Vertonungen von Goethes Gedicht "Erster Verlust" im Vergleich.
Wenn man erstmals die Vertonung eines Gedichts hört, kann es sein, dass sich die
Wahrnehmung vom ursprünglichen Gedicht (ohne Musik) verändert hat. Ein bekanntes
Gedicht mag einem durch die Vertonung dieses Gedichts fremdartig erscheinen (Tschense, S.
9). Zu jedem Gedicht kann man mehrere Vertonungen, d.h. andere musikalische
Kompositionen dazu schreiben. Jede Komposition desselben Gedichts kann die
Wahrnehmung des Gedichts verändern. Der Grund dafür liegt in der Art der Vertonung.
Darunter ist die Instrumentierung, die Melodie und Begleitung, die Harmonie, die gewählte
Rhythmik, das Tempo, etc. gemeint. Die Komposition eines Stücks zu einem Gedicht ist auch
eine Interpretation des Gedichts. Dasselbe Gedicht kann von einem Interpreten oder
Komponisten z.B. als ernst, traurig oder als Ironie betrachtet werden. An dem Text des
Gedichts selber wird nichts geändert, sondern das Umfeld, in das es sich befindet, wird durch
die Musik für das Verständnis des Textes manipuliert und verändert. Es gibt so viele
Möglichkeiten Musik zu einem Gedicht zu schreiben, dass es keine zwei identischen
Vertonungen von verschiedenen Komponisten gibt.
Im 19. Jahrhundert gab es kaum einen Komponisten, der sich nicht an der Vertonung eines
Goethe Gedichts versucht hätte (Tschense, S. 11). Franz Schubert (1797- 1828) war einer der
wichtigsten Komponisten, der Lieder nach Goethe-Gedichten vertont hat. Schubert
bewunderte Goethe, welcher jedoch wenig Interesse für Schubert zeigte (Tschense, S. 11).
Goethe hatte eine bestimmte Liedästhetik bzw. eine bestimmte Liedvorstellung wie die
Vertonungen seiner Gedichte klingen sollte (Tschense, S. 12). Viele Komponisten wussten
nicht wie Goethes Liedästhetik aussah. Johann Friedrich Zelter und Carl Friedrich Reichardt
jedoch waren zwei Komponisten, die in der Literatur als sehr „Goethe-nah“ verstanden
werden (Tschense, S. 12, 35, 36). Goethe gefiel Fanny Hensels Auffassung und Vertonung
seiner Gedichte. Er bat sie sogar diverse Gedichte von ihm zu vertonen (MGG, Bnd 11, S.
1535). Diese werden in dieser Arbeit jedoch nicht aufgeführt. In dieser Arbeit werden
Vertonungen von Zelter, Reichardt, Schubert und Mendelssohn behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Hintergrund
- Das Gedicht Erster Verlust, von Goethe
- Analyse des Gedichts nach Strophen
- Formale Bedeutung des Gedichts nach Strophen
- Inhaltliche Bedeutung des Gedichts
- Vertonungen des Gedichts
- Reichardt
- Zelter
- Schubert
- Mendelssohn
- Analyse des Gedichts nach Strophen
- Biographien
- Reichardt
- Zelter
- Schubert
- Mendelssohn
- Goethes Vorstellung von Vertonungen seiner Gedichte- Goethe und seine Haltung zu Schubert
- Anhang
- Tabellen
- Notenbeispiele- Anfänge der Vertonungen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse des Gedichts „Erster Verlust“ von Johann Wolfgang von Goethe und seinen Vertonungen durch verschiedene Komponisten, darunter Franz Schubert, Carl Friedrich Reichardt und Johann Friedrich Zelter. Ziel ist es, die verschiedenen Interpretationen des Gedichts durch die Musik zu untersuchen und die Beziehung zwischen Goethes Liedästhetik und den Vertonungen seiner Gedichte zu beleuchten.
- Analyse des Gedichts „Erster Verlust“ und seiner formalen und inhaltlichen Struktur
- Untersuchung der verschiedenen Vertonungen des Gedichts durch Reichardt, Zelter, Schubert und Mendelssohn
- Vergleich der musikalischen Interpretationen mit Goethes Vorstellung von Vertonungen seiner Gedichte
- Bedeutung der Musik für die Wahrnehmung und Interpretation des Gedichts
- Analyse der Beziehung zwischen Text und Musik in den Vertonungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die Bedeutung der Vertonung von Gedichten für die Wahrnehmung und Interpretation des Textes. Es wird auf die unterschiedlichen musikalischen Interpretationen desselben Gedichts eingegangen und die Rolle des Komponisten als Interpret des Gedichts hervorgehoben.
Kapitel 2 analysiert das Gedicht „Erster Verlust“ von Goethe. Es werden die formale Struktur des Gedichts mit seiner rückläufigen Zeilenanzahl in jeder Strophe und die inhaltliche Bedeutung des Gedichts, die den Verlust der ersten Liebe und die damit verbundenen Gefühle der Einsamkeit und Traurigkeit thematisiert, untersucht.
Kapitel 3 stellt die Biographien der Komponisten Reichardt, Zelter, Schubert und Mendelssohn vor, die sich mit der Vertonung des Gedichts „Erster Verlust“ auseinandersetzten. Es werden ihre musikalischen Stile und ihre Beziehung zu Goethe beleuchtet.
Kapitel 4 befasst sich mit Goethes Vorstellung von Vertonungen seiner Gedichte und seiner Haltung zu Schubert. Es wird untersucht, wie Goethe sich die musikalische Umsetzung seiner Gedichte vorstellte und welche Rolle Schubert in Goethes Liedästhetik spielte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Gedicht „Erster Verlust“ von Johann Wolfgang von Goethe, die Vertonung von Gedichten, die Liedästhetik Goethes, die musikalischen Interpretationen von Franz Schubert, Carl Friedrich Reichardt und Johann Friedrich Zelter, die Beziehung zwischen Text und Musik sowie die Bedeutung der Musik für die Wahrnehmung und Interpretation von Gedichten.
- Quote paper
- Stéphanie Lüders (Author), 2008, Vertonungen des Goethe-Gedichts: Erster Verlust , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186525