Die Frauenfrage ist heute so aktuell wie vor etwa 40 Jahren, als sich in den westeuropäischen Ländern die sogenannte „neue Frauenbewegung“ formierte. Heute sind die Forderungen und Thematiken teilweise die gleichen, manche gerieten in Vergessenheit, andere wurden neu hinzugefügt – die Anliegen der Frauen verändern sich mit dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext und den vorherrschenden Lebensentwürfen. Alice Schwarzer ist eine Persönlichkeit, die aus der neuen Frauenbewegung nicht wegzudenken ist, sie hat mit ihrem gesellschaftlichen und politischen Engagement in den vergangenen 40 Jahren immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Mit ihren Äußerungen und Stellungnahmen bezieht sie oft extreme Positionen und bewegt damit die öffentlichen Debatten zu Themen wie Abtreibung oder Kopftuchverbot. Der erste Teil dieser Arbeit umreißt kurz das Leben von Alice Schwarzer, anschließend werden theoretische Konzepte zur Bearbeitung von Biographien vorgestellt und dann wird auf die spezifische Situation von Frauen und die Frauenbewegungen in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland eingegangen. Schließlich sollen die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln zusammengeführt werden, um folgende Fragestellungen zu beantworten: Was hat Alice Schwarzer geformt? Mit welchen Erfahrungen und Lebenserschütterungen war sie konfrontiert? Wie ist es ihr gelungen, gegenüber den dominanten Zeitströmungen eine relative Unabhängigkeit zu bewahren? Diese Fragestellungen zielen auf die zentrale Problematik in der Soziologie, wie individuelles Handeln und gesellschaftliche Strukturen bzw. Zwänge zusammenwirken. Ich möchte versuchen, das Leben von Alice Schwarzer vor allem im Kontext des Spagats zwischen politischem Engagement und wissenschaftlichem Arbeiten thematisieren, weil sie ein hervorragendes Beispiel für dieses Phänomen darstellt. In der Soziologie ist es auch von Interesse, wie sich das Wechselverhältnis zwischen Theorie und Praxis darstellt. Am Beispiel von Alice Schwarzer ist dies gut festzumachen.
INHALTSVEREZICHNIS
1. EINLEITUNG
2. ALICE SCHWARZER: EINE KURZE DARSTELLUNG IHRES LEBENS
2.1 KINDHEIT UND JUGEND IN WUPPERTAL
2.2 AUSBILDUNG
2.3 AU-PAIR IN PARIS
2.4 VOLONTARIAT BEI DEN DÜSSELDORFER NACHRICHTEN
2.5 DIE 68ER
2.6 ENGAGEMENT IN DER FRAUENBEWEGUNG
2.7 DER ABTREIBUNGSPARAGRAPH
2.8 DER KLEINE UNTERSCHIED UND SEINE GROßEN FOLGEN - AUCH FÜR ALICE SCHWARZER
3. THEORETISCHE KONZEPTE DER BIOGRAPHIEFORSCHUNG
3.1 WOLFGANG FISCHER / MARTIN KOHLI: NORMALBIOGRAPHIE ALS ORIENTIERUNGSMUSTER
3.2 MARIE JAHODA: EMOTIONALE UND INTELLEKTUELLE INVESTITIONEN
3.3 PETER SLOTERDIJK: STÖR-ERFAHRUNGEN
3.4 HERMANN LÜBBE: WAS HEIßT„DAS KANN MAN NUR HISTORISCH ERKLÄREN“?
3.5 HEINZ BUDE: DER FALL UND DIE THEORIE
3.6 ANSELM STRAUSS: DIE BEDINGUNGSMATRIX
4. DIE FRAUENBEWEGUNG IN FRANKREICH UND IN DEUTSCHLAND
4.1 VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE FRAUENBEWEGUNG
5. THEORETISCHE SCHLÜSSE
5.1 ANWENDUNG DER BEDINGUNGSMATRIX AUF SCHWARZER UND IHR ENGAGEMENT IN DER FRAUENBEWEGUNG
5.2 ALICE SCHWARZER UND NONKONFORMITÄT
5.3 THEORETISCHE SCHLÜSSE AUS DEM EINZELFALL ALICE SCHWARZER
5.4 ALICE SCHWARZER UND DIE NORMALBIOGRAPHIE
5.5 STÖRERFAHRUNGEN IN ALICE SCHWARZERS LEBEN
5.6 HISTORISCHE ERKLÄRUNG FÜR DEN BEGINN DER FRAUENBEWEGUNG
6. ABSCHLIEßENDE BETRACHTUNG
6.1 WAS HAT ALICE SCHWARZER GEFORMT?
6.2 MIT WELCHEN ERFAHRUNGEN BZW. LEBENSERSCHÜTTERUNGEN WAR SIE KONFRONTIERT?
6.3 WIE IST ES IHR GELUNGEN, GEGENÜBER DOMINANTEN ZEITSTRÖMUNGEN IHRE UNABHÄNGIGKEIT ZU BEWAHREN?
8. LITERATURVERZEICHNIS
9. WEITERFÜHRENDE LITERATUR
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