Roland Barthes und Michel Foucault teilen den theoretischen Rahmen des Strukturalismus, institutionelle Gegebenheiten, sowie ihren Anspruch auf Aktualität, Originalität und intellektuelle Beweglichkeit, der im strukturalistischen Umfeld als charakteristisch gelten kann. Wenn man sie aber als eigenständige Akteure betrachtet, die ihre Beiträge zur Debatte in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen platzieren und individuelle rhetorische Strategien verfolgen, wird deutlich, dass der „Tod des Autors“ nicht als ein gemeinschaftlich erarbeitetes und von vornherein poststrukturalistisch orientiertes Konzept aufgefasst werden kann. Die Rede vom „Tod“ oder „Verschwinden des Autors“ ist vielmehr ein Übergangsphänomen, das zu einer Zeit aufkommt, in der sowohl Barthes, als auch Foucault wichtige Umbauten an ihren Theorieprojekten vornehmen. Erst durch die spätere Rezeption werden beide Beiträge mit einem gemeinsamen Schlagwort versehen. Gerade aber Foucault ist mit einigem Aufwand darum bemüht, sich der Gefahr einer solchen Summierung zu entziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung der Debatte
- "Der Tod des Autors": Ein poststrukturalistisches Theorem?
- Barthes, Foucault und die "Generation des Strukturalismus"
- Barthes und die "alte Kritik"
- Charakterisierung der Akteure
- Quereinsteiger und Provokateur: Roland Barthes
- Vermittler mit "klassischer" Laufbahn: Michel Foucault
- Genre und Ort
- Barthes' "Essay-in-a-box" und das Aspen Magazine
- Vorläufiges Nachdenken: Foucaults Vortrag am Collège de France
- Barthes' Provokation: Der Tod des Autors
- "Vorgeschichte der Moderne": Periodisierung und Selbstverortung
- Das hintergründige Rauschen anderer Stimmen
- Reichweite und Konsequenz des Postulats
- Foucaults Kritik: Was ist ein Autor?
- "All das ist bekannt" – Neupositionierung Barthes
- Blockaden: Werk-Begriff und écriture
- Autorfunktion und Selbstbezug
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Debatte um den „Tod des Autors“, insbesondere mit den Beiträgen von Roland Barthes und Michel Foucault. Sie analysiert die Hintergründe und Differenzen der beiden Texte „Der Tod des Autors“ und „Was ist ein Autor?“ und stellt deren jeweilige Strategien der Selbstpositionierung sowie den Stellenwert des Autorbegriffs dar. Die Arbeit untersucht, inwieweit die beiden Texte tatsächlich ein gemeinsames Projekt verfolgen und ob sie als Ausdruck eines poststrukturalistischen Theorems betrachtet werden können.
- Die Entstehung und Einordnung der Debatte um den „Tod des Autors“
- Die unterschiedlichen Perspektiven von Barthes und Foucault
- Die Rolle des Autorbegriffs in der Literatur- und Kulturtheorie
- Die Strategien der Selbstpositionierung von Barthes und Foucault
- Die Reichweite und Bedeutung des „Todes des Autors“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangspunkte der Debatte um den „Tod des Autors“ dar und beleuchtet die Relevanz dieser Thematik. Sie erläutert den Kontext, in dem die Beiträge von Barthes und Foucault entstanden sind, und benennt die wichtigsten Fragestellungen der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Einordnung der Debatte in den Kontext der poststrukturalistischen Theoriebildung und erläutert die Positionen von Barthes und Foucault im Verhältnis zu anderen Denkern des Strukturalismus.
Das dritte Kapitel widmet sich der Charakterisierung der beiden zentralen Akteure, Roland Barthes und Michel Foucault, und beleuchtet ihre jeweiligen Karrieren sowie ihre Einflüsse auf die intellektuelle Szene.
Kapitel vier untersucht das Genre und den Publikationsort der beiden Texte von Barthes und Foucault und zeigt die Unterschiede in ihrer formalen Anlage und ihrer jeweiligen Rezeption.
In Kapitel fünf wird Barthes’ „Tod des Autors“ genauer betrachtet, wobei insbesondere die Selbstpositionierung des Autors, die Bedeutung der „alten Kritik“ sowie die Reichweite des Postulats analysiert werden.
Kapitel sechs widmet sich Foucaults Kritik am Autorbegriff und zeigt, inwieweit er sich von Barthes Position abhebt. Die Analyse konzentriert sich auf die Strategien der Neupositionierung, die Bedeutung des Werk-Begriffs und die Rolle des Selbstbezugs im Schreiben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der Literatur- und Kulturtheorie, wie dem Autorbegriff, dem Strukturalismus, dem Poststrukturalismus, dem Tod des Autors, dem Werk, der écriture, der Autorkritik und der Interpretation von Texten. Darüber hinaus werden die Werke und Theorien von Roland Barthes und Michel Foucault sowie die Rezeption ihrer Werke im Kontext der intellektuellen Debatte des 20. Jahrhunderts beleuchtet.
- Quote paper
- Tom Gärtig (Author), 2010, Barthes, Foucault und der "Tod des Autors", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188006