auswahl eines Fassaden-Bauwerksteils eine Entscheidung mit langfristiger Wirkung zu treffen ist. In diesem Zusammenhang vertreten bedauerlicherweise bislang viele Planer und Bauherren die Auffassung, dass bei der ökonomischen Planung von Gebäuden die Investitionskosten auf ein Minimum zu senken sind. Dabei steht bei der Planung oft noch immer der gestalterische Anspruch im Vordergrund und die späteren Lebenszykluskosten bleiben unberücksichtigt.
1.2 Zielsetzung
Das Ziel dieser wissenschaftlichen Ausarbeitung ist es, ein Modell zur Festlegung einer reinigungsgerechten Fassade für mehrgeschossige Bürobauten zu entwickeln, welches sich später in der Praxis allgemeingültig anwenden lässt. Die entwickelte Modellrechnung soll dem Investor und Bauherrn als Unterstützung dienen, um in frühen Planungsphasen den wirtschaftlichen Erfolg seines Projektes besser zu ermitteln, bzw. hierdurch belegbarer zu machen.
Die bisherige Literatur bereitet noch kaum die Thematik der Nachhaltigkeit von Bauwerksteilen in einer für Architekten zweckmäßigen Art auf. Im Rahmen dieser Ausarbeitung soll ein Planungsinstrument mit folgenden Eigenschaften ausgearbeitet werden:
1. Transparente, nachvollziehbare Bewertungsmethode unter Berück- sichtigung der relevanten Herstellungs- und Nutzungskosten eines Bauteils, deren Ergebnisse als Entscheidungsgrundlage für Bauherr und Investor dienen.
2. Optimierung und Kostenkontrolle der Reinigungskosten während der Nutzungsphase über einen bestimmten Betrachtungszeitraum.
3. Die Möglichkeit der kurzfristigen Überprüfung von Planungsalternativen, durch einen nachvollziehbaren und reduzierten Arbeitsaufwand, welche den Planungs- und Entwurfsprozess des Architekten unterstützt.
4. Bedienerfreundliche Anwendbarkeit durch übersichtliche Eingabefelder, welche die einfache Änderung der Einflussparameter für den Varianten- vergleich ermöglicht.
Mit dieser nicht zu komplexen Methodik sollen die Zusammenhänge nachvollzogen werden. Die Ergebnisse hieraus dienen als Entscheidungsgrundlage bei der Auswahl und Entwicklung reinigungsgerechter Fassaden-Bauwerksteile für die effektive Investition.
1.3 Themenabgrenzung
Durch die Fassadenreinigung soll zum einen das saubere Erscheinungsbild des Gebäudes erhalten bleiben, zum anderen werden durch die Reinigung auch Schäden durch die Verschmutzung beseitigt und dadurch verhindert. Hierdurch sind mit der Reinigung Instandsetzungsarbeiten verbunden. Die Reinigungsintervalle hängen dabei stark von der Eigenschaft des Fassadenmaterials ab. Das Fassadenmaterial übt somit den größten Einfluss auf die Reinigungskosten aus. Hierdurch liegen bei der Kostenverursachung die Investition (Erstellung), Instandsetzung (Bauunterhalt) und Fassadenreinigung eng zusammen. Auf Grund dieser Tatsache werden in dieser Ausarbeitung die obigen Thematiken als eine Einheit betrachtet.
Bei der Betrachtung wird der Fokus auf nichtragende Fassadenkonstruktionen von Verwaltungsgebäuden mit mittlerer Nutzungsfläche gelegt. Gemäß der DIN 276 (Baukosten)2 wird die Konstruktion der Außenfassade in der Kostengruppe 335, sowie nach der DIN 18960 (Baunutzungskosten)3 die Reinigung der Gebäudehülle in der Kostengruppe 333 (Fassadenreinigung) und die Instandsetzung in der Kostengruppe 412 (Außenwände) gegliedert. Aufgrund der konstruktiven Einflüsse auf die Lebenszykluskosten erfolgt eine Gesamtbetrachtung der vorgenannten Gruppen. Die übrigen Kostengruppen der Betriebskosten sind nicht Bestandteil dieser Untersuchung.
Eine weitere Rolle neben dem Verbrauch der Reinigungsleistung spielen die Tarif- und Vertragsbedingungen mit den Dienstleistungsunternehmen. Die Optimierung dieser vertraglichen Beziehung unterliegt nicht dieser Untersuchung, da hier kein Zusammenhang zur Gebäudeplanung besteht.4 Ferner werden bei der späteren Berechnung mit Bezug auf die entwurfsorientierte Kostenplanung nur die Kosten (Ausgaben) betrachtet. Daher finden Einzahlungen (Mieten) keine Berücksichtigung. Sicherlich wäre hier noch Potenzial für weitere wissenschaftliche Untersuchungen dahin gehend, wie z. B. die Fassadeneigenschaft die Höhe der Netto-Miete beeinflusst.
Ausgiebige Untersuchungen sämtlicher Optimierungsmöglichkeiten von Reinigungs- kosten durch bauplanerische Verbesserungen bei Detail-Konstruktionen können in dieser Untersuchung, wegen der sehr gebäudespezifischen Konstellation, nicht abgebildet werden. Der Planungseinfluss auf die technische Gebäudeplanung bleibt unberücksichtigt. Ferner findet der Sauberkeitsanspruch des Nutzers bei dieser Ausarbeitung keine Berücksichtigung, da dieser keine planungsbedingte Größe ist.
