Seit geraumer Zeit findet in den Medien ein Diskurs über die so genannten „Alphamädchen“1 statt. Dieser Begriff bezeichnet die ehrgeizige Mädchengeneration von heute. Sie zeichnet sich durch große Leistungsstärke aus und hat Jungen im Bildungsbereich bereits überholt. Während in Zeitungsartikeln, Büchern und Fernsehsendungen über diese modernen Mädchen diskutiert wird,2 geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, wie die Medien, die von den „Alphamädchen“ selbst konsumiert werden, auf das neue Selbstbewusstsein junger Frauen reagieren. Als Untersuchungsgegenstand dient die BRAVO GiRL!, seit mehr als zwanzig Jahren die erfolgreichste deutsche Mädchenzeitschrift.
[...]
1 Der Begriff ist abgeleitet von dem englischen Begriff „Alpha Girls“, der von Dan Kindlon für die moderne Mädchengeneration in den USA geprägt wurde: Kindlon, Dan (2006): Alpha Girls. Understanding the New American Girl and How She Is Changing the World. New York.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Medien als Konstrukteure von Geschlecht
2.2 Medieninhalte im Kontext der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung
2.3 Der Forschungsstand zu Mädchenzeitschriften
2.4 Das Marktsegment der Mädchenzeitschriften
3. Veränderungen in den Lebenswelten von Mädchen seit 1992
4. Untersuchungsdesign
4.1 Erkenntnisinteresse, forschungsleitende Fragen und Thesen
4.2 Methode und Vorgehensweise
4.2.1 Quantitative Themenstrukturanalyse
4.2.2 Qualitative Analyse
4.3 Untersuchungsmaterial
4.4 Zeitschriftenprofil BRAVO GiRL!
5. Ergebnisse der Untersuchung
5.1 Ergebnisse der quantitativen Themenstrukturanalyse
5.2 Ergebnisse der qualitativen Analyse
5.2.1 Äußeres Erscheinungsbild
5.2.2 Liebe und Sexualität
5.2.3 Stars und Kultur
5.2.4 Familie und Freundschaft
5.2.5 Soziales und Politik
5.2.6 Schule, Ausbildung und Beruf
5.2.7 Freizeit
5.2.8 Verschiedenes
6. Zusammenfassung und Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Anhang
Kodierleitfaden
Prozentualer Anteil der einzelnen Kategorien am Heftumfang
Objektprofil BRAVO GiRL! (vom 04.02.2009)
Das Titelbild der BRAVO GiRL! - Ein Beispiel aus 1992 und 2008
1. Einleitung
Seit geraumer Zeit findet in den Medien ein Diskurs über die so genannten „Alphamädchen“1 statt. Dieser Begriff bezeichnet die ehrgeizige Mädchengeneration von heute. Sie zeichnet sich durch große Leistungsstärke aus und hat Jungen im Bildungsbereich bereits überholt. Während in Zeitungsartikeln, Büchern und Fernsehsendungen über diese modernen Mädchen diskutiert wird,2 geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, wie die Medien, die von den „Alphamädchen“ selbst konsumiert werden, auf das neue Selbstbewusstsein junger Frauen reagieren. Als Untersuchungsgegenstand dient die BRAVO GiRL!, seit mehr als zwanzig Jahren die erfolgreichste deutsche Mädchenzeitschrift.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, herauszuarbeiten, wie der Wandel in den realen Lebenswelten und Einstellungen junger Frauen von der BRAVO GiRL! in ihren Inhalten aufgegriffen wird. In ihrer aktuellen Selbstdarstellung behauptet die BRAVO GiRL!, den Interessen junger Frauen mit ihrer Themenauswahl nachzukommen:
„[Die BRAVO GiRL!-Leserinnen; d.V.] sind auf der Suche nach ihrem eigenen Ich: nach ihrem Stil und der großen Liebe, nach einer eigenen Meinung und der richtigen Ausbildung, nach einem Leben, das ihren Vorstellungen entspricht. [...] BRAVO GiRL! spiegelt das wider, was junge Frauen bewegt.“3
Entsprechen das Themenspektrum und Frauenbild4 der Zeitschrift BRAVO GiRL! tatsächlich den Einstellungen und Ansprüchen der heutigen Mädchengeneration? Eine kritische Analyse von Ausgaben der Jahrgänge 1992 und 2008 soll diese Frage beantworten. Systematisch werden das der BRAVO GiRL! inhärente Frauenbild und die von ihr skizzierte weibliche Lebenssituation mittels einer Inhaltsanalyse herausgearbeitet. Im Zentrum der Untersuchung steht dabei die Frage, wie die Zeitschrift Weiblichkeit, Männlichkeit und das Geschlechterverhältnis in den verschiedenen Jahrgängen konstruiert.
Medien sind ein allgegenwärtiger und selbstverständlicher Teil des Alltags. Die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung konnte in einer Vielzahl von Inhaltsanalysen nachweisen, dass bei der Repräsentation von Frauen und Männern in Massenmedien verstärkt auf traditionelle Geschlechterstereotypen zurückgegriffen wird (vgl. Kapitel 2.2). Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Repräsentation von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen in den Medien ist von hoher Relevanz, da Massenmedien vor allem für Jugendliche eine immense Bedeutung haben. Sie tragen in hohem Maße zur Konstruktion von gesellschaftlichen Geschlechterdefinitionen bei und stellen eine wichtige Sozialisationsinstanz für junge Menschen dar (vgl. Kapitel 2.1).
Erstaunlich ist, dass es explizit Mädchenzeitschriften wie die BRAVO GiRL! gibt, allerdings keine äquivalenten Magazine für Jungen. Für junge Männer sind indessen so genannte „Special-Interest“-Zeitschriften wie BRAVO SPORT und BRAVO SCREENFUN vorgesehen, die Sportthemen oder Computerspiele thematisieren. Allein diese Tatsache wirft die Frage auf, mit welchen Themen und Leitbildern Mädchenzeitschriften wie die BRAVO GiRL! junge Frauen konfrontieren. Dass die BRAVO GiRL! häufig Ziel öffentlicher Kritik ist,5 kann als weitere Motivation für diese Arbeit angeführt werden. Die Modernisierungsprozesse in weiblichen Lebenswelten spielen in der aktuellen Mediendebatte um die „Alphamädchen“ eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders interessant, zu untersuchen, ob und wie diese gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen Eingang in die Inhalte der BRAVO GiRL! gefunden haben.
Obwohl nicht davon ausgegangen wird, dass Medien die Realität abbilden, sondern eine eigene Medienwirklichkeit konstruieren, sind ihre Inhalte nicht losgelöst von der realen Lebenssituation zu betrachten. Medien müssen sich aus ökonomischen Gründen immer den Einstellungen ihrer Leser und Leserinnen anpassen. Deshalb sollen in der vorliegenden Arbeit die Ergebnisse der Medieninhaltsanalyse den realen Entwicklungen in weiblichen Lebenswelten gegenüber gestellt werden.
Das Vorgehen sieht folgende Schritte vor: In Kapitel 2 wird der theoretische Rahmen für die Untersuchung erstellt, indem unter anderem die bisherigen Erkenntnisse der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung und der Forschungsstand zu Mädchenzeitschriften erläutert wird. Im zweiten Schritt werden anhand von repräsentativen Jugendstudien wichtige Veränderungen in den weiblichen Lebenswelten und Einstellungen seit 1992 herausgearbeitet. Kapitel 3 stellt diese ausführlich dar und bietet somit die Grundlage für die konkreten Fragestellungen der folgenden Analyse. Mit der Untersuchungsmethode sowie den forschungsleitenden Fragen und Thesen beschäftigt sich Kapitel 4. So umfasst der erste Teil der Untersuchung eine quantitative Themenstrukturanalyse, der zweite Teil soll anhand der qualitativen Analyse konkrete Äußerungen auf das Erkenntnisinteresse hin untersuchen. Kapitel 5 legt die Ergebnisse der Analyse ausführlich dar, indem es die wichtigsten Modifikationen in der Themenstruktur sowie im Frauenbild der BRAVO GiRL! von 1992 im Vergleich mit 2008 skizziert und aufzeigt, wie sie sich zu den realen Veränderungen verhalten. Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
In der vorliegenden Arbeit wird sich herausstellen, ob die BRAVO GiRL! im Jahre 2008 als eine moderne Zeitschrift für die neue, selbstbewusste Mädchengeneration anzusehen ist, deren Frauenbild den Interessen und Einstellungen der „Alphamädchen“ gerecht wird.
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Medien als Konstrukteure von Geschlecht
Diese Arbeit basiert auf der Annahme, dass die Kategorie Geschlecht sowie das System der Zweigeschlechtlichkeit soziale Konstruktionen sind, die in sozialen Praktiken und Interaktionen hergestellt und ständig reproduziert werden.
In der konstruktivistischen Perspektive ist Geschlecht nicht etwas natürlich Gegebenes, das jeder Mensch innehat, sondern etwas, dass jeder Mensch ständig tut. Diese größtenteils unbewusste Herstellung von Geschlecht im alltäglichen Handeln, die auch als „Doing Gender“ bezeichnet wird, ist kein natürlicher Vorgang, sondern „ein kulturell in sprachlichen, sexuellen und körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten tief verwurzelter Prozess fortwährender Selbst- und Fremdkonstruktionen [...]“ (Klaus 2005: 21). Die fest in der Gesellschaft verankerte, dichotome Geschlechterordnung, mit der die ebenfalls sozial konstruierte Norm der Heterosexualität einhergeht, hat zur Folge, „dass alle Gegenstände der Welt und alle Praktiken nach Unterscheidungen klassifiziert werden, die auf den Gegensatz von männlich und weiblich zurückgeführt werden können“ (Bourdieu 1997: 161).
