Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Seminars "Identitätskonstruktionen in der Netzwerkgesellschaft" verfasst.
Um sich mit der Konstruktion von Identitäten zu beschäftigen, muss man zuerst erforschen, was "Identität" überhaupt bedeutet, welche Rolle sie früher und heute gespielt hat bzw. spielt und welchen Einflüssen Individuen als auch Gesellschaft ausgesetzt sind, die durch verschiedene Identitäten erzeugt werden oder aber selbst verschiedene Identitäten erzeugen.
Zuvorderst werde ich mich mit der rein formalen Begrifflichkeit der "Individualität" und der "Identität" sowie weiterer, im Rahmen meiner Untersuchung immer wieder auftauchender Begriffe befassen, da es durchaus verschiedene Vorstellungen und Auffassungen vor allem im alltäglichen Sprachgebrauch gibt.
Nachdem die "Formalitäten" geklärt sind, werde ich kurz in die Geschichte eintauchen, um zu erkunden, welche Vorstellungen und Theorien Goethe (betrachtet durch die Augen Georg Simmels) und Simmel selbst von "Individualität" und "Individualismus" hatten. Auf den ersten Blick ein verschiedenes Thema, auf den zweiten erkennt man schnell, dass man "Identität" gar nicht erst zu diskutieren braucht, wenn man Individualität und das damit einhergehende Spektrum von Entwicklungsmöglichkeiten außer Acht lässt. Danach werde ich auf Erik H. Eriksons Theorie der Identitätsbildung eingehen, die zu den Grundlagen der gegenwärtigen Identitätsforschung zählt.
Es folgt eine kurze Zustandsbeschreibung der heutigen Gesellschaft und ihrer Probleme, kurz, weil diese schon an vielen anderen Stellen und oft genug beschrieben und beklagt worden sind.
Nach einem kurzen Exkurs zu Herbert G. Meads komme ich dann endlich zum Diskurs der Identität in der Postmoderne, allerdings auch hier nicht erschöpfend, da der Begriff spätestens seit Beginn der 1990er Jahre Hochkonjunktur hatte und entsprechend viel Literatur produziert wurde. Ich glaube jedoch die wesentlichen Gesichtspunkte herausgegriffen zu haben
Einen wichtigen Punkt der Identitätsbildung, die Anerkennung, werde ich noch gesondert behandeln, bevor ich mich mit bereits vorgefertigten Identitäten ("von der Stange"
sozusagen) beschäftige, die hochgradig attraktiv erscheinen für Individuen, denen die "postmodernen" Vorschläge einer Eigenkonstruktion zu anstrengend sind. Am Ende folgen eine Zusammenfassung sowie eine Schlussfolgerung. Die Arbeit deckt ein weites Spektrum ab, muss sie notwendigerweise auch, da die Identitätsforschung so populär ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Begriffsklärung und Vorbetrachtung
- 2. Goethes Individualitätsbegriff (nach Georg Simmel)
- 3. Simmels Sicht auf den Individualismus
- 4. Die Bildung der Ich-Identität nach Erikson
- 5. Die Problematik der postmodernen Identitäten
- 5.1 Der Zustand der Gesellschaft als Ursache der Identitätssuche
- 5.2 Die Forderung der Gesellschaft nach Identität
- 5.3 Identitätsbildung durch Konstruktion der Biographie
- 5.4 Patchwork-Identität
- 5.5 Identität und Anerkennung
- 5.6 Rückzug in vorgefertigte Identitäten
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den aktuellen Diskurs der Identitätsproblematik. Sie beleuchtet den Begriff der Identität in seiner Vielschichtigkeit und Entwicklung über die Zeit, beginnend mit historischen Perspektiven bis hin zu den Herausforderungen der Postmoderne. Ziel ist es, ein Verständnis für die Spannungsfelder zwischen individueller und sozialer Identität zu entwickeln.
- Begriffliche Klärung von Individualität und Identität
- Historische Perspektiven auf Individualität (Goethe und Simmel)
- Eriksons Theorie der Ich-Identitätsbildung
- Identitätssuche in der postmodernen Gesellschaft
- Der Einfluss von Anerkennung auf die Identitätsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort erläutert die Entstehung der Arbeit im Rahmen eines Seminars zu Identitätskonstruktionen und gibt einen Überblick über den Aufbau und die Schwerpunkte der Untersuchung. Es wird die Komplexität des Themas hervorgehoben und die Notwendigkeit einer begrifflichen Klärung vor der Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Perspektiven betont. Der Autor deutet die Herausforderungen der Identitätsfindung in der modernen Gesellschaft an und kündigt eine umfassende, wenn auch nicht erschöpfende, Behandlung des Themas an.
1. Begriffsklärung und Vorbetrachtung: Dieses Kapitel beginnt mit einer Definition von „Identität“ basierend auf dem Duden, wobei der scheinbare Widerspruch zwischen Einzigartigkeit und Gleichheit herausgestellt wird. Es wird die Unterscheidung zwischen personaler und sozialer Identität eingeführt, die als zwei Seiten derselben Medaille betrachtet werden, und die Komplexität des Begriffs für die weitere Untersuchung begründet.
