Die Einführung der „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“ im Jahr 2005 markiert einen Einschnitt in der Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft. Ausgerechnet die SPD, normalerweise eine Verfechterin des Prinzips der Gleichheit und der sozialen Gerechtigkeit, sprach sich öffentlich dafür aus, einzelne Universitäten gezielt zu fördern, um somit die internationale Sichtbarkeit und die Konkurrenzfähigkeit zu steigern. Das lange geltende Prinzip der Gleichheit zwischen den Universitäten wurde aufgehoben, in Zukunft sollten die Ergebnisse eines Wettbewerbs um die besten Zukunftskonzepte darüber entscheiden, wer sich zum erlesenen Kreis der exzellenten Universitäten in Deutschland zählen darf und wer nicht. Die Exzellenzinitiative schuf eine Dichotomisierung: Die exzellenten Universitäten auf der einen Seite, die große, graue Masse auf der anderen. Durch die gezielte finanzielle Förderung vor allem der Hochschulen, die sowieso schon über großes ökonomisches und symbolisches Kapital verfügen, wird der Spalt
zwischen den zwei Gruppen noch vergrößert. Die SPD merkte schnell, dass der ursprünglich gewählte Begriff der „Elite“ gerade im deutschen Raum eher auf Skepsis stößt – sei es aufgrund der Geschichte oder aufgrund eines generell ausgeprägten Hangs zur Chancengleichheit. Daher entschloss man sich dazu, statt des Elite-Begriffs den unproblematischeren Begriff der „Exzellenz“ zu wählen, die vor allem mit wissenschaftlicher Spitzenleistung verknüpft wurde.
In der Öffentlichkeit, vor allem durch die Massenmedien geprägt, hat sich jedoch der Begriff der Elite festgesetzt. Die Universitäten, die sich im Zukunftskonzept-Wettbewerb durchsetzen und damit zum Kreis der „exzellenten“ Universitäten zählen dürfen, werden in den Medien und im alltäglichen Sprachgebrauch überwiegend auch als „Elite-Universitäten“ bezeichnet. Der Stein, den die SPD ins Rollen gebracht hatte, ließ sich nicht mehr aufhalten – der Elite-Begriff ist nun auch im deutschen Hochschulwesen verankert. Doch schafft die Exzellenzinitiative durch ihre punktuelle Förderung auch in Deutschland Elite-Universitäten? Was zeichnet eine Elite-Universität überhaupt aus, und wo liegt der Unterschied zwischen Elite und Exzellenz? Diese Fragen sollen hier beantwortet werden – soweit das zum heutigen Zeitpunkt möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Von Exzellenz zu Elite
- Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder
- „Exzellenz“ und „Elite“ – eine Begriffsklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der deutschen Exzellenzinitiative auf die Hochschullandschaft. Sie hinterfragt, ob die punktuelle Förderung tatsächlich zur Bildung von Elite-Universitäten führt und beleuchtet die Unterschiede zwischen den Begriffen „Exzellenz“ und „Elite“.
- Auswirkungen der Exzellenzinitiative auf deutsche Universitäten
- Unterschiede zwischen den Begriffen „Exzellenz“ und „Elite“
- Analyse der Selektionsmechanismen und ihrer Folgen
- Der Einfluss von Finanzkraft und Prestige auf den Hochschulstatus
- Kritik an der Exzellenzinitiative und dem „Matthäus-Effekt“
Zusammenfassung der Kapitel
Von Exzellenz zu Elite: Der Text führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Auswirkungen der Exzellenzinitiative auf die Entstehung von Elite-Universitäten in Deutschland. Er beleuchtet den Wandel vom Prinzip der Gleichheit hin zu einer gezielten Förderung einzelner Hochschulen und den damit verbundenen Kontroversen um die Begriffe „Exzellenz“ und „Elite“. Die unterschiedliche Interpretation dieser Begriffe in der Öffentlichkeit und innerhalb des wissenschaftlichen Feldes wird als zentrales Problem der Initiative herausgestellt.
Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder: Dieses Kapitel beschreibt die Exzellenzinitiative, ihre Förderlinien (fokussiert auf die Zukunftskonzepte) und ihre politischen Ziele. Es werden die ersten geförderten Universitäten genannt und die damit verbundene finanzielle Förderung erläutert. Kritische Stimmen, insbesondere die von Richard Münch, werden vorgestellt, die die Initiative als monopolbildend und als Reproduktion bestehender Machtstrukturen kritisieren. Der "Matthäus-Effekt" wird als ein zentrales Problem der Förderung hervorgehoben. Die Fokussierung der Initiative auf die Forschung und nicht auf die Lehre wird ebenfalls thematisiert.
