„Are film festivals, of which there are now several hundred
all over the world, (...) of much real use? That is the
question even Cannes will have to answer one day.“1
Unter diesen mehreren hundert Film-Festivals gibt es weltweit zwölf mit
dem so genannten A-Status2. Dieser erlaubt dem Festival einen Wettbewerb
mit Langspielfilmen und einer internationalen Jury durchzuführen und wird
von der Fédération Internationale des Associations des Producteurs de Film
(FIAPF) vergeben. Der A-Status ist ein Gütesiegel, die Presse ist auf diesen
Festivals zahlreicher vertreten als auf anderen, und die Chance auf eine
breite Öffentlichkeit ist hier am größten.3 Um die Wichtigkeit der einzelnen
A-Festivals nicht zu gefährden bzw. zu verringern, achtet die FIAPF darauf,
dass diese räumlich und zeitlich einen angemessenen Abstand zueinender
halten.
Cannes ist unumstritten das bekannteste und bedeutsamste aller Filmfestivals,
auf dem die meisten Verkäufe zu verzeichnen sind. Zusammen mit
Venedig belegt Berlin Platz zwei der weltweit wichtigsten Festivals.4 In
den Berlinale-Programmen „Wettbewerb“, „Panorama“, „Forum“, „German
Cinema“, „Perspektive Deutsches Kino“, „Retrospektive“ und „Kinderfilmfest“
liefen 2003 in über 1350 Vorführungen mehr als 350 Filme. [...]
1 Malcom, Derek, „Best of the fests“, in: The Guardian 15.05.2002.
2 Internationale Filmfestspiele Berlin, Cannes Film Festival, Karlovy Vary International
Film Festival, Locarno International Film Festival, Venice International Film Festival, San
Sebastian International Film Festival, Mar del Plata International Film Festival, Shanghai
International Film Festival, Moscow International Film Festival, Montreal World Film
Festival, Cairo International Film Festival, Tokyo International Film Festival.
3 Der A-Status kann auch Einschränkungen bedeuten, denn er ist an bestimmte Bedingungen
geknüpft. Ausnahmen, die gegen das Reglement verstoßen, wie z. B. die Aufnahme
eines Filmes, der bereits auf einem anderen Festival gelaufen ist, in das Programm, oder
eine zeitliche Verlegung der Festivals, müssen von der FIAPF genehmigt werden.
4 Holighaus, Alfred, Interview mit Linda Kornemann am 24.03.2003.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Geschichte der Berlinale
2.1. Die Anfänge
2.2. Die Sechziger Jahre
2.3. Die Siebziger Jahre
2.4. Die Achtziger Jahre
2.5. Die Neunziger Jahre
2.6. Das neue Jahrtausend
3. Entstehung der „Perspektive Deutsches Kino“
4. Die Filme der „Perspektive deutsches Kino“ 2002
4.1. „80.000 Shots“
4.2. „99 Euro Films“
4.3. „Absolut Warhola“
4.4. „Fickende Fische“
4.5. „Der Glanz von Berlin“
4.6. „Happiness is a Warm Gun“
4.7. „Mein kleines Kind“
4.8. „Mutanten“
4.9. „ The Antman“ und „ Detective Lovelorn“
4.10. „Verrückt nach Paris“
5. Schlussfolgerungen
6. Bibliographie
7. Glossar
8. Anhang
1. Einleitung
„Are film festivals, of which there are now several hundred all over the world, (...) of much real use? That is the question even Cannes will have to answer one day.“[1]
Unter diesen mehreren hundert Film-Festivals gibt es weltweit zwölf mit dem so genannten A-Status[2]. Dieser erlaubt dem Festival einen Wettbewerb mit Langspielfilmen und einer internationalen Jury durchzuführen und wird von der Fédération Internationale des Associations des Producteurs de Film (FIAPF) vergeben. Der A-Status ist ein Gütesiegel, die Presse ist auf diesen Festivals zahlreicher vertreten als auf anderen, und die Chance auf eine breite Öffentlichkeit ist hier am größten.[3] Um die Wichtigkeit der einzelnen A-Festivals nicht zu gefährden bzw. zu verringern, achtet die FIAPF darauf, dass diese räumlich und zeitlich einen angemessenen Abstand zueinender halten.
