Die Diplomarbeit beschreibt den Akquisitionsprozess bei dem Verkauf eines mittelständischen Unternehmens an eine Private Equity Gesellschaft.
Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Aspekte gelegt, die der veräußernde Unternehmer zur Optimierung des Verkaufspreises nutzen kann.
Fachhochschule der Wirtschaft
- FHDW -
Diplomarbeit
Thema:
Beteiligungsmanagement im Mittelstand unter
Berücksichtigung veränderter Managementstrukturen
Verfasser:
Florian Krämer
7. Semester
Abkürzungsverzeichnis VI
Abkürzungsverzeichnis
BIP - Bruttoinlandsprodukt
- British Private Equity and Venture Capital
BVCA
Association
- Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften -
BVK
German private equity and venture capital association e.V. bspw. - beispielsweise bzw. - beziehungsweise
- Deutscher Aktienindex bzw. Deutscher
DAX
Leitindex DCF - Discounted Cashflow e.V. - eingetragener Verein EK - Eigenkapital EVA - Economic Value Added
- European Private Equity and Venture
EVCA
Capital Association f. - folgende FCF - Free Cashflow (freier Cashflow) ff. - fortfolgende FK - Fremdkapital GK - Gesamtkapital Hrsg. - Herausgeber
- Initial Public Offering - Bezeichnung für die IPO öffentliche Erstemission von Anteilen junger und mittelständischer Unternehmen KKR - Kohlberg, Kravis & Roberts KMU - Klein- und Mittelständische Unternehmen M&A - Mergers & Acquisitions
- National Association of Securities Dealers
NASDAQ
Automated Quotations
Abkürzungsverzeichnis VII
WACC - Weighted Average Cost of Capital
Einführung in das Thema
1 Einführung in das Thema
Infolge prägnanter Auswirkungen einer über mehrere Jahre anhaltenden Rezession und einer sich zur Unternehmerfeindlichkeit entwickelnden Gesellschaft steht der deutsche Mittelstand weiterhin alltäglich vor großen Herausforderungen. Entscheidungen zur neuen Erbschaftssteuer, der neuen Gesundheitsreform oder dem Antidiskriminierungsgesetz 1 vergrößern die alltäglichen Finanzierungsprobleme und - unsicherheiten der Unternehmer um ein Vielfaches.
jedoch nicht, weil keine Erben greifbar sind. Schätzungsweise werden mehr als 70.000 Unternehmen innerhalb der nächsten Jahre vor einer aussichtslosen Suche nach einem fachlich und finanziell geeignetem Nachfolger stehen. 2 Vereinzelt stellt sich zwar gar nicht die Frage, wer die Nachfolge übernehmen kann, da geeignete Mitarbeiter und Manager vorhanden sind, sondern vielmehr wie kann die Nachfolge finanziert werden.
Umsätze fallen. Um sich dem Markt wieder annähern zu können, sind Investitionen und zusätzliches Expertenwissen notwendig. Jedoch ohne vorhandene Finanzmittel bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen sind die Gespräche mit der Hausbank nahezu aussichtslos.
für die Unternehmen deutlich härtere Bedingungen im Bezug auf die Kapitalbeschaffung. Jeder Unternehmer wird, sofern er dies nicht durch eine externe Ratingagentur 4 bereits hat durchführen lassen, einem bankeninternen Rating unterzogen. Die Banken sind nun gezwungen, bei einem schlechten Rating, für den vergebenen Kredit mehr Eigenkapital zu hinterlegen. Dies führt zu erhöhten Kreditzinsen, die an den Unternehmer weitergegeben werden.
Einführung in das Thema 2
Gerade wenn die Marktbedingungen für einzelne Unternehmen härter werden, stehen oft Entscheidungen an, die eine Konzentration auf das Kerngeschäft mit sich bringen. Die Konzentration und die strategische Trennung von Diversifikationen bringt vielfach notwendige Unternehmensabspaltungen mit sich. Dies war beispielsweise im Herbst 2006 bei der Gabelstaplersparte des Industriegaseherstellers Linde zu beobachten. Nach Umfirmierung und Abspaltung wurde die Unternehmenssparte auf dem freien Markt angeboten. 5 Wird dann kein geeigneter Käufer direkt gefunden, werden die Unternehmensbereiche langfristig vom Markt genommen.