1.4 Vorgehensweise
Im Kapitel 2 werden vorab die verschiedenen Schmutzarten und Ursachen an Fassadenbauteilen vorgestellt. Des Weiteren erfolgt eine ausführliche Betrachtung der Einflusskriterien auf die Lebenszykluskosten, da diese die Grundlage für die spätere Berechnungsmethode darstellen. Im Anschluss werden übliche Fassaden- Konstruktionen dargestellt, welche bei der späteren Methodik als Ausführungsvarianten zur Anwendung gelangen. Nachfolgend werden die Lebenszykluskosten dahingehend untersucht, in welchen Phasen einflussreiche Kosten entstehen und wodurch diese beeinflusst werden. Diese Ansätze sind für die spätere Berechnungsmethode erforderlich. Hierzu werden die kostenführenden Positionen der Investitions-, Instandhaltungs- und Betriebskosten ermittelt und genauer betrachtet.
Darüber hinaus werden in Kapitel 3 bereits vorhandene Methoden untersucht, um hieraus nützliche Erkenntnisse zu gewinnen, welche für diese Ausarbeitung weiter entwickelt werden. Hierbei erfolgt eine Betrachtung der Zusammenhänge zwischen den Investitionskosten und den Instandhaltungskosten. Den ermittelten Ergebnissen liegt eine ausführliche Literaturrecherche, sowie die Anwendung der Software- Programme LEGEP (Lebenszyklusrechner), Arriba (Ausschreibungsprogramm mit Kostenkennwerten) und Excel (Tabellenkalkulation) zu Grunde. Diese Ergebnisse sind Grundlage für die Entwicklung der Methode, mit welcher die Gesamt-Lebens- zykluskosten eines Bauteils ermittelt werden. Allein die Betrachtung der Reinigungs- kosten ist hierfür nicht ausreichend, da die Eigenschaften des Bauteiles mit zu berücksichtigen sind. Durch die Methode werden fünf Ausführungsvarianten im Hinblick auf ihre Gesamt-Lebenszykluskosten gegenübergestellt. Mit Hilfe einer vereinfachten Form der Kapitalwert-Methode lassen sich die Kapitalwerte als Gesamtkosten der ausgewählten Bauteile und ihrer bautechnischen Alternativen ausdrücken. Um eine bestimmte Vergleichbarkeit herzustellen, werden sämtliche Ausgaben auf den Zeitpunkt der Fertigstellung bzw. Ingebrauchnahme (Jahr 0) bezogen. Zum Abschluss erfolgt die Auswertung verschiedener Varianten mit Darstellung der Ergebnisse, sowie deren Nutzen für den Anwender.
2. Vorbemerkungen zum Lebenszyklus von Fassaden
In diesem Kapitel wird der Lebenszyklus unterschiedlicher Fassadenkonstruktionen genauer untersucht. Zu Beginn erfolgt die Vorstellung unterschiedlicher Verschmutzungsursachen an Fassaden, sowie die Betrachtung der Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die Nutzungsphase. Weiter werden fünf übliche Konstruktionsarten mit deren verursachenden Kostenarten betrachtet. Hierbei wird aufgezeigt, in welchen Lebenszyklusabschnitten die einflussreichen Kosten anfallen und durch welche Phasen diese beeinflusst werden. Dazu werden die messbaren Einflussfaktoren in den Gruppen Investitionskosten (KG 300, DIN 276), Betriebskosten (KG 300, DIN 18969) und Instandhaltungskosten (KG 400, DIN 18960) genauer bestimmt, da es sich hierbei um konkrete Ausgaben (Auszahlungen) handelt. Die in diesem Kapitel ermittelten Lebenszykluskosten dienen später als Grundlage für die Investitionsrechnung.
2.1 Systematik der Beanspruchung
Durch die äußeren Einflüsse, wie die örtliche Immissionsbelastung, können Fensterflächen und Fassaden ihr ursprünglich neuwertiges und gutes Aussehen verlieren. Zusätzlich wird dabei oft auch die Fassade geschädigt. Für das Aussehen einer Fassade, sowie den Werterhalt und die Hygiene, ist eine regelmäßige Schmutzentfernung erforderlich. Ferner reduzieren Verschmutzungen die Farbgestaltung der Fassaden und tragen somit zum „Imageverlust“ der jeweiligen Immobilie bei, weil damit die Annahme der Alterung verbunden ist.
Unabhängig vom Standort und dessen Verschmutzungsbeeinflussung ist die Neigung zur Anschmutzung vom verwendeten Material mit dessen Oberflächeneigenschaft (Porosität) abhängig, welche durch die Gebäudeplanung beeinflusst wird. Somit wird der Reinigungsaufwand vom Verschmutzungsgrad beeinflusst, auf den wiederum die Gebäudeplanung Einfluss nimmt.5
2.1.1 Umwelteinflüsse
Die Art und Intensität der Fassadenverschmutzung ist auch abhängig vom Standort und der Lage der jeweiligen Fassadenflächen. Großen Einfluss haben hier Verkehrsstraßen mit hohem Verkehrsaufkommen in unmittelbarer Nähe durch starke KFZ- Abgase. Problematisch sind auch helle Fassaden, welche an starke Vegetation und Wasserflächen (Feuchtebelastung), in Verbindung mit einer geringen Trocknungsmöglichkeit angrenzen, da hierdurch die organische Verschmutzung durch Moose und Algen begünstigt wird.
