Leo Weisgerber gilt mit seiner inhaltsbezogenen Grammatik als einer der Vertreter der energetischen Sprachforschung, einer linguistischen Strömung, die vor allem in den Fünfziger und Sechziger Jahren in Deutschland populär war. Weisgerbers Arbeiten prägten die frühen Dudengrammatiken und übten einen starken Einfluss auf die strukturelle Semantik aus, obwohl seine inhaltsbezogene Grammatik heute kaum noch Beachtung findet. Die Grundüberlegungen, die zum inhaltsbezogenen Ansatz führten, waren hauptsächlich sprachphilosophischer Natur, da man sich nicht mehr mit den althergebrachten Auffassungen von Sprache zufriedengeben wollte. Leo Weisgerber ließ sich dabei besonders von den Arbeiten von Wilhelm von Humboldt, Johann Gottfried Herder und Ferdinand de Saussure beeinflussen. Schon Humboldt war ein gewisser Zusammenhang zwischen Sprache und Land, Nation, Geschichte und Sitten aufgefallen, weshalb er eines der primären Ziele der Sprachforschung nicht in der historisch-vergleichenden Arbeitsweise sah, sondern in der Aufdeckung des Einflusses der Sprache auf das Denken der Menschen. Diesem Ansatz schloss sich Weisgerber an und versuchte mit seinen Arbeiten eine Theorie und eine Methode zu entwickeln, mit welcher man wissenschaftlich in der Lage sei, das Wesen der Sprache über einen formalen Ansatz hinaus zu bestimmen. Diese Arbeit soll einen kurzen Einblick in Leo Weisgerbers Theorie geben und einige der zentralen Aspekte erläutern. Ein besondere Schwerpunkt soll dabei auf der sprachphilosophischen Grundthese der geistigen Zwischenwelt liegen und auf dem Anwendungsbeispiel der vierstufigen Sprachforschung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Bewusstmachen der muttersprachlichen Weltansicht
- Geistige Zwischenwelten
- Die sprachliche Zwischenwelt
- Die muttersprachliche Weltansicht
- Die Gesetze von Feld und Zeichen
- Das Zeichen
- Das Gesetz des Feldes
- Die vier Stufen der Erforschung der Sprachen am Beispiel des inhumanen Akkusativs
- Die Analyse der lautlichen Form
- Die Analyse der inhaltsbezogenen Ordnung
- Die Analyse der geistigen Leistung
- Die Analyse der Wirkung
- Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit stellt sich zum Ziel, zentrale Gedanken der inhaltsbezogenen Grammatik von Leo Weisgerber zu erläutern und einen Einblick in seine Theorie zu ermöglichen. Dabei steht besonders die sprachphilosophische Grundthese der geistigen Zwischenwelt im Vordergrund, die Weisgerber zu einer neuen und umfassenden Sicht auf Sprache führt.
- Die sprachphilosophischen Grundlagen der inhaltsbezogenen Grammatik
- Die Bedeutung der geistigen Zwischenwelt für das Verständnis von Sprache
- Die vier Stufen der Sprachforschung als Methode zur Analyse sprachlicher Strukturen
- Die Rolle der muttersprachlichen Weltansicht für das menschliche Denken und Handeln
- Die Kritik an traditionellen Sprachtheorien und die Notwendigkeit einer neuen Perspektive
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die inhaltsbezogene Grammatik von Leo Weisgerber ein und beleuchtet seine Motivation, eine neue Theorie zu entwickeln, die über die traditionellen Ansätze hinausgeht. Kapitel 2 diskutiert die Entstehung der muttersprachlichen Weltansicht und erklärt die Rolle der geistigen Zwischenwelt. Kapitel 3 widmet sich den Gesetzen von Feld und Zeichen und erläutert die Funktionsweise der sprachlichen Strukturen. Kapitel 4 beleuchtet die vier Stufen der Sprachforschung und zeigt, wie man mithilfe dieser Methode Sprache auf verschiedenen Ebenen untersuchen kann.
Schlüsselwörter
Inhaltsbezogene Grammatik, Leo Weisgerber, Sprachphilosophie, geistige Zwischenwelt, muttersprachliche Weltansicht, sprachliche Strukturen, Vier-Stufen-Analyse.
- Quote paper
- Stefanie Kern (Author), 2011, Leo Weisgerbers inhaltsbezogene Grammatik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189680