Meine Fragestellung beziehungsweise These für das Essay ist folgende: Insofern die Bedeutung von Sachverhalten in Interaktionen gebraucht, hergestellt oder abgeändert wird, ist auch Tradition keine unveränderliche Konstante, sondern prinzipiell in Veränderung.
Wie bekannt geht es im symbolischen Interaktionismus um die gegenseitige Verständigung, meist in Form Interpretation von Gestik und Mimik, zwischen mindestens zwei Akteuren. Das beliebteste Beispiel für eine symbolische Interaktion ist hierbei das Ballspiel, bei dem der eine Spieler durch Beobachten und Deuten der Bewegungen seines Gegenspielers abschätzt, wann der Ball wohin gespielt wird und seine Handlungen dementsprechend wählt. Wenn der Spieler seinen Gegenspieler richtig eingeschätzt hat, der Ball also von ihm wie erwartet gespielt wird und sein Gegenspieler seine Handlung demnach wählt, dann kann man von einer erfolgreichen symbolischen Interaktion sprechen. Was ist aber, wenn der Spieler, der den Ball spielen soll nur eine Möglichkeit hat den Ball zu spielen, also keine alternativen Handlungsmöglichkeiten besitzt? Ist es trotzdem eine symbolische Interaktion, wenn schon von vornherein sicher ist, wie der folgende Spielzug aussehen wird? In so einer Situation ist eine Interpretation der Situation überflüssig. Kann von einer symbolischen Interaktion die Rede sein, wenn kein Interpretationsprozess stattfindet? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Tradition und symbolischer Interaktionismus
- Der Traditionsbegriff
- Die drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus
- Tradition und die Prämissen des symbolischen Interaktionismus
- Tradition als unbeständige Konstante
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht das Verhältnis zwischen Tradition und symbolischem Interaktionismus. Die Arbeit stellt die These auf, dass Tradition im Kontext des symbolischen Interaktionismus keine unveränderliche Konstante ist, sondern prinzipiell in Veränderung begriffen ist.
- Der Traditionsbegriff und seine Vielschichtigkeit
- Die drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer
- Die Anwendung des symbolischen Interaktionismus auf den Traditionsbegriff
- Die Rolle von Interpretation und Situationsdefinition in Bezug auf Tradition
- Die Veränderbarkeit von Tradition durch soziale Interaktion
Zusammenfassung der Kapitel
- Im ersten Kapitel wird der Traditionsbegriff untersucht und seine Komplexität beleuchtet. Es werden verschiedene Aspekte des Begriffs, wie die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen, erläutert. Der Essay stellt dabei fest, dass der Traditionsbegriff häufig unscharf und schwer von dem Kulturbegriff abzugrenzen ist.
- Das zweite Kapitel widmet sich den drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer. Es werden die einzelnen Prämissen – die Bedeutung von Dingen, die Entstehung von Bedeutung durch soziale Interaktion und die Handhabung von Bedeutungen durch einen interpretativen Prozess – detailliert erläutert und ihre Relevanz für die Untersuchung des Verhältnisses von Tradition und symbolischem Interaktionismus hervorgehoben.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Anwendung des symbolischen Interaktionismus auf den Traditionsbegriff. Der Essay analysiert, inwiefern die drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus auf traditionelle Handlungsweisen und Denkweisen anzuwenden sind. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob Tradition im Kontext des symbolischen Interaktionismus überhaupt existieren kann.
Schlüsselwörter
Der Essay konzentriert sich auf die Themen Tradition, symbolischer Interaktionismus, Herbert Blumer, Interpretation, Situationsdefinition, soziale Interaktion, Handlungsmuster, Wandel, Konstante, Veränderung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2010, Symbolischer Interaktionismus - Ein Essay, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190353