Ein großer Star auf der Kinoleinwand war die amerikanische Schauspielerin Joan Crawford (1908–1977) alias Billie Cassin, geborene Lucille Fayle LeSueur. Insgesamt stand sie für mehr als 80 Filme vor der Kamera. Auf der Leinwand vermittelte sie das Gefühl, Frauen könnten in einer Männerwelt durchaus Triumphe feiern. Als ihre „Waffen“ im Beruf und im Privatleben galten ihre Augen, ihr Mund und ihr Schulterpolster. Die Kurzbiografie „Joan Crawford“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr Leben.
Ein großer Star auf der Kinoleinwand war die amerikanische Schauspielerin Joan Crawford (1905–1977) alias Billie Cassin, geborene Lucille Fay LeSueur. Insgesamt stand sie für mehr als 80 Filme vor der Kamera. Auf der Kinoleinwand vermittelte sie das Gefühl, Frauen könnten in einer Männerwelt durchaus Triumphe feiern. Als ihre „Waffen“ im Beruf und im Privatleben galten ihre Augen, ihr Mund und ihr Schulterpolster.
Lucille Fay LeSueur kam vermutlich am 23. März 1905 in San Antonio (Texas) als jüngstes von drei Kindern von Thomas E. LeSueur (1868–1938) und Anna Bell Johnson (1884–1958) zur Welt. Die Angaben über ihr Geburtsjahr differieren und reichen von 1904 bis 1908. Nach eigenen Angaben soll 1908 ihr Geburtsjahr gewesen sein. Aber vielleicht war das nur ein bei Schauspielerinnen üblicher Trick, um sich einige Jahre jünger zu machen.
Der Vater soll seine Familie bereits unmittelbar nach der Geburt von Lucille verlassen haben. In manchen Biografien liest man, sie sei geboren worden, als ihre Eltern schon geschieden waren. Die Mutter zog nach der Trennung in den US-Bundesstaat Ohio.
In späteren Jahren äußerte sich die Schauspielerin kritisch über ihre Kindheit. Nach ihren Schilderungen war diese von Armut und emotionaler Vernachlässigung geprägt. Ihren Vater traf sie erst 1934 kurz während einer Drehpause wieder. Ihre Mutter beschrieb sie als antriebslose Frau, die von einer unglücklichen Beziehung zur nächsten wechselte. Ihre Beziehung zu ihrem rund ein Jahr älteren Bruder Hal, den sie manipulativ und faul nannte, war gespannt. Ihre Schwester Daisy starb in jungen Jahren.
Die Mutter heiratete nach ihrer Trennung von Thomas E. LeSueur einen Mann namens Henry J. Cassin, der in Lawton (Oklahoma) ein Varieté (Vaudeville-Theater) oder einen Kinematografen betrieb. In Lawton lebte die kleine Lucille, die damals „Billie Cassin“ hieß, acht Jahre lang. Dort ging sie auch zur Grundschule. Als Sechsjährige erlitt sie einen Autounfall, bei dem fast ein Fuß verkrüppelt worden wäre.
Im Familienregister von Comanche County (Oklahoma) existiert ein Eintrag vom 20. April 1910, in dem das Ehepaar Henry und Anna Cassin mitsamt Kindern erwähnt ist. Darin wird das Alter von Lucille mit fünf Jahren angegeben. Weil es in San Antonio (Texas), dem Geburtsort von Lucille, vor 1908 keine Geburtsurkunden gibt, nimmt man an, dass Lucille 1905 zur Welt kam.
1916 zog die Familie nach Kansas City, wo sich die Eltern 1917 scheiden ließen. Lucille besuchte zunächst die katholische Schule „St. Agnes Academy“ und später eine andere Privatschule in Rockingham. Im Alter von 13 Jahren siegte sie bei einem Tanzwettbewerb in einem Café von Kansas City.
Dem Rat eines Bekannten folgend ging Lucille 1922 als Werkstudentin zum „Stephens College“ in Columbia (Missouri). Bei der Einschreibung gab sie 1906 als ihr Geburtsjahr an. Sie belegte unter anderem Kurse in den Fächern Buchhaltung, Kurzschrift und Psychologie. Vom Rektor des „Stephens College“, Dr. James Madison Wood („Daddy Woods“), erhielt sie den guten Rat, aus eigener Kraft die Dinge zu ändern, statt zu klagen. Laut eigenem Bekunden verdankte sie ihm erstmals das Gefühl, von anderen Menschen anerkannt und bewusst in ihren Ambitionen gefördert zu werden.
Da Lucille von einer Theaterkarriere träumte, verließ sie nach ungefähr einem Jahr – entgegen dem ausdrücklichen Rat von „Daddy Woods“ – das „Stephens College“. Sie kehrte nach Kansas City zurück und arbeitete dort einige Monate lang als Verkäuferin in einem Warenhaus, um ihre Tanzstudien zu finanzieren. Mitte 1923 schloss sich Lucille der Theatertruppe von Katherin Emerin an. Doch diese Truppe lockte wenig Zuschauer an und musste aufgeben.