2. Goethes Individualitätsbegriff (nach Georg Simmel): Dieses Kapitel untersucht Goethes Verständnis von Individualität durch die Perspektive Georg Simmels. Es wird analysiert, wie Goethe's Vorstellung von Individualität Simmels Sichtweise auf den Individualismus beeinflusst hat und wie diese Konzepte die Grundlage für ein späteres Verständnis von Identität bilden. Die Kapitel legt den Fokus auf die historische Entwicklung des Denkens über Individualität als Ausgangspunkt für die Diskussion von Identität.
3. Simmels Sicht auf den Individualismus: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Simmels eigene Ansichten zum Individualismus. Es werden seine Theorien und Argumentationen im Detail untersucht und in den Kontext der damaligen Zeit eingeordnet. Der Fokus liegt auf der Analyse von Simmels Beitrag zum Verständnis von Individualismus und seiner Relevanz für spätere Diskussionen über die Identitätsbildung.
4. Die Bildung der Ich-Identität nach Erikson: Dieses Kapitel befasst sich mit Erik Eriksons Theorie der Identitätsentwicklung. Es wird detailliert erläutert, wie Erikson die Identitätsbildung als einen Prozess über die Lebensspanne hinweg beschreibt und welche Stadien er identifiziert. Die Bedeutung von Eriksons Arbeit für die heutige Identitätsforschung wird hervorgehoben. Das Kapitel dient als wichtige Grundlage für das Verständnis der Identitätsfindung in späteren Abschnitten.
5. Die Problematik der postmodernen Identitäten: Dieses Kapitel widmet sich den Herausforderungen der Identitätsbildung in der postmodernen Gesellschaft. Es analysiert die verschiedenen Faktoren, wie den gesellschaftlichen Druck, die Konstruktion der Biographie und den Rückzug in vorgefertigte Identitäten, die die Identitätsfindung beeinflussen. Es werden verschiedene Aspekte der postmodernen Identität wie Patchwork-Identitäten und die Rolle der Anerkennung ausführlich diskutiert.
Schlüsselwörter
Individualität, Identität, Identitätsbildung, Postmoderne, Georg Simmel, Goethe, Erik H. Erikson, Anerkennung, soziale Identität, personale Identität, Individualismus, Identitätskonstruktion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Identitätskonstruktionen in der Postmoderne
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den aktuellen Diskurs der Identitätsproblematik. Sie beleuchtet den Begriff der Identität in seiner Vielschichtigkeit und Entwicklung über die Zeit, von historischen Perspektiven bis zu den Herausforderungen der Postmoderne. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Spannungsfeldern zwischen individueller und sozialer Identität.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die begriffliche Klärung von Individualität und Identität, historische Perspektiven auf Individualität (Goethe und Simmel), Eriksons Theorie der Ich-Identitätsbildung und die Identitätssuche in der postmodernen Gesellschaft, inklusive des Einflusses von Anerkennung auf die Identitätsbildung.
Welche Autoren/Theorien werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die Ansichten von Goethe (über die Perspektive Simmels), Georg Simmel (zum Individualismus) und Erik Erikson (zur Ich-Identitätsbildung). Sie untersucht, wie diese theoretischen Ansätze das Verständnis von Identität geprägt haben und wie sie auf die Herausforderungen der postmodernen Identität anwendbar sind.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in ein Vorwort, sechs Kapitel und ein Resümee. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt der Identitätsproblematik, beginnend mit begrifflichen Klärungen und historischen Perspektiven, bis hin zur Analyse der postmodernen Herausforderungen der Identitätsfindung.
Was wird im Kapitel zur postmodernen Identität behandelt?
Das Kapitel über die Problematik der postmodernen Identitäten analysiert den gesellschaftlichen Druck, die Konstruktion der Biographie, den Rückzug in vorgefertigte Identitäten, Patchwork-Identitäten und die Rolle der Anerkennung als Einflussfaktoren auf die Identitätsfindung in der heutigen Gesellschaft.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Individualität, Identität, Identitätsbildung, Postmoderne, Georg Simmel, Goethe, Erik H. Erikson, Anerkennung, soziale Identität, personale Identität, Individualismus, Identitätskonstruktion.
Welche Zusammenfassung der einzelnen Kapitel bietet die Arbeit?
Die Arbeit bietet eine detaillierte Zusammenfassung jedes Kapitels, beginnend mit einer Erklärung des Vorworts und einer Erläuterung der begrifflichen Grundlagen. Die Zusammenfassungen geben einen Überblick über den Inhalt und die wichtigsten Argumente jedes Kapitels und betonen den Zusammenhang zwischen den einzelnen Abschnitten.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich mit Fragen der Identitätsbildung und den Herausforderungen der Postmoderne auseinandersetzt. Sie ist besonders relevant für Studierende der Soziologie, Philosophie, Psychologie und verwandter Disziplinen.
- Citar trabajo
- Falko Neubert (Autor), 2003, Individualität und Identität. Zum aktuellen Diskurs der Identitätsproblematik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18933