Auszug
Am Anfang war in den Medien die Rede von friedlichen Demonstranten, die von der Regierungsarmee brutal niedergeschlagen werden. Doch später tauchten immer mehr Bilder von Rebellen auf, die mehr oder weniger gut ausgerüstet waren. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass die Regierungsarmee nicht gegen die friedlichen Demonstranten gewalttätig wurde, sondern gegen die von Anfang an ausgerüsteten Rebellen. Die Informationen sind nicht auseichend um es mit Sicherheit sagen zu können. Die Wahrscheinlichkeit eines geplanten Umsturzes ist nicht auszuschließen. Laut den Berichten des arabischen Senders Al-Dschasira, sollten die libyschen Rebellen von amerikanischen und ägyptischen Spezialeinheiten militärisch trainiert und mit Waffen ausgestattet worden sein. Auch die New York Times berichtete, dass der amerikanische Geheimdienst CIA die Rebellen in Libyen schon seit Wochen unterstütze. Obwohl die UN-Resolution 1973 keine Erlaubnis für den Einsatz der Bodentruppen der NATO- Länder erlaubte, halfen die CIA-Agenten den Rebellen in dem sie mögliche Ziele für Luftschläge auskundschafteten. Es ist durchaus möglich, dass einzelne Agenten auch auf Gaddafi angesetzt sind. Seine Residenz war lange unter Beschuss gewesen, was die ernsten Absichten der NATO mit Gaddafi „aufzuräumen“, bestätigt. Wenn die NATO Einheit sich nicht eingemischt hätten, hätte Gaddafi die zugespitzte Lage des Bürgerkrieges überdauern könnten und die Einigkeit des Landes wiederherstellen. Doch durch die Waffenlieferungen an die Rebellen seitens der Westens, wie Frankreich, wurde der libysche Bürgerkrieg erst recht entfacht.
3.6. Internationale Moral und öffentliche Meinung als Schranken des Machtkampfes
In vorigen Kapiteln haben wir die drei möglichen Arten der Außenpolitik, wie sie Morgenthau sieht, kennengelernt. Sie alle hatten als Hauptmotivation Macht gehabt. Auch wenn das Machtinteresse das politische Geschehen antreiben mag, kann sich der Machtkampf nicht willkürlich auf der politischen Bühne entfalten. Wenn dies der Fall wäre, dann würden wir uns tatsächlich in einem anarchischen Naturzustand à la Hobbes „Kampf alle gegen alle“ befinden. Das Machtstreben verursacht einen natürlichen Widerstand gegen die Macht, wenn diese erkannt wird. Denn eine schrankenlose Macht wäre für eine Gesellschaft zerstörerisch, sie würde die Schwachen der Willkür der Mächtigen ausliefern. Deswegen unterliegt Macht normativen Beschränkungen, die von der Gesellschaft selbst auferlegt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1 Einleitung
- 1.2 Kriegsdefinition
- 2.1 Neuere Geschichte Libyens
- 2.2 Zur Persönlichkeit Muammar Gaddafis
- 2.3 Die Beziehungen zum Westen seit Gaddafis Machtübernahme
- 3.1 6 Grundprinzipien des Politischen Realismus
- 3.2 Drei Varianten der Außenpolitik im Politischen Realismus
- 3.3 Begünstigende Situationen für den Imperialismus
- 3.4 Unterscheidung einer imperialistischen Politik von der Politik des Status quo
- 3.5 Anwendung der Theorie des Politischen Realismus am Beispiel Libyen
- 3.6 Internationale Moral und öffentliche Meinung als Schranken des Machtkampfes
- 4.1 Erdöl- und Erdgasförderung in Libyen
- 4.2 Von Rebellen kontrollierte Erdölquellen
- 4.3 Was passiert mit libyschem Erdöl und internationalen Handelsverträgen?
- 4.4 Handelsbeziehungen mit Libyen nach 2003
- 4.5 Wirtschaftliche Gründe für eine Politik des Imperialismus aus der Sicht des Politischen Realismus
- 5.1 Lösungsansätze nach Hans-Joachim Morgenthau
- 5.2 Prognosen für den Libyen-Krieg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Libyen-Krieg 2011 aus der Perspektive des Politischen Realismus nach Hans-Joachim Morgenthau. Ziel ist es, die Kriegsursachen zu identifizieren und mögliche Lösungsansätze sowie Prognosen zu entwickeln. Der Fokus liegt auf der Anwendung der realistischen Theorie auf den libyschen Kontext, ohne diese kritisch zu hinterfragen.
- Der Einfluss des Politischen Realismus auf die Analyse des Libyen-Krieges
- Die Rolle der internationalen Beziehungen und Machtstrukturen
- Die Bedeutung von Rohstoffen (Erdöl und Erdgas) als Kriegsursache
- Lösungsansätze und Prognosen für den Konflikt basierend auf dem Politischen Realismus
- Die historische Entwicklung Libyens und seine Beziehungen zum Westen
Zusammenfassung der Kapitel
1.1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Ausbruch des libyschen Aufstands im Kontext der arabischen Revolutionen. Sie hebt den Unterschied zwischen friedlichen Protesten in anderen Ländern und dem bewaffneten Konflikt in Libyen hervor, und kündigt die Analyse des Krieges durch die Linse des Politischen Realismus an. Die Herausforderungen bei der Informationsbeschaffung in einem laufenden Krieg werden ebenfalls angesprochen.
