Die Euphorie vieler Arbeitgeber war groß, als im Jahre 2007 bekannt wurde, dass die Fehlzeiten der gesetzlich versicherten Arbeitnehmer auf ein Rekordtief von 3,22 % gesunken sind. Der Krankenstand, auch Absentismus genannt, ist jedoch nicht der einzige Indikator über den sich die Produktivität und der Gesundheitszustand der Mitarbeiter beurteilen lässt. Längst gibt es Erkenntnisse darüber, dass ein Krankenstand von Null alles andere als gesund ist. Denn „Präsentismus“, das Gegenstück zum Absentismus, ist in Zeiten schlechter Wirtschaft und hoher Arbeitslosigkeit weit verbreitet. Aus Angst um den Arbeitsplatz gehen daher viele Beschäftigte trotz zum Teil schwerwiegender seelischer oder körperlicher Beeinträchtigungen zur Arbeit. Jedoch ist dieses Phänomens häufig immer noch kein Bestandteil der unternehmerischen Perspektive, obwohl die Folgen für die Unternehmung immens sind, wie verschiedene empirische Studien belegen. Begründung findet die Haltung vieler Arbeitgeber in dem Umstand, dass es sich scheinbar vorteilhaft auf ein Unternehmen auswirkt, wenn Arbeitnehmer trotz Krankheit zur Arbeit gehen. Denn auf diese Weise können zum einem Lohnersatzleistungen eingespart, zum anderen muss keine Vertretung organisiert werden. Die zunehmende Debatte um das Thema Präsentismus aber zeigt, dass sich dieser Trugschluss teuer bezahlt machen kann. Es handelt sich um einen Taschenspielertrick, wenn Anwesenheit am Arbeitsplatz mit Gesundheit gleichgesetzt wird.
Die vorliegende Arbeit versucht das Konstrukt Präsentismus genauer zu erfassen und den gegenwärtigen Stand der Forschung aufzuzeigen. Mit Hilfe verschiedener empirischer Untersuchungen sollen die Ursachen und Einflussfaktoren aus wissenschaftlicher Sicht bestimmt werden, mögliche Messinstrumente vorgestellt, sowie die Auswirkungen und gesundheitlichen Folgen näher erläutert werden. Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit den konzeptionellen Grundlagen sollen Interventionsmaßnahmen zur Prävention einen weiteren Bestandteil der Ausarbeitung bilden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Begriffsbestimmung
- 3. Konzeptionelle Grundlagen
- 3.1 Ursachen und Einflussfaktoren
- 3.2 Zusammenhang mit Absentismus
- 3.3 Messung
- 3.4 Folgen
- 4. Erkenntnisse ausgewählter empirischer Studien
- 4.1 Prospektive Kohortenstudie von Bergström et al.
- 4.2 Schwedische Studie von Aronsson/Gustafsson/Dallner
- 4.3 Survey finnischer Gewerkschaftsmitglieder
- 5. Prävention und Reduktion von Präsentismus
- 6. Fazit und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen des Präsentismus, seine Ursachen, Auswirkungen und mögliche Präventionsmaßnahmen. Der Fokus liegt auf der wissenschaftlichen Erfassung des Konstrukts und der Darstellung des aktuellen Forschungsstands. Die Arbeit analysiert verschiedene empirische Studien, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu entwickeln.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Präsentismus
- Ursachen und Einflussfaktoren von Präsentismus
- Messung und Erfassung von Präsentismus
- Auswirkungen und gesundheitliche Folgen von Präsentismus
- Prävention und Reduktion von Präsentismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Arbeit beginnt mit der Feststellung, dass der Krankenstand (Absentismus) nicht der einzige Indikator für die Produktivität und den Gesundheitszustand von Mitarbeitern ist. Präsentismus, das Gegenteil von Absentismus, wird als relevantes Problem dargestellt, das oftmals aus Angst vor Arbeitsplatzverlust resultiert. Die Arbeit will das Konstrukt Präsentismus genauer erfassen, den Forschungsstand aufzeigen und Ursachen, Einflussfaktoren, Messinstrumente, Auswirkungen und Präventionsmaßnahmen beleuchten.
2. Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Definitionen von Präsentismus in der Literatur. Es werden zwei Hauptströmungen identifiziert: eine wirtschaftlich orientierte, die sich auf den Produktivitätsverlust konzentriert, und eine verhaltensorientierte, die das Entscheidungsverhalten der Arbeitnehmer in den Mittelpunkt stellt, krank zur Arbeit zu gehen trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Die Unterschiede zwischen subjektiver und objektiver Bewertung des Gesundheitszustands werden hervorgehoben.
3. Konzeptionelle Grundlagen: Dieser Abschnitt befasst sich eingehend mit den Ursachen und Einflussfaktoren von Präsentismus, dem Zusammenhang mit Absentismus, verschiedenen Messmethoden und den gesundheitlichen Folgen. Er legt die theoretischen Grundlagen für das Verständnis des Phänomens und bildet die Basis für die spätere Analyse empirischer Studien. Die Diskussion der Folgen umfasst sowohl individuelle als auch unternehmerische Aspekte.
