Unsere heutige Generation an Kindern und Jugendlichen (und vielleicht auch schon darüber hinaus) ist in den Verruf gekommen, sich respektlos gegenüber Älteren und Höhergestellten zu verhalten. Besonders in Schulen sollen Lehrerinnen und Lehrer immer mehr mit dieser Art von Problemen zu kämpfen haben. Handelt es sich dabei um tatsächlich belegbare Tatsachen oder herrscht auch hier erneut die typische Meinung der älteren Generation vor: »Früher hätte es so etwas bei uns nicht gegeben! «
Unsere heutige Generation an Kindern und Jugendlichen (und vielleicht auch schon darüber hinaus) ist in den Verruf gekommen, sich respektlos gegenüber Älteren und Höhergestellten zu verhalten. Besonders in Schulen sollen Lehrerinnen und Lehrer immer mehr mit dieser Art von Problemen zu kämpfen haben. Handelt es sich dabei um tatsächlich belegbare Tatsachen oder herrscht auch hier erneut die typische Meinung der älteren Generation vor: »Früher hätte es so etwas bei uns nicht gegeben! «
Bevor überhaupt auf die heutige Situation an Schulen eingegangen werden kann, muss erst einmal geklärt werden, was Respekt überhaupt ist. Die RespectResearchGroup beschäftigt sich mit jener Frage und sieht Respekt als „eine Einstellung eines Menschen einem Anderen gegenüber, bei welcher er in diesem einen Grund erkennt, der es aus sich heraus rechtfertigt, ihn zu beachten und auf solche Weise zu agieren, dass bei ihm über Resonanz das Gefühl entsteht, in seiner Bedeutung und seinem Wert (an)erkannt zu sein“ (RESPECTRESEARCHGROUP 2005- 2010). Das Wort Respekt lässt sich dabei vom lateinischen Wort »respicere« ableiten, welches (wörtlich übersetzt) »nochmals hinsehen« oder (im Zusammenhang) »berücksichtigen« bedeutet. Eine Person zu respektieren bedeutet folglich sie zu beachten, das heißt sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen und ihren Wert zu erkennen. Respekt wird somit ein obligatorischer Punkt im täglichen sozialen Verhältnis mit anderen Personen. Das Gegenüber muss »richtig« wahrgenommen und, passend seiner Bedeutung, eingeordnet werden. Man erkennt also, wie bereits in der »Definition« erwähnt, einen Grund im Anderen, der sich aus sich heraus rechtfertigt und somit Respekt erzeugt. Die respektierte Person besitzt also Eigenschaften und charakteristische Züge, die eine Beachtung und anschließende Respektierung rechtfertigen (vgl. RESPECTRESEARCHGROUP 2005-2010). Eine Person respektieren zu können, bedeutet folglich auch nicht unbedingt, mit ihr die eigenen Interessen und Meinungen zu teilen (vgl. SIMON, B., STÜRMER, S., & LÜCKEN, M. 2004). So können wir auch Menschen für ihr Handeln, wie z.B. ihren Mut und ihr politisches Engagement, respektieren, ohne dabei selber ihrer Überzeugung zu sein. Umgekehrt kann man also nicht von Respekt sprechen, wenn wir uns, durch vorgetäuschtes wertschätzendes Verhalten, eigene Vorteile verschaffen wollen. Dieses vorgespielte respektierende Verhalten ist häufig zum Scheitern verurteilt, da es die Betroffenen relativ schnell bemerken und in ihnen genau das Gegenteil auslösen (vgl. RESPECTRESEARCHGROUP 2005-2010).
Ist es also Tatsache, dass die »Tugend des Respekts« an Schulen abhandenkommt? Zweifellos ist immer häufiger von Respektlosigkeit und Verrohung der heutigen Kinder und Jugendlichen zuhören. Lehrer scheinen an die Grenzen ihrer »Macht« zu gelangen, können nicht die Aufmerksamkeit der Schüler gewinnen, erleiden mit ihrem Durchsetzungsvermögen Schiffbruch und werden nicht ihres Amtes gemäß von den Schülern behandelt und geachtet. Folglich kommt es immer wieder dazu, dass Lehrer ein Klima aus Angst und Einschüchterung bevorzugen und verbreiten. In der Presse erscheinen Berichte von Schulen, an denen Sechsen für das kleinste Fehlverhalten verteilt werden. Spätestens jetzt gerät man an den Punkt, wo entweder die Angst Gehorsamkeit im Schüler auslöst oder sich jener noch weiter zurückzieht. Hat die Lehrkraft jedoch durch ihr Verhalten die Aufmerksamkeit erlangt, so handelt es sich dabei keinesfalls um Respekt. Weder dem Lehrer, noch dem Schülern kann so eine Situation wohlbekommen. Schüler wünschen sich eine Lehrkraft die sie respektieren können und von welcher auch sie respektiert werden (vgl. UNRUH, T. 2009). Eine Studie, in der 166 Schüler der Jahrgangstufen 10 und 12 zweier Gymnasien in Nordrhein-Westphalen/Bochum befragt wurden, ergab, dass 41,4% der Befragten Respekt als »Achtung gegenüber einer Person« und 36,8% als »Höflichkeit gegenüber einer Person« beschrieben. Nur 3,4% waren der Meinung, dass Respekt eine Form der Angst und Machtausübung sei. Außerdem beschrieben ca. ein Drittel der Schüler »das Verständnis für die Belange der Schüler« als wichtige Eigenschaft einer Lehrkraft (vgl. GLESER, C. 2003).
Was eine Lehrkraft tun kann, um die »richtige Form« des Respekts erzeugen zu können, zeigt sich bereits im Film »Der Pauker« mit Heinz Rühmann von 1958. Der Oberstudienrat Dr. Hermann Seidel wird aus der Provinz in die Großstadt versetzt. Er ist der typische »Pauker«, der seine Klassen mit Disziplin und Macht erzieht. Angekommen in der Großstadt wird ihm eine Klasse zugeteilt, welche ihn aus seiner Welt reißt. Die aufsässigen Jugendlichen erkennen die Autorität von Lehrkräften nicht an, es entbrennt ein Kampf zwischen Lehrer und Klasse. Erst mit der Zeit taut das Verhältnis auf, als Dr. Seidel zusammen mit den Schülern ein altes Auto herrichtet. Die Schüler fühlen sich schlagartig nicht mehr von ihrem Lehrer unterdrückt, sondern bringen ihm nun Respekt entgegen, so wie er ihnen Respekt entgegenbringt. Wo die Schüler anfänglich noch sitzen blieben, als der Lehrer das Klassenzimmer betrat, so stehen sie jetzt respektvoll auf und beteiligt sich aktiv am Unterricht. Abschließend setzt sich die gesamte Klassengemeinschaft in einer Notsituation für Dr. Seidel ein, damit er weiterhin Lehrer ihrer Klasse bleiben darf.
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- Quote paper
- Sander Kebnier (Author), 2012, Respekt im Lehrer-Schüler-Verhältnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187040