Das zentrale Anliegen der konstruktivistischen Forschungsperspektive ist eben nicht, nach scheinbaren Differenzen zwischen den Geschlechtern zu suchen, sondern herauszufinden, wie „Frauen und Männer zu verschiedenen und voneinander unterscheidbaren Gesellschaftsmitgliedern werden und zugleich das Wissen miteinander teilen, dass es natürlich, normal und selbstverständlich ist“ (Wetterer 2004: 123). Massenmedien tragen erheblich zur Verbreitung und Aufrechterhaltung von geschlechtlichen Zuschreibungen und Verhaltenserwartungen bei und verfestigen die Vorstellung von der angeblichen Natürlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität in der Gesellschaft. Folglich müssen „Medien [...] als bedeutender Co-Produzent im Prozess der Geschlechterkonstruktion gesehen werden“ (Dorer 2002: 55). Die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung begreift Medien als ein soziales System, das Wirklichkeitskonstruktionen liefert und Geschlechterdiskurse mit konstituiert (Klaus 2005: 32).
Medien sind an der kulturellen Konzeption von Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen beteiligt, indem diese von ihnen „stereotypisiert und als gesellschaftliche Normen präsentiert [werden]“ (Dorer 2002: 54). Durch die Erzeugung von Geschlechterstereotypen wird die Vielfalt an Weiblichkeits- und Männlichkeitsdiskursen von den Medien stark eingeschränkt und auf einige wenige „Mainstream-Diskurse“ herunter gebrochen, die in der Regel gleichzeitig eine Bewertung erfahren. So entsteht beispielsweise das Bild der „Powerfrau“ oder der „Hausfrau“ (Dorer 2002: 54f). Diesen medialen Geschlechterbildern scheint der Diskurs der Zweigeschlechtlichkeit als fixer Ausgangspunkt zu dienen. Obwohl die Repräsentation von Frauen und Männern Veränderungen unterliegt, wird doch die Norm der Heterosexualität niemals hinterfragt (Dorer 2002: 55).
Obgleich aktuell in der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung und Medienpädagogik Konsens darüber herrscht, dass mediale Geschlechterrepräsentationen im Prozess der geschlechtlichen Identitätsbildung von den Rezipienten und Rezipientinnen niemals vollständig übernommen werden, haben die von den Medien produzierten Geschlechterbilder dennoch einen großen Einfluss auf die Subjektpositionierung, indem sie einerseits „als Bausteine der eigenen Identitätskonstruktion fungieren und andererseits als ‘Kitt’, der die unterschiedlichen Subjektpositionen sinnvoll miteinander verbindet [...]“ (Dorer 2002: 55).
Da Medien mittlerweile ein allgegenwärtiger Bestandteil der Gesellschaft sind, kann sich kaum ein Mensch deren Einfluss entziehen. Vor allem in der Jugendzeit spielen Medien eine immens große Rolle.6 Luca (2003) versteht Sozialisation als einen lebenslangen Prozess, der von Medien stets begleitet und beeinflusst wird. Auf das Jugendalter bezogen spricht sie gar von einer stattfindenden „Mediensozialisation“, da die kindlichen und jugendlichen Lebenswelten, und infolgedessen auch deren Persönlichkeitsentwicklung, von Massenmedien quasi beherrscht werden (Luca 2003: 39).
Mit der Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen geht auch immer die von der Gesellschaft erwartete Selbstverortung im symbolischen System der Zweigeschlechtlichkeit einher. Diese durch Doing Gender permanent stattfindende Selbstverortung findet ihren Ausdruck in verschiedenen kulturellen Setzungen, wie zum Beispiel Mode und Körpersprache (ebd.). Indem sich Jungen und Mädchen einer Geschlechtskategorie eindeutig zuordnen, bedeutet das für sie auch eine sichere und konstante Einbettung ins gesellschaftliche System. Dieses jugendliche Bedürfnis wird laut Luca von den Medien bedient, indem sie traditionelle Geschlechterrollen übertrieben stereotyp darstellen und Zeichen von Veränderungen bewusst ignorieren. Stereotype Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit werden so laufend fortgeschrieben und verfestigt (Luca 2003: 41).
Auch Flaake (1998) sieht das Geschlechterverhältnis und die Geschlechterdifferenz in der Adoleszenz sich eher verfestigen als auflockern. Weibliche Adoleszenz zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass gesellschaftlich verankerte Weiblichkeitsdefinitionen ein Teil der eigenen Körperlichkeit werden (Flaake 1998: 48). Dabei spielen traditionelle kulturelle Bilder von Weiblichkeit nach wie vor eine große Rolle:
„Weiblichkeit ist gesellschaftlich immer noch weniger durch eigenes sexuelles Begehren, durch ein aktives Wünschen und Wollen, durch Lust und Potenz bestimmt, denn auf passives Begehrtwerden, auf attraktiv sein für das andere Geschlecht ausgerichtet. Ein lustvolles, zunächst selbstbezogenes Verhältnis zum eigenen weiblichen Körper hat in den gesellschaftlich nahegelegten adoleszenten Entwicklungsprozessen wenig Raum.“ (Flaake 1998: 48)
Da die Vorstellungen von weiblicher Attraktivität vor allem auf den Körper bezogen werden, spricht Flaake von einer Sexualisierung des weiblichen Körpers (Flaake 1998: 49f). Doch nicht der Stolz auf den eigenen Körper, sondern erst der Blick des anderen Geschlechts verleiht dem weiblichen Körper seine Bedeutung. Die vorherrschende Norm der Heterosexualität ist Bedingung dafür, dass weibliche Attraktivität meist erst in der Bestätigung durch das männliche Geschlecht wertgeschätzt wird.
Die starke Polarisierung des Geschlechterverhältnisses ist denn auch ein Merkmal der von den Medien konstruierten Wirklichkeiten, so konstatiert Klaus, dass „das Denken in der Differenz, in Gegensätzen, [...] zentral für die Weltkonstruktionen der Medien [ist]“ (Klaus 2002: 11).
In der vorliegenden Arbeit soll analysiert werden, in welcher Weise die Zeitschrift BRAVO GiRL! Geschlechter und Geschlechterbeziehungen konstruiert und welche Normen damit einhergehend verbreitet werden. Basierend auf der Annahme, dass Medien nicht einfach nur die Realität abbilden, sondern vermeintliche Konsense und Wirklichkeiten selbst konstruieren und reproduzieren, soll der Fokus dieser Arbeit nicht darauf gelegt werden, wie unrealistisch oder realistisch die Inhalte der BRAVO GiRL! sind. Vielmehr wird untersucht, in welcher Art und Weise die Zeitschrift bestimmte Wirklichkeiten konstruiert, und ob gesellschaftliche Veränderungen in den weiblichen Lebenswelten und im Geschlechterverhältnis Eingang in die Medienwirklichkeit der BRAVO Girl! finden.
2.2 Medieninhalte im Kontext der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung
Bereits seit den 1970er Jahren unterzieht die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung7 die Massenmedien einer kritischen Analyse im Hinblick auf die Darstellung von Frauen in den Massenmedien. Im Folgenden sollen kurz die wichtigsten Erkenntnisse und Entwicklungen skizziert werden. Dabei wird vor allem auf die Ausführungen der Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Klaus (2005) Bezug genommen. Sie geht davon aus, dass die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung von den drei Forschungsperspektiven Gleichheitsansatz, Differenzansatz und De/Konstruktivismus bestimmt wird.
Motiviert vom Gleichheitsansatz wurden vor allem von der frühen kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung Medieninhalte als Spiegelbild gesellschaftlicher Machtverhältnisse verstanden und damit erst begonnen, die Diskriminierung von Frauen in den Medieninhalten an Hand von Inhaltsanalysen zu belegen. Das Rezeptionsverhalten wurde anfangs noch außer Acht gelassen (Dorer/Klaus 2008: 102f).
Verschiedene Untersuchungen konnten seitdem aufzeigen, dass Frauen im Fernsehen und in der Berichterstattung von Zeitungen und politischen Zeitschriften stark unterrepräsentiert sind, und dass Frauen und Männern unterschiedliche Themenbereiche zugeordnet werden: Die Sparte „Information“ ist männlich, die Sparte „Unterhaltung“ weiblich besetzt, wobei der Unterhaltungsbereich negativer konnotiert ist und als „Verkörperung der Trivialkultur“ angesehen wird (Klaus 2005: 65).
Bis heute können zahlreiche Inhaltsanalysen nachweisen, dass bei der Repräsentation von Frauen und Männern in deutschen Medien oftmals auf überzogene Geschlechterstereotypen zurückgegriffen wird. Die stereotype Frauendarstellung der Medien kann damit begründet werden, dass ein Großteil der medieninhaltlichen Entscheidungen von Männern getroffen wird. Die Weltsicht der meisten Massenmedien ist deshalb männlich geprägt (Mühlen-Achs 1991: 74). Die Dominanz der männlichen Entscheidungsträger in den deutschen Massenmedien führt laut Mühlen-Achs zu „einer Gleichschaltung bei der Verbreitung der patriarchalen Ideologie von der Andersartigkeit und Minderwertigkeit der Frau“ (Mühlen-Achs 1991: 74).
