„The nigger is going to be made a serf, sure as you live.
It won’t need any law for that.” Dieser Ausspruch eines weißen Pflanzers aus dem Jahr 1866 deutet darauf hin, dass für die schwarze Bevölkerung der USA das Ende der Sklaverei noch keine Garantie der Freiheit sein sollte. Die Aussage steht für den festen Willen, Herrscher über eine unterworfene Gruppe zu bleiben, auch ohne die Sklaverei als offiziell anerkannte Institution.
Die Tragweite des Rassismus und der ihm entsprechenden Gesell-schaftsvorstellungen äußert sich heute immer noch in der viel diskutierten Frage, ob sich die Vereinigten Staaten aus einer, sowohl durch Klassen- als auch durch Rassenunterschiede, zutiefst gespaltenen Nation konstituieren.
Abraham Lincoln konnte durch die Emanzipations-Proklamation vom 1. Januar 1865 den Rassismus nicht abschaffen. Um die Wurzeln einer solchen Spaltung zu verstehen ist es notwendig, die Anfänge der Schwarzen auf ihrem Weg vom Sklaven zum freien und gleichen Bürger zu kennen. Welche wirtschaftlichen und sozialen Chancen hatten sie nach der Abschaffung der Sklaverei?
Räumliche und zeitliche Koordinaten sind die Südstaaten zwischen Ende des Bürgerkrieges und Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Über dieses halbe Jahrhundert hinweg waren dort nach wie vor über 90% aller Afro-Amerikaner angesiedelt. Erst die sogenannte „Great Migration“ während des Ersten Weltkrieges brach die demographischen Strukturen auf. Gegenstand dieser Arbeit sind der Übergang von Sklaverei zu freier Wirtschaft und die Mechanismen der Abhängigkeit, mit denen die weißen Plantagenbesitzer des Südens die weitere Ausbeutung der Schwarzen betrieben. Dabei soll gezeigt werden, warum die Masse der schwarzen Bevölkerung auch in den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg einer Unterdrückung ausgesetzt war, die der Sklaverei sehr nahe kam.
Zu Beginn soll untersucht werden, welche Erfolge die Emanzipation in der Zeit der „Reconstruction“ erzielen konnte. Darauf folgt ein Blick auf die wirtschaftliche Organisationsform nach Ende der Sklaverei. Wie sehr konnten Schwarze ihre sozio-ökonomische Position verbessern? Im Einzelnen werden dann mit ihrem psychologischen Hintergrund, dem Problem der Verschuldung, dem gesetzlichen Rahmen sowie dem Faktor Gewalt einige der wesentlichen Konstituenten der neuen Abhängigkeit aufgezeigt.
Die Frage nach der Spaltung der amerikanischen Nation kann hier gewiss nicht be-antwortet werden. Doch ein Teil ihres historischen Hintergrundes wird sich verdeutlichen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- VEREINIGTE STAATEN ODER GESPALTENE NATION?
- ,„BLACK RECONSTRUCTION“
- Hoffnungsvolle Anfänge
- DIE ABLÖSUNG DER SKLAVENWIRTSCHAFT
- ,„Schwarzer“ Landbesitz
- Sharecropping als Alternative
- DIE KONSTITUTION NEUER ABHÄNGIGKEIT
- Die Perspektive der Weißen
- Eintritt in einen Teufelskreis
- Beschränkung und Kontrolle durch Gesetze
- Bedeutung von Gewalt und Brutalität
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Situation der Schwarzen im Süden der USA nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865. Er beleuchtet die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, denen sie gegenüberstanden, und analysiert, wie die weiße Plantagenbesitzer die weitere Ausbeutung der Schwarzen betrieben. Ziel ist es, zu zeigen, dass die Schwarze Bevölkerung auch in den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg einer Unterdrückung ausgesetzt war, die der Sklaverei oft sehr nahe kam.
- Der Übergang von Sklaverei zu freier Wirtschaft
- Die Mechanismen der Abhängigkeit, die von den weißen Plantagenbesitzern eingesetzt wurden
- Die Rolle von Landbesitz und Sharecropping
- Der Einfluss von Gesetzen und Gewalt
- Die Frage der Spaltung der amerikanischen Nation
Zusammenfassung der Kapitel
- Vereinigte Staaten oder gespaltene Nation? Dieses Kapitel stellt die Ausgangssituation nach dem Bürgerkrieg dar und untersucht die Perspektive der weißen Plantagenbesitzer, die weiterhin nach einer dominanten Position strebten. Es wird die Bedeutung des Rassismus und der gesellschaftspolitischen Spannungen für die Situation der Schwarzen hervorgehoben.
- „Black Reconstruction“ Dieses Kapitel behandelt die Phase der Reconstruction nach dem Bürgerkrieg (1865-77) und beleuchtet die Möglichkeiten, die sich für die Schwarzen in dieser Zeit eröffneten. Es wird gezeigt, dass es auch Hoffnungsschimmer gab, etwa durch die Möglichkeit des Landbesitzes und die Unterstützung des Freedmen's Bureau.
- Die Ablösung der Sklavenwirtschaft Dieses Kapitel untersucht die wirtschaftliche Situation der Schwarzen nach der Abschaffung der Sklaverei. Es wird die Entwicklung von Sharecropping als alternativer Arbeitsform und die damit einhergehenden Probleme der Verschuldung beleuchtet.
- Die Konstitution neuer Abhängigkeit Dieses Kapitel geht auf die verschiedenen Mechanismen ein, die zur weiteren Abhängigkeit der Schwarzen führten. Es werden die Perspektive der Weißen, die Ausbeutungssysteme und die Rolle von Gesetzen und Gewalt untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind die soziale und wirtschaftliche Integration der Schwarzen in den Süden der USA nach der Abschaffung der Sklaverei, die Auswirkungen des Rassismus, die Mechanismen der Abhängigkeit, Landbesitz, Sharecropping, die Bedeutung von Gesetzen und Gewalt und die Frage der Spaltung der amerikanischen Nation.
- Quote paper
- Arndt Schmidt (Author), 2005, Von der Sklaverei in die Schuldknechtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188872