4. Erkenntnisse ausgewählter empirischer Studien: Hier werden Ergebnisse verschiedener empirischer Studien zu Präsentismus vorgestellt und analysiert. Die Studien beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und liefern wichtige Erkenntnisse zu den Ursachen, Auswirkungen und der Verbreitung von Präsentismus. Der Vergleich der Studienergebnisse ermöglicht es, ein umfassenderes Bild des Phänomens zu zeichnen.
5. Prävention und Reduktion von Präsentismus: In diesem Kapitel werden Maßnahmen zur Prävention und Reduktion von Präsentismus diskutiert. Es werden verschiedene Strategien vorgestellt, die sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene ansetzen. Die Kapitel beleuchtet die Bedeutung von betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) und andere relevante Interventionen.
Schlüsselwörter
Präsentismus, Absentismus, Produktivität, Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, empirische Studien, Prävention, Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Produktivitätsverlust, Gesundheitszustand, Arbeitsplatzverlust, Messinstrumente.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Präsentismus - Ursachen, Auswirkungen und Präventionsmaßnahmen
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Phänomen des Präsentismus, seine Ursachen, Auswirkungen und mögliche Präventionsmaßnahmen. Der Fokus liegt auf der wissenschaftlichen Erfassung des Konstrukts und der Darstellung des aktuellen Forschungsstands. Die Arbeit analysiert verschiedene empirische Studien, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu entwickeln. Sie beinhaltet eine Einführung, Begriffsbestimmung, konzeptionelle Grundlagen (Ursachen, Einflussfaktoren, Messung, Folgen), die Analyse ausgewählter empirischer Studien, Maßnahmen zur Prävention und Reduktion von Präsentismus, sowie ein Fazit und Diskussion.
Was wird unter Präsentismus verstanden?
Die Arbeit analysiert unterschiedliche Definitionen von Präsentismus. Es werden zwei Hauptströmungen unterschieden: eine wirtschaftlich orientierte Definition, die sich auf den Produktivitätsverlust konzentriert, und eine verhaltensorientierte Definition, die das Entscheidungsverhalten von Arbeitnehmern im Fokus hat, trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen krank zur Arbeit zu gehen. Die Unterschiede zwischen subjektiver und objektiver Bewertung des Gesundheitszustands werden hervorgehoben.
Welche Ursachen und Einflussfaktoren für Präsentismus werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet umfassend die Ursachen und Einflussfaktoren von Präsentismus. Dieser Abschnitt legt die theoretischen Grundlagen für das Verständnis des Phänomens und bildet die Basis für die spätere Analyse empirischer Studien. Die Diskussion der Folgen umfasst sowohl individuelle als auch unternehmerische Aspekte.
Welche empirischen Studien werden analysiert?
Die Arbeit analysiert Ergebnisse verschiedener empirischer Studien zu Präsentismus, darunter eine prospektive Kohortenstudie von Bergström et al., eine schwedische Studie von Aronsson/Gustafsson/Dallner und eine Survey finnischer Gewerkschaftsmitglieder. Der Vergleich der Studienergebnisse ermöglicht ein umfassenderes Bild des Phänomens.
Wie lässt sich Präsentismus messen?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Messmethoden zur Erfassung von Präsentismus, welche im Kapitel zu den konzeptionellen Grundlagen behandelt werden. Die Auswahl geeigneter Messinstrumente ist wichtig für die zuverlässige Erfassung des Phänomens.
Welche Auswirkungen und Folgen hat Präsentismus?
Die Arbeit untersucht die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen von Präsentismus sowohl auf individueller als auch auf unternehmerischer Ebene. Diese Folgen werden sowohl im theoretischen Teil als auch anhand der analysierten empirischen Studien beleuchtet.
Welche Präventions- und Reduktionsmaßnahmen werden vorgeschlagen?
Das Kapitel zur Prävention und Reduktion von Präsentismus diskutiert verschiedene Strategien auf individueller und organisationaler Ebene. Die Bedeutung von betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) und andere relevante Interventionen werden hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Präsentismus, Absentismus, Produktivität, Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, empirische Studien, Prävention, Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Produktivitätsverlust, Gesundheitszustand, Arbeitsplatzverlust, Messinstrumente.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist strukturiert in Kapitel, beginnend mit einer Einführung, gefolgt von der Begriffsbestimmung, konzeptionellen Grundlagen, der Analyse empirischer Studien, Präventionsmaßnahmen und einem Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel erleichtern die Navigation.
- Quote paper
- Anika Kaczynski (Author), 2011, Präsentismus am Arbeitsplatz - konzeptionelle Grundlagen und empirische Befunde, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190014