Spricht man über den radikalen Nationalismus in der Zwischenkriegszeit, liegt der Fokus dabei vor allem auf Themenbereichen wie dem Erbe des Ersten Weltkrieges, den politischen Rahmenbedingungen, den ideologischen Auseinandersetzungen darum sowie, im Rahmen dieser Arbeit, bei den wirtschaftlichen Entwicklungen und der `Sozialen Frage´ in der Weimarer Republik. Dennoch kommt man nicht umhin trotz des ökonomischen Schwerpunktes dieser Betrachtung die Begrifflichkeiten “Nation“ und “Nationalismus” ein wenig näher zu betrachten und im Hinblick auf deren Radikalisierung in Bezug zu setzen.
Was also ist eine Nation und wie lange gibt es diesen Begriff schon? Sicher ist, dass “Nation” erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verwendet wird und im Zuge des 19. Jahrhunderts Aufschwung erfuhr. Dieser Aufschwung zeigt sich an den nationalistischen Massenbewegungen wie beispielsweise der Revolution von 1848/49 und findet seinen nationalistischen Höhepunkt im sog. Augusterlebnis 1914. Den eigentlichen Ausgangspunkt aber bildet die Reichsgründung von 1870/71. Diese stellt die entscheidende Wende für die Vorstellung einer Nation dar, da sie dadurch die staatliche Grundlage erhielt und das Ziel eines “Nationalstaates” erreicht war. Demnach ist ersichtlich, dass der Begriff auch stark ideologischen Charakter aufzeigt. Die Hauptproblematik der Forschung zeigt hierbei, dass es sehr schwer ist Zuteilungskriterien zu sichern, da eine Nation schwer greifbare und zu viele unterschiedliche Individuen beinhalte. Meist wird eine Definition über objektive Merkmale versucht, was häufig über Kriterien wie Sprache, ethnische Herkunft, Territorium, gemeinsame Geschichte und Kultur usw. führt4. Die Kriterien zur Beschreibung seien aber pseudoobjektiv und nur eine subjektive Herangehensweise führe überhaupt zu einem ansatzweise sinnvollen Ergebnis. Vor allem sei “Nation”, wie sie vom Nationalismus verstanden wird, nicht der realen Nation entsprechend, da diese sich erst im Nachhinein ausmachen lasse. Demnach sei “Nationalismus” nach Geller ein politisches Prinzip, das besage, dass politische und nationale Einheiten deckungsgleich sein sollen. Nationalismus wandle bereits bestehende Kulturen in Nationen um, erfinde diese teils neu und vernichte sie auch manchmal. Die offizielle Ideologie von Staaten bilde demnach keine Anhaltspunkte zur Definition. “Nationalbewusstsein” bilde sich unter den gesellschaftlichen Gruppen in drei entscheidenden Phasen.
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B Wirtschaftliche Entwicklung und `Soziale Frage' in der Weimarer Republik: Indikatoren für den radikalen Nationalismus?
- I. Wirtschaft
- 1. Die Nachkriegskrise (1920-1923)
- a) Zwischen Erfüllungspolitik, Revision und Inflation
- b) Das Krisenjahr 1923
- 2. Die Weltwirtschaftskrise (1930-1933) - Parlamentarismus in der Krise
- a) Verschränkung von politischer Legitimationskrise und wirtschaftlicher Systemkrise
- b) Die Borchardt-Kontroverse
- 3. Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik (1933-1939) - Die Frage nach der Ernsthaftigkeit und Effizienz
- II. Soziale Frage
- 1. Die Ausgangsbasis: Gesellschaftlich-soziale Lage und wirtschaftlich-staatliche Intervention
- 2. Soziale Grundrechte in der WRV
- 3. Drei Phasen der Sozialpolitik
- C Das Experiment Weimar: Wirtschaftskrisen und soziale Not als Indikatoren für den radikalen Nationalismus und den Untergang der Republik?
- D Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung und die 'Soziale Frage' in der Weimarer Republik und ihre mögliche Rolle als Indikatoren für den radikalen Nationalismus. Sie analysiert die unmittelbare Nachkriegskrise, die Weltwirtschaftskrise und die NS-Wirtschaftspolitik. Die Arbeit beleuchtet auch die soziale Situation der Menschen in der Weimarer Republik, die Grundrechte und die verschiedenen Phasen der Sozialpolitik.
- Die Rolle der wirtschaftlichen Entwicklungen in der Weimarer Republik für den radikalen Nationalismus
- Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrise und sozialer Not
- Die Entwicklung und die Auswirkungen der NS-Wirtschaftspolitik
- Die 'Soziale Frage' in der Weimarer Republik und ihre Relevanz für den Nationalismus
- Die Rolle der Sozialpolitik in der Bekämpfung der sozialen Not
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Bedeutung der wirtschaftlichen Entwicklungen und der 'Sozialen Frage' für das Verständnis des radikalen Nationalismus in der Weimarer Republik. Es werden grundlegende Begriffe wie "Nation" und "Nationalismus" definiert und ihre Relevanz für die Arbeit herausgestellt. Kapitel I analysiert die wirtschaftliche Entwicklung der Weimarer Republik, beginnend mit der Nachkriegskrise und ihren Ursachen. Es werden die Herausforderungen der Reparationspolitik, die Inflation und die politische Instabilität der frühen Weimarer Republik beleuchtet. Kapitel II befasst sich mit der 'Sozialen Frage', also mit der gesellschaftlich-sozialen Situation der Menschen in der Weimarer Republik. Es werden die soziale Lage, die Grundrechte in der Reichsverfassung und die Entwicklung der Sozialpolitik behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen "radikaler Nationalismus", "Weimarer Republik", "Wirtschaftskrise", "Soziale Frage", "Reparationen", "Inflation", "Sozialpolitik" und "NS-Wirtschaftspolitik". Sie analysiert die Zusammenhänge zwischen diesen Themenfeldern und deren Bedeutung für den Aufstieg des radikalen Nationalismus in Deutschland.
- Quote paper
- Katharina Weiß (Author), 2011, Wirtschaftliche Entwicklung und 'Soziale Frage' in der Weimarer Republik: Indikatoren für den radikalen Nationalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190882