Auf Grund der noch recht geringen Anzahl von weiblichen Redakteuren in den 1970er Jahren beschreibt die frühe kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung Journalismus als Männerberuf und betrachtet Frauen als Opfer der männlichen Medienproduktion (Dorer/Klaus 2008: 103). Die Repräsentanz von Journalistinnen ist zwar inzwischen etwas stärker geworden, doch auf der hierarchischen Ebene zeigt sich nach wie vor eine Geschlechtersegregation. So waren im Jahr 2005 etwas mehr als die Hälfte der deutschen Volontäre Frauen, doch nur 37 Prozent aller Redakteure weiblich. Auf der Führungsebene driftet das Geschlechterverhältnis noch mehr auseinander, denn nur jeder fünfte Chefredakteursposten wurde 2005 von einer Frau besetzt (Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 350f).8 Daher kann nach wie vor von einem männlichen Blick hinsichtlich der Medienproduktion ausgegangen werden.
Unter dem Blickwinkel des Gleichheitsansatzes steht die Überzeugung, dass die mediale Darstellung von Frauen einen entscheidenden Einfluss auf die weibliche Identitätsbildung und die Entwicklung des weiblichen Selbstwertgefühls hat (Klaus 2001: 31). Die Art der Repräsentation von Frauen, die wir über das Fernsehen, über Zeitschriften und vor allem über die Werbung aufnehmen, vermittelt demnach Eigenschaften, die wir unbewusst mit dem Komplex „Weiblichkeit“ verknüpfen (Mühlen-Achs 1991: 87f). Stereotype Frauenbilder lösen bei den Rezipientinnen die Vorstellung aus, dass es sich bei den dargestellten Eigenschaften um die Norm handelt, und jegliches andere Verhalten von der Norm abweicht. So tragen Medien in großem Maße zur Konstruktion von gesellschaftlichen Geschlechterdefinitionen bei, indem sie maßgeblich mitbestimmen, was als „weiblich“ oder „männlich“ gilt (ebd.).9
Die Annahme der frühen kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung, dass Frauen nur passive und unkritische Rezipientinnen sind und Medien als sichere Sozialisationsagenten wirken, wurde in Studien unter dem Differenzansatz später modifiziert. Die Bedeutung von Frauen in ihrer Rolle als Rezipienten wurde erkannt und in diesem Zuge zusätzlich zu den textzentrierten auch publikumszentrierte Analysen, also Rezeptionsstudien, durchgeführt (Dorer/Klaus 2008: 104f).
Unter dem Einfluss des Differenzansatzes werden Frauen nicht mehr nur als Opfer eines von Männern beherrschten Mediensystems angesehen, sondern es wird explizit nach dem Einfluss von Frauen bei der Mediengestaltung gefragt (Klaus 2005: 42). Indem nun vor allem Geschlechterdifferenzen in den Blick rücken, verlagert sich der Forschungsschwerpunkt auf die Frage nach einem spezifisch weiblichen Journalismus. Durch eine größer werdende Repräsentanz an weiblichen Journalisten erwartete die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung ein Aufbrechen der tradierten medialen Geschlechterdarstellungen. Doch es konnten keine gravierenden Unterschiede in der Art und Weise, wie Männer und Frauen journalistisch arbeiten, entdeckt werden (Klaus 2005: 186-213; Dorer/Klaus 2008: 104f). Auch in Bezug auf ein geschlechtsspezifisches Rezeptionsverhalten kamen die Analysen zu keinen eindeutigen Ergebnissen (ebd.).
Aus der Perspektive des Differenzansatzes geht auch die wichtige Frage hervor, warum Frauen letztlich immer wieder altbewährte Frauenzeitschriften kaufen oder sich anderen medialen „Frauengenres“ zuwenden, obwohl diese einseitige und stereotype Geschlechterrollen propagieren. Frauen werden jetzt als aktiv handelnde Personen betrachtet, denn „ohne die Einsicht, dass Frauen in dieser Gesellschaft auch handelnd eingreifen, ist die Frage nach dem weiblichen Subjekt in den Medien gar nicht zu stellen, dann verschwindet das Opfer Frau hinter der Analyse des Mediensystems als männliches Systems, des Journalismus als Männerberuf“ (Klaus 2005: 45).
Durch den nun nicht mehr einseitigen Blicks auf Medieninhalte eröffnet sich mit dem Differenzansatz die Möglichkeit zu zeigen, dass Medieninhalte sich durchaus gesellschaftlichen Veränderungen anpassen und auch frauenpolitische Themen aufgreifen. So stellte Jutta Röser (1992) unter anderem fest, dass in den Inhalten der Zeitschrift BRIGITTE im Vergleich von 1970 zu 1989 eine Modernisierung des Frauenbildes stattgefunden hat: weg von dem Bild der Hausfrau und Mutter, hin zur berufstätigen Frau.
Seitdem die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung auch die Medienrezeption in den Blick nimmt, konnten diverse Studien ebenso zeigen, dass Medienkonsum nicht gezwungenermaßen zur Orientierung an den dargestellten gleichgeschlechtlichen Vorbildern führt (Oechsle 2000: 34f; vgl. Kapitel 2.1). Geschlechterpositionen werden erst mit dem Prozess der Rezeption hergestellt und in der Folge kopiert, verändert oder gänzlich abgelehnt (Röser/Wischermann 2004: 732).10 Während der Gleichheitsansatz „auf die andauernde gesellschaftliche Diskriminierung der Frauen [verweist], die durch alle Aspekte des Mediensystems symbolisiert und reproduziert wird“ (Klaus 2001: 35), untersucht der Differenzansatz den Einfluss von Frauen auf das Mediensystem und möchte eine alternative journalistische Arbeitsweise aufspüren (Klaus 2001: 35). Der konstruktivistische Ansatz hingegen versucht, die Prozesse der Herstellung von Geschlecht und Geschlechterpolaritäten in den Medieninhalten aufzuzeigen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie Medien Männer- und Frauenräume entwerfen (vgl. Kapitel 2.1; Klaus 2001: 25ff; Dorer/Klaus 2008: 105f).
Für die Zukunft der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung sieht Klaus eine hohe Bedeutung im ergänzenden Charakter der drei unterschiedlichen Forschungsperspektiven. Indem die drei Ansätze eine gegenseitige Kontroll- und Kritikfunktion einnehmen, bieten sie eine hohe Chance zur Erweiterung der Forschungserkenntnisse. Demnach kann keiner der Ansätze als überholt gelten (Klaus 2001: 27).
Nach Klaus steht die kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung noch ganz am Anfang (Klaus 2005: 145). Bis heute gilt, dass Frauen in den Massenmedien unterrepräsentiert sind, weibliche Lebenswelten einseitig dargestellt werden und das Frauenbild sich überwiegend an traditionellen Stereotypen orientiert. Oechsle spricht in diesem Zusammenhang von einer „fortgesetzten medialen Reproduktion traditioneller Geschlechtszuschreibungen“ (Oechsle 2000: 33).
Welche Erkenntnisse der bisherige Forschungsstand hinsichtlich der medialen Repräsentation von jungen Frauen in Mädchenzeitschriften hervorgebracht hat, soll im folgenden Kapitel erläutert werden.
2.3 Der Forschungsstand zu Mädchenzeitschriften
Wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Darstellung von Frauen in Frauenzeitschriften auseinander setzen, gibt es reichlich. Seit kurzer Zeit widmet sich die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung auch der medialen Darstellung von Männern in den noch recht jungen Männerzeitschriften.11 Kritische Untersuchungen zu den Mädchen- oder Jungenbildern in Jugendzeitschriften sind bisher rar gesät. Das gleiche trifft auf Studien bezüglich der Rezeption von Jugend- oder Mädchenzeitschriften zu.
Eine der ersten und bis heute eine der wichtigsten Analysen über das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften ist die Dissertation von Monika Weber (1991). Indem Weber untersucht, ob Medieninhalte gesellschaftliche Veränderungsprozesse widerspiegeln, folgt sie einer ähnlichen Fragestellung und Vorgehensweise wie die vorliegende Untersuchung.
Weber zeigt in ihrer Arbeit auf, dass gesellschaftliche Veränderungen in den Lebenswelten junger Frauen von den beiden Mädchenzeitschriften BRAVO GiRL! und MÄDCHEN nur teilweise aufgegriffen werden. Einige Lebensaspekte werden intensiv verarbeitet, andere werden komplett ignoriert. Generell wird die Aufwertung der Jugendphase und das neue Selbstbewusstsein der Jugend von den Medieninhalten reflektiert, doch Weber bemerkt, dass die weibliche Lebensrealität ungenügend und einseitig dargestellt wird (Weber 1991: 168). Dass Lebensbereiche wie Schule, Beruf, Politik und Soziales in den untersuchten Mädchenzeitschriften kaum Beachtung finden, interpretiert Weber so, dass „noch immer von Frauen und Mädchen keine lebenslange Berufstätigkeit und kein politisches Engagement erwartet werden“ (Weber 1991: 169). Neben der Betonung von Konsum und Freizeit ist ein charakteristisches Merkmal der Mädchenzeitschriften die „idyllische Überhöhung der heterosexuellen Liebesbeziehung“ (ebd.). Jungen Frauen wird suggeriert, dass ihnen einen glückliche Partnerschaft winkt, wenn sie die Anweisungen der Zeitschriften befolgen, die sich vor allem auf eine konsumorientierte Optimierung der äußerlichen Erscheinung beziehen.