Cannes ist unumstritten das bekannteste und bedeutsamste aller Filmfestivals, auf dem die meisten Verkäufe zu verzeichnen sind. Zusammen mit Venedig belegt Berlin Platz zwei der weltweit wichtigsten Festivals.[4] In den Berlinale-Programmen „Wettbewerb“, „Panorama“, „Forum“, „German Cinema“, „Perspektive Deutsches Kino“, „Retrospektive“ und „Kinderfilmfest“ liefen 2003 in über 1350 Vorführungen mehr als 350 Filme. Hinzu kommen die Vorführungen des „Europäischen Film Markt“ und der „Hommage“.[5]
Während der Festspiele, wenn internationale Stars für ihre neuesten Produktionen Werbung machen, ist das Interesse der Öffentlichkeit groß und begeistert sogar Leute außerhalb des Festival-Publikums. Doch was ist mit den kleineren Produktionen ohne Stars? Ist der „Festival-Hype“ auch für sie hilfreiche Werbung? Was bleibt, wenn der rote Teppich wieder eingerollt wird?
Derek Malcoms eingangs zitierte Überlegung könnte noch kürzer formuliert lauten: Do film festivals matter? Diese umfassende Frage nach dem Nutzen und der Rolle eines Film-Festivals wird in der vorliegenden Arbeit verengt und auf die jüngste Programmreihe der Berlinale, die Perspektive Deutsches Kino (PDK), bezogen. Dabei wird untersucht werden, was die Berlinale den im Rahmen der PDK gezeigten Filmen gebracht hat. Der Nutzen des Festivals wird anhand des Kriteriums einer erfolgreichen Auswertung[6] der Filme im Anschluss an die Berlinale bestimmt. Ist die „Perspektive Deutsches Kino“ Anschub oder gar Erfolgsgarant für ihre Filme?
Die diesjährige Berlinale hat erst vor ein paar Wochen stattgefunden. Gespräche zwischen Regisseuren, Produktionsfirmen, Fernsehsendern und Verleihfirmen haben jedoch zum großen Teil noch nicht zu einem konkreten Ergebnis geführt. Daher werde ich mich in meiner Arbeit auf die Untersuchung der Filme des Jahres 2002 beschränken.
2. Die Geschichte der Berlinale
Dieser Abschnitt zeichnet die historische Entwicklung der Internationalen Filmfestspiele Berlin (IFB) vom Beginn der Fünfziger Jahre bis zur Gegenwart nach. Der Überblick soll verdeutlichen, warum gerade die Programmreihe „Perspektive Deutsches Kino“ für die Untersuchung der Fragestellung herangezogen wird. Hier werden deutsche Filme von vielversprechenden Jungregisseuren gezeigt, die in den anderen Sektionen des Festivals größtenteils keine Berücksichtigung finden, und wahrscheinlich nicht gezeigt werden würden. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass eine erfolgreiche Auswertung dieser unkonventionellen Filme auf die IFB zurückzuführen ist, wodurch die Bedeutung des Festivals besonders herausgestellt werden würde.
2.1. Die Anfänge
Am 06. Juni 1951 wurden die ersten Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Sechs Jahre nach Kriegsende zu einer Zeit, da Berlin in einen West- und einen Ostsektor geteilt war und seine Bedeutung als Filmstadt verloren hatte.
Mit minimalem Personalaufwand[7] und Gesamtausgaben von 214.000 DM wurden die ersten IFB unter der Leitung von Alfred Bauer durchgeführt. Getragen wurden die Kosten vom Berliner Senat, dem Bund und einer Zuwendung der amerikanischen Militärregierung. Zum Programm gehörte neben dem „Wettbewerb“, dessen Gewinner die Zuschauer bestimmten, eine Retrospektive.[8]
Ziel der Festspiele war einerseits die kulturelle Förderung des deutschen Films und der Stadt Berlin, andererseits waren die IFB auch eine „kulturpolitisch wichtige Schaufensterveranstaltung des westlichen Films gegenüber dem Osten...“.[9] Wenn in der Bundesrepublik zur Zeit des kalten Krieges vom „deutschen Film“ die Rede war, schloss dass die Werke der DDR selbstverständlich aus.
