Nach dem Ende des 2. Weltkriegs musste die deutsche Außenpolitik und damit auch die
deutsche Frankreichpolitik völlig neu konzipiert werden. Das Ende des Krieges bedeutete für
die deutsche Politik einen totalen „Zusammenbruch nationalstaatlicher Machtpolitik und der
sie tragenden sozioökonomischen Kräfte.“1
Bereits in der deutschen Widerstandsbewegung gab es unterschiedliche Auffassungen
darüber, welche Rolle das neue Deutschland nach der erwarteten Niederlage einnehmen
sollte. Es gab Stimmen, die Deutschland nach dem Kriegsende wieder eine Führungsrolle in
Europa sichern wollten, demgegenüber gab es aber auch Stimmen, die eine Unterordnung
zugunsten einer Völkergemeinschaft befürworteten, so wie es zum Beispiel die Mitglieder des
Kreisauer Kreises vertraten.
Das Problem welches sich den Mitgliedern der Widerstandsbewegung bei ihren Überlegungen
in bezug auf das zukünftige Deutschland stellte, war es sich die Folgen einer totalen
Niederlage vorstellen zu können und die daraus resultierenden Folgen zu erkennen. In Bezug
auf dieses Problem schien ein europäischer Zusammenschluss die einzige Alternative zur
totalen Unterjochung durch die Siegermächte zu sein. Vielen war klar, dass sich Deutschland
nach dieser Niederlage keine Optionen zwischen Ost und West mehr offen halten konnte. In
weiten Kreisen herrschte die Hoffnung auf einen Zerfall der Siegermächte und eine Westorientierung Deutschlands. Deutschland sollte danach als „Bollwerk gegen den
Bolschewismus“2 von den Westmächten akzeptiert und geschätzt werden.
Vielfach wurde Europa auch als „Vehikel des deutschen Wiederaufstiegs“3 verstanden.
1 G. Ziebura: Die deutsch-französischen Beziehungen seit 1945 – Mythen und Realitäten, Pfullingen 1970, S.56
2 ebd., 1970, S.58
3 ebd., 1970, S.58
Inhaltsverzeichnis
- Grundlagen der deutschen Frankreichpolitik nach 1945
- Adenauer und de Gaulle: Ein Symbol der Freundschaft zwischen den Staaten
- Die deutsch-französische Freundschaft: Ein Stereotyp?
- Die Wahrnehmung des französischen Kriegsgegners in Feldpostbriefen des 2. Weltkriegs
- Bedeutung des Themas für meine spätere Unterrichtstätigkeit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das deutsch-französische Verhältnis nach 1945 und analysiert, inwiefern nationale Stereotype in diesem Kontext eine Rolle spielen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten und ob sich die historischen Feindbilder überwinden ließen.
- Die Entwicklung der deutschen Frankreichpolitik nach 1945
- Die Rolle von Adenauer und de Gaulle im deutsch-französischen Verhältnis
- Die Bedeutung von Stereotypen im Kontext des deutsch-französischen Verhältnisses
- Die Wahrnehmung des französischen Kriegsgegners in Feldpostbriefen des Zweiten Weltkriegs
- Die Relevanz des Themas für die spätere Unterrichtstätigkeit des Autors
Zusammenfassung der Kapitel
1. Grundlagen der deutschen Frankreichpolitik nach 1945
Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Konzepte für die deutsche Außenpolitik in der Nachkriegszeit. Es analysiert die Ansätze von Jakob Kaiser, Konrad Adenauer und Kurt Schumacher, die jeweils unterschiedliche Auffassungen über die Rolle Deutschlands in Europa hatten.
2. Adenauer und de Gaulle: Ein Symbol der Freundschaft zwischen den Staaten
Dieses Kapitel fokussiert auf das Verhältnis zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer und seine Bedeutung für die deutsch-französischen Beziehungen. Es untersucht, wie die persönliche Beziehung der beiden Staatsmänner zur Überwindung historischer Feindbilder beitrug und die Grundlage für die deutsch-französische Freundschaft legte.
- Citar trabajo
- Michael Kostulski (Autor), 2003, Nationale Stereotype: Das deutsch-französische Verhältnis nach 1945, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18939