Weber stellt weiterhin fest, dass weder von der BRAVO GiRL! noch von der MÄDCHEN vorhandene Emanzipationsmöglichkeiten im Bewusstsein der Mädchen aufgegriffen werden. Stattdessen stabilisieren beide Zeitschriften patriarchale Normen, indem die partnerschaftliche Liebesbeziehung in extremer Weise hervorgehoben und jungen Frauen die Familienkarriere als angestrebtes Lebensziel vermittelt wird (Weber 1991: 170f). Weber kritisiert allerdings nicht die Zeitschriften selbst, sondern die von ihnen getragene gesellschaftliche Ideologie, die heterosexuelle Liebesbeziehungen beständig romantisch verklärt. Auf diese Weise werden die Träume und Sehnsüchte der jungen Leserinnen nach Liebe und Partnerschaft genutzt, um Mädchen immerzu auf die traditionelle Frauenrolle zurückzuverweisen. Dabei wird das reale Emanzipationsbestreben junger Frauen beharrlich ignoriert (ebd.).
Von Doris Katheder (2008) stammt die neueste Veröffentlichung, eine medienpädagogisch-kritische Analyse hinsichtlich der propagierten Mädchenbilder in den Fotoromanen, Beratungsrubriken und Werbeanzeigen verschiedener kommerzieller Jugend- und Mädchenzeitschriften sowie einiger nicht-kommerzieller12 Mädchenzeitschriften. In allen von ihr untersuchten Zeitschriften finden sich Mädchenbilder, die auf eine “biologisch konstituierte Geschlechtszugehörigkeit, gesellschaftliche Vorgaben und die subjektive Seite des Erlebens des weiblichen Hineinwachsens in eine sozial konstituierte Geschlechterrolle“ (Katheder 2008: 277) verweisen. Vor allem die kommerziellen Mädchenmagazine zeichnen sich durch eine „medienpopulistische Identitätsbildung“ aus (Katheder 2008: 297). Das wichtigste Versprechen der kommerziellen Mädchenzeitschriften besteht in „der unbegrenzten Erreichbarkeit und individualitätsfördernden Effektivität von körperlicher Schönheit“ (Katheder 2008: 297). Schönheit wird allerdings nur durch die äußerliche Erscheinung definiert, sie wird niemals mit sozialen Eigenschaften wie Lebenserfahrung oder Klugheit verknüpft (Katheder 2008: 298).
Die in den untersuchten kommerziellen Mädchenzeitschriften dargestellten Rollenbilder, Wahrnehmungsschemata und Lebensstile beschreiben und etablieren Geschlechterungleichheiten. Die Problembewältigungen weiblicher Lebensrealitäten, die Mädchenzeitschriften anbieten, bestehen laut Katheder nur aus symbolischen Handlungen und Ausdrucksweisen, die keine echten Lösungen der Probleme darstellen, sondern „auf symbolischer Ebene eine problemtranszendierende Wirkung entfalten“ (Katheder 2008: 299). Als besonders kritisch sieht Katheder das „schwer durchschaubare Nebeneinander von Realitäten und Scheinwelten, von Wahrheit, Halbwahrheit, von Verdrehung und Ausklammerung“ (Katheder 2008: 299), da dadurch vor allem für bildungsferne Zielgruppen die Gefahr besteht, eine gravierende Realitätsverzerrung in ihre Lebensentwürfe mit aufzunehmen.
In den untersuchten nicht-kommerziellen Jugendmedien konnte Katheder hingegen eine kritische Grundhaltung gegenüber traditionellen Wertvorstellungen feststellen. Sie konstatiert das intensive Bemühen, die Leserinnen darin zu fördern, ihre eigenen Lebenswelten aktiv mitzugestalten. Anders als bei den kommerziellen Zeitschriften, wo sie bloße Vorgaben erhalten, werden sie eher zu einem kritischen und kreativen Denken animiert (Katheder 2008: 300). Jedoch kritisiert Katheder das redaktionelle Konzept der untersuchten nicht-kommerziellen Mädchenzeitschriften in der Hinsicht, dass sie konventionelle „Mädchenthemen“ komplett verdrängen oder durch politische, soziale und ökologische Themen ersetzen (Katheder 2008: 277). Katheder sieht deswegen großes „aufklärerisch-emanzipatorisches“ Potential in einer möglichen zukünftigen Mädchenzeitschrift, die eine Mischung aus konventionellen „Mädchenthemen“ und eigenen, kritischen Inhalten vorsieht und mittels des durchaus erfolgreichen visuell attraktiven und massenorientierten Zeitschriftencharakters umgesetzt wird (Katheder 2008: 278).
Eine weitere Dissertation, die sich kommerziellen Mädchenzeitschriften widmet, stammt von Petra Nickel (2000). Diese aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive entstandene systematische Inhaltsanalyse geht über die rein inhaltliche Ebene hinaus, denn sie berücksichtigt vor allem gesellschaftliche und ökonomische Faktoren. Nickel arbeitet die Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Werbemarkt sowie Vertriebs- und Anzeigenmarketing heraus und stellt Marketingstrategien vor, mit denen Mädchenzeitschriften auf veränderte Marktverhältnisse reagieren. Da für Nickels Untersuchung weniger das dargestellte Frauenbild von Interesse ist, als das redaktionelle Konzept, sind ihre Ergebnisse wenig relevant für die vorliegende Arbeit. Einzig von Bedeutung sind die Ergebnisse der Themenstrukturanalyse: Nickel stellt in BRAVO GiRL! und MÄDCHEN eine eingeschränkte Themenstruktur fest, denn im Jahr 1997 bestehen zwischen 62 Prozent (MÄDCHEN) und 74 Prozent (BRAVO GiRL!) der redaktionellen Inhalte aus den drei Themenbereichen Liebe und Sex, äußeres Erscheinungsbild sowie Stars (Nickel 2000: 295).
Insgesamt verweist Nickel darauf, dass weder BRAVO GiRL! noch MÄDCHEN trotz sinkender Auflagenzahlen ein innovatives redaktionelles Konzept bieten, obwohl beide Zeitschriften betonen, die Lesebedürfnisse mittels verschiedener Aktionen im direkten Dialog mit ihren Leserinnen zu erfragen (Nickel 2000: 312f).
Aus einem pädagogischen Blickwinkel und um Rückschlüsse auf den Bereich der Mädchenarbeit ziehen zu können, untersuchen Nicole Lotz und Ricarda Gregor (2000) in ihrer Diplomarbeit das Mädchenbild in den Zeitschriften BRAVO GiRL!, MÄDCHEN und BRIGITTE YOUNG MISS. Sie zeigen detailliert auf, dass sich die beiden Mädchenzeitschriften BRAVO GiRL! und MÄDCHEN an einem tradierten Frauenbild orientieren. Weibliche Attraktivität - immer für das Auge des Mannes - wird zum Lebensziel erklärt, Konsum dient als Lösung sämtlicher Probleme. Der Mann ist dabei als identitätsstiftender Bezugspunkt immer präsent (Gregor/Lotz 2000: 316).
Wie Weber zuvor schon feststellen konnte, wird der heterosexuellen Liebesbeziehung in beiden Zeitschriften äußerst viel Platz eingeräumt. Partnerschaft wird laut Gregor/Lotz jedoch fast immer mit Sexualität verknüpft (Gregor/Lotz 2000: 311). Dabei wird vor allem die männliche Sexualität thematisiert. Die Bedürfnisse des Mannes scheinen demnach wichtiger zu sein als die der Frau. Dies zeigt auch die nicht vorhandene Thematisierung der weiblichen Sexualität (ebd.). Einen Widerspruch sehen die Autorinnen in der permanenten Herstellung des „romantischen Ideals von keuscher, ewig währender und monogamer Liebe“ (ebd.) und der gleichzeitigen Propagierung von sexueller Freiheit sowie der vorausgesetzten sexuellen Erfahrung.13
Als letztes soll auf die Forschungsarbeiten von Angela McRobbie (1991) eingegangen werden. Die englische Kulturwissenschaftlerin analysierte bereits 1982 die damals meistverkaufte englische Mädchenzeitschrift JACKIE. Sie stellte fest, dass dort neben einem eingeschränkten und tradierten Bild weiblicher Lebenswelten Romantik als Schlüsselthema benutzt wird (McRobbie 1991: 131ff). Mit idealisierten Bildern von Romantik, demnach die Liebesbeziehung mit einem Mann das Lebensziel einer jungen Frau zu sein scheint, wird die mediale Welt der weiblichen Adoleszenz unausweichbar durchzogen. McRobbie sieht JACKIE als ein System zur Erzeugung von Ideologien, das den Leserinnen aufzwingt ihr Leben der Romantik zu widmen (McRobbie 1991: 135).14 Freundschaft unter Mädchen existiert in den Inhalten von JACKIE nicht, denn Frauen werden meistens als Rivalinnen bei der Suche nach einem männlichen Partner inszeniert (McRobbie 1991: 141).