Früher waren Schmutzablagerungen auf Fassaden u. a. der Anlass von Reno- vierungen durch Fassadenanstriche, wodurch gleichzeitig mögliche Oberflächen- verwitterungen korrigiert wurden (Wartung der Fassade). Durch Auflagen der Industrie zur Verminderung der Umweltverschmutzung durch Filtern der Abgase und Abluft, hat sich hier in den letzten Jahrzenten einiges geändert: Schmutz- und Schadgas- emissionen sind geringer geworden. Dadurch ist die Fassadenverschmutzung zurückgegangen, aber der gleichzeitig geringere Schwefeldioxidgehalt (SO2) der Außenluft ermöglicht ein verstärktes Wachstum von Mikroorganismen wie Algen, Bakterien und Flechten. Die Art der Verschmutzung hat sich deshalb geändert.6
2.1.2 Schmutzarten und Ursachen
Der Schmutz an Fensterflächen und Fassaden besteht aus mineralischen und organischen Substanzen. Hierbei bestehen die Unterschiede zwischen Oberflächenveränderungen, losem und haftendem Schmutz.
Organische Verschmutzungen an Fensterflächen und Fassaden bestehen aus
- Ruß
- Blütenstaub
- Schimmelpilzen
- Öl- und Fettschmutz Moos
- Vogelkot Algen
- Vorbemerkungen zum Lebenszyklus von Fassaden , sowie mineralische Verschmutzungen aus
- Ausblühungen
- Zementschleier
- Pigmentschmutz
- Korrosion
- Verwitterung
- Betonauswaschungen
In der folgenden Tabelle werden die wesentlichen Schmutzarten an Fassaden mit ihren Ursachen dargestellt. Diese werden meist hervorgerufen durch ungünstige Konstruktionen, wie unzureichend überstehende Dachkanten und Bauteile die die Ablagerung von Ruß und Staub begünstigen und wasserstauende Wirkungen verursachen. Geringe Verunreinigungen bilden sich schon recht schnell und oft auf hellgetönten und empfindlichen Fassadenoberflächen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Ausgewählte Verschmutzungen und ihre Ursachen7
2.2 Einflussvariablen bei der Fassadenreinigung
Die Reinigungskosten hängen erfahrungsgemäß nicht nur von der Häufigkeit der Maßnahmen ab, sondern ganz wesentlich von den Eigenschaften der Fassaden: Material und Konstruktion, Anteil der Glas- und Sonnenschutzflächen, Zugänglichkeit der Flächen über Putzbalkone, Fassadenreinigungsanlagen, Leitern, Gerüste oder Hubwagen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Ursachen mit Wirkung auf die Reinigungskosten
In der obigen Abbildung sind zahlreiche Einflussvariablen dargestellt, welche Auswirkungen auf die Höhe der Reinigungskosten haben. Zur besseren Übersicht erfolgte eine Untergliederung in die Bereiche Technik, Umwelt, Strategien, Regel- werke, Markt und Nutzung. Die Darstellung der unterschiedlichen Kostenvariablen verdeutlichen, dass der Verbrauch an Reinigungsleistungen nicht nur von den Eigenschaften des Gebäudes abhängig ist. In den folgenden Kapiteln werden die Bereiche Technik, Regelwerke und Nutzung genauer untersucht, da in diesen Bereichen der Einfluss auf die Gebäudeplanung und die Reinigungskosten am größten ist.8
2.2.1 Einflussfaktoren der Regelwerke
Bei den Regelwerken handelt es sich meist um gesetzliche Vorgaben oder vertragliche Beziehungen zwischen dem Nutzer und den Dienstleistern. Die Gesetzgebungen hat mit ihren Vorgaben Einfluss auf die Planung und Ausführung der Reinigungsleistung. Darüber hinaus beeinflussen die vertraglichen Vereinbarungen mit dem Dienstleister ebenfalls die Reinigungskosten. Zu den Regelwerken gehören folgende Kriterien, welche anschließend genauer dargestellt werden:
- Tarifverträge
- Unfallverhütungsvorschriften Arbeitsschutzgesetz
- Landesbauordnung
- Dienstleistungsvertrag
- Stundenverrechnungssatz
- Tarifvertrag
Für Betriebe, welche Fassadenreinigungs-Leistungen anbieten, gilt aktuell der Lohntarifvertrag für die Beschäftigten in der Gebäudereinigung vom 29. Oktober 2009.9 Die Tarifverträge haben maßgeblichen Einfluss auf die Reinigungskosten, da in diesen die Vergütung für das Reinigungspersonal vorgegeben wird. Diese sind Grundlage für die Kalkulation der Reinigungsleistungen.
Unfallverhütungsvorschriften
Die Unfallverhütungsvorschriften gelten auch für vorübergehend eingerichtete Arbeitsplätze und Verkehrswege. Gebäudereinigungsarbeiten sind Instandhaltungsarbeiten (Wartung) im Sinne der Unfallverhütungsvorschrift „Bauarbeiten“ (BGV C 22). Somit gibt die Vorschrift für die Reinigung von Fenstern und Fassaden das Erfordernis von sicheren Standplätzen vor, um Absturzunfälle zu verhindern.