Die deutsche Filmwirtschaft befand sich in einer Krise. In Berlin (West) gab es nur zwei Studios, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten und nicht beschlagnahmt oder demontiert wurden.[10] Trotzdem war Deutschland mit drei Filmen im „Wettbewerb“ vertreten, die allerdings beim Publikum durchfielen.[11] Die Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (Spio) war skeptisch, sie sah sich auf Grund der alliierten Filmpolitik gegenüber den ausländischen Produktionen benachteiligt und wollte den Produktionsfirmen eine Teilnahme an den IFB nicht empfehlen.[12]
Beim Publikum jedoch kamen die Filmfestspiele gut an. Nationale und internationale Stars wie Hildegard Knef, Curd Jürgens, Hans Albers, Billy Wilder, Gary Cooper, Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Errol Flynn, Regisseure wie Federico Fellini und Walt Disney besuchten die Festspiele in den 50er Jahren und verliehen ihnen Glanz. 1956 erhielt die Berlinale den A-Status und durfte somit eine internationale Jury für den „Wettbewerb“ zusammenstellen.
2.2. Die Sechziger Jahre
1962 wird das Oberhausener Manifest öffentlich verkündet. 26 bundesdeutsche Filmemacher beschließen „den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen“. Auch bei den IFB gab es Anfang der Sechziger Überlegungen zur Umstrukturierung, die in den Folgejahren umgesetzt werden konnten. Die Filmauswahl wurde kritischer. Man wollte nicht nur auf die Filme angewiesen sein, die von den Produzentenverbänden der Länder eingereicht wurden[13]. Der Etat für Reisen sollte erhöht werden, um besonders wertvolle Filme in den Ländern selber entdecken zu können. Filmkritiker sollten zum Auswahlverfahren hinzugezogen werden, um ein Gegengewicht zu den beamteten Sprechern und Verbandsfunktionären zu bilden, die bis dato das Auswahlgremium bildeten. Der Filmkritiker Enno Patalas hatte folgende Vision für die Berlinale:
„Seit fünfzehn Jahren starren die Berlinale Verantwortlichen auf die leuchtenden Vorbilder Cannes und Venedig, die sie doch nie erreichen können – statt zu begreifen, daß als ein Festival anderen Stils Berlin beiden überlegen sein könnte. Als Publikumsfestival statt als Konsumentenspeisung. Als Festival der Autoren, nicht der Stars. Als Diskussions- mehr denn als Repräsentationsfestival. Als Ort der Auseinandersetzung, nicht der gegenseitigen Komplimente. Als Ausstellung des neuen Films, statt als Parade des Bewährten.“[14]
Und noch etwas änderte sich: Ab 1967 wurden die Einladungen nicht mehr ausschließlich vom Auswärtigen Amt in Bonn ausgesprochen, sondern durften auch von den Filmfestspielen im eigenen Namen verschickt werden. Das hatte zur Folge, dass endlich auch die Ostblockstaaten eingeladen werden konnten, die jedoch (noch) nicht kamen. Aus Gründen der politischen Anerkennung wurde an die DDR bis zur Unterzeichnung der Ostverträge 1970 keine Einladung verschickt.[15]
2.3. Die Siebziger Jahre
Das dritte Festivaljahrzehnt fing mit einer Krise um Michael Verhoevens O.K. an.[16] Einige Jury-Mitglieder waren der Meinung, der Film verstoße gegen die Richtlinien der IFB, da er nicht zur Verständigung und Freundschaft unter den Völkern beitrage und hätte nie ausgewählt werden dürfen. Das deutsche Jury-Mitglied Manfred Durniok entschuldigte sich für den deutschen Wettbewerbsbeitrag bei seinem amerikanischen Kollegen George Stevens. Der Eklat gipfelte in dem Rückzug vieler Filme durch Regisseure und Produzenten, dem Abbruch des „Wettbewerb“ und dem Rücktritt der Jury.[17]
Daraufhin gab es viele Veränderungen. Eine der einschlägigsten Neuerungen war 1970 die Einführung des „Internationalen Forums des jungen Films“, konzeptioniert und zusammengestellt von Mitarbeitern der Freunde der Deutschen Kinemathek[18]. Wichtige Prinzipien des „Forum“, das junge, progressive Filme in seinem Programm führt, sind bis heute die Publikumsdiskussionen, die sorgfältig erarbeiteten Programmblätter und die Beschäftigung mit den Filmen und deren Verleih auch nach Beendigung der Filmfestspiele. Seit seinem Bestehen hat das „Forum“ viele Regisseure entdeckt, die heute weltbekannt sind[19] und wurde 1972 mit dem Kunstpreis Berlin auf dem Gebiet „Film, Hörfunk und Fernsehen“ geehrt, da es „gegenüber dem angeschlagenen Selbstverständnis der offiziellen Berliner Filmfestspiele eine konkrete Alternative gesetzt“[20] hat.