In neueren Untersuchungen stellt McRobbie (1999) einen starken Wandel hinsichtlich der Repräsentation von Frauen in Mädchenzeitschriften fest. Moderne englische Zeitschriften wie JUST SEVENTEEN, SUGAR und MORE! stellen Mädchen nun nicht mehr als bloße Opfer der Romantik dar, sondern als selbstbewusst, abenteuerfreudig und lustvoll (McRobbie 1999: 50f). Im Zuge der Neudefinition von Weiblichkeit wird Sexualität als eine selbstbestimmte und erlernbare Eigenschaft verstanden. Dies macht der geltende Tenor „Bumsen, Knutschen und eine tolle Zeit haben“ der untersuchten Mädchenzeitschriften deutlich: „The new girls magazines are all about „shagging, snogging and having a good time“ (McRobbie 1999: 51).
Laut McRobbie drückt sich in der provokanten Art, wie Mädchenzeitschriften den Genuss von Sexualität verfechten, ein populärer Feminismus aus (McRobbie 1998: 276; McRobbie 1999: 57). Entgegen der Ansicht der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung besteht McRobbie darauf, dass englische Mädchenzeitschriften wie JUST SEVENTEEN feministische Ideen in ihre Inhalte übernommen haben. Sie begründet dies damit, dass sowohl die Haltung der Leserinnen als auch die der weiblichen Redakteure von aktuellen feministischen Diskursen beeinflusst wird (McRobbie 1999: 58f). Der neue populäre Feminismus der englischen Mädchenzeitschriften zeichnet sich durch eine Dramatisierung von Geschlecht, nämlich die übertriebene und ironische Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit aus (McRobbie 1999: 53). Indem der Fokus auf die äußerliche Erscheinung und auf eine offensiv ausgelebte Sexualität gelegt wird, möchten sich junge Mädchen bewusst vom traditionellen Feminismus abgrenzen. Dank der übertriebenen Darstellung von Weiblichkeit und der damit einhergehenden ironischen Distanz besteht für die Leserinnen zwar die Möglichkeit an stereotypen Geschlechterinszenierungen teilzunehmen, jedoch ohne dabei Gefahr zu laufen, sich in hierarchischen Geschlechterverhältnissen wiederzufinden:
„This new form of femininity allows readers to participate in all the conventional and gender stereotypical rituals of femininity without finding themselves trapped into traditional gendersubordinate positions.“ (McRobbie 1999: 53)
Die nach wie vor herrschende Norm der Heterosexualität in den Inhalten der Mädchenzeitschriften beschreibt laut McRobbie die Grenze zwischen einem kommerziellen populären Feminismus und einem radikalen Feminismus (McRobbie 1998: 278).
Die vorliegende Untersuchung soll in erster Linie an die vorangegangenen Arbeiten von Weber und Gregor/Lotz angelehnt werden. Es wird die Beantwortung von Fragen erhofft, die sich aus dem bisherigen Forschungsstand ergeben, wie zum Beispiel: Wird inzwischen die weibliche Sexualität in den aktuellen Ausgaben der BRAVO GiRL! thematisiert oder steht nach wie vor nur die männliche Sexualität im Vordergrund? Wird der Themenbereich Schule und Beruf mittlerweile von der Zeitschrift aufgegriffen? Wird nach wie vor das Ideal der romantischen Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau propagiert oder werden im Jahr 2008 Mädchen in der BRAVO GiRL! als eigenständige und vom männlichen Geschlecht unabhängige Menschen dargestellt? Auch die These McRobbies soll in der Untersuchung aufgegriffen werden: Finden sich feministische Einschläge in den aktuellen Ausgaben der BRAVO GiRL!, möglicherweise bereits in den Ausgaben aus dem Jahr 1992?
Obwohl das Erkenntnisinteresse und die Untersuchungsmethode ähnlich sind, liegt doch ein wesentlicher Unterschied in der Interpretation der Ergebnisse. Gregor/Lotz, Katheder und auch Weber setzen voraus, dass Medien in starkem Maße sozialisieren und schließen daher von den Medieninhalten auf die realen Lebenswelten und Einstellungen der Leserinnen. So gehen Gregor/Lotz angelehnt an die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse von einer traditionellen Haltung der BRAVO GiRL!- Leserinnen aus, die ihre Zukunftsperspektive hauptsächlich im häuslichen Bereich sehen. Obwohl diese Arbeit ebenfalls auf der Annahme basiert, dass Medieninhalte in bestimmter Weise zur Sozialisation Jugendlicher beitragen, sollen dennoch - ohne vorliegende Ergebnisse von Rezeptionsstudien - aus den Erkenntnissen der qualitativen Inhaltsanalyse keine Rückschlüsse auf die Einstellungen und Lebensentwürfe der Leserinnen gezogen werden.
Ökonomische Gesichtspunkte, wie Nickel sie untersucht, werden außen vorgelassen, da sie für das Ziel dieser Untersuchung von geringer Bedeutung sind.
2.4 Das Marktsegment der Mädchenzeitschriften
Bereits im 18. und 19. Jahrhundert erschienen in Deutschland Jugendzeitschriften, die jedoch überwiegend eine pädagogische Ausrichtung hatten. Der Inhalt war nach Geschlecht getrennt: Für Jungen waren naturwissenschaftliche und technische Beiträge vorgesehen, für Mädchen hingegen Erzählungen und hauswirtschaftliche Themen (Weber 1991: 14). Kommerzielle Jugendzeitschriften, wie wir sie heute kennen, entstanden in Deutschland erst nach 1950. Die Zeitschrift BRAVO, bis heute unangefochtene Marktführerin in diesem Segment, wurde 1956 gegründet. Sie hält sich bereits seit über 50 Jahren am Markt, was nicht selbstverständlich ist in der von Fluktuation geprägten Zeitschriftenlandschaft.
Kommerzielle Zeitschriften, die sich speziell an junge Frauen richten, wurden erst zwanzig Jahre später, Mitte der 70er Jahre, entwickelt. Die erste deutsche Mädchenzeitschrift, MELANIE, richtete sich an 10- bis 14-jährige Mädchen. Sie erschien erstmalig 1974 und hielt sich in dieser Form bis 1978. Im Jahre 1976 wurde die Zeitschrift MÄDCHEN gegründet, die bis heute nach mehreren Eigentümerwechseln in einem Tochterverlag des Axel Springer Verlags erscheint. Die Zeitschrift MÄDCHEN blieb nach ihrer Gründung zehn Jahre lang die einzige kommerzielle Mädchenzeitschrift, bis 1986 vom Heinrich Bauer Verlag (heute: Bauer Media Group) eine Testausgabe der BRAVO GiRL! herausgegeben wurde. Seit 1988 erscheint BRAVO GiRL! regelmäßig im 14-Tage-Rhythmus, ebenso wie MÄDCHEN. Die Auflagenzahlen der beiden Zeitschriften waren so erfolgsversprechend, dass ab Anfang der 90er Jahre auch andere Verlage mit ausschließlich für junge Mädchen konzipierten Produkten auf den Markt kamen. Somit entwickelte sich zu diesem Zeitpunkt aus den Jugendzeitschriften das eigenständige, in den 90er Jahren durchaus erfolgreiche Segment der Mädchenzeitschriften.
Nickel unterteilt das Segment der Mädchenzeitschriften in vier Subsegmente (Nickel 2000: 109):
1. Klassische Mädchenzeitschriften (z.B. BRAVO GiRL!, MÄDCHEN)
2. Serienzeitschriften (z.B. GUTE ZEITEN - SCHLECHTE ZEITEN-Magazin)
3. Pferdezeitschriften (z.B. WENDY, CONNY)
4. Mädchencomics (z.B. MINNIE)
Da für diese Arbeit lediglich die klassischen Mädchenzeitschriften von Interesse sind und diese auch den mit Abstand größten Bereich ausmachen, werde ich im Folgenden lediglich auf diese eingehen, und hier auch nur auf die wichtigsten Vertreterin. Für eine umfangreiche Darstellung aller bis 1997 erschienenen Mädchenmagazine, ihrer Auflagenzahlen und Anzeigenvolumen soll an dieser Stelle auf die Arbeit von Nickel verwiesen werden.
Darin zeigt Nickel sehr deutlich, dass der gesamte Jugendpressemarkt, insbesondere das Mädchenzeitschriftensegment, von einer hohen Dynamik geprägt ist (Nickel 2000: 103). Dies zeigt sich zum einen in den enormen Schwankungen bei den Auflagenzahlen, zum anderen in den vielen Neueinführungen und Einstellungen von Zeitschriftentiteln. Viele der in den 90er Jahren entstandenen Mädchenzeitschriften konnten sich nur kurze Zeit am Markt halten. Neben BRAVO GiRL! und MÄDCHEN sind noch MISS VOGUE, BRIGITTE YOUNG MISS, ELLE GIRL, SUGAR und SIXTEEN zu erwähnen, die allesamt heute nicht mehr erscheinen.
Die Zeitschrift MISS VOGUE erschien erstmalig 1988 im Condé Nast Verlag und richtete sich vor allem an gut situierte 14- bis 21-jährige Mädchen mit hoher Kaufkraft. Bereits 1991 wurde MISS VOGUE auf Grund ihres geringen Anzeigenaufkommens wieder eingestellt.
Im Jahre 1995 brachte Gruner + Jahr die Zeitschrift BRIGITTE YOUNG MISS für gut gebildete 15- bis 20-jährige junge Frauen heraus. Die BRIGITTE YOUNG MISS gehörte lange Zeit zu den etablierten Mädchenzeitschriften und wurde dennoch 2006 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Nicht besser erging es SUGAR (Verlag Egmont Cultfish Media, 1998 bis 2008), SIXTEEN (Attic Futura Verlag, 1998 bis 2003) und ELLE GIRL (Hubert Burda Verlag, 2004 bis 2005). Sie alle zielten auf etwa 14- bis 20-jährige junge Frauen, unterschieden sich allerdings in einigen Punkten ihrer redaktionellen Konzepte.