In diesen Situationen wird ein Finanzierungsmodell notwendig, welches in der konservativen deutschen Bankenlandschaft bis vor wenigen Jahren undenkbar war. Speziell im Rahmen der Kapitalismusdebatte, wurde Frühjahr 2005 dieses unberechtigt und überaus negativ beurteilt. 7
Befindet sich ein Unternehmen in einer besonderen Unternehmenssituationen, werden mehr und mehr Private Equity Gesellschaften als notwendige Finanzierungs- und Managementpartner entdeckt. 8
Diese gestalten, entweder gemeinsam mit den Unternehmern oder in Eigenregie durch aktive Unternehmenssanierung und mit Hilfe der nötigen Kapitaldecke den so genannten "Turnaround" und die Neuaufstellung der in vielen Fällen krisengeschüttelten Unternehmen.
Einführung in das Thema 3
Spekulationsgewinne auf Kosten des Unternehmens genutzt.
Unternehmen nicht kurz - oder langfristig zerbricht oder bereits in der Vorauswahl des potenziellen Partners aus der Verlosung fällt.
des neuen Partners, Optimierung der bisherigen Abläufe oder die Trennung von langjährigen Partnern und einhergehende Nutzung mitgebrachter Lieferantenportfolios, die bereits durch den neuen Partner aufgebaut wurden.
Interesse der Private Equity Gesellschaften an DAX Unternehmen und das den Gesellschaften zur Verfügung stehende Kapital. 11 Ein Fall aus der jüngsten Vergangenheit ist das Übernahmeangebot an die im DAX notierte Continental AG 12
Einführung in das Thema 4
Der Autor ist tätig in einem Beteiligungsunternehmen von einer der führenden Private Equity Gesellschaften in Deutschland. Erkenntnisse, die im Unternehmensalltag ausgewertet werden konnten, wurden in dieser Diplomarbeit berücksichtigt.
Ziel und Aufbau der Arbeit 5
2 Ziel und Aufbau der Arbeit
Ziel dieser Diplomarbeit ist die systematische Erarbeitung und Durchleuchtung veränderter Managementstrukturen. Der Schwerpunkt des Themas befasst sich mit Unternehmensbeteiligungen in Form von Private Equity. Hier geht es darum abzugrenzen, welche Beteiligungsformen in welchen besonderen Unternehmenssituationen möglich und sinnvoll sind. Weiterhin wird aufgezeigt, mit welchen strukturellen und personellen Änderungen im Zuge der Unternehmensbeteiligung zu rechnen ist. Weiterhin erfolgt eine Sensibilisierung für eine angepasste unternehmerische Handlungsweise und eine Anpassung der bestehenden Unternehmensstrukturen im Hinblick auf die Finanzierung durch Private Equity. Der mittelständische Unternehmer sollte zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, sich kurzfristig, teilweise oder komplett von Unternehmensanteilen trennen zu können. Durch eingeleitete Vorbereitungen wird es dem Unternehmer ermöglicht, einen für die Unternehmenssituation größtmöglichen Erlös zu erzielen.
Verbände, Magazine und Wirtschaftszeitungen. Weiterhin wurden Veröffentlichungen einzelner Branchenteilnehmer für die vorliegende Arbeit ausgewertet.
In dem Kapitel - Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen - geht es anfänglich um die Abgrenzung der einzelnen Begriffe, damit der Verständnisspielraum des Themas genau eingegrenzt wird. Weiterführend erfolgt eine Betrachtung der historischen Entwicklung und der zukünftigen bzw. aktuellen Relevanz von Private Equity gestützten Unternehmensbeteiligungen. Aufbauend darauf werden die einzelnen Beteiligungsformen durchleuchtet.
Die Darstellung des Akquisitionsprozess sowie die Betrachtung der einhergehenden Sanierungsmaßnahmen runden das dritte Kapitel ab.
