Die folgend analysierte Textstelle entstammt Petrons Roman Satyrica. Von diesem ist uns als längstes zusammenhängendes Stück die Cena Trimalchionis überliefert, in der die Abendteuer des Ich-Erzählers Enkolp und seiner Gefährten beim Gastmahl des Trimalchio dargestellt werden. Bei diesen Erzählungen handelt es sich um ein „Unikum“ , obwohl es an griechischen Vorlagen und Parallelen nicht mangelt, wie zum Beispiel für die Novellenerzählungen, die an einigen Stelle die Handlung unterbrechen und von denen das behandelte Kapitel eine ist.
Als „Kostbarkeit“ der Satyrica gilt die Darstellung des Vulgärlateins, auf das in den folgenden Ausführungen an verschieden Stellen hingewiesen wird.
Bis zum Kapitel 62 haben Enkolp und seine Freunde schon mancherlei Sonderbarkeiten bei Trimalchios Gastmahl erlebt, bei denen der Gastgeber keine Gelegenheit auslässt, um seinen Reichtum zu präsentieren und seine Gäste mit ungewöhnlichen Speisen zu schockieren. Während das Erstaunen bei Enkolp anfangs noch sehr groß ist, wirkt die Cena schon bald wie eine Inszenierung, die nicht zum ersten Mal aufgeführt wird. Die Wende, bei der sich das noch Humorvolle zum Geschmacklosen hin wendet, vollzieht sich in Kapitel 52. Die Vorgänge werden immer absonderlicher und die Gespräche absurder. In diesen Teil der Cena fallen auch die folgenden Ausführungen.
Ich habe das 62. Kapitel für meine Bearbeitungen ausgewählt, weil ich die Textgattung der Novelle interessant finde und sich an ihr die sprachlichen Besonderheiten Petrons gut aufzeigen lassen.
Einen besonderen Schwerpunkt werde ich auf die crux ‹matavitatau› (62,9) legen, weil diese viel umstritten ist und oft Gegenstand wissenschaftlicher Aufsätze war.
Ansonsten gehe ich bei der Interpretation chronologisch vor und bearbeite das Kapitel Satz für Satz, wobei ich die Gesamtzusammenhänge aufweise.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Allgemeines
- 1.2 Die Novelle
- 2. Hauptteil
- 2.1 Interpretation Kapitel 62, 1-9
- 2.2 Die crux
- 2.3 Interpretation Kapitel 62, 9-14
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das 62. Kapitel von Petrons „Cena Trimalchionis“, welches eine Werwolfgeschichte in Form einer Novelle erzählt. Die Analyse konzentriert sich auf die sprachlichen Besonderheiten des Textes, insbesondere auf die crux „
- Sprachliche Besonderheiten des Vulgärlateins
- Narrative Strukturen der Novelle
- Interpretation der crux „
“ - Analyse der Glaubwürdigkeitserzeugung in der Erzählung
- Zusammenhang der Novelle mit dem Gesamtkontext der „Cena Trimalchionis“
Zusammenfassung der Kapitel
Das 62. Kapitel wird vom Freigelassenen Niceros erzählt, der von Trimalchio aufgefordert wird, eine Geschichte zu erzählen. Niceros' Erzählung unterscheidet sich von den Reden anderer Freigelassener durch ihren Inhalt und ihre sprachlichen Besonderheiten. Die Geschichte ist in Kapua angesiedelt und beginnt mit der Formulierung „ad scruta scita“, die ein Oxymoron darstellt und die Aufmerksamkeit der Zuhörer für die folgende Novelle gewinnen soll.
Niceros versucht, die Glaubwürdigkeit seiner Erzählung zu unterstreichen, indem er die hochsprachliche Formulierung „nactus ego occasionem“ verwendet. Die Novelle selbst erzählt die Geschichte eines Werwolfs und hat einen pyramidalen Aufbau mit einem Höhepunkt, der eine „unerhörte Begebenheit“ darstellt.
Schlüsselwörter
Petron, Cena Trimalchionis, Novelle, Werwolfgeschichte, Vulgärlatein, sprachliche Besonderheiten, crux
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- Elisabeth Keppe (Author), 2008, Interpretation des 62. Kapitels von Petrons „Cena Trimalchionis“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188723