Die aktuelle Situation auf dem Markt der Mädchenzeitschriften ist sehr übersichtlich. Seit 2008 gibt der Heinrich Bauer Verlag die Mädchenzeitschrift YEAH! heraus. Sie wird vom Verlag als die „kleine Schwester der BRAVO“ bezeichnet, richtet sich an Mädchen zwischen 9 und 15 Jahren und hat somit eine etwas jüngere Zielgruppe als die BRAVO GiRL!. Die Themen der YEAH! umfassen Stars, TV und Kino, Mode und Beauty sowie Wissen und Technik. Die durchschnittliche Verkaufszahl beläuft sich im Jahr 2008 auf 106.000 Exemplare.15
Im Egmont Ehapa Verlag erscheinen derzeit zwei Mädchenzeitschriften: Erstens handelt es sich um das Magazin GO GIRL für 10 bis 15-jährige Mädchen. Aus den Mediadaten lässt sich entnehmen, dass „es sich in GO GIRL in erster Linie um Stars und alles, worüber sich sonst noch mit der besten Freundin tratschen lässt, dreht: Styling und Shopping, Frisuren und Kosmetik, Psychotests und Horoskop, Rätsel und Gewinne, Fotoroman, Comic, Peinlichkeiten, Musik, Kino, Fernsehen, Lesen, Games, Schule und natürlich auch Sorgen“.16
Die zweite Mädchenzeitschrift bei Egmont Ehapa Verlag nennt sich GIRLFRIENDS. Die als „jungsfreie Zone“ beschriebene Zeitschrift ist für die etwas jüngere Zielgruppe der 8- bis 14-jährigen Mädchen gedacht. Sie unterscheidet sich laut eigener Aussage von Konkurrenzblättern darin, dass, „statt die Leserin - wie in Teenager-Titeln - mit Sexthemen zu konfrontieren, sich GIRLFRIENDS ganz in der Mädchenwelt bewegt.“.17 Die Mädchenwelt setzt sich in diesem Fall lediglich aus den Themen Stars, Mode und Beauty zusammen, denn „für Jungs ist da gar kein Platz. Und das ist auch gut so!“.18
Beide Zeitschriften sind noch recht jung (Ersterscheinungsjahr 2004) und verzeichnen eine, im Vergleich mit BRAVO GiRL! und MÄDCHEN, recht geringe Auflage; die durchschnittlich verkaufte Auflage beläuft sich in 2008 auf 56.000 Exemplare.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Jahresauflagen der wichtigsten Mädchenzeitschriften. (Quelle: PZ Online)
Aus den vorangegangenen Erläuterungen wird deutlich, dass BRAVO GiRL! und MÄDCHEN die einzigen Mädchenzeitschriften sind, die sich seit über 20 Jahren erfolgreich am Markt halten. Die BRAVO GiRL! gilt bis heute als erfolgreichste Mädchenzeitschrift, da sie seit ihrer Markteinführung die Spitzenposition bei den verkauften Auflagen hält. Im Laufe der Jahre haben sich die Verkaufszahlen von BRAVO GiRL! und MÄDCHEN immer mehr angeglichen, seit 2007 sind sie etwa auf gleicher Höhe. Beide Titel kämpfen, wie fast alle deutschen Publikumszeitschriften, seit einigen Jahren mit sinkenden Auflagenzahlen. Die Abbildung 1 zeigt die Auflagenentwicklung der wichtigsten Vertreter im Mädchenzeitschriftensegment und verdeutlicht, dass die Zeitschrift BRAVO GiRL! als unangefochtene Marktführerin bezeichnet werden kann.
3. Veränderungen in den Lebenswelten von Mädchen seit 1992
Ein wesentliches Interesse dieser Arbeit besteht darin herauszufinden, ob im Inhalt der Zeitschrift BRAVO GiRL! gesellschaftliche Veränderungen aufgegriffen werden oder diese ignoriert werden. Im Folgenden sollen daher gesellschaftliche Veränderungen in den Lebenswelten junger Frauen kurz skizziert werden, um der Analyse und deren Fragestellung eine Grundlage zu bieten.
Sowohl die Ergebnisse der Jugendstudien des Unternehmens Shell als auch die der drei Wellen des Jugendsurveys des Deutschen Jugendinstituts zeigen bedeutende Veränderungen in den Einstellungen und Lebensentwürfen junger Frauen (und Männer) sowie Tendenzen der Angleichung der Geschlechter auf (vgl. Shell 2006; Shell 1992; Gille et al. 2003).19
Laut der aktuellen Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2006 lässt sich, was sich in den Umfrageergebnissen von 2002 bereits angedeutet hat, auf eine neue Generation von jungen Frauen schließen, die sich deutlich von den vorherigen Generationen unterscheidet. Diese neue Mädchengeneration - von den Medien „Alphamädchen“ genannt - zeichnet sich vor allem durch ein enorm hohes Engagement im schulischen Bereich aus, was dazu geführt hat, dass junge Frauen mittlerweile ein höheres Schulbildungsniveau haben als junge Männer (Shell 2006: 66ff; Gille et al. 2003: 25f). Mädchen bleiben seltener sitzen, verlassen die Schule seltener ohne Abschluss, und seit Anfang der 90er Jahre erwerben mehr Mädchen als Jungen die höher qualifizierten Abschlüsse mittlere Reife oder Hochschulreife - mit steigender Tendenz. Jungen sind dagegen an Haupt- und Sonderschulen in der Überzahl (Shell 2006: 66ff; Gille et al. 2003: 25f).
Die Zahl der Studienanfänger und -anfängerinnen hat sich in den letzten Jahren angeglichen. Waren 1992 nur 43 Prozent Frauen unter den Studienanfängern, ist diese Zahl bis 2007 auf 50 Prozent angewachsen (Statistisches Bundesamt 2008: 62). Im Jahr 2002 wurden sogar etwas mehr Frauen als Männer verzeichnet, die ein Studium aufnahmen (vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. 2007: 126).20
In den Leistungsbilanzen der Jugendlichen ist somit seit einigen Jahren eine Entwicklung zur Umkehrung der traditionellen Geschlechterverhältnisse erkennbar. Mädchen reagieren auf größer gewordene Anforderungen im Erwerbsleben mit beträchtlicher Leistungsstärke und stellen hohe Ansprüche an sich selbst (Shell 2006: 36). Damit geht einher, dass mittlerweile fast alle Mädchen Arbeit und Beruf als einen selbstverständlichen und zentralen Bestandteil ihres zukünftigen Lebens ansehen (Shell 2006: 448).
Trotz der besseren schulischen Qualifikation schauen Mädchen heutzutage bedächtiger und ängstlicher in ihre Zukunft. 2006 sehen nur 47 Prozent ihre eigene Zukunft zuversichtlich, 1992 taten dies noch 57 Prozent (Shell 2006: 97; Shell 1992: 152). Die vermehrten Ängste der Mädchen vor zukünftigen gesellschaftlichen Problemen könnten der Grund für ihren erhöhten Einsatz im schulischen Bereich sein. Um stärker auf gesellschaftliche Anforderungen vorbereitet zu sein, investieren Mädchen womöglich bewusst in eine bessere schulische Bildung (Shell 2006: 97).
Diese Entwicklung wird begleitet von einem Wertewandel, auf den beide Studien hinweisen. Bis Anfang der 90er Jahre strebten Jugendliche eher nach Individualisierung und Selbstverwirklichung. Heute, so scheint es, begreifen sie dagegen viel früher als die vorherigen Generationen den Ernst des Lebens und fühlen sich bereits in jüngeren Jahren verantwortlich für ihre eigene Zukunft (Gille et al. 2006: 163). Die heutige Jugend wird als eine pragmatisch denkende Generation beschrieben, die verinnerlicht hat, dass sie ihre Ziele im Leben nur erreicht, wenn sie deren Verwirklichung selbst in die Hand nimmt (Shell 2006: 39). Auch Gille betont, dass es der heutigen Generation enorm wichtig sei, selbst über ihr Leben bestimmen zu können, und dass die Jugend fest daran glaube, ihre Ziele im Leben auch verwirklichen zu können (Gille et al. 2006: 206).
Die heutige Jugend verlangt nach stabilen Ordnungen. Vor allem Mädchen sind sicherheits- und pflichtbewusster geworden (Shell 2006: 40; Gille et al. 2006: 167). Seit Anfang der 90er Jahre sind traditionelle Werte wieder im Kommen: Fleiß, Ehrgeiz, Leistung und Sicherheit werden mit Selbstentfaltungswerten wie Kreativität, Lebensgenuss oder Kritikfähigkeit vereint. Hedonistische Werte dagegen - wie „ein aufregendes Leben führen“, „tun und lassen, was man will“ oder „das Leben genießen“ - verlieren zunehmend an Bedeutung. Ebenso angestiegen, und stärker vertreten von weiblichen Jugendlichen, sind prosoziale Werte wie Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen (Shell 2006: 175ff; Gille et al. 2006: 163ff).