Ziel und Aufbau der Arbeit 6
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 7
3.1.1 Beteiligungsmanagement
Der Begriff Beteiligungsmanagement fasst grundsätzlich alle operativen und verwaltenden Aufgaben eines Unternehmens in Bezug auf die angegliederten Unternehmensbeteiligungen zusammen. Teilaufgabe ist das Beteiligungscontrolling, dass durch integrierte Planung und Kontrolle die Steuerung und Evaluation der Aktivitäten maßgeblich beeinflusst. 13
entstehen, die den Koordinationsaufwand für Unternehmensleitung und Controlling erhöhen. Da in gehaltenen Unternehmensbeteiligungen viel Kapital über einen langen Zeitraum gebunden wird, ist es notwendig, das Risiko vor dem Erwerb genau abschätzen zu können sowie im Nachgang die Rentabilitätsentwicklung optimal zu überwachen.
Abgrenzung dieser Begriffe erfolgt in Kapitel 3.6 - Performancemessung und Steuerung durch Kennzahlensysteme
Beteiligungsmanagement ist vorrangig die anhaltende Steigerung des Beteiligungswertes. 16
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 8
eines jederzeit auftretenden Veräußerungszwangs durch bspw. drohende Insolvenz oder stark ansteigenden Wettbewerbsdruck. Somit besteht eine ständige Notwendigkeit das Unternehmen auf eine bevorstehende Beteiligung durch Private Equity Investoren vorzubereiten. 18 Die Unternehmensfinanzierung in Form von Beteiligungskapital ist generell zu jedem Zeitpunkt der Lebenszyklusphase möglich. Besonders während der Gründung oder der Expansion in neue Märkte macht eine am Risiko beteiligte Finanzierung Sinn. Aber auch wenn das Unternehmen den notwendigen Turnaround nicht mehr finanzieren kann oder eine familiäre Nachfolge nicht möglich ist, besteht die Möglichkeit den Fortbestand und die Stabilität des Unternehmens zu sichern. In Abb. 1 sind die einzelnen Lebenszyklusphasen dargestellt, im Hinblick auf den möglichen Erfolg.
Abb. 1: Lebenszyklusphasen von Unternehmen nach Beteiligungsanlass
Quelle: Vgl. Capvis Equity Partners, abgerufen 19.11.2006
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 9
3.1.2 Der Mittelstand
Allein in Deutschland umfasst der Mittelstand mehr als 99 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen. Durchschnittlich die Hälfte der deutschen Bruttowertschöpfung findet im Mittelstand statt. 19 Nach Angaben des Institut für Mittelstandsforschung an der Universität in Mannheim, beschäftigte der Mittelstand im Jahr 2004 rd. 68,3 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und bildete ca. 68,5 % der Auszubildenden aus. 20 Insofern ist dem deutschen Mittelstand eine durchaus große Bedeutung zuzuschreiben. 21
der Europäischen Kommission vom 01.01.2005 als Instrument gewählt. Im Rahmen dieser Definition wird der Schwerpunkt auf die Kriterien Mitarbeiterzahl und Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme gelegt. Anhand dieser Kriterien können Unternehmen entsprechend als mittleres, kleines oder Kleinstunternehmen eingestuft werden.
Tabelle 1: Schwellenwerte zur Unternehmensgröße nach der KMU-Definition
Quelle: Vgl. Europäische Kommission (2006), Seite 14
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 10
Unternehmer vor der Frage, den Betrieb weit über das Rentenalter zu führen oder aufzugeben.
beziehen sich nun vielmehr auf qualitative Unterscheidungsmerkmale die, in leicht modifizierter Form, nach Pfohl dargestellt werden.
Tabelle 2: Charakteristische Unterscheidung Unternehmenstypen
Quelle: Vgl. Riezler, abgerufen 20.10.2006
Unternehmensbeteiligung in Form von Private Equity nur sehr schlecht vorbereitet sind. Die Anpassung an konzernähnliche Strukturen kann durch das vorherrschende Führungsverhalten und die Planungsmechanismen nur mit viel Aufwand erfolgen. Das betriebswirtschaftliche Grundwissen ist in vielen Fällen nur mäßig vorhanden.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 11
weigern externe Hilfe anzunehmen.
