Ziel dieser Arbeit ist es, das neue Versicherungsaufsichtssystem Solvency II sowie dessen Auswirkungen in Bezug auf die Harmonisierung in der EU kritisch zu beleuchten.
Nach der einleitenden Schilderung der Beweggründe, die das Entstehen eines derart umfassenden Projektes veranlasst haben, werden im zweiten Kapitel die jeweiligen Eigenmittelvorschriften aus dem Kreditwesen- und Versicherungsaufsichtsgesetz gegenübergestellt und die jeweilige Entwicklung beschrieben.
Im Anschluss an die Darstellung der Risiken in beiden Wirtschaftszweigen wird ein Ausblick auf die zu erwartenden Änderungen in den betreffenden Aufsichtsbereichen gegeben. Eine Begrenzung der Reichweite meiner Untersuchung möchte ich hier insofern vornehmen, als ich mich auf die Mindestanforderungen an die Eigenmittelausstattung der Unternehmen konzentrieren und hier lediglich die grundlegenden aufsichtsrechtlichen Standards für Banken und Versicherungsunternehmen betrachten werde.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem neuen Versicherungsaufsichtssystem Solvency II, wobei zuerst die Rolle der Europäischen Kommission bei der Vorbereitung der Richtlinie mit den entsprechenden Rechtsgrundlagen des EG-Vertrages (EGV, Nizza) dargestellt wird. Im Anschluss daran werden die Drei Säulen-Struktur und die grundlegenden theoretischen Aspekte des neuen Aufsichtssystems ausführlich behandelt, wobei der Harmonisierungsgedanke im Vordergrund steht.
Im vierten Kapital werden die Erkenntnisse bewertet und somit die Ergebnisse der Arbeit präsentiert. Hierbei soll auch dargelegt werden, inwieweit die Regelungen für Basel II als Grundlage für Solvency II dienen können. Die zehn Thesen am Schluss sollen Probleme aufzeigen und gleichzeitig einen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen geben. Die vorliegende Arbeit spiegelt den frei zugänglichen Informationsstand bis zum 20.Juli 2005 wider.
Der Autor ist Versicherungsaufseher in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thematischer Kontext der Arbeit
- Zielsetzung und Vorgehensweise
- Grundlagen
- Die Eigenmittelvorschriften im Aufsichtsrecht
- Die Entwicklung im Bankenaufsichtsrecht
- Risiken des Bankgeschäfts
- Maßstäbe der Eigenmittelausstattung bei Kreditinstituten
- Die geplanten Änderungen im Bankenaufsichtsrecht
- Die Entwicklung im Versicherungsaufsichtsrecht
- Risiken des Versicherungsgeschäfts
- Maßstäbe der Eigenmittelausstattung bei Versicherungsunternehmen
- Die geplanten Änderungen im Versicherungsaufsichtsrecht
- Zusammenfassung und Bewertung
- Solvency II
- Die Rolle der Europäischen Kommission
- Der Weg zur neuen Richtlinie
- Das Mitentscheidungsverfahren
- Das Komitologie-Verfahren
- Das Lamfalussy-Verfahren als Gesetzgebungsverfahren
- Vorbereitungen auf Solvency II im CEIOPS
- Erste Säule: Quantitative Anforderungen
- Versicherungstechnische Rückstellungen
- Reservierungsvorschriften für Lebensversicherer
- Reservierungsvorschriften für Nichtlebensversicherer
- Berechnung der Eigenmittelanforderungen
- Mindesteigenkapitalniveau (MCR)
- Zieleigenkapitalniveau (SCR)
- Modelle zur Berechnung des Risikokapitals
- Standardmodell
- Interne Modelle
- Zweite Säule: Aufsichtsrechtliches Überprüfungsverfahren
- Aufbau von Risikomanagementsystemen
- Grundlagen des Risikomanagements
- Anlagevorschriften
- Aktiv-Passiv Management (ALM)
- Unternehmensverfassung (Corporate Governance)
- Fit und Proper Kriterien
- Interne Kontrollen
- Risikomanagement als eigene Abteilung
- Harmonisierung des Aufsichtsprozesses
- Rechte und Pflichten der Aufsichtsbehörden
- Überprüfungsverfahren und Interventionsmechanismen
- Harmonisierungsansätze in den Mitgliedstaaten
- Dritte Säule: Offenlegung/ Marktdisziplin
- Publizitäts- und Offenlegungsvorschriften
- Koordination der Rechnungslegungsvorschriften
- Transparenz der aufsichtsrechtlichen Handlungen
- Die Rolle des IAIS
- Der aktuelle Stand des Verfahrens
- Ergebnisse, Thesen und Fazit
- Ergebnisse der Arbeit
- Thesen und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem neuen europäischen Versicherungsaufsichtssystem Solvency II und seinen Auswirkungen auf die Harmonisierung in der EU. Sie untersucht die Eigenmittelvorschriften im Banken- und Versicherungsaufsichtsrecht, die Risiken in beiden Wirtschaftszweigen und die geplanten Änderungen in den Aufsichtsbereichen. Solvency II soll das bestehende Solvabilitätssystem durch ein risikoadäquateres System ersetzen, das sich durch die Verwendung unternehmensinterner Risikosteuerungsmodelle auszeichnet.
- Harmonisierung der europäischen Versicherungsaufsicht
- Risikoorientierte Eigenkapitalanforderungen
- Interne Risikomanagementmodelle
- Vergleichbarkeit von Versicherungsunternehmen
- Verhinderung von Aufsichtsarbitrage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den thematischen Kontext und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel werden die Eigenmittelvorschriften im Kreditwesen- und Versicherungsaufsichtsrecht gegenübergestellt, die Entwicklungen beschrieben und die Risiken in beiden Wirtschaftszweigen dargestellt. Zudem werden die zu erwartenden Änderungen in den Aufsichtsbereichen beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem neuen Versicherungsaufsichtssystem Solvency II. Zunächst wird die Rolle der Europäischen Kommission bei der Vorbereitung der Richtlinie dargestellt, gefolgt von einer detaillierten Erörterung der Drei-Säulen-Struktur und der theoretischen Aspekte des neuen Aufsichtssystems. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Harmonisierungsgedanken.
Schließlich werden im vierten Kapitel die Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst und bewertet. Die Ergebnisse werden präsentiert und es wird dargelegt, inwieweit die Regelungen für Basel II als Grundlage für Solvency II dienen können. Die Arbeit schließt mit zehn Thesen, die Probleme aufzeigen und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Solvabilität, der Harmonisierung im europäischen Versicherungsmarkt, den drei Säulen des neuen Aufsichtssystems (Mindest- und Zielkapitalanforderungen, aufsichtsrechtliches Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin/Offenlegung), sowie mit den spezifischen Risiken im Banken- und Versicherungswesen. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der neuen Rechnungslegungsprinzipien (IAS) und die Rolle des Risikomanagements behandelt. Wesentliche Begriffe sind: Solvency II, Basel II, Risikokapital, Eigenmittelanforderungen, Versicherungstechnische Rückstellungen, Asset-Liability-Management, Corporate Governance, Marktdisziplin, Transparenz, IAIS.
- Quote paper
- Hans-Jürgen Riehm (Author), 2005, Solvency II: Ein risikoorientiertes Versicherungsaufsichtssystem in der EU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186355