Götz von Berlichingen lebte von 1480 bis 1562. Er war wohl der bekannteste fränkische Reichsritter, da er im hohen Alter von 80 Jahren seine umfassende Autobiografie verfasste und der Nachwelt hinterließ. Diese Aufzeichnungen sind von unschätzbarem Wert, da sie Einblicke in das Leben und die Ausbildung eines Reichsritters, so wie die Adelswelt im Spätmittelalter, ermöglichen. Er lebte in einer Zeit, die von vielfältigen Umbrüchen gekennzeichnet ist: Dazu zählten die Agrarkrise, die eine Flucht der Bauern in die Städte (Landflucht) zur Folge hatte. Als Gegenreaktion wurde von den Landherren die Leibeigenschaft eingeführt. Gleichzeitig wurde auch die Situation hinter den Stadtmauern kritisch, weil sich mit dem Wachstum der Städte auch die sozialen Gegensätze verschärften. Wirtschaftliche Krisen führten zu einer landesweiten Verarmung, die 15-20% der Bevölkerung betraf. Rechtsstreitigkeiten wurden im Spätmittelalter mit Hilfe des Fehdewesens ausgetragen. Als Ausführungsorgans dieses Rechtsmittels fühlte sich die Ritterschaft zuständig. Weniger wegen der wirtschaftlichen Situation als vielmehr auf Grund des Verlusts ihrer sozialen Stellung gelangte deshalb die Ritterschaft in eine kritische Lage, als dieses Fehdewesen 1495 durch den ewigen Landfrieden verboten wurde. Dazu kam der militärische Bedeutungsverlust dieser berittenen Krieger, der von neuen militärischen Technologien verursacht wurde. Die zu Fuß agierenden Söldnertruppen mit Feuerwaffen waren den Reitern überlegen. Auf diese Weise wurden viele Ritter ihrer ursprünglichen Aufgabe beraubt. Aus diesem Grund rebellierten zahlreiche Ritter gegen den Landfrieden und hielten das Fehdewesen hoch.
Ziel dieser Arbeit war es, einen Überblick über Leben und Zeit von Götz von Berlichingen zu geben. Als Hauptquelle nutzten wir dazu eine kritische Betrachtung seiner Autobiographie (Ulmschneider 1974). Dies sollte den neutralen, wissenschaftlichen Blick ohne Schönungen seitens Götz von Berlichingens gewährleisten, wie man sie zahlreich in seiner Autobiografie findet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rittertum
2.1 Entstehung und klassische Funktion
2.2 Situation im ausgehenden Mittelalter
2.3 Ritter und Städte
2.4 Fehdewesen und Landfriedensbewegung
2.4.1 Voraussetzungen
2.4.2 Landfriedensbewegung & Reichsreform im Spätmittelalter
3. Der historische Götz
3.1 Familie und Herkunft
3.1.1 Die Familien von Berlichingen und von Thüngen
3.1.2 Kindheit
3.2 Raubritterlehre bei Hans Thalacker
3.3 Der Markgrafenkrieg gegen Nürnberg
3.4 Verlust der Hand
3.5 Die eiserne Hand
3.6 Entscheidung zur Selbstständigkeit
3.6.1 Die Fehde gegen Köln von 1508 bis 1510
3.6.2 Die Fehde gegen Nürnberg von 1512 bis 1514
3.6.3 Die Fehde gegen Mainz von 1515 bis 1516
3.6.4 Im Dienst des Herzogs Ulrich von Würtemberg
3.7 Der Bauernkrieg
3.8 Literarisches Lebenswerk und Tod
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
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