Weitere Programmänderung gab es 1972 mit der Reihe „Neue Deutsche Filme“, die internationalen Fachbesuchern (ausländischen Einkäufern, Journalisten und Festivalmachern) einen informativen Überblick über die Jahresproduktion gab (heute „German Cinema“) und 1978 mit der Reihe „Kino für Leute ab sechs“, dem heutigen „Kinderfilmfest“.
Der eiserne Vorhang wurde für die Berlinale 1974 durchlässig - die Sowjetunion nahm zum ersten mal ihre Einladung an und ermöglichte somit allen anderen Ostblockländern die Teilnahme. Ein Jahr später war die DDR mit dem Film JAKOB DER LÜGNER von Frank Beyer im „Wettbewerb“ vertreten.[21]
1977 wurde Alfred Bauer von Wolf Donner abgelöst. Unter seiner Führung wurde das Publikum offensiver beworben und bekam Zutritt zur Filmreihe der Filmmesse. Zahlreiche Filme aus sozialistischen Ländern wurden in der sogenannten Informationsschau gezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt wurde mit der Reihe „Deutsche Filme“ gesetzt und der Programmblock „Neue Deutsche Filme“ umfasste wesentlich mehr Filme.[22]
1978 wurde die Berlinale vom Sommer in den Winter verlegt. Dafür gab es einerseits filmwirtschaftliche Gründe[23], hauptsächlich jedoch setzte man damit einen Kontrast zu Cannes.[24]
Im Jahr 1979 gab es einen weiteren Eklat um einen Film, der sich mit dem Vietnam-Krieg beschäftigt: der amerikanische Wettbewerbsbeitrag The Deer Hunter von Michael Chiminos. Die Delegation der UdSSR erklärte, dass dem heroischen Volk von Vietnam eine Beleidigung zugefügt wurde. Die Sowjetunion zog alle ihre Filme aus dem Programm, die Delegierten der UdSSR verließen die Festspiele, gefolgt von denen aus Kuba, der DDR, Ungarn, Polen, Bulgarien und der CSSR. Noch im selben Jahr trat Wolf Donner zurück und Moritz de Hadeln wurde zum neuen Festivalchef ernannt.[25]
2.4. Die Achtziger Jahre
1981 sprachen bundesdeutsche Regisseure und Produzenten Boykottdrohungen gegen de Hadeln aus, da sich ihrer Meinung nach die IFB in einer schweren Krise befänden. Ursache hierfür sei der Dilettantismus und die Kontaktunfähigkeit des Festivalleiters. Dieser reagierte mit einem Gesprächsangebot.[26]
1987 führte „Glasnost“, „Perestroika“ und „Demokratisazija“[27] auch im Filmbereich zu einer Reform der Produktions- und Verleihstrukturen. Das Exportverbot wurde aufgehoben und sowjetische „Tresor-Filme“[28] durften erstmals exportiert werden. Für diese und auch die „Tresor-Filme“ der anderen sowjetischen Staaten waren die Filmfestspiele Berlin das erste Forum. Von höchster Bedeutung war das Treffen von Elem Klimow[29] und Jack Valenti[30] auf der Berlinale.[31] Dazu der ehemalige Senator Volker Hassemer:
„Dies demonstrierte zunächst, dass die Festspiele zwei ihrer wesentlichen Probleme gelöst hatten. Einmal die politisch motivierte Zurückhaltung der Sowjetunion und zum anderen die ökonomisch motivierte Vorsicht der amerikanischen Majors gegenüber Berlin.“[32]
Das Festival bekam neue Preise. Neben der „Berlinale-Kamera“ für herausragende Persönlichkeiten wurde außerdem noch eingeführt: der „Alfred-Bauer-Preis“ für einen langen Spielfilm, der neue Perspektiven der Filmkunst öffnet und der „Teddy“, der schwul-lesbische Filmpreis. Zudem bekam das Kinderfilmfest bekam seine eigene „Kinder-Jury“.