Arbeitsschutzgesetz
Der Verbrauch von Reinigungsleistungen kann auch maßgeblich durch den Arbeitsschutz beeinflusst werden. Das gilt spätestens dann, wenn Fenster- und Fassadenflächen so geplant wurden, dass diese ohne Hilfsmittel nicht erreichbar sind. Das Arbeitsschutzgesetzt (ArbSchG) fordert insbesondere dazu auf, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz von Beschäftigten durch menschengerechte Gestaltung der Arbeit zu sichern und zu verbessern. Die nachträgliche Ausstattung der Gebäude mit Sicherheitseinrichtungen ist teuer, stört den Betriebsablauf und passt häufig nicht zur Architektur des Gebäudes. Oft bleibt dann nur der Einsatz von behelfsmäßigen Einrichtungen wie Leitern und Gerüsten oder persönlicher Schutzeinrichtung gegen Absturz (Anseilschutz). Dadurch erhöhen sich nicht nur die Unfallgefahren, sondern auch die Reinigungskosten.
Landesbauordnung
Durch bestimmte Gesetze und Verordnungen werden Eigentümer und Gebäudeplaner verpflichtet, die Gebäudeplanung so auszurichten, dass später die Reinigungsarbeiten am Objekt ohne Gefahren zur Ausführung gelangen.
Hierzu gibt es in der Musterbauordnung folgende Vorgaben:
„Können die Fensterflächen nicht gefahrlos vom Erdboden, vom Inneren des Gebäudes, von Loggien oder Balkonen aus gereinigt werden, so sind Vorrichtungen wie Aufzüge, Halterungen oder Stangen anzubringen, die eine Reinigung von außen ermöglichen.“
Die DIN 4426 „Sicherheitstechnische Anforderungen an Arbeitsplätze - Einrichtungen zur Instandhaltung baulicher Anlagen - Planung und Ausführung“ konkretisiert die in den Bauordnungen der Länder enthaltenen allgemeinen Anforderungen, hinsichtlich der Gestaltung von Arbeitsplätzen und Verkehrswegen. Sie ist anzuwenden für die Planung und Ausführung von dauerhaft installierten Arbeitsplätzen, Verkehrswegen und anderen Einrichtungen an Fassaden-, Fenster- und Glasflächen baulicher Anlagen, die bei Wartungs- und Inspektionsarbeiten genutzt werden. Insbesondere sind dabei zu berücksichtigen:
- Eigenart der Arbeit
- Einsatz von Hilfsmitteln
- Erreichbarkeit der Bauteile
- Bewegungsraum
- ergonomische Anforderungen10
Dienstleistungsvertrag
Hier werden zwischen dem Auftraggeber (Nutzer) und Dienstleister vertraglich die Reinigungsintervalle und Vergütung festgelegt. Durch diese Parameter werden maßgeblich die Reinigungskosten beeinflusst. Die Optimierung dieser Kriterien ist nicht Bestandteil dieser Ausarbeitung, da hier kein Zusammenhang zur Gebäudeplanung besteht.
Stundenverrechnungssatz
Der Stundenverrechnungssatz setzt sich aus dem Tariflohn und dem unternehmens- spezifischen Aufschlag zusammen. Im unternehmensspezifischen Aufschlag sind alle Lohnkosten, Verwaltungskosten, Material- und Gerätekosten, Abgaben (z.B. Berufsgenossenschaft) und Versicherungen enthalten.11 Ähnlich wie bei dem obigen Kriterium „Tarifverträge“ besteht auch hier ein Einfluss auf die Höhe der Reinigungskosten. Hierzu erfolgt eine genauere Betrachtung im Kapitel 2.7.2.
2.2.2 Einflussfaktoren der Technik
Die Problematiken beziehen sich auf den Einfluss der Material- und Konstruktionseigenschaft, bezogen auf den Reinigungsaufwand. Hierzu erfolgt eine genauere Betrachtung zu folgenden Themenbereichen mit jeweiligen Unterpunkten, welche im Anschluss genauer betrachtet werden:
- Erreichbarkeit
- Fassadenbefahranlagen und Putzbalkone
- Anordnung Glasflächen
- Fassadenflächen mit Leitern erreichbar
- Art der Oberfläche
- Helligkeit (Gebäudehülle)
- Material-Beschaffenheit (Gebäudehülle)
- Anteil Sockelausbildung
- horizontaGlasflächen
- Art der Konstruktion
- Profile, Rahmen und Fassadenelemente
- robuste le Vorsprünge mit Tropfkante
- Beton oberhalb von Glas und eloxiertem Aluminium
- Taubenabwehrvorrichtung
- Fassadenbefahranlagen und Putzbalkone
Diese Einrichtungen tragen maßgeblich zur Reinigungseffektivität bei, da die Reinigungskräfte die Objekte direkt über die baulichen Einrichtungen erreichen können. Während der Gebäudeplanung sollte als Alternative zu den obigen baulichen Anlagen, der Einsatz von mobilen Arbeitsbühnen für die Nutzungsphase genauer untersucht werden.
Anordnung Glasflächen
Außenglasflächen sind für die Reinigung von Innen in Höhen bis max. 2,50m anzuordnen, da hierdurch die Erreichbarkeit ohne großen Aufwand möglich ist. Diese Höhe entspricht etwa der Glasreinigung ohne besondere Hilfsmittel, wie Leitern, etc..
