In meiner Examensarbeit beschreibe ich die Planung und Erprobung eines Konzeptes, das eine "neue" Art der Filmanalyse im Englischunterricht eines 11. Jahrgangs auch an einer „Nicht-Reformschule“ ermöglicht. Für die Dauer der Unterrichtssequenz konnte ich auf einen Informatikraum zurückgreifen.
Die Lernenden wurden gebeten, sich die DVD des zu analysierenden Films (The Truman Show) anzuschaffen. Zum anderen nutzten sie ein durch mich zur Verfügung gestelltes MediaWiki-System (der "Motor" von Wikipedia), um in Gruppen von drei bis vier SuS die zur Verfügung gestellten Analyseaufgaben zu jeweils unterschiedlichen Filmsequenzen schriftlich zu beantworten.
Jede Gruppe hatte dabei zwei mit Kopfhörern ausgestattete PCs zur Verfügung, sodass auf einem Rechner die jeweiligen Filmsequenz analysiert werden konnte und auf dem zweiten PC die Gedanken, oft zunächst nur stichwortartig, im Wiki festgehalten werden konnten. Der wichtigste Vorteil eines Wikis lag darin, dass der Lehrer und die SuS gruppenintern und -übergreifend jederzeit ihre Texte untereinander kommentieren und korrigieren konnten.
Aus den Schülerergebnissen und der abschließenden Umfrage ergibt sich, dass die schriftlichen Leistungen vieler Gruppen überraschend gut ausfielen, besonders bei den SuS, die die Möglichkeiten des Wikis oft genutzt hatten. 17 von 22 Lernenden wünschten sich nach der Durchführung des Projekts eine erneute Benutzung eines Wikis, obwohl anfangs nur acht SuS Wikis als ein nützliches Werkzeug für den Englischunterricht einschätzten.
Die SuS wurden während der Durchführung von Konsumenten zu Produzenten von Online-Medieninhalten. Der zunächst hohe Einarbeitungsaufwand wird relativiert, wenn man bedenkt, dass das Wiki in allen Fächern und vielen Kontexten einsetzbar ist. Zudem lässt es sich in ein E-Learning-System wie Moodle integrieren.
Neben den medialen sowie den sozialen und kooperativen werden auch fachliche Kompetenzen der Filmanalyse und des Schreibprozesses gefördert. Mit Hilfe der individuell angeschafften DVDs können die Sequenzen wiederholt angeschaut und pausiert werden, Untertitel oder eine andere Sprache eingeschaltet werden. Im Wiki können die SuS und der Lehrer die Texte aller Lerngruppen noch während des Entstehungsprozesses mehrfach diskutieren und hierdurch die inhaltliche als auch sprachliche Qualität der Arbeitsergebnisse verbessern.
Das in der Arbeit benutzte Schüler-Wiki ist leider nicht mehr online! Freie Wikis finden sich z.B. unter www.wikispaces.com
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Herkunft und Anlass des Themas
- 2. Konzeptioneller Hintergrund
- 2.1 Zielsetzungen/Erkenntnisinteresse
- 2.2 Eingrenzung der Reichweite des Konzepts
- 2.3 Problemgehalt
- 2.4 Zugrunde liegende Organisationsformen und Modelle
- 2.4.1 Kooperatives Lernen
- 2.4.2 Prozessorientiertes Schreiben
- 2.4.3 Innovationen im Hinblick auf Unterrichtsmodelle für die Analyse fiktionaler Filme
- 2.4.4 Web 2.0 und Schreiben im Wiki
- 2.4.5 Bewertung der Schülerleistungen im Wiki-Projekt
- 2.5 Bezüge zu Lehrerfunktionen, Kompetenzen und Standards
- 3. Entwicklung, Erprobung und Evaluation des kooperativen und prozessorientierten Schreibkonzeptes mit Wikis zum Thema Filmanalyse
- 3.1 Entwicklung und Erprobung des Konzepts
- 3.1.1 Die Lehrerrolle
- 3.1.2 Das Medium Wiki und seine Möglichkeiten
- 3.1.3 Leistungsbewertung
- 3.1.4 Die Schüler
- 3.2 Evaluation
- 3.2.1 Eingehender Fragebogen (Pre-Test)
- 3.2.2 Fragebogen nach der Projekt-Durchführung (Post-Test)
- 3.2.3 Vergleichende Items des ersten und zweiten Fragebogens (gleiche Stichprobe)
- 3.2.4 Mündliche Rückmeldungen während und nach der Durchführung
- 3.2.5 Ergebnisse der Klausur
- 3.3 Erkenntnisgewinn, kritische Aspekte und Handlungsalternativen
- 4. Fazit und Ausblick
- 4.1 Konsequenzen
- 4.2 Generalisierbarkeit und Erweiterungsmöglichkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich mit der Anwendung eines kooperativen und prozessorientierten Schreibkonzeptes im Englischunterricht auseinander. Ziel ist es, die Eignung von Wikis für die Filmanalyse zu untersuchen und die Auswirkungen auf das Lernverhalten von Schülern zu evaluieren.
- Kooperatives Lernen und prozessorientiertes Schreiben im Englischunterricht
- Einsatz von Wikis als Instrument der digitalen Zusammenarbeit
- Filmanalyse als Gegenstand des Unterrichts
- Bewertung von Schülerleistungen in einem Wiki-Projekt
- Potenzial und Grenzen des Konzepts für die Förderung von Schreibkompetenz und Medienkompetenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den Hintergrund und die Motivation für die Wahl des Themas, während Kapitel 2 den konzeptionellen Rahmen des Projekts beleuchtet. Hier werden die Zielsetzungen, die Eingrenzung der Reichweite des Konzepts und der Problemgehalt erläutert. Darüber hinaus werden die zugrundeliegenden Organisationsformen und Modelle wie kooperatives Lernen, prozessorientiertes Schreiben und die Integration von Web 2.0-Technologien in den Unterricht vorgestellt. Kapitel 3 widmet sich der Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Schreibkonzepts mit Wikis. Es beschreibt die Lehrerrolle, die Möglichkeiten des Wikis und die Bewertung der Schülerleistungen. Der Fokus liegt dabei auf der Evaluation des Projekts durch verschiedene Methoden, wie Fragebögen, mündliche Rückmeldungen und die Analyse von Klausurergebnissen. Kapitel 4 fasst die Erkenntnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf mögliche Konsequenzen, Generalisierbarkeit und Erweiterungsmöglichkeiten des Konzepts.
Schlüsselwörter
Kooperatives Lernen, Prozessorientiertes Schreiben, Englischunterricht, Filmanalyse, Wikis, Web 2.0, Unterrichtskonzepte, Medienkompetenz, Schreibkompetenz, Evaluation, Schülerleistungen, Lehrerrolle.
- Quote paper
- Tobias Nahrwold (Author), 2010, Kooperatives und prozessorientiertes Schreiben im Englischunterricht mit Wikis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188392