Das Wort ,,assessment" stammt aus dem Englischen und läßt sich mit ,,Einschätzung" übersetzen. In seiner heutigen Bedeutung wird der Begriff Assessment Center meist als Einschätzungs- oder Beurteilungsinstrument in der Wirtschaft verstanden, bei dem es um die Feststellung von Verhaltensleistungen bzw. -defiziten geht. Ursprünglich stammt diese Methode jedoch aus dem Militärbereich.
Die englische Bezeichnung läßt viele zur Ansicht gelangen, dass es sich um eine Methode handelt, die ihren Ursprung in den für Neuerungen im Managementbereich bekannten USA hat. Tatsächlich entstanden die ersten vergleichbaren Verfahren jedoch in Deutschland. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden derartige psychologische Testverfahren zur Auswahl von Funkern, Piloten, Kraftfahrern und ab 1920 auch von Offizieren angewandt, da nach Abschluss des Versailler Vertrages eine sicherere Auswahlmethode erforderlich war. Während sich die Offiziersanwärter früher aus dem Adel rekrutierten, war es nun erforderlich, aus einer großen Menge von Bewerbern inhomogener Vorbildung eine von Herkunft oder Rasse unabhängige, optimale Auswahl zu treffen. Zu Beginn widmete sich das Verfahren nur den Einzelfähigkeiten der Teilnehmer, aber schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass nur die verschiedenen ,,isoliert gedachten seelischen Fähigkeiten innerhalb der seelischen Gesamtveranlagung", also die verschiedenen Kompetenzen und persönlichen Eigenschaften in Korrelation miteinander, eindeutige Schlüsse auf zukünftige Verhaltensweisen der Bewerber zuließen. Die Offiziersanwärterauswahl basierte fortan auf einem charakterologischen Verfahren, das bereits viele seiner heutigen Elemente, wie z.B. eine Gruppendiskussion, beinhaltete. Der Zweite Weltkrieg beendete in Deutschland zunächst die von der Herkunft unabhängige Auswahl des Militärs. Die in diesem Zusammenhang entstandene organisatorische und methodische Grundkonzeption der Beurteilungsverfahren ist jedoch bis zum heutigen Tage erhalten geblieben.
Inhaltsverzeichnis
- Begriff und Geschichte
- Konzeption und Zielsetzung
- Anwendungsgebiete
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Assessment Center als Instrument der Personalauswahl und -entwicklung. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Assessment Centers, beschreibt seine Konzeption und Zielsetzung sowie seine vielfältigen Anwendungsgebiete in der Wirtschaft.
- Die historische Entwicklung des Assessment Centers vom Militärbereich zur Wirtschaft
- Die Konzeption des Assessment Centers als "multiplen Verfahrenstechnik" zur Beurteilung von Verhaltensleistungen
- Die verschiedenen Einsatzschwerpunkte des Assessment Centers: Auswahl, Potentialanalyse, Entwicklung und Erfolgskontrolle
- Die Bedeutung des Assessment Centers für die Personalentwicklung und die Förderung von Mitarbeitern
- Die Bedeutung der "soft skills" in der heutigen Arbeitswelt und die Rolle des Assessment Centers bei der Beurteilung dieser Kompetenzen
Zusammenfassung der Kapitel
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Begriff und Geschichte
Der Begriff "Assessment Center" stammt aus dem Englischen und lässt sich mit "Einschätzung" übersetzen. Die Methode entstand ursprünglich im Militärbereich während des Ersten Weltkriegs, um eine objektive Auswahl von Offiziersanwärtern zu gewährleisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich das Assessment Center in Großbritannien und den USA und fand ab den 1950er Jahren auch im wirtschaftlichen Bereich Anwendung. In Deutschland wurde das Assessment Center zunächst von internationalen Konzernen eingeführt und verbreitete sich ab Mitte der 1970er Jahre zunehmend in der Wirtschaft.
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Konzeption und Zielsetzung
Das Assessment Center ist ein komplexes Verfahren, das mehrere eignungsdiagnostische Instrumente und leistungsrelevante Aufgaben kombiniert. Es dient in erster Linie der Personalauswahl und -entwicklung und kann sowohl bei der Auswahl interner als auch externer Bewerber Anwendung finden. Das Ziel eines Assessment Centers ist die Auswahl und/oder Förderung der am besten für eine Zielposition geeigneten Bewerber bzw. Mitarbeiter. Im Vordergrund steht dabei die Beurteilung von außerfachlichen Anforderungen, insbesondere sozialer und methodischer Kompetenzen. Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die jede Branche und jedes Unternehmen an seine Mitarbeiter stellt, gibt es keine Standard-Assessment-Center. Die Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren je nach Zielsetzung und -gruppe. Das Assessment Center zeichnet sich durch eine Vielzahl von Handlungssituationen aus, in denen die Teilnehmer von mehreren unabhängigen Beobachtern beobachtet und beurteilt werden. Zentraler Punkt ist die Anforderungsorientierung, d.h. die Aufgaben werden auf die unternehmensspezifischen Anforderungen zugeschnitten. In den letzten Jahren ist vielen Unternehmen die Bedeutung der "soft skills" bewusst geworden. Das Assessment Center trägt dieser Entwicklung Rechnung, indem es in wechselnden Situationen die verschiedenen Kompetenzen eines Teilnehmers untersucht.
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Anwendungsgebiete
Das Assessment Center hat vielfältige Anwendungsgebiete in der Wirtschaft. Es ist zu einem "multifunktionalen personalpolitischen Instrument" geworden und kann vielen verschiedenen Zielen Rechnung tragen. Zu den vier wichtigsten offiziellen Einsatzschwerpunkten des Assessment Centers gehören:
- Das Auswahl-Assessment-Center: Hierbei wird die Eignung externer oder interner Bewerber im Hinblick auf eine konkrete Stelle geprüft.
- Die Potential-Analyse: Sie dient der Feststellung, für welche weiterführenden Aufgaben der Mitarbeiter geeignet sein könnte.
- Das Entwicklungs-Assessment-Center: Mit Hilfe einer Stärken-Schwächen-Analyse wird der individuelle Weiterbildungsbedarf ermittelt und bedarfsorientierte Entwicklungspläne für die Mitarbeiter definiert.
- Die Erfolgskontrolle: Hierbei werden die Lernerfolge der Teilnehmer überprüft, um die Effizienz von Trainings- und anderen personalpolitischen Maßnahmen zu beurteilen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Assessment Center, Personalauswahl, Personalentwicklung, Verhaltensleistungen, "soft skills", Anforderungsorientierung, Auswahl-Assessment-Center, Potential-Analyse, Entwicklungs-Assessment-Center, Erfolgskontrolle, historische Entwicklung, Konzeption, Zielsetzung, Anwendungsgebiete.
- Arbeit zitieren
- M. B. Luedemann (Autor:in), 2002, Assessment Center - Begrifflichkeit und Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1899