Fassadenflächen mit Leitern erreichbar
Gemäß den Unfallverhütungsvorschriften darf der Standplatz auf der Leiter max. 7,00 m hoch sein. Hierbei gilt es bei der Gestaltung der Gebäudehülle möglichst zu vermeiden, dass Hindernisse an der Fassade unterhalb von Glasflächen (überstehender Sonnenschutz, Vordächer) vorhanden sind. Diese Flächen sind sonst üblicherweise nur durch den Einsatz vom kostenintensiveren Hubsteiger erreichbar.
Helligkeit (Gebäudehülle)
Je heller die Gebäudeoberfläche, desto höher ist die Schmutzanfälligkeit. Besonders wenn es sich um großflächige, unifarbene Flächen handelt. Durch eine dunkle und gemusterte Fassadenfläche sind leichte Verschmutzungen schlechter sichtbar. Hierdurch erhöht sich der Reinigungsintervall und demzufolge lässt sich der Reinigungsverbrauch reduzieren.
Material-Beschaffenheit (Gebäudehülle)
Die Beschaffenheit der Oberfläche der Gebäudehülle hat großen Einfluss auf die Schmutzanfälligkeit. Je glatter eine Oberfläche ist, desto mehr ist der Schmutz sichtbar. Eine glatte Oberfläche ist leichter zu reinigen. Hier muss abgewogen werden, inwieweit mit einer bestimmten Strukturoberfläche die Verschmutzung geringer hervortritt.
Anteil Glasflächen
Der Anteil der Glasflächen hat auch einen gewissen Einfluss auf die Fassadenreinigung. Je mehr Fensteröffnungen in einer Fassade vorhanden sind, desto geringer ist der zu reinigende Fassadenflächenanteil und somit die Reinigungskosten. Hier sei ausdrücklich erwähnt, dass die anschließend erforderliche Fensterreinigung unberücksichtigt bleibt.
Profile, Rahmen und Fassadenelemente
Offene Profilausbildungen an Rahmen und Fassadenelementen sorgen wegen ihrer Schmutzablagerung und Korrosion für erhöhten Reinigungsbedarf, welchen es zu reduzieren gilt. Dies gilt besonders für Pfosten-Riegel-Konstruktionen, da hier der Rahmenanteil besonders hoch ist.
Robuste Sockelausbildung
Sockel sind besonderen Schmutzbelastungen ausgesetzt, wie Spritzwasser oder Verunreinigungen von Tieren. Zu robusten Sockeln zählen insbesondere glatte Granitstein- Materialien. Bei angrenzendem Mutterboden ist allein wegen hierdurch verunreinigtem Spritzwasser die Anordnung von Kiesstreifen (min. 50 cm Breite) erforderlich, um diesbezügliche Verschmutzungen zu vermeiden. Auch sollten die Sockelflächen wegen der geringen Schmutzanfälligkeit in einem dunkleren Farbton gestaltet werden.
horizontale Vorsprünge mit Tropfkante
Hierzu zählen insbesondere Gesimse, Attiken usw., welche sich an der Fassade quer zur Fließrichtung des Regenwassers befinden und bei schlecht ausgebildeten Tropfkanten Schmutzfahnen an Fassaden hervorrufen. Hier gilt es die Tropfkanten mit zunehmender Fassadenhöhe entsprechend großzügiger überstehen zu lassen und zwar, so dass der Wasserfluss auch wirklich abreißt (Wasserabrisskante).
Schmutzfahnen gilt es zu vermeiden, da diese sehr unschöne Spuren auf der Fassadenoberfläche hinterlassen, welche sich nur mit einem erhöhten Reinigungsaufwand wieder entfernen lassen. Auch haben Schmutzfahnen einen direkt Einfluss auf die Instandhaltungskosten, da nach mehrmaligen intensiven Reinigungsintervallen an gleichen Stellen eine Ermüdung des Fassadenmaterials eintritt.
Beton oberhalb von Glas und eloxiertem Aluminium
Diese Konstruktionen werden in der heutigen Zeit eher seltener realisiert, da es bekanntlich bei der Anordnung von Beton oberhalb von eloxierten Aluminiumfenstern zu chemischen Reaktionen auf der Oberfläche der Fensterblendrahmen kommt, was wiederum einen erhöhten Reinigungsaufwand nach sich zieht.
