„Es ist also klar, daß es von Natur Freie und Sklaven gibt, und daß das Dienen für diese zuträglich und gerecht ist.” - Aristoteles, Politik, Buch I, Kapitel V
Diese Feststellung des Aristoteles behielt über zweitausend Jahre lang effektiv ihre Geltung. Zwei Dinge lassen sich aus der Aussage ableiten: Sie deutet an, wie selbstverständlich den Menschen Sklaverei und Sklavenhandel fast durch die gesamte Geschichte hindurch waren. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts begann sich die Ansicht durchzusetzen, dass es grundsätzlich ungerecht und wider die Natur sei, andere Menschen zu versklaven. Zu Beginn dieses Prozesses stand die weltweit erste Kampagne zur Mobilisierung der öffentlichen Meinung.
Eingeleitet durch das Engagement von Quäkern entfachte die Abolition in England einen Proteststurm gegen den Handel mit Menschen. In Form von Petitionen mit Unterschriften von bis zu einem Drittel der Einwohner englischer Städte kanalisierten die Sklavereigegner öffentlichen Druck ins Parlament. Trotz des langen Zeitraums, den Abolition und Emanzipation zu ihrer Durchsetzung benötigten, lässt sich ein ganz entscheidender Wendepunkt ausmachen: Der Abolition Act von 1807. Dieser machte es für Großbritannien aus wirtschaftlicher Sicht nahezu unumgänglich, den Sklavenhandel international zurückzudrängen. Trotz zahlreicher Arbeiten zu Sklavenhandel und Abolition gibt es nur wenige, die explizit die Mobilisierung der Öffentlichkeit ins Zentrum stellen. Wie organisierten die Abolitionisten ihre Kampagne und welche Wege fanden sie um eine allgemeine Ablehnung des Sklavenhandels zu erreichen? Wodurch nahm die Kampagne so große Ausmaße an und was machte ihren Erfolg aus? Woraus konstituierte sich der Diskurs gegen den Sklavenhandel? Inwiefern spielten wirtschaftliche Argumente eine Rolle?
Zunächst wird ich ein Literaturüberblick geboten. Anschließend skizziere ich die Kennzeichen des transatlantischen Dreieckshandels und der „Middle Passage“, an denen sich die Abolitionsbewegung entzündete. Zudem werde ich die strukturellen Voraussetzungen der Abolition in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts benennen, bevor ich mich mit dem Begriff „öffentliche Meinung“ auseinandersetze.
Der fünfte Abschnitt der Arbeit behandelt der Reihe nach die Bildung von Abolitionskomitees, die Prägung von Petitionen als Mittel zur Bündelung von öffentlichem Druck sowie die Mittel zur Gewinnung der öffentlichen Meinung. Abschließend werde ich auf die Argumentation im britischen Parlament eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick zur verwendeten Literatur
- Historischer Kontext: Transatlantischer Dreieckshandel und „Middle Passage“
- Strukturelle Voraussetzungen der Abolition
- Das ausgehende 18. Jahrhundert als „Sattelzeit“
- Zur Bedeutung und Rolle von „öffentlicher Meinung“
- Die Mobilisierung der öffentlichen Meinung
- Die Organisation der Bewegung
- Abolitionskomitees
- „Petitioning“
- Kunst und Propaganda
- Pamphlete und Essays
- Literatur
- Bilder und Plakate
- Öffentliche Auftritte und Ansprachen
- Die Organisation der Bewegung
- Die Entscheidung im Parlament
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Mobilisierung der öffentlichen Meinung im Kampf gegen den transatlantischen Sklavenhandel. Ziel ist es, die Organisation und die Mittel der Abolitionisten zu beleuchten, um zu verstehen, wie sie eine breite gesellschaftliche Ablehnung des Sklavenhandels erreichten und den Abolition Act von 1807 in England erzwangen.
- Die Entstehung und Entwicklung der Abolitionsbewegung
- Die Rolle der „öffentlichen Meinung“ im Kampf gegen die Sklaverei
- Die Strategien der Abolitionisten zur Mobilisierung der Bevölkerung
- Die Bedeutung von Petitionen, Propaganda und öffentlichen Auftritten
- Der Einfluss der Abolitionsbewegung auf die Entscheidung des britischen Parlaments
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den historischen Kontext der Sklaverei und die Bedeutung der Abolitionsbewegung für die Veränderung des öffentlichen Bewusstseins. Die Arbeit befasst sich mit den strukturellen Voraussetzungen der Abolition im ausgehenden 18. Jahrhundert und der Rolle der „öffentlichen Meinung“. Das dritte Kapitel skizziert die Kennzeichen des transatlantischen Dreieckshandels und der „Middle Passage“.
Anschließend untersucht die Arbeit die Organisation und Strategien der Abolitionsbewegung. Die Bildung von Abolitionskomitees, die Prägung von Petitionen sowie die Nutzung von Kunst und Propaganda als Mittel zur Mobilisierung der öffentlichen Meinung werden detailliert beleuchtet.
Schlüsselwörter
Transatlantischer Sklavenhandel, Abolition, öffentliche Meinung, Mobilisierung, Petitionen, Propaganda, Kunst, Literatur, Parlament, England, 18. Jahrhundert.
- Quote paper
- Arndt Schmidt (Author), 2008, Das Ende des transatlantischen Sklavenhandels als Kommunikationsereignis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188867