Auch die Priorität der verschiedenen Lebensbereiche hat sich verschoben (Gille et al. 2003: 195ff). Der Freundeskreis nimmt einen bedeutenden Stellenwert für Jugendliche ein. Am wichtigsten ist die beste Freundin oder der beste Freund. 90 Prozent der 12- 13jährigen Mädchen haben eine beste Freundin, die sie täglich oder fast täglich treffen. Die Bedeutung der Familie ist im Zeitraum der verglichenen Untersuchungen sehr gestiegen. Die Familie, vor allem die Mutter, erscheint heute ähnlich wichtig für Jugendliche wie deren Freunde. Der Stellenwert von Partnerschaft sowie einer eigenen Familie mit Kindern ist ebenfalls auffällig gewachsen. Hier finden sich Geschlechterdifferenzen, denn Mädchen messen diesen beiden Bereichen ein größeres Gewicht bei als Jungen (Gille et al. 2003: 197).
Die größte Veränderung findet sich jedoch in den Bereichen Beruf und Arbeit sowie Schul- und Berufsausbildung, welche enorm an Bedeutung gewonnen haben. Im Jahr 2003 sind diese Themen für die Jugend beinahe ebenso wichtig wie Freunde und Familie, und um einiges bedeutsamer als eine eigene zukünftige Familie. Bemerkenswert daran ist, dass Mädchen dem Bereich Schul- und Berufsausbildung etwas mehr Bedeutung beimessen als Jungen, woraus geschlussfolgert werden kann, dass Mädchen heutzutage schon in jungen Jahren stark berufsorientiert sind (Gille et al. 2006: 196f).
Die Lebensbereiche Politik sowie Kunst und Kultur fallen sowohl 1992 als auch 2003 für deutsche Jugendliche weniger ins Gewicht (Gille et al. 2006: 200). Die Shell Jugendstudie konnte feststellen, dass das Interesse an Politik im Vergleich zu 1992 stark gesunken ist und sich unverändert mehr Jungen als Mädchen für politische Themen begeistern (Shell 2006: 105f).21 Die geringste Bedeutung messen Jungen und Mädchen dem Lebensbereich Religion bei (Gille et al. 2006: 196). Auffällig ist die Verschiebung des Lebensbereiches Freizeit und Erholung im Ranking: Nahm dieser 1992 noch den zweitwichtigsten Platz im Bewusstsein der Jugendlichen ein, steht er 2003 an fünfter Stelle steht. Interessant ist, dass dabei die absolute Bedeutung kaum gesunken ist, sondern dass andere Bereiche wie Familie, Schul- und Berufsausbildung sowie Beruf und Arbeit wesentlich wichtiger wurden (Cornelißen/Gille 2008: 150).22 Ein weiteres Merkmal der neuen Generation von Mädchen ist die Tatsache, dass den meisten von ihnen - neben einem sicheren Arbeitsplatz und einer interessanten Tätigkeit - ein hohes Einkommen und Aufstiegsmöglichkeiten ziemlich wichtig sind.23 Diese bisher eher von Jungen betonten Wünsche zeugen von gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen in weiblichen Lebensentwürfen (Cornelißen/Gille 2005: 9f). Seit den 1990er Jahren lässt sich anhand der Shell Jugendstudien beobachten, dass Mädchen viel ehrgeiziger geworden sind. Sie orientieren sich heutzutage viel mehr an bisher stereotyp männlichen Eigenschaften wie Leistung, Durchsetzungsvermögen, Karriereinteresse und Bereitschaft für Verantwortung (Shell 2006: 40). Gleichzeitig weist das Profil der neuen Mädchengeneration nach wie vor eine Beständigkeit an stereotyp weiblichen Eigenschaften auf. Mädchen sind nach wie vor emotionaler, toleranter, umweltbewusster und sozial hilfsbereiter als Jungen (ebd.).24
Die Antworten auf die Frage, was unter Jugendlichen „in“ ist, lassen hingegen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen (Shell 2006: 172ff): An erster Stelle wird von Jungen und Mädchen gleichermaßen „toll aussehen“ (2006: 92 Prozent), an zweiter Stelle „Karriere machen“ (84 Prozent) genannt. Da der dritte und vierte Platz von „Technik“25 und „Markenkleidung tragen“ eingenommen wird, kann geschlussfolgert werden, dass sich der Zeitgeist heutiger Jungen und Mädchen vor allem an Bildung und Berufserfolg sowie an Mode und Konsum festmacht. Politik und Ökologie spielen eine untergeordnete Rolle. Indes wird auch in diesem Zusammenhang ein Aufleben traditioneller Werte festgestellt, denn seit 2002 werden „Treue“ und „Verantwortung übernehmen“ von einem Großteil der Jugendlichen ebenfalls als „in“ bezeichnet (Shell 2006: 172ff).
Für die Analyse in der vorliegenden Arbeit ist es von großer Bedeutung, nach Veränderungen im Geschlechterrollenbild der heutigen Mädchengeneration zu schauen. Welche Rolle spielen traditionelle Lebensentwürfe und Geschlechterstereotypen noch in den Zukunftsperspektiven der heutigen Jugend? Vor allem in der 3. Welle des Jugendsurveys wurde diesen Fragen nachgegangen. Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass traditionelle Rollenbilder, wonach Frauen allein für den privaten Lebensbereich zuständig sind und Männer arbeiten gehen, in den Vorstellungen junger Menschen keine besonders große Rolle mehr spielen. So werden einseitige Lebensentwürfe, die entweder auf Familie oder Beruf abzielen, von einem Großteil der Mädchen abgelehnt. Nur 17 Prozent sehen ihren zukünftigen Lebensmittelpunkt in Kindern und Haushalt, 19 Prozent stellen den Beruf in den Vordergrund. Immerhin 76 Prozent der Mädchen möchten sich die Hausarbeit mit ihrem Partner teilen (Gille et al. 2006: 188ff).26
Dass sich Jugendliche noch immer, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt wie 1992, an der klassischen Geschlechterrollenverteilung orientieren, zeigen die geschlechtsdifferenten Antwortprofile. Weniger Jungen als Mädchen sehen ihren zukünftigen Lebensmittelpunkt in Kindern und Haushalt, mehr Jungen hingegen möchten den Schwerpunkt ihres Lebens auf den Beruf legen. Vor allem in der partnerschaftlichen Teilung der Hausarbeit gibt es große Unterschiede: Nur etwas mehr als die Hälfte der Jungen stimmt diesem Aspekt stark zu (Cornelißen/Gille 2008: 149). Dennoch findet unter Jugendlichen nachweislich ein Wandel statt, den vor allem die Mädchen vorantreiben: weg von traditionellen Rollenbildern, hin zu egalitären Rollenorientierungen (Gille et al. 2006: 185). Zwar vertrat bereits 1992 die Mehrheit der Mädchen eine egalitäre Haltung, doch der Anteil der übrigen Mädchen mit traditionellen Einstellungen verkleinert sich zunehmend. Der Zeitvergleich zeigt, dass die meisten Mädchen die traditionell männliche Rolle des Hauptverdieners immer entschiedener zurückweisen. Die Meinung, dass der Mann der Hauptverdiener und die Frau verantwortlich für den Haushalt ist, vertreten 1992 noch 30 Prozent, 2003 hingegen nur noch 23 Prozent der Mädchen (Gille et al. 2006: 186). Ferner erachtet die große Mehrheit der Mädchen mittlerweile Männer als ebenso geeignet für die Kindererziehung wie Frauen (Gille et al. 2006: 175). Ein Denkwandel ist auch daran erkennbar, dass 1991 noch 68 Prozent der jüngeren Menschen (18-30 Jahre) die Berufstätigkeit der Mutter als schädlich für ein Kleinkind beurteilen. 2004 tun dies nur noch 33 Prozent (ALLBUS zitiert nach Cornelißen/Gille 2005: 16).
Dass junge Männer eher dazu tendieren, dem traditionellen Männer- und Frauenbild verhaftet zu bleiben, wird daran deutlich, dass 2003 noch ein gutes Drittel der Jungen dem Mann die Rolle des Hauptverdieners und der Frau die Rolle der Hausfrau zuschreibt. 1992 war sogar noch knapp die Hälfte der Jungen dieser Ansicht (Gille et al. 2006: 186).27 Obwohl für Jungen - nachweislich seit der 1. Welle des Jugendsurvey 1992 - egalitäre Rollenbilder ebenfalls wichtiger werden, bleibt die Differenz zwischen Mädchen und Jungen bezüglich der Einstellungen zur familiären Arbeitsteilung nach wie vor bestehen. Allerdings verringert sie sich seit Beginn der 90er Jahre konstant (Cornelißen/Gille 2005: 18f; Cornelißen/Gille 2008: 153). Diese Tendenz legt die Vermutung nahe, dass sich die Ansichten bezüglich der Geschlechterrollen zwischen Jungen und Mädchen im Laufe der Zeit mehr und mehr angleichen werden.
[...]
1 Der Begriff ist abgeleitet von dem englischen Begriff „Alpha Girls“, der von Dan Kindlon für die moderne Mädchengeneration in den USA geprägt wurde: Kindlon, Dan (2006): Alpha Girls. Understanding the New American Girl and How She Is Changing the World. New York.
2 Vgl. Haaf, M./Klingner, S./Streidl, B. (2008): Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht. Hamburg. Vgl. Titelthema „Die Alpha-Mädchen" In: DER SPIEGEL (24/2007).