Taubenabwehrvorrichtung
Außerordentliche Schmutzbeinträchtigung der Fassade entsteht bei offenen Nischen und Ecken in der Fassade (Schlupflöcher) durch Vogelnester. Besonders durch Jungtiere ist die Verschmutzung an diesen Stellen sehr konzentriert. Horizontale Vorsprünge („Sitzbänke“), sowie offene Nischen und Löcher an Fassaden sind mit entsprechenden Abwehrvorrichtungen gegen Tauben zu versehen, um Verun- reinigungen auszuschließen. Für die Abwehr bietet sich die Montage von Flatterbändern und Einhausungen durch Netze oder Spikes (Stacheln aus Edelstahl) an. Über die Jahre kann sich sonst sehr viel „Sondermüll“ durch Taubenkot am Gebäude ansammeln. Auch erfüllen hier elektrische Maßnahmen wie Stromdrähte ihren Zweck, deren Einsätze es jedoch möglichst zu vermeiden gilt, da diese höhere Betriebskosten nach sich ziehen.12
2.2.3 Einflussfaktoren der Nutzung
Unter diesem Punkt werden die Einflüsse auf das Fassadenbauteil durch die Gebäudenutzung genauer betrachtet, da diese neben den überwiegend konstruktiven Kriterien auch gewisse Einflüsse auf den Reinigungsaufwand ausüben. Hierzu gehören folgende Kriterien:
- Disziplin der Nutzer Nutzeranforderungen
- Disziplin der Nutzer
Der Einfluss des Nutzerverhaltens ist bei dem Bauteil Fassade, gegenüber beispiels- weise sanitärer Einrichtungen eher gering. Hier wäre höchstens bei vollflächigen Glasfassaden ein geringer Einfluss durch regelmäßige Verunreinigungen an Innengläsern gegeben, wodurch die Reinigungsintervalle und somit die Kosten steigen.
Nutzeranforderungen
Die Nutzeranforderungen bei der Fassadenreinigung sind meist an den Abständen der Reinigungsintervalle erkennbar. Ist der Abstand gering, so liegt hier meist ein hoher Sauberkeitsanspruch vor. Dieser besteht z. B. oft bei repräsentativen Gebäuden mit ganzflächigen Glasfassaden, welche in der Regel zweimal pro Jahr gereinigt werden. Allerdings hängt dies von der Lage der Liegenschaft (z.B. Hauptverkehrsstraße, umliegende Industrie mit hohen Emissionen, etc), dem vorhandenen Budget und dem Sauberkeitsanspruch des Nutzers ab. Pforten und Eingangsbereiche mit hohem repräsentativem Charakter, wie beispielsweise von Ministerien, werden teilweise monatlich gereinigt.13
Die Reinigungsabstände haben einen großen Einfluss auf die Reinigungskosten, denn hierdurch ergibt sich die Anzahl der Reinigungseinsätze pro Jahr und somit die Grundlage für die Jahreskostenermittlung der Reinigungsleistungen. Aufgrund der hohen Bedeutung wird im Kapitel 2.7.1 diese Thematik noch genauer betrachtet.
2.2.4 Bestimmbarkeit der Einflussfaktoren und deren Einfluss
Bei vielen vorgestellten Kriterien in den obigen Kapiteln 2.2.1 bis 2.2.3 besteht kaum die Möglichkeit, die Höhe des Einflusses auf die Lebenszykluskosten in Zahlen auszudrücken. Hierdurch ist später im Kapitel 4 keine Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Bauteile gegeben. Um jedoch durch die Berechnungsmethode eine wirtschaftliche Variante später nachweislich durch ein messbares Ergebnis begründen zu können, sind hierfür konkrete Daten unentbehrlich.
Bei der genaueren Betrachtung der obigen Einflusskriterien lassen sich diese nach ihren messbaren Einheiten wie folgt darstellen:
- Tarifvertrag
(Stundenlohn [€/h])
- Dienstleistungsvertrag
(Reinigungsintervall [Anzahl], Reinigungsflächenpreis [€/m²])
- Stundenverrechnungssatz
(Leistungswert [m²/h], Stundenverrechnungssatz [€/h])
- Material-Beschaffenheit
(Investitionskosten [€/m²], techn. Lebensdauer [Jahre], Bauunterhalt [€/m²])
- Nutzeranforderungen
(Reinigungsintervall [Anzahl])
Diese messbaren Kriterien sind die Grundlage für die spätere Berechnungsmethode. Hierzu erfolgt in den anschließenden Kapiteln die genauere Datenermittlung, um die gewünschte Vergleichbarkeit herzustellen.
2.3 Arten von üblichen Fassadenkonstruktionen
Die Betrachtungsweise in dieser Ausarbeitung konzentriert sich auf das Fassadenbauwerksteil eines Gebäudes, nicht auf das Gesamtbauwerk. Zur genaueren Definition des Begriffes „Bauteil“ heißt es in Wikipedia:
„… einzelne Teile, Elemente oder Komponenten, aus denen ein Bauwerk zusammengesetzt wird. Bei einem Bauteil handelt es sich um eine geometrisch zusammenhängende Fläche oder Körper, die bzw. der einen einheitlichen Aufbau und Konstruktion aufweist. Dies sind zum Beispiel Wände, Stützen, Einzelteile …” 14
Das Bauteil Fassade macht grob geschätzt circa 10% der Baukosten des Gesamtbauwerkes aus und ist somit ein wichtiger Bestandteil in der Planungsphase, in der die künftigen Nutzungskosten dieses Bauteils maßgeblich beeinflusst werden.15
Bei dieser Untersuchung werden Fassadenkonstruktionen für mehrgeschossige Bürobauten betrachtet. Hierbei handelt es sich um Bürobauten mittlerer Gebäudegröße, mit einer Fläche zwischen 10.000m² und 20.000 m² Nutzfläche. Die Festlegung der Größe basiert auf der Büronebenkostenanalyse von Jones Lang LaSalle. Für diese Größenordnung werden jährlich die meisten Analysen durch die obige Institution durchgeführt.16 Die Größe entspricht etwa einem Gebäude mit ca. vier bis fünf Vollgeschossen und einer Fassaden-Höhe bis ca. 15 Meter.
