Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Schrei des Säuglings sein Überleben sichert und somit sein wichtigstes Kommunikationsmittel ist.
Bei Säuglingen mit einem übermäßigen Schreiverhalten ist es für die Bindungspersonen, aufgrund ihrer subjektiven Haltung, oft schwer das wahre Ausmaß des Schreiens einzuschätzen. Deshalb gilt zur Identifikation die „Dreier-Regel“ nach M. Wessel, welche besagt, dass ein Säugling über mindestens drei Wochen hinweg, mehr als drei Tage in der Woche über drei Stunden am Tag schreien muss, um als exzessiv schreiender Säugling zu gelten.
Bei der Suche nach der Ursache für dieses Verhalten gilt es drei Faktoren zu berücksichtigen. Als Erstes muss der Säugling individuell betrachtet werden, um herauszufinden, ob organische Belastungsfaktoren oder Defizite in der Selbstregulation mögliche Auslöser sind. Als Zweites müssen die Kommunikations- und Interaktionsprobleme zwischen dem Säugling und seinen Bindungspersonen untersucht werden und drittens muss die Bindungsperson individuell betrachtet werden, um herauszufinden, ob sie aufgrund der neuen Gegebenheiten überlastet ist. Meist kumulieren sich mehrere einzelne Faktoren und veranlassen das Unwohlsein des Säuglings.
Auf Dauer kann dieser Stresszustand negative Emotionen bei den Bindungspersonen auslösen. Um zu vermeiden, dass diese am Säugling ausgelebt werden, müssen die Bindungspersonen sich ihrer Gefühle bewusst werden und akzeptieren, dass sie eine Pause vom eigenen Säugling benötigen. Es ist wichtig in einer solchen Situation einen Ausgleich, beispielsweise durch das Ausleben eigener Interessen oder das Sprechen mit einer Vertrauensperson, zu finden. Dies hilft sowohl der Bindungsperson als auch dem Säugling, da dieser die innere Einstellung des Anderen spürt und mit entsprechenden Reaktionen entgegnet.
Für eine erfolgreiche Beruhigung des Säuglings ist eine adäquate Reaktion, auf die durch das Schreien ausgedrückten Bedürfnisse, notwendig. Es ist sehr wichtig, dass die Bindungsperson dem Säugling angemessen signalisiert, seine Äußerungen gehört zu haben und dass sie an einer Lösung des Problems arbeitet. Wenn alle Maßnahmen, den Säugling auf Dauer zu beruhigen, fehlschlagen, gibt es für die Erziehungsberechtigten die Möglichkeit, professionelle Hilfe in Interventionszentren, beispielsweise einer Schreiambulanz in Anspruch zu nehmen. In diesen Einrichtungen wird, unter anderem mit Beratungen und verschiedenen Therapieangeboten, den Eltern im Umgang mit ihrem Säugling geholfen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das kindliche Schreiverhalten als frühes Kommunikationsmittel
- 2.1 Kommunikations- und Bindungsaufbau durch Schreien
- 2.2 Unterschiede zwischen „normalem“ und exzessivem Schreiverhalten
- 3. Mögliche Ursachen und Hintergründe für exzessives Schreien
- 3.1 Körperliche Ursachen
- 3.2 Defizite in der Selbstregulation
- 3.3 Kommunikations- und Interpretationsprobleme zwischen Eltern und Säugling
- 3.4 Auswirkungen aufgrund elterlicher Belastung
- 4. Eventuelle Emotionen und Reaktionen der Eltern auf das Schreien
- 4.1 Emotionale Belastung und mögliche Reaktionen
- 4.2 Veränderungen in der Partnerschaft
- 5. Selbsthilfe und Hilfeangebote
- 5.1 „Richtiges“ Reagieren auf kindliche Bedürfnisse und ein geregelter Tagesablauf
- 5.2 Beruhigungsmethoden
- 5.3 Pause vom eigenen Baby
- 5.4 Schreiambulanzen
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Schreiverhalten von Säuglingen, insbesondere die Ursachen für exzessives Schreien. Dabei werden sowohl physiologische und pathologische Aspekte als auch die Auswirkungen auf die Eltern und die Interaktion zwischen Eltern und Kind beleuchtet. Zudem werden verschiedene Hilfemöglichkeiten für Eltern von Schreibabys vorgestellt.
- Die Bedeutung des Schreiens als Kommunikationsmittel für Säuglinge
- Die Unterscheidung zwischen normalem und exzessivem Schreiverhalten
- Mögliche Ursachen für exzessives Schreien bei Säuglingen, einschließlich körperlicher Faktoren, Regulationsstörungen und Interaktionsproblemen
- Die emotionale Belastung und Reaktionen von Eltern auf das Schreien ihres Kindes
- Hilfemöglichkeiten für Eltern von Schreibabys, einschließlich Selbsthilfe und professionelle Unterstützung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung gibt einen Überblick über das Thema "Schreibabys" und die verschiedenen Arten von Schreien bei Säuglingen. Sie erläutert die Bedeutung des Schreiens als Kommunikationsmittel und stellt den Fokus der Arbeit auf exzessiv schreienden Säuglingen ohne erbliche Vorerkrankungen.
- Das kindliche Schreiverhalten als frühes Kommunikationsmittel: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle des Schreiens als wichtigstes Kommunikationsmittel für Säuglinge. Es erklärt, wie Säuglinge durch das Schreien auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen und eine Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen. Außerdem wird auf die Entwicklung des Schreiens und die Interpretation der Schreinuancen eingegangen.
- Mögliche Ursachen und Hintergründe für exzessives Schreien: Dieses Kapitel erforscht die verschiedenen Ursachen für exzessives Schreien bei Säuglingen. Es behandelt körperliche Ursachen, Defizite in der Selbstregulation, Probleme in der Kommunikation zwischen Eltern und Kind sowie die Auswirkungen der Belastung auf die Eltern.
- Eventuelle Emotionen und Reaktionen der Eltern auf das Schreien: Dieses Kapitel untersucht die emotionalen Belastungen und Reaktionen von Eltern, die mit einem schreienden Kind konfrontiert sind. Es beleuchtet den Einfluss des ständigen Schreiens auf die Eltern-Kind-Bindung, die Partnerschaft und das Familienleben.
- Selbsthilfe und Hilfeangebote: Dieses Kapitel stellt verschiedene Hilfemöglichkeiten für Eltern von Schreibabys vor. Es geht auf "richtiges" Reagieren auf kindliche Bedürfnisse, Beruhigungsmethoden, die Möglichkeit, eine Pause vom Baby zu nehmen und Schreiambulanzen ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema "Schreibabys" und fokussiert auf die folgenden Themen: Schreien als Kommunikationsmittel, exzessives Schreiverhalten, Ursachen und Hintergründe für Schreien, Auswirkungen auf Eltern, Regulationsstörungen, Interaktionsmuster, Selbsthilfe, Hilfeangebote, Schreiambulanzen.
- Quote paper
- Nancy Ruppert (Author), 2011, Schreibabys - Mögliche Ursachen und Hintergründe bei Säuglingen sowie Eltern und Hilfemöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189308