„Exzellenz“ und „Elite“ – eine Begriffsklärung: Dieses Kapitel befasst sich mit der semantischen Differenzierung der Begriffe „Exzellenz“ und „Elite“. Es wird die Schwierigkeit der eindeutigen Definition beider Begriffe und die damit verbundene Unsicherheit bei allen Akteuren im Wissenschaftsbetrieb – von Wissenschaftlern über Politiker bis hin zu Studenten – deutlich gemacht. Die divergierenden Interpretationen und Erwartungen, insbesondere bei den Studenten, werden als problematisch dargestellt.
Schlüsselwörter
Exzellenzinitiative, Elite-Universitäten, Hochschulpolitik, Förderpolitik, Exzellenz, Elite, Matthäus-Effekt, Soziale Selektion, Finanzkraft, Prestige, Wissenschaftsförderung, Deutschland.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Von Exzellenz zu Elite
Was ist der Gegenstand der Untersuchung?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der deutschen Exzellenzinitiative auf die Hochschullandschaft. Ein zentraler Fokus liegt auf der Frage, ob die Initiative zur Bildung von Elite-Universitäten führt und wie die Begriffe „Exzellenz“ und „Elite“ zu differenzieren sind.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen der Exzellenzinitiative auf deutsche Universitäten, analysiert die Unterschiede zwischen „Exzellenz“ und „Elite“, untersucht Selektionsmechanismen und deren Folgen, betrachtet den Einfluss von Finanzkraft und Prestige auf den Hochschulstatus und kritisiert die Exzellenzinitiative unter anderem im Hinblick auf den „Matthäus-Effekt“.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu: „Von Exzellenz zu Elite“ (Einleitung und Forschungsfrage), „Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder“ (Beschreibung der Initiative, Förderlinien und Kritik), und „„Exzellenz“ und „Elite“ – eine Begriffsklärung“ (semantische Differenzierung der Begriffe und Herausarbeitung der damit verbundenen Probleme).
Was sind die zentralen Ergebnisse des Kapitels „Von Exzellenz zu Elite“?
Dieses Kapitel stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Auswirkungen der Exzellenzinitiative auf die Entstehung von Elite-Universitäten in Deutschland vor. Es beleuchtet den Wandel vom Prinzip der Gleichheit hin zu einer gezielten Förderung einzelner Hochschulen und die damit verbundenen Kontroversen um die Begriffe „Exzellenz“ und „Elite“. Die unterschiedliche Interpretation dieser Begriffe wird als zentrales Problem der Initiative dargestellt.
Was wird im Kapitel „Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder“ beschrieben?
Dieses Kapitel beschreibt die Exzellenzinitiative, ihre Förderlinien (mit Fokus auf die Zukunftskonzepte) und ihre politischen Ziele. Es werden die ersten geförderten Universitäten und die finanzielle Förderung erläutert. Kritische Stimmen, z.B. von Richard Münch, die die Initiative als monopolbildend und als Reproduktion bestehender Machtstrukturen kritisieren, werden vorgestellt. Der „Matthäus-Effekt“ und die Fokussierung auf Forschung statt Lehre werden thematisiert.
Worauf konzentriert sich das Kapitel „„Exzellenz“ und „Elite“ – eine Begriffsklärung“?
Dieses Kapitel befasst sich mit der semantischen Differenzierung der Begriffe „Exzellenz“ und „Elite“. Es wird die Schwierigkeit der eindeutigen Definition beider Begriffe und die damit verbundene Unsicherheit bei allen Akteuren im Wissenschaftsbetrieb (Wissenschaftler, Politiker, Studenten) deutlich gemacht. Die divergierenden Interpretationen und Erwartungen, insbesondere bei den Studenten, werden als problematisch dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Exzellenzinitiative, Elite-Universitäten, Hochschulpolitik, Förderpolitik, Exzellenz, Elite, Matthäus-Effekt, Soziale Selektion, Finanzkraft, Prestige, Wissenschaftsförderung, Deutschland.
- Quote paper
- Moritz Homann (Author), 2010, Von Exzellenz zu Elite, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187783