Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück“ fällt in ein Jahrhundert großer sozialer Veränderungen. So wird der Adel in seiner ökonomischen Vormachtstellung zunehmend von den aufstrebenden bürgerlichen Kaufleuten abgelöst. Lessing lebte fast exakt zeitgleich mit Adam Smith, dem wichtigsten Vertreter der damals neuen, wegweisenden Markttheorie des klassischen Liberalismus, welcher letztendlich den bestehenden Merkantilismus ablöste. Die Vertreter des Liberalismus sprachen sich für ein gemäßigtes Eingreifen der Monarchen in die Wirtschaft aus. Der Gewinner dieses neuen Marktmodells war das Bürgertum, dem vorher der Zugang zu den Märkten verwehrt geblieben war.
Gleichzeitig fällt Lessings Stück in eine Zeit der Depression. Nach dem siebenjährigen Krieg wurde der Großteil der angeworbenen Söldner mangels Beschäftigung aus der preußischen Armee entlassen, wodurch auf einen Schlag tausende Menschen ohne ein Auskommen dastanden. Auch war durch den Krieg ein hohes Maß an Vergreisung innerhalb der preußischen Bevölkerung zu beobachten, was die finanzielle Situation vieler Familien weiter verschlechtert haben dürfte. Gleichzeitig presste Friedrich II. durch seine erbarmungslose Eintreibungspolitik von Kontributionszahlungen das Letzte aus den von Preußen besetzten Gebieten heraus. Gegen diese unmenschlich hohen Forderungen gab es durchaus Widerstand innerhalb der preußischen Armee. Dass mit den Kontributionszahlungen auch Geld verdient werden konnte, zeigt der bürgerliche Kaufmann Gotzkowski. Er streckte Kontributionen für zahlungsunfähige Städte und Provinzen vor und kassierte bei dem daraus entstandenen Wechselgeschäft eine Provision. Der Vorwurf gegen Tellheim, dass er mit dem Wechselgeschäft bei den Kontributionszahlungen aus eigener Profitgier gehandelt haben könnte, kommt also nicht von ungefähr.
Zu der ohnehin finanziell desolaten Lage Preußens und dessen Umland kam es nach Kriegsende auch noch zu einer großen Finanzkrise. Viele Banken und Geschäftsleute mussten Konkurs anmelden. Genau auf dieses Jahr, nämlich 1763, datiert Lessing das Stück, obwohl er es erst 1767 fertigstellte. Dies ist natürlich nicht zufällig gewählt.
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In der folgenden Arbeit werde ich untersuchen, wie die Einstellung der einzelnen Personen zum Geld aussieht und welchen Einfluss das Geld auf die Beziehungen der Charaktere untereinander hat
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und historische Einordnung des Stückes
- Das Verhältnis der einzelnen Charaktere zum Geld
- Die Geldgierigen
- Die Großmütigen
- Funktion des Geldes im Hinblick auf die Beziehung der Charaktere untereinander
- Das Spiel des Großmuts
- Geld und Liebe
- Geld und Ehre
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Lessings „Minna von Barnhelm“ im Hinblick auf die Bedeutung von Geld und dessen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Figuren. Die Analyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Haltungen der Charaktere zum Geld und deren Auswirkungen auf die Handlung.
- Das Verhältnis der Charaktere zum Geld (Geldgier vs. Großzügigkeit)
- Die Rolle des Geldes in der Gestaltung sozialer Beziehungen
- Der Einfluss der historischen und sozioökonomischen Situation auf die Darstellung des Themas Geld
- Die Verbindung von Geld, Ehre und gesellschaftlichem Ansehen
- Die Verwendung von Geld als Handlungsinstrument und Konfliktgenerator
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und historische Einordnung des Stückes: Lessings „Minna von Barnhelm“ wird im Kontext der sozioökonomischen Veränderungen des 18. Jahrhunderts eingeordnet, die durch den Aufstieg des Bürgertums und den Niedergang des Adels, sowie die Folgen des Siebenjährigen Krieges geprägt waren. Die wirtschaftliche Not der Zeit, die Finanzkrise und die Kontributionspolitik Friedrichs II. werden als Hintergrund für die Handlung des Stückes beschrieben. Lessings persönliche Bekanntschaft mit den finanziellen Problemen Preußens durch seine Arbeit bei General Tauenzien wird ebenfalls hervorgehoben, um die Relevanz der finanziellen Thematik im Stück zu unterstreichen. Die Arbeit kündigt an, die Einstellungen der einzelnen Charaktere zum Geld und dessen Einfluss auf deren Beziehungen zu analysieren.
