„Also lautet ein Beschluß: Daß der Mensch was lernen muß… Daß dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da.“ – Wie viel Persönlichkeit braucht ein „guter“ Lehrer?
Wilhelm Busch zeichnete mit Lehrer Lämpel das Bild eines scheinbar unantastbaren, allwissenden und aufrechten Pädagogen, der mit erhobenem Zeigefinger und Nickelbrille seinen Schülern die Dinge des Lebens beibringt und dabei nicht hinterfragbar erscheint. Lehrer Lämpel ist der Prototyp eines Pädagogen des 19. Jahrhunderts, der allerhand gesellschaftlich erwünschte Weltdeutungen, Werte und Einstellungen nicht nur verinnerlichen, sondern als Haltung oder Habitus (vor-)leben sollte. Der Lehrer als „erster Bürger“ oder als „vorbildlicher Untertan“ (vgl. BÜRKLER et al. 2005). Dieses idealisierte Zerrbild eines selbstherrlichen Schulmeisters scheint überholt und so nimmt die Ge-schichte auch für Lehrer Lämpel kein gutes Ende: Das scheinbar selbstverständliche Überlegenheits-Unterlegenheitsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler wird durch die Lausbuben Max und Moritz schlagartig auf den Kopf gestellt. Doch wer oder was ist Schuld daran? Hat hier die elterliche Erziehung versagt oder hat etwa der autokratische Erziehungsstil Lämpels Spannungen und Aggressionen auf Seiten der Schüler provoziert (vgl. Tausch/Tausch 1991)? Welche Rolle spielt überhaupt die Lehrerpersönlichkeit im Lehrer-Schüler-Verhältnis? Lehrer Lämpel ist nicht mehr, aber die öffentliche Diskus-sion um einen Lehrer-Typus ist nie erloschen und ist in der Debatte um Schulqualität aktueller denn je.
Inhaltsverzeichnis
- Wie viel Persönlichkeit braucht ein „guter“ Lehrer?
- Ein „guter“ Lehrer wird geboren
- Wie erfasst man „gute“ Lehrer?
- Welche Kompetenzen braucht ein „guter“ Lehrer?
- Die Bedeutung pädagogischer Diagnostik im Kontext der Professionalisierung Was Lehrer Lämpel hätte anders machen können
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der erziehungswissenschaftlichen und schulpädagogischen Forschung zur Persönlichkeit von Lehrerinnen und Lehrern. Es werden verschiedene Paradigmen vorgestellt und der aktuelle Forschungsstand skizziert. Dabei wird untersucht, was Lehrende wirksam („gut“) macht und was zu ihrer Wirksamkeit führt. Abschließend werden Konsequenzen für den Lehrerberuf diskutiert.
- Die Entwicklung des Verständnisses von Lehrerpersönlichkeit in der pädagogischen Forschung
- Der Einfluss von Lehrerpersönlichkeit auf den Lernerfolg
- Die Rolle von Kompetenzen und Fähigkeiten im Lehrerberuf
- Die Bedeutung der pädagogischen Diagnostik für die Professionalisierung des Lehrerberufs
- Die Herausforderungen und Chancen des Lehrerberufs im Kontext der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Wie viel Persönlichkeit braucht ein „guter“ Lehrer?
Dieses Kapitel führt mit dem Beispiel von Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel in die Problematik der Lehrerpersönlichkeit ein. Es werden die historischen Vorstellungen von einem „guten“ Lehrer und die Kritik an diesen Idealtypen dargestellt.
Ein „guter“ Lehrer wird geboren
In diesem Kapitel wird der Forschungsansatz der 50er Jahre beleuchtet, der nach „Charaktereigenschaften“ erfolgreicher Lehrer suchte. Es wird die Kritik an diesem Ansatz und die Einschränkungen des Konzepts der „geborenen“ Lehrkraft aufgezeigt.
Wie erfasst man „gute“ Lehrer?
Dieses Kapitel beschreibt die „realistische Wende“ in der Erziehungswissenschaft und die Einführung empirischer Forschungsmethoden. Es wird das Prozess-Produkt-Paradigma vorgestellt und die Schwierigkeiten bei der Ermittlung eines „guten“ Lehrers durch empirische Methoden erläutert.
Welche Kompetenzen braucht ein „guter“ Lehrer?
In diesem Kapitel wird die Lehrerkognitionsforschung ab 1960 behandelt. Es wird der Fokus auf Lehrerhandeln im Unterricht und die Bedeutung von Wissen und Fähigkeiten für den Lehrerberuf hervorgehoben. Das Expertenparadigma und die Professionalisierung des Lehrerberufs werden erläutert.
Die Bedeutung pädagogischer Diagnostik im Kontext der Professionalisierung Was Lehrer Lämpel hätte anders machen können
Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der pädagogischen Diagnostik für die Professionalisierung des Lehrerberufs. Es werden die Forderungen der Kultusministerkonferenz (KMK) im Bereich der Lehrerbildung und die Bedeutung der diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften dargestellt.
Schlüsselwörter
Lehrerpersönlichkeit, Lehrerkompetenz, pädagogische Diagnostik, Professionalisierung, Lehrerbildung, Unterricht, Schülerleistung, Erfolgsfaktoren, Lehrerhandeln, Lehrerkognition, empirische Forschung, Prozess-Produkt-Paradigma, Expertenparadigma, Kultusministerkonferenz (KMK).
- Quote paper
- B.A. Hendrik Beyer (Author), 2012, Wie viel Persönlichkeit braucht ein „guter“ Lehrer?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191067