Nach einem Streit mit ihrer Mutter verließ Lucille wieder Cansas City und versuchte nun ihr Glück als Sängerin und Tänzerin in Chicago (Illinois). Der Theateragent Ernie Young verschaffte ihr Auftritte in Oklahoma City und in dem Tanzpalast „Oriole Terrace“ in Detroit (Michigan).
Durch einen Auftritt im „Oriole Terrace“ in Detroit fiel Lucille dem einflussreichen Produzenten Jacob J. Shubert (1880–1963) auf. Dieser holte sie Anfang 1924 an den Broadway in New York City, wo sie im Chor seiner neuen Revue „Innocent Eyes“ mitwirkte. Danach sah man sie in weiteren Revuen von Shubert.
Während ihrer Zeit als Revuegirl schloss Lucille 1923 in New York City ihre erste Ehe mit dem Saxophonisten James Welton. Diese Ehe endete bereits 1924 mit der Scheidung. Sie verschwieg sie zu Beginn ihrer Filmkarriere.
Bei einem Auftritt in der Revue „The Passing Show of 1924“ fiel dem Hollywood-Produzenten Harry Rapf (1882–1949) das Talent von Lucille auf. Im Dezember 1924 unterschrieb sie einen Siebenmonats-Vertrag mit dem neu gegründeten Filmstudio „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“).
Im Januar 1925 stand Lucille im Studio von „MGM“ in Culver City (Kalifornien) erstmals vor der Filmkamera. Ihr Debüt auf der Kinoleinwand feierte sie im Februar 1925 als Statistin in „Lady of the Night“ mit Norma Shearer (1902–1983). Ihren einzigen Auftritt, in dem sie unter ihrem eigentlichen Namen Lucille LeSueur mitwirkte, erlebte sie als Revuegirl in dem Drama „Pretty Ladies“ (1925) mit ZaSu Pitts (1894–1963). Anfangs verdiente sie bei „MGM“ 75
US-Dollar pro Woche.
Auf Lucille LeSueur wurde auch Louis B. Mayer (1885–1957), der Chef des Studios „MGM“, aufmerksam. Er kümmerte sich um ihr berufliches Weiterkommen und erschien ihr wie ein Vater. Mayer gefiel der Name seines weiblichen Schützlings nicht. Nach seiner Auffassung klang „Lucille LeSueur“ zu gewöhnlich. Aus diesem Grund ließ er im März 1925 ein Preisausschreiben in dem Fanmagazin „Movie Weekly“ durchführen, bei dem für Lucille ein griffiger Künstlername gefunden werden sollte. Dem Sieger bzw. der Siegerin winkten 1.000 US-Dollar als Lohn. Besonders gut kam bei „MGM“ das Pseudonym „Joan Arden“ an. Doch dann bemerkte man, dass mehrere Teilnehmer diesen Namen vorgeschlagen hatten. Weil man das Preisgeld nicht mehrfach auszahlen wollte, wählte man im September 1925 intern den Kompromiss „Joan Crawford“. Einen Monat später trat die Schauspielerin in dem Film „Old Clothes“ (1925) erstmals offiziell mit diesem neuen Namen auf.
Anfangs konnte sich Joan Crawford nur schwer mit ihrem Pseudonym anfreunden. Sie glaubte, der Name Crawford würde zu sehr nach Crawfish (zu deutsch: Krebs) klingen. Der mit ihr befreundete Schauspieler William Haines (1900–1973) prägt damals den Spitznamen Cranberry (zu deutsch: „Preiselbeere“) für sie, den sie jahrelang behielt.
Ende 1925 spielte Joan Crawford neben Constanze Bennet (1904–1965) und Sally O’Neill (1908–1968) eine erste größere Rolle in dem Film „Sally, Irene and Mary“. Dieser Streifen erzählte die Erlebnisse von drei Freundinnen, die als Revuegirls arbeiteten. Bennett heiratete einen reichen Mann. O’Neill ging zurück auf’s Land, Crawford geriet immer an die falschen Männer und fand am Ende den Tod.
1926 wählte „WAMPASS“, ein loser Zusammenschluss von Medienvertretern, Joan Crawford zu einem der so genannten „WAMPAS Baby Stars“. Bei Letzteren handelte es sich um Starlets und Künstlerinnen, bei denen man das Potential für eine große Karriere vemutete.
In der Folgezeit spielte Joan Crawford abwechselnd Haupt- und Nebenrollen. Neben Harry Langdon (1884–1944) sah man sie in der Komödie „Tramp, Tramp, Tramp“ 1926). Manchmal wirkte sie in Western wie „Winners of the Wilderness“ (1927) und „The Law of the Range“ (1928) mit. Aufstrebende Tänzerinnen verkörperte sie in „Paris“ (1926) und „The Taxi Dancer“ (1927).