3 Das Zitat wurde dem Objektprofil der BRAVO GiRL! entnommen, das auf der Homepage des Heinrich Bauer Verlages zu finden ist: www.bauermedia.de/b_girl.html (letzter Zugriff 15.3.2009)
4 Mit dem Begriff „Frauenbild“ wird in diesem Zusammenhang die Darstellung der weiblichen Lebenssituation bezeichnet, die vor allem die Beschreibungen junger Frauen und die damit implizierten Verhaltenserwartungen, die an sie gestellt werden, enthält.
5 So fordert beispielsweise die Grüne Jugend in einer Meldung vom 11.12.2007 dazu auf, ein Protestschreiben an die Redaktion der BRAVO GiRL! zu richten, da diese zuvor augenscheinlich sexistische Witze abgedruckt hatte (Quelle: www.gruene-jugend.de/aktuelles/show/401198.html).
6 Hepp bezeichnet die Jugendphase als „Medienzeit“ (Hepp 2004: 202). Seiner Meinung nach haben Medien in der Jugendzeit zum einen die Funktion von „Identitätsmärkten“, denn sie werden von Jugendlichen zum Einüben von Selbstdarstellungsstrategien benutzt. Zum anderen dienen sie als „Kompetenzmärkte“, indem sie wertvolle Information zu jugendrelevanten Themen bieten, beispielsweise zu den Themen Sexualität, Internet oder Computernutzung.
7 Ich habe mich für die Verwendung des Begriffs „kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung“ entschieden. Dieser Begriff umfasst auch die feministische Medien- und Kommunikationswissenschaft (vgl. Dorer/Klaus 2003: 550).
8 Auch die Zeitschrift BRAVO GIRL! stand im Jahr 1992 noch unter einem männlichen Chefredakteur sowie seinem männlichen Stellvertreter. 2008 hat sich das geändert: Die Chefredakteurin sowie die stellvertretende Chefredakteurin sind Frauen.
9 So bemängelt Mühlen-Achs, dass die hauptsächlich von Männern entworfenen Frauenbilder in den Medien kaum als weibliche Identifikationsobjekte brauchbar sind. Die weiblichen Vorbilder, die Frauen in den Massenmedien geboten werden, sind von Belanglosigkeit und einer weitestgehend untergeordneten Objektposition gekennzeichnet. Die männlichen Figuren hingegen fungieren meist als Subjekte und bieten durch die Fülle an starken Heldenrollen und generell gesellschaftlich mächtigeren Figuren positivere Vorbilder. Durch diese medialen Darstellungen von Männern und Frauen werden patriarchale Machtstrukturen und somit die geschlechtliche Ungleichheit aufrechterhalten (Mühlen-Achs 1991: 82ff).
10 Leider beziehen sich die meisten Rezeptionsstudien bisher lediglich auf Fernsehkonsum, und hier vor allem auf die bei Frauen beliebten „Daily Soaps“. Diese machen einen großen Teil der feministischen Rezeptionsforschung aus.
11 Vgl. Günther, Mario Thomas (2000): Eman(n)zipiert? Eine empirische Studie über den Zusammenhang zwischen dem Männerbild des Zeitschrift Men’s Health und der Lebensrealität der Leser. Münster. Bregenstroth, Lars (2003): Tipps für den modernen Mann. Männlichkeit und Geschlechterverhältnis in der Men's Health. Münster.
12 Unter nicht-kommerziellen Mädchenzeitschriften versteht Katheder „alternative“ Medienformate, die nicht primär auf einen wirtschaftlichen Gewinn abzielen (vgl. Katheder 2008: 35f).
13 Als Gegenkonzept zu den klassischen Mädchenzeitschriften stellt sich in der Analyse von Gregor/Lotz die inzwischen wieder eingestellte Zeitschrift BRIGITTE YOUNG MISS heraus. Sie orientiert sich im Gegensatz zur BRAVO GiRL! und MÄDCHEN an einem alternativen Frauenbild. Der männliche Blick dient hier nicht als Bezugspunkt. Auch Lebensbereiche wie Schule und Beruf, die in den beiden anderen Zeitschriften gänzlich fehlen, werden thematisiert (Gregor/Lotz 2000: 313).
14 McRobbie weist jedoch selbst darauf hin, dass Elizabeth Frazer in Befragungen von JACKIELeserinnen herausfinden konnte, dass junge Frauen die Inhalte der Zeitschrift JACKIE durchaus kritisch betrachten und sich teilweise sogar über die übertrieben dargestellten romantischen Liebesgeschichten lustig machen (vgl. Frazer, Elizabeth (1987): Teenage Girls Reading Jackie. Media Culture and Society. Bd. 9., zitiert nach McRobbie 1991: 141).
15 Die Informationen sind der Homepage des Heinrich Bauer Verlages entnommen: http://www.bauermedia.de/yeah.html (letzter Zugriff: 12. Februar 2009)
16 Das Zitat wurde der Homepage des Egmont Ehapa Verlages entnommen: www.cultfish.de/index.php?id=6 (letzter Zugriff 12.2.2009).
17 Das Zitat wurde der Homepage des Egmont Ehapa Verlages entnommen: www.cultfish.de/index.php?id=9 (letzter Zugriff 12.2.2009)
18 ebd.
19 Statt der korrekten Schreibweise „Shell Deutschland Holding 2006“ und „Jugendwerk der Deutschen Shell 1992“ wird in dieser Arbeit der Einfachheit halber mit der Angabe „Shell 2006“, bzw. „Shell 1992“ auf die beiden Veröffentlichungen verwiesen.
20 Dennoch nehmen prozentual gerechnet von allen studienberechtigten Jugendlichen mehr Jungen als Mädchen ein Studium auf, obwohl mittlerweile mehr Mädchen als Jungen die Schule mit der Hochschulreife verlassen (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006: 73).
21 In Bezug auf gesellschaftliche und politische Beteiligung von Jugendlichen hat sich nicht viel verändert. 1992 waren 21 Prozent aller Jugendlichen aktiv in einer Gruppierung, 2003 sind es noch 19 Prozent, die meisten davon nach wie vor in Umweltschutzgruppen oder Friedensinitiativen. Auch die konventionellen politischen Handlungsformen haben stabile Werte, so liegt die Wählbereitschaft unter Jugendlichen konstant bei über 90 Prozent. Allerdings ist die Teilnahmebereitschaft für Streik und Demonstrationen im Laufe der letzten Jahre zurückgegangen (Gille et al. 2006: 273ff).
22 Den immensen Anstieg der oben genannten Lebensbereiche erklärt Gille mit den unsicheren Berufsund Ausbildungsaussichten, die eine gute Bildungsgrundlage zur wirtschaftlichen Absicherung immer nötiger machen und denen Jugendliche mit einem sozialen Netzwerk aus Freunden und Familie zur Stärkung entgegen treten (Gille et al. 2006: 201).
23 Zwar sind Jungen ein hohes Einkommen und Aufstiegsmöglichkeiten hinsichtlich der beruflichen Zukunft im Vergleich mit Mädchen noch etwas wichtiger, die Differenz jedoch wird immer geringer (Cornelißen/Gille 2005: 9).
24 Unverändert zeigen sich auch traditionelle Geschlechterdifferenzen in der angestrebten Berufs- und Studienfächerwahl von Mädchen und Jungen. Mädchen möchten beispielsweise öfter als Jungen einen sozialen Beruf ergreifen oder einen Beruf, der sich gut mit der Familie vereinbaren lässt (Cornelißen/Gille 2008: 150f). Auf eine detaillierte Darstellung der einzelnen Berufswünsche und Studienfächer junger Frauen wurde in dieser Arbeit verzichtet, da Beruf und Ausbildung in den Inhalten der BRAVO GiRL! kaum thematisiert werden.
25 Der Faktor „Technik“ wurde allerdings von mehr Jungen als „in“ bezeichnet als von Mädchen (Shell 2006: 173).
26 Die Prozentzahlen ergeben sich aus den Anteilswerten der Skalenwerte 5 und 6 (= starke Zustimmung) einer 6-stufigen Skala (1= trifft überhaupt nicht zu; 6 = trifft voll und ganz zu). Als eher kritisch sehe ich das „entweder-oder-Prinzip“, nach dem die Befragung zu den zukünftigen Lebensentwürfen in der 3. Welle des Jugendsurvey konzipiert wurde. So standen den Befragten lediglich die drei vorgegebenen Aussagen „In meiner Zukunft möchte ich mich hautsächlich um Kinder und Haushalt kümmern“, „Ich möchte die Hausarbeit mit meiner Partnerin/meinem Partner teilen“ und „Der Beruf wird für mich das wichtigste im Leben sein“ zur Auswahl. Keine der Aussagen sieht die Möglichkeit der Vereinbarung von Beruf und Familie als zukünftige Perspektive vor.
27 Allerdings vertritt die überwiegende Mehrheit der Jungen 2003 die Meinung, dass „Männer [...] für die Kindererziehung genauso geeignet wie Frauen“ sind und „wenn Kinder da sind, [...] der Mann weniger arbeiten und sich mehr Zeit für die Familie nehmen“ soll (Gille et al. 2006: 175).
28 Außerdem bleiben im Leben junger Frauen bestimmte geschlechtspezifische Lebensmuster bestehen: Mädchen müssen nach wie vor im Elternhaus mehr Hausarbeit leisten als Jungen, sie ziehen früher von zuhause aus, gehen früher eine Partnerschaft ein und bekommen in jüngeren Jahren Kinder als Jungen (Gille/Sardei-Biermann 2006: 12).
- Quote paper
- Anonymous,, 2009, Das Frauenbild der Zeitschrift BRAVO GiRL! , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187581
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