Das hier betrachtete Element der Fassade ist die Vorsatzschale. Sie übernimmt Aufgaben des Wetterschutzes für die darunterliegenden Konstruktionen und wird in der Regel auch zur Verbesserung des Wärmehaushaltes herangezogen. Vorsatzschalen werden unterteilt nach hinterlüfteten und nicht hinterlüfteten Systemen. Dabei kommen Dämm-, Unterkonstruktions-, Befestigungs- und Wetterhautmaterialien zum Einsatz, die hinsichtlich stofflicher Verträglichkeiten, konstruktiver Anforderungen und der zu erwartenden Lebensdauer des Elementes miteinander abzustimmen sind.
Die verschiedenen Varianten werden nach dem Material der Wetterhaut unterteilt, da in der Regel das Versagen der Wetterhaut die Lebensdauergrenze festlegt. Instandhaltungen der Wetterhaut haben folglich einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensdauer des Gebäudeelementes.17 Die technischen Lebensdauern werden im Kapitel 2.5.1 noch ausführlicher betrachtet.
Die Betrachtung von Beschichtungssystemen gegen biologischen Bewuchs von Fassadenoberflächen oder um „selbstreinigende“ Effekte an Fassaden hervorzurufen ist nicht Bestandteil dieser Ausarbeitung. Darüber hinaus haben biozide Zusätze oder Behandlungsmethoden nach vorliegenden Erfahrungen eine zeitlich begrenzte Wirkung und können bei Auswaschung die Umwelt belasten. Ferner ist im Rahmen der EU-Richtlinien eine deutliche Einschränkung bei der Auswahl von Bioziden zu erwarten.18 Ferner beschränkt sich die Betrachtung pro Ausführungsvariante auf eine Materialsorte. Der Einfluss der Material-Farbwahl auf die Betriebskosten bleibt aufgrund der Komplexität bei dieser Untersuchung unberücksichtigt.
Die untere Abbildung stellt die fünf Ausführungsvarianten für die FassadenBauteilkonstruktionen vor. Im Anschluss an diese Ausarbeitung werden die Lebenszykluskosten dieser Varianten genauer untersucht und durch den späteren Variantenvergleich entsprechend bewertet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Verschiedene Arten von Außenwandbekleidungen
2.3.1 Wärmedämmverbundsystem
Beim Wärmedämmverbundsystem (WDVS) werden außenseitig Dämmplatten (zzt. üblich ca. 200 mm Plattenstärke), meist aus Polystyrol-Hartschaum, auf das massive Mauerwerk durch Kleben und Tellerdübel aufgebracht. Anschließend erfolgt eine Armierungsbeschichtung. Den Abschluss bildet ein Oberputz aus beispielsweise Kunstharz. Dies ist mittlerweile eine geläufige Konstruktionsart bei Lochfassaden. Für die Montage ist die Vorhaltung eines Gerüstes erforderlich. Der Oberputz muss von Zeit zu Zeit durch einen neuen Anstrich saniert werden, hierzu erfolgt eine genauere Betrachtung in den folgenden Kapiteln. Die zu reinigende Oberfläche betrifft den einseitigen Oberputz der Gebäudehülle ohne Fensteröffnungen. Aus Gründen der Vereinfachung und der besseren Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fassaden- Konstruktionen bleiben die Fensteröffnungen unberücksichtigt.
2.3.2 Pfosten-Riegel Konstruktion
Die am häufigsten verwendete Konstruktion ist die Pfosten-Riegel-Fassade. Sie besteht aus vertikalen Hauptträgen und quer liegenden Nebenträgern - vorrangig aus Aluminium oder Stahl. Bei der späteren Betrachtung wird von einer ganzflächigen Konstruktion ausgegangen. Da die Isolierglasscheiben systembedingt von außen eingesetzt werden müssen, wird hierzu die Gerüstmontage erforderlich.19 Zwischen den Pfosten und Riegeln lassen sich Öffnungselemente, beispielsweise Dreh- Kippfenster-Flügel integrieren. Die zu reinigende Fassadenfläche besteht überwiegend aus Glasscheiben und lackierten Aluminium-Rahmen. Die Fassadenreinigung erfolgt zweiseitig. Diese Art von Fassade kommt beispielsweise oft bei Bank- oder Versicherungs-Gebäuden aus repräsentativen Gesichtspunkten zum Einsatz.
2.3.3 Vorgehängte Natursteinplatten
Natursteinfassaden werden heute aufgrund der bauphysikalischen Vorteile meist als vorgehängte, hinterlüftete Konstruktionen ausgeführt. Das Verankern von Naturstein- platten an einer Unterkonstruktion (Stahl oder Aluminium) ist material- und arbeitsintensiv. Zur Vermeidung von Korrosionsschäden an der Fassadenoberfläche müssen sämtliche Befestigungsmittel aus nichtrostendem Stahl bestehen. Im Regelfall wird jede Platte von drei bis vier Ankerpunkten gehalten, wobei eine zwängungsfreie Lagerung zu gewährleisten ist. Die Plattenstärke beträgt in der Regel 30 - 50mm.19 Die Montage erfolgt in drei Abschnitten: 1. Montage Unterkonstruktion, 2. Montage Dämmschicht, 3. Montage Natursteinplatten. Auch hierzu ist das Vorhalten eines Gerüstes erforderlich. Die zu reinigende Oberfläche betrifft die einseitige Natursteinoberfläche der Gebäudehülle ohne Fensteröffnungen. Bei der späteren Betrachtung handelt es sich zum Einen um Granitmaterial welches häufig bei repräsentativen Gebäuden Verwendung findet und zum Anderen um Schiefermaterial, welches in dieser Region aufgrund der nahen Abbaugebiete häufiger zu finden ist.