Das Verhältnis der einzelnen Charaktere zum Geld: Dieses Kapitel unterteilt die Figuren des Stückes in zwei Gruppen: die Geldgierigen und die Großzügigen. Die Geldgierigen, Riccaut und der Wirt, werden detailliert beschrieben. Ihr Verhalten wird als opportunistisch und betrügerisch dargestellt, wobei der Fokus auf ihrem Wunsch nach Kapitalgewinn und auf ihrem Handeln liegt. Der Wirt wird als Repräsentant der damaligen Wirte charakterisiert, der einerseits seinen geschäftlichen Vorteil sucht, andererseits die Möglichkeit zum Betrug nutzt. Riccaut, ein ehemaliger Offizier, wird als zwielichtiger Charakter dargestellt, der durch Glücksspiel versucht, an Geld zu kommen. Sein Name und sein Hintergrund verdeutlichen seinen Hang zum schnellen Geld. Die Kapitel unterstreicht, dass die Figuren nicht reine Archetypen der Geldgier sind, sondern durch ihre Umstände in ihrer Handlungsweise motiviert sind.
Schlüsselwörter
Minna von Barnhelm, Lessing, Geld, Bürgertum, Adel, Siebenjähriger Krieg, Finanzkrise, Großzügigkeit, Geldgier, Ehre, soziale Beziehungen, Opportunismus, Preußen, Kontributionszahlungen.
Häufig gestellte Fragen zu Lessings "Minna von Barnhelm" - Eine Geldanalyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Lessings Drama "Minna von Barnhelm" unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Geldes und dessen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Figuren. Es werden die unterschiedlichen Haltungen der Charaktere zum Geld untersucht und deren Auswirkungen auf die Handlung beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Analyse konzentriert sich auf das Verhältnis der Charaktere zum Geld (Geldgier vs. Großzügigkeit), die Rolle des Geldes in sozialen Beziehungen, den Einfluss der historischen und sozioökonomischen Situation (Siebenjähriger Krieg, Aufstieg des Bürgertums, Finanzkrise), die Verbindung von Geld, Ehre und gesellschaftlichem Ansehen sowie die Verwendung von Geld als Handlungsinstrument und Konfliktgenerator.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung mit historischer Einordnung, ein Kapitel zum Verhältnis der Charaktere zum Geld (Geldgierige vs. Großzügige), ein Kapitel zur Funktion des Geldes in den Beziehungen der Charaktere, ein Kapitel zu Geld und Ehre und schließlich ein Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Wie werden die Charaktere in Bezug auf ihre Einstellung zum Geld kategorisiert?
Die Figuren werden in zwei Gruppen eingeteilt: die Geldgierigen (z.B. Riccaut und der Wirt) und die Großzügigen. Die Geldgierigen werden als opportunistisch und betrügerisch dargestellt, während die Großzügigkeit im Kontext der Handlung und der Beziehungen der Figuren analysiert wird.
Welchen historischen Kontext berücksichtigt die Arbeit?
Die Arbeit betrachtet "Minna von Barnhelm" vor dem Hintergrund der sozioökonomischen Veränderungen des 18. Jahrhunderts, insbesondere den Aufstieg des Bürgertums, den Niedergang des Adels, die Folgen des Siebenjährigen Krieges, die wirtschaftliche Not der Zeit, die Finanzkrise und die Kontributionspolitik Friedrichs II. Lessings persönliche Erfahrungen mit den finanziellen Problemen Preußens werden ebenfalls miteinbezogen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Minna von Barnhelm, Lessing, Geld, Bürgertum, Adel, Siebenjähriger Krieg, Finanzkrise, Großzügigkeit, Geldgier, Ehre, soziale Beziehungen, Opportunismus, Preußen, Kontributionszahlungen.
Welche Rolle spielt das Geld in den Beziehungen der Charaktere?
Die Arbeit untersucht, wie Geld als Handlungsinstrument und Konfliktgenerator wirkt und wie die unterschiedlichen Einstellungen zum Geld die Beziehungen zwischen den Figuren prägen. Es wird beispielsweise der Einfluss des Geldes auf Liebe und Großzügigkeit analysiert.
Wie wird die Verbindung von Geld und Ehre dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet, wie Geld und Ehre im Stück miteinander verknüpft sind und wie die gesellschaftliche Stellung der Figuren durch ihren Umgang mit Geld beeinflusst wird.
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- Peter Schumacher (Author), 2011, Die Funktion des Geldes in Lessings 'Minna von Barnhelm', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186911