Die Filmmesse wurde zum „Europäischen Filmmarkt“ ausgebaut, als Gegengewicht zum American Film Market (AFM)[33]. Die „Informationsschau“ wurde zum „Panorama“ und bekam eine neue Struktur. Ursprünglich als Ergänzung zum „Wettbewerb“ gedacht, hatte das „Panorama“ dem „Forum“ Konkurrenz gemacht und sollte in Zukunft bescheidener programmieren. Das „Forum“ bildete eine neue Reihe: „Hommage an das kleine Fernsehspiel“. Das Programm „Neue Deutsche Filme“ hatte 1984 einen neuen Schwerpunkt: unter dem Namen „Perspektiven“ liefen Debütfilme und Arbeiten von Filmstudenten.
Einen Skandal gab es 1986 um den Film STAMMHEIM von Reinhard Hauff. Gina Lollobrigida, sagte bei der Überreichung des Goldenen Bären: „I was against this film“, brach damit als Vorsitzende der Jury das Schweigegebot und distanzierte sich von der Entscheidung ihrer Jury.[34]
1989: Die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin wurde geöffnet. Gleich am 9.November schreibt Moritz De Hadeln einen Brief an Horst Pehnert[35] mit dem Vorschlag, die Filmfestspiele auch in Ost-Berlin stattfinden zu lassen:
„Die Filmfestspiele Berlin sind die erste kulturelle Veranstaltung, die eine offene und konstruktive Zusammenarbeit mit der DDR realisiert hat, und sie sind vielleicht gerade deshalb in der Lage, diesen neuen Schritt gemeinsam mit der DDR zu tun.“[36]
2.5. Die Neunziger Jahre
Der Enthusiasmus, der Anfangs herrschte, war schnell verflogen. Große Teile des Programms wurden in Filmtheatern in Ost-Berlin nachgespielt, doch blieben die erwarteten Zuschauermassen aus.[37]
1991 fand die Berlinale während des Golf-Krieges statt, nur zwei Jahre später wurde Krieg im ehemaligen Jugoslawien geführt. Es gab Demonstrationen und die Sonderreihe „Gegen den Krieg“. Moritz de Hadeln wurde immer wieder für seinen Führungsstil, seine Programmauswahl und die mangelnde internationale Bedeutung der Berlinale kritisiert; die Journalisten schrieben die Berlinale tot.[38]
Doch die immer stärkere Konkurrenz erschwerte die Programmgestaltung: Manche Filme nutzten die Berlinale als Probelauf. Mit einer Zusage von Berlin konnte auf Cannes Druck ausgeübt werden. Auch mit Etatkürzungen hatte das Festival zu kämpfen und sparte nach und nach beim Werbeetat, bei der Einladungspolitik, an offiziellen Empfängen und den Simultanübersetzungen. Die Akkreditierungsgebühr wurde eingeführt. Trotzdem lag Berlin laut Meinungsumfrage unter den Mitgliedern des Internationalen Produzentenverbandes nach den wichtigsten und bedeutendsten Filmfestivals auf Platz zwei nach Cannes und noch vor Venedig.[39]
[...]
[1] Malcom, Derek, „Best of the fests“, in: The Guardian 15.05.2002.
[2] Internationale Filmfestspiele Berlin, Cannes Film Festival, Karlovy Vary International Film Festival, Locarno International Film Festival, Venice International Film Festival, San Sebastian International Film Festival, Mar del Plata International Film Festival, Shanghai International Film Festival, Moscow International Film Festival, Montreal World Film Festival, Cairo International Film Festival, Tokyo International Film Festival.
[3] Der A-Status kann auch Einschränkungen bedeuten, denn er ist an bestimmte Bedingungen geknüpft. Ausnahmen, die gegen das Reglement verstoßen, wie z. B. die Aufnahme eines Filmes, der bereits auf einem anderen Festival gelaufen ist, in das Programm, oder eine zeitliche Verlegung der Festivals, müssen von der FIAPF genehmigt werden.
[4] Holighaus, Alfred, Interview mit Linda Kornemann am 24.03.2003.
[5] „Statistik der Berlinale“, http://www.mmeansmovie.de/berlinale_02sta.html, Zugriff 01.04.2003.
[6] Der Erfolg einer Auswertung wird im Rahmen dieser Arbeit gemessen an weiteren Festivalteilnahmen und –preisen der Filme, an einem Kinostart und den Besucherzahlen, an Video- bzw. DVD-Verkäufen und einer Fernsehausstrahlung. Dabei sind nicht nur bloße Zahlen wichtig, sondern auch der Vergleich mit persönlichen Erwartungen. Die konkreten Einspielergebnisse in Euro sollen im Rahmen dieser Arbeit nicht interessieren, da für den Film an sich die Zuschauerzahlen wichtiger sind.