1.2 Kriegsdefinition: Dieses Kapitel klärt den Begriff „Krieg“ und unterscheidet ihn von innerstaatlichen Konflikten. Es definiert Krieg anhand von Kriterien der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, wie z.B. die Beteiligung bewaffneter Streitkräfte, zentrale Organisation der Kriegsparteien und eine gewisse Kontinuität der Kampfhandlungen. Der Fokus liegt auf den militärischen Interventionen der NATO-Staaten und ihrer Einordnung als Krieg.
2.1 Neuere Geschichte Libyens: Diese Sektion bietet einen historischen Überblick über Libyen, konzentrierend sich auf die italienische Kolonialisierung und den Widerstand der Sanussi-Bruderschaft. Dieser Abschnitt legt den Grundstein für das Verständnis der komplexen internationalen Verflechtungen und Interessen, die den Konflikt mitprägen. Die Bedeutung der Kolonialgeschichte für die aktuelle Situation wird herausgestellt.
Schlüsselwörter
Politischer Realismus, Libyen-Krieg, Hans-Joachim Morgenthau, Machtpolitik, Internationale Beziehungen, Erdöl, NATO-Intervention, Rohstoffe, Kriegsursachen, Lösungsansätze.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Analyse des Libyen-Krieges 2011 aus Sicht des Politischen Realismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Libyen-Krieg 2011 aus der Perspektive des Politischen Realismus nach Hans-Joachim Morgenthau. Ziel ist die Identifizierung der Kriegsursachen, die Entwicklung möglicher Lösungsansätze und Prognosen. Der Fokus liegt auf der Anwendung der Theorie auf den libyschen Kontext, ohne kritische Hinterfragung der Theorie selbst.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt den Einfluss des Politischen Realismus auf die Analyse des Libyen-Krieges, die Rolle internationaler Beziehungen und Machtstrukturen, die Bedeutung von Rohstoffen (Erdöl und Erdgas) als Kriegsursache, Lösungsansätze und Prognosen basierend auf dem Politischen Realismus sowie die historische Entwicklung Libyens und seine Beziehungen zum Westen.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text gliedert sich in mehrere Kapitel. Kapitel 1 behandelt die Einleitung und eine Definition von Krieg. Kapitel 2 beleuchtet die neuere Geschichte Libyens und die Persönlichkeit Gaddafis sowie die Beziehungen Libyens zum Westen. Kapitel 3 wendet die sechs Grundprinzipien des Politischen Realismus auf den Libyen-Konflikt an, während Kapitel 4 sich mit der Rolle von Erdöl und Erdgas im Konflikt auseinandersetzt. Kapitel 5 schließlich präsentiert Lösungsansätze nach Morgenthau und Prognosen für den Krieg.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Textes relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Politischer Realismus, Libyen-Krieg, Hans-Joachim Morgenthau, Machtpolitik, Internationale Beziehungen, Erdöl, NATO-Intervention, Rohstoffe, Kriegsursachen und Lösungsansätze.
Wie wird der Libyen-Krieg in diesem Text definiert?
Der Text definiert Krieg anhand von Kriterien der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, wie z.B. die Beteiligung bewaffneter Streitkräfte, zentrale Organisation der Kriegsparteien und eine gewisse Kontinuität der Kampfhandlungen. Der Fokus liegt auf den militärischen Interventionen der NATO-Staaten und ihrer Einordnung als Krieg.
Welche Rolle spielt der Politische Realismus in der Analyse?
Der Politische Realismus dient als analytisches Rahmenwerk für die Untersuchung des Libyen-Krieges. Die Theorie wird angewendet, um die Kriegsursachen zu erklären und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln. Kritische Auseinandersetzung mit der Theorie findet nicht statt.
Welche Bedeutung haben Rohstoffe (Erdöl und Erdgas) für den Konflikt?
Der Text untersucht die Bedeutung von Erdöl- und Erdgasförderung in Libyen, die Kontrolle über Erdölquellen durch Rebellen und die Auswirkungen auf internationale Handelsverträge und Handelsbeziehungen mit Libyen. Es wird analysiert, inwiefern diese Rohstoffe wirtschaftliche Gründe für eine imperialistische Politik aus der Sicht des Politischen Realismus darstellen könnten.
Welche Lösungsansätze und Prognosen werden im Text vorgestellt?
Der Text präsentiert Lösungsansätze basierend auf den Überlegungen von Hans-Joachim Morgenthau und entwickelt Prognosen für den Verlauf des Libyen-Krieges, basierend auf der Perspektive des Politischen Realismus.
Welche Herausforderungen gab es bei der Informationsbeschaffung?
Der Text erwähnt die Herausforderungen bei der Informationsbeschaffung in einem laufenden Krieg.
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- Anna Biber (Author), 2011, Der Libyen-Krieg aus der Sicht des politischen Realismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187810