3.1.3 Veränderte Managementstrukturen
Der Eintritt eines neuen Eigentümers in das Unternehmen ist immer mit personalpolitischen Veränderungen verbunden. Besonders wenn die Veräußerung aus einer Krise heraus als letzte Möglichkeit gesehen wurde, sind Maßnahmen notwendig, um die erforderliche Effizienz - und Produktivitätssteigerung wieder herbeizuführen. 25
einen auf die zuvor dargestellten Situationen und dem damit verbundenen Verlust an Führungs- und Fachkräften, zum anderen auf die Veränderungen, die sich durch den Einsatz der neuen Unternehmensleitung und Eigentümer ergeben. Denn hier liegt ein Hauptgrund für das Ausscheiden einer Vielzahl an Führungskräften als Folge einer Unternehmensbeteiligung.
durchgeführt. Mit Einsatz der neuen Eigentümer gilt es für ihn diese mit Nachdruck umzusetzen. 27 Wurden unter den Alteigentümern hauptsächlich fixe Vergütungsmodelle eingesetzt, wird der Trend im neuen Unternehmensverbund zu variablen Modellen gehen. Der Grund für die Änderung liegt im Informationsvorsprung der Führungsebene in der Beteiligung und der somit notwendigen Schaffung von Anreizen zur Realisierung der Wertsteigerungspotentiale. 28
gekoppelte Verbundenheit der Führungskräfte und Mitarbeiter zum Unternehmen.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 12
Entscheidungen, die zuvor alleine oder mit einem kleinen Personenkreis getroffen werden konnten, werden jetzt durch vorgegebene komplexe Abstimmungsmechanismen des neuen Mutterkonzerns gesteuert. Die folglich notwendige Eingliederung in die Konzernpolitik und Kultur des neuen Eigentümers und die damit verbundenen gemeinsamen Unternehmensplanungen und Verwendung der vorgegebenen Reportingsysteme, die von den bisherigen deutlich abweichen, stellen die bisherige Führungsriege vor neue Herausforderungen. 29 Entsprechend werden auch die damit verbundenen Anforderungen an den Einzelnen jeweils höher bzw. differenzierter angesetzt.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 13
3.2.1 Geschichtlicher Verlauf der Finanzierung durch Private Equity
Dieses Kapitel zeigt die in den letzten Jahrzehnten veränderte Entwicklung im Private Equity Markt auf und bezieht gleichermaßen die aktuelle Bedeutung dieses Themas mit ein. Im nachfolgenden Kapitel 3.2.2 werden die Gründe für eine Private Equity Unternehmensbeteiligung aufgezeigt, die in dieser Arbeit besondere Berücksichtigung finden.
Vielfach wurde in der Vergangenheit synonym der Begriff des Venture Capital verwendet. Dieser grenzt jedoch heutzutage den Bereich der Start-up- und Risikofinanzierung von Unternehmensgründungen ein.
Privatpersonen, die sich durch diese riskante Finanzierungsform eine überdurchschnittlich hohe Rendite erhofften.
Der amerikanische Markt wuchs seit Anfang der 80er Jahre rasant an und bekam immer wieder neue Impulse. Eine treibende Kraft war die steuerliche Begünstigung für so genannte Capital Gains 31 . Der angesetzte Steuersatz wurde damals um mehr als fünfzig Prozent reduziert.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 14
Während des Aufschwungs der späten 90er Jahre durchlief der Beteiligungsmarkt in den Jahren zwischen 2001 und 2003 eine Konsolidierungsphase. Diese war geprägt von anhaltenden Problemen im Fundraising. 33 Quantitative und qualitative Veränderungen bei den Investitionen sowie Probleme bei der Durchführung von Exits 34 , erschwerten den Gesellschaften die Abwicklungen der Investments.
Kapitalmärkten sowie die Abkühlung des Private Equity - Marktes erschwerte das Fundraising um einen weiteren Schritt. Daher war es für die deutschen Beteiligungsgesellschaften seit 2002 fast unmöglich, neue Fonds aufzulegen, um an weitere notwendige Gelder von Anlegern zu gelangen. Die Exitkanäle IPO 35 und Tradesale 36 waren zu dieser Zeit fast vollkommen verschlossen, so dass nur wenige Anteilsverkäufe ausgeführt werden konnten.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 15
ansteigen.