2.3.4 Vorgehängte Metall-Kassetten
Bei Außenwandbekleidungen aus Metall handelt es sich in der Regel immer um geringe Materialdicken ( 1 mm) und somit leichte Konstruktionen, was sich vorteilhaft auf die Bemessung der Unterkonstruktion auswirkt. Der Ablauf der Montage erfolgt analog dem der obigen Naturstein-Fassade. Im Bereich der Metall-Fassade werden die verschiedensten Metalle verwendet, beispielsweise Aluminium, Blei, Edelstahl, Kupfer, Stahl oder Zink.19 Bei der späteren Betrachtung wird lackiertes Aluminium im Kassettenformat genauer untersucht, da bei den übrigen Materialien wie Kupfer oder Zink durch die natürliche Patina kein Reinigungsbedarf entsteht.20 Die zu reinigende Oberfläche betrifft die einseitige Metalloberfläche der äußeren Gebäudehülle ohne Fensteröffnungen.
2.4 Lebenszykluskosten
In der GEFMA Richtlinie 220-1 wird der Begriff wie folgt definiert:“Die Lebenszykluskosten stellen die Summe aller über den Lebenszyklus von Facilities anfallenden Kosten dar. Die Lebenszykluskosten entsprechen dem englischen Begriff Life Cycle Cost (LCC). Nach ISO 15686-5 (2008) beinhalten die LCC die Planung und Realisierung, den Betrieb, die Instandhaltung und die Prozesse am Ende des Lebenszyklus.“21
Die IFMA geht in Ihrer Definition noch weiter:“Unter den Lebenszykluskosten einer Immobilie sind alle Kosten zu verstehen, welche in den einzelnen Lebenszyklusphasen für eine Immobilie anfallen.“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
LCC Immobilie = Lifecycle Costs, Gesamtkosten im Lebenszyklus einer Immobilie
K F = Kosten der Finanzierung
K K = Kosten der Konzeptphase
K P = Kosten in der Planungsphase
K R = Kosten in der Realisierungsphase
K N = Kosten in der Nutzungsphase
K E = Kosten in der Phase Rückbau und Entsorgung22
Somit schließt die IFMA auch den Einfluss der Finanzierung mit ein. Bei der Finanzierung wird zwischen dem wirtschaftlichen Betrachtungszeitraum und der wirtschaftlichen Nutzungsdauer eines Gebäudes oder Bauteils unterschieden. Hierbei dienen beide Größen als zeitliche Bezugsgröße, um zum Beispiel bei einer höheren Anfangsinvestition die Vorteilhaftigkeit zu belegen. Ferner ist bei der Investitions- rechnung die Wahl des Investitionsrechenverfahrens entscheidend für das Ergebnis.
Die spätere Investitionsrechnung einschließlich des Variantenvergleichs ist Dreh- und Angelpunkt dieser Ausarbeitung. Hierbei sollen aus ökonomischer Sicht die Zusammenhänge von Erstellungs- und Betriebskosten des jeweiligen Fassadenbauteils genauer betrachtet werden. Durch das Erkennen der bestimmten Abhängigkeiten können die Gesamtkosten bzw. die Lebenszykluskosten eines Bauteils optimiert werden.
[...]
1 Vgl. Siemon (2009), S. 233
2 Vgl. DIN 276 (2006)
3 Vgl. DIN 18960 (2008)
4 In Anlehnung an Hindersmann (2011), S. 6f.
5 In Anlehnung an Hindersmann (2011), S.11
6 Vgl. Hindersmann (2011), S.12
7 Vgl. Hindersmann (2011), S. 13
8 In Anlehnung an Hindersmann (2011), S. 21
9 Vgl. http://www.gggr.de/basics/pdfs/Lohntarifvertrag.pdf, letzter Zugriff 01.02.2012
10 In Anlehnung an Hindersmann (2011), S. 22f.
11 Vgl. http://www.gebaeudereinigung-gerr.de, letzter Zugriff 01.02.2012
12 In Anlehnung an Hindersmann (2011), S. 32ff.
13 Gemäß Auskunft Frau Fichtel, Geschäftsbereich Immobilienmanagement LBB, Mainz, am 07.12.2011 auf Anfrage des Verfassers.
14 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bauteil_%28Bauwesen%29, letzter Zugriff 01.02.2012
15 In Anlehnung an Siemon (2009), S. 229
16 Vgl. Jones Lang LaSalle (2009), S. 6
17 Vgl. Hirschberger (1995), S. 5
18 Vgl. Hofbauer (2007), S.24
19 In Anlehnung an Hegger (2003), S. 107ff.
20 Gemäß der persönlichen Auskunft von Herrn Müller (Firma Rheinzink) auf der Messe DEUBAU in Essen (10.01.2012)
21 Vgl. GEFMA 220-1 (2010), S. 3
22 Vgl. IFMA (2005), S. 20
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