Dass in Joan Crawford das Zeug zu einem Star steckte, wurde den Verantwortlichen des Filmstudios „MGM“ erst mit deren Auftritt in „The Unknown“ („Der Unbekannte“, 1927) bewusst. Von da ab hat man sie gezielt gefördert. Eng arbeitete fortan der Hauptdarsteller Lon Chaney (1906–1973) mit Joan zusammen, die bis dahin keine Schauspielausbildung genossen hatte.
Der große künstlerische Durchbruch für Joan Crawford kam erst nach dem Stummfilm „Our Dancing Daughters“ (1928). Überzeugend spielte sie darin eine junge Frau namens Diana Medford aus der besseren Gesellschaft, die an vielen Feiern teilnahm. Unabhängige junge Frauen voller Lebenslust und mit einer gewissen Frivolität nannte man damals „Flapper“. Gekonnt mimte Joan in diesem Streifen einen verzweifelten Nervenzusammenbruch und fand am Ende nach allerlei romantischen Verwicklungen in den Armen eines Mannes ihr Glück.
Der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald (1896–1940) lobte Joan Crawford mit folgenden Worten: „Sie ist ohne Zweifel das beste Beispiel für einen Flapper, diese Art von Mädchen, die man in chicen Nachtclubs sieht, stets nach der neuesten Mode gekleidet. Sie halten eisgekühlte Drinks in der Hand und tragen einen zurückhaltenden, leicht verbitterten Gesichtsausdruck. Sie tanzen ausgelassen, lachen viel und haben große, traurige Augen. Junge Mädchen mit einem Talent zum Leben.“
Die große Begeisterung des Kinopublikums bewog das Studio, für das Joan Crawford arbeitete, in der Werbung nun ihren Namen über dem Filmtitel anzukündigen. Dies galt als wichtiger Hinweis für den Status eines Schauspielers als Star.
1928 berichteten amerikanische Zeitungen oft über die Beziehung von Joan Crawford zu Douglas Fairbanks junior (1909–2000), den Stiefsohn der Schauspielerin Mary Pickford (1893–1979). Beide heirateten am 3. Juni 1929. Die zweite Ehe hielt bis zum 12. Mai 1933.
In „The Hollywood Revue of 1929“ feierte Joan Crawford ihr Debüt im Tonfilm, der Mitte 1928 den Stummfilm endgültig verdrängt hatte. Dieser Streifen präsentierte eine lose Abfolge von Sketchen, Tanznummern und Gesangseinlagen ohne verbindenden Handlungsrahmen. Außer Greta Garbo (1905–1990) und Roman Navarro (1906–1973) traten alle Stars von „MGM“ auf und bewiesen vor dem Mikrophon ihre Fähigkeiten zu Gesang und Sprache. Joan steuerte eine temperamentvolle Tanzeinlage bei und sang das Lied „I’ve got a Feeling for You“. Etliche Kritiker lobten danach ihre Stimme.
Ab 1930 änderte das Filmstudio „MGM“ das Image von Joan Crawford auf der Kinoleinwand. Die sich damals verschärfende Wirtschaftskrise bewirkte, dass die Rolle des Flappers als sorgloser, junger Frau ohne materielle Sorgen nicht mehr gut ankam. Fortan verkörperte Joan oft Arbeitermädchen, die den sozialen Aufstieg schafften. Sie selbst verleugnete in Interviews nie ihre eigene bescheidene Herkunft und ihre von Armut geprägte Kindheit.
In „Our Blushing Brides“ (1930) verkörperte Joan Crawford eine Verkäuferin. Dieser Film handelte von drei Freundinnen. Er warf die Frage auf, ob in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit moralische Standpunkte und Werte wie Tugend und Integrität Bestand haben können. Eine der drei Freundinnen wurde die Geliebte eines reichen Mannes, wurde von diesem verlassen und beging Selbstmord. Dagegen blieb die von Joan gespielte Freundin ihren Idealen treu und wurde am Ende von einem Millionär zum Traualtar geführt.
Kurz vor Drehbeginn des Filmes „Paid“ (1930) profitierte Joan Crawford davon, dass die ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehene Norma Shearer schwanger wurde und übernahm deren Part. In diesem Streifen spielte Joan eine Frau namens Mary Turner, die unschuldig im Gefängnis saß. Die erste Hälfte des Films war von Armut und Entbehrung geprägt. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis dagegen konnte jene Mary Turner ihre gesellschaftliche Stellung verbessern, stieg zur Angehörigen der besseren Gesellschaft auf und trug nun teure Pelzmäntel, aufwändige Abendkleider und kostbaren Schmuck.
Als Fabrikarbeiterin aus den Slums, die in die Großstadt geht und sich dort bis in die Spitzen der Gesellschaft „hochschläft“, sah man Joan Crawford in „Possessed“ („Alles für Dein Glück“, 1931). Dabei mimte sie die Geliebte eines Politikers, der von dem Herzensbrecher Clark Gable (1901–1960) gespielt wurde. Bis 1940 drehten Joan Crawford und Clark Gable insgesamt acht Filme zusammen. Sie etablierten sich als eines der kommerziell erfolgreichsten Paare auf der Kinoleinwand der 1930-er Jahre.
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