Gesetzliche und verwaltungsrechtliche Maßnahmen schufen ab 2005 eine weitgehende Rechtssicherheit, so dass viele Investoren wieder zur Anlage in deutsche Private Equity - Fonds gewonnen werden konnten. Dieser Vertrauensbeweis schlug sich in einem gestiegenen Volumen an neu eingeworbenen Fondmitteln wieder. Besonders die Investments in Early stage - Venture Capital Fonds zeigten, dass das Vertrauen der Anleger weitestgehend gefestigt wurde. 37
gezogen. Diese würden nichts anderes im Sinn haben als Unternehmen auszusaugen. 38
Abgesehen von seiner durchaus positiven Entwicklung, hinkt der deutsche Private Equity Markt dem erfahrenen US-amerikanischen ca. 20 Jahre hinterher. Durch diese Zeitverschiebung fehlt es an einer gewissen Private Equity Kultur. Erfahrene Private Equity Manager, selbstregulatorische Marktparameter, eine voraus denkende Investorenlandschaft, steuer- und gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen und eine Aktienkultur zur Finanzierung von Unternehmenswachstum sind noch mangelnde Faktoren auf dem deutschen Markt.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 16
Im Jahr 2005 erreichten die Private Equity Investitionen ein Volumen von 3,0 Mrd. ¼. Dies bedeutet zwar einen Rückgang um 19 % gegenüber dem Vorjahr, jedoch ist dies maßgeblich auf die geringere Zahl großer Buy-Outs zurückzuführen. 40
Trotz des Rückgangs beim Investitionsvolumen im Jahr 2005, erhöhte sich die Zahl der durch Private Equity finanzierten Unternehmen von 950 auf 983. Die gesteigerte Anzahl illustriert die große Nachfrage nach Beteiligungskapital in Deutschland von Seiten der Unternehmen. Auch 2005 dominierte laut BVK die Beteiligungsform des Management Buy-out. 42
3.2.2 Gründe für eine angestrebte Unternehmensbeteiligung
Gründe für eine angestrebte Unternehmensbeteiligung gibt es viele. In dieser Diplomarbeit wird allerdings nur auf einen abgegrenzten Bereich von Gründen eingegangen. Die notwendige Kapitalbeschaffung im Fall von Unternehmensneugründungen wird keine detaillierte Berücksichtigung finden. Vielmehr beschäftigt sich der Autor mit Motiven, die das laufende Geschäft und den Fortbestand der bereits im Markt etablierten Unternehmen in eine Krise versetzen.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 17
3.2.2.1 Insolvenz und Managementverfehlungen
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit richtet sich auf die Unternehmen, die sich aufgrund von Finanzproblemen oder Managementfehlern kurz vor der Insolvenz befinden. Wie der Autor persönlich beobachten konnte, besteht schnell die Gefahr die Schwelle zur Insolvenzverschleppung leicht zu übersehen.
Der Unternehmer bringt somit nicht nur sich in Gefahr, für eine Straftat entsprechend belangt zu werden, sondern auch das finanzielle Wohlergehen seiner Familie und seiner Mitarbeiter.
3.2.2.2 Eigenkapitalbeschaffung und Basel II
Ein weiterer beachtenswerter Grund ist die schwach ausgeprägte Kapitalbeschaffungsmöglichkeit der mittelständischen Unternehmen. Im Durchschnitt verfügt nur jedes vierte Unternehmen über eine solide Eigenkapitalausstattung von mehr als 30 % im Verhältnis zur Bilanzsumme. 44
Abb. 2 zeigt das Ergebnis einer von der Creditreform durchgeführten Analyse zum Eigenkapitalverhältnis deutscher Betriebe. Wie man der Abbildung entnehmen kann, verfügt der Großteil der deutschen Unternehmen (34%) lediglich über eine Eigenkapitalausstattung von maximal 10%.