[7] Damals arbeiteten nur neun Personen zwischen eineinhalb und acht Monaten für die IFB.
[8] Jacobsen, Wolfgang, „50 Jahre Internationale Filmfestspiele Berlin“, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Bauermann GmbH, 1.Auflage, Berlin 2000, Seite 11 ff.
[9] Dr. Bauer, Brief an Mr. Oscar Martay vom 13.04.1951.
[10] Dies waren die Studios der heutigen Berliner Union Film in Tempelhof und das ehemalige „Studio 45“, heute der CCC Filmkunst GmbH zugehörig, in Berlin-Haselhorst.
[11] Vergl. Anm.6, ebd., S.25.
[12] Ebd., S.18 f.
[13] 1964 kam es erstmals zu einer Ablehnung eines bei der Berlinale eingereichten Films.
[14] Vergl. Anm.6, ebd., S.143.
[15] Ebd., S. 378 – 383.
[16] O.K. ist ein politisch provozierender Film um ein Vietnamesisches Mädchen, das von U.S. Soldaten mißhandelt und ermordet wird. Die Anzeige eines Soldaten, der dabei gewesen ist, wird unterdrückt.
[17] Vgl. Anm.6, ebd., S.169.
[18] Die Freunde der Deutschen Kinemathek sind ein eingetragener Verein, gegründet im Jahre 1963, der in Berlin das Kino „Arsenal“ betreibt, das „Internationale Forum des Jungen Film“ veranstaltet, Filme verleiht und auch eigene Publikationen herausgibt. Für das erste „Forum“ verantwortlich waren: Ulrich Gregor, Erika Gregor, Gero Gandert, Heiner Roß und Manfred Salzgeber.
[19] Zu diesen zählen z. B. Theo Angelopoulos, Chantal Ackermann und Aki Kaurismäki.
[20] Begründung der Jury. Vergl. Anm.6, ebd., S. 197.
[21] Vergl. Anm.6, ebd., S. 209.
[22] Ebd., S. 241 – 252.
[23] Importeure und Exporteure haben im Spätwinter, nach einer markt- und festivalarmen Zeit, aber noch vor Cannes und der Messe in Mailand (MIFED), in Berlin die besten Möglichkeiten Filme zu kaufen bzw. verkaufen. Ebd., S. 253.
[24] Ebd., S.253 ff.
[25] Ebd., S. 263 – 272.
[26] Ebd., S. 283 ff.
[27] Tranzparenz, Umgestaltung und Demokratisierung.
[28] „Tresor-Filme“ werden Filme der Ostblockstaaten genannt, die zu Zeiten des kalten Krieges der Öffentlichkeit im In- und Ausland nicht gezeigt und unter Verschluß gehalten wurden.
[29] Vorsitzender des Verbandes der Filmschaffenden und Regisseur, dessen Filme lange Zeit Exportverbot hatten.
[30] President der amerikanischen Filmproduzentenvereinigung (MPAA).
[31] Vergl. Anm.6, ebd., S.335 – 339.
[32] Ebd., S.340.
[33] Der American Film Market wurde 1981 ins Leben gerufen. Er findet jährlich in Santa Monica, Kalifornien statt und ist der größte Marktplatz für Kino- und TV-Filme.
[34] Ebd., S.328.
[35] Damaliger stellvertretender Minister für Kultur und Vorzitzender der Hauptverwaltung Film der DDR.
[36] de Hadeln, Moritz, Brief an Horst Pehnert vom 09.11.1989, Vergl. Anm.6, ebd., S.390
[37] Vergl. Anm.6, ebd., S.399.
[38] SJ (Autorenkürzel), „Frischer Wind am Potsdamer Platz – Die Berlinale startet in eine neue Epoche“, URL:http://www.film.de/specials/berlinale2002/vorabbericht.shtml, Zugriff 03.03.2003.
[39] Vergl. Anm.6, ebd., S.441 ff.
- Arbeit zitieren
- Linda Kornemann (Autor:in), 2003, Perspektive Deutsches Kino - Auswirkung der Berlinale Reihe auf die Auswertung der gezeigten Filme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19078
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