Abb. 2: Eigenkapitalausstattung zur Bilanzsumme
Quelle: Creditreform (2006), Seite 29
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 18
Die folglich erschwerten Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten und überhöhten Kapitalbeschaffungskosten im Rahmen von Basel II beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit und das Überleben der Unternehmen. 46 Die Kredit vergebenden Banken sind im Rahmen von Basel II dazu verpflichtet, entsprechend der Risikobeurteilung des Kreditnehmers, den Kredit mit einem prozentualen Anteil Eigenkapital zu hinterlegen. 47 Je höher das Ausfallrisiko des Kreditnehmers, desto mehr Eigenkapital muss hinterlegt werden. Ergo steigen die Zinsen für den Kreditnehmer. Kann dieser jedoch eine ausreichende Eigenkapitalausstattung nachweisen, fallen mit verbessertem Rating die Zinsen für den Kreditnehmer. 48 Folglich sind bei einer mangelhaften Eigenkapitalausstattung die Möglichkeiten nötige Expansionsinvestitionen zu tätigen stark begrenzt, um bspw. dem drohenden Wettbewerb aus östlichen Regionen entgegenzuwirken. 49 In diesem Zusammenhang stellt die Eigenkapitalfinanzierung mit Beteiligungskapital eine der wichtigsten Alternativen zum klassischen Kredit für kleine und mittelständische Unternehmer dar. 50
3.2.2.3 Ungesicherte Unternehmensnachfolge
Ebenso werden sich in den nächsten Jahren rd. 70.000 Unternehmer mit der Frage über einen geeigneten Nachfolger beschäftigen müssen. 51 Versäumt es der Unternehmer sich rechtzeitig mit der Nachfolgeregelung zu beschäftigen, ist der Frust groß, wenn niemand geeignetes gefunden wird. Durchschnittlich 6.000 Unternehmerfamilien vernichten so Jahr für Jahr ihre verdiente Altersvorsorge und zehntausende Arbeitsplätze. Lediglich 44% der Unternehmen werden im Familienkreis weitergegeben. Gravierend ist jedoch, dass 8 % der Unternehmen aufgrund mangelnder Nachfolge stillgelegt werden müssen.
In insgesamt 48 % der Fälle werden die Unternehmen durch interne oder externe Manager übernommen. In dieser Menge enthalten sind mit 21 % die Veräußerungen an Investoren und Wettbewerber. 52
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 19
3.2.2.4 Unternehmenskonzentration und -abspaltung
Im alltäglichen Wirtschaftsgeschehen ist immer häufiger zu beobachten, dass sich die Konzerne von Ihren Unternehmensbereichen trennen. Wurde in der Vergangenheit vielfach darauf Wert gelegt das Risiko durch einen hohen Diversifikationsgrad zu streuen, so geht der Trend heute zur Konzentration auf das Kerngeschäft. 53 Der Konzentrationsprozess wird in vielen Branchen durch die steigende Globalisierung der Märkte und den schärfer werdenden Wettbewerb immer schneller vorangetrieben. 54 Tochterunternehmen sowie Geschäftsfelder, die nicht zum strategischen Beteiligungsportfolio passen, werden auf Ihre Desinvestitionsmöglichkeit hin überprüft und entweder geschlossen oder abgespalten. 55
3.3 Private Equity als Baustein der Corporate Finance
Im Rahmen der Corporate Finance orientiert sich die Unternehmensfinanzierung weg vom traditionellen System der Hausbank, hin zu einem kapitalmarktorientierten System. Somit wird das Unternehmen in Finanzierungsfragen nicht durch nur einen Kreditgeber begleitet, vielmehr wird der Gesamtkomplex der Finanzierung nach Risiko-und Renditegesichtspunkten in einzelne Tranchen mit festgelegten Laufzeiten am Kapitalmarkt von unterschiedlichen Finanziers übernommen.
Unter diesen Gesichtspunkten erlangt die Finanzierung auch für den Mittelstand eine strategische Bedeutung. Allerdings muss in mittelfristigen Zeiträumen der gesamte Finanzierungskomplex neu gestaltet, auf die Unternehmenssituation und den Kapitalmarkt abgestimmt werden. 56
Aufgrund der sich mit Basel II ergebenen Herausforderungen, sind die mittelständischen Unternehmen gezwungen ihre bisherige Finanzierung zu überdenken und ihr Unternehmen gegenüber potentiellen Financiers und Investoren aktiv zu vermarkten. 57
Im Rahmen eines ganzheitlichen Finanzierungskonzeptes für das Unternehmen, erhält somit auch die Eigenkapitalbeschaffung in Form von Private Equity eine besondere Gewichtung.
Abb. 3 zeigt die inneren und äußeren Einflussfaktoren, die im Rahmen der Corporate Finance auf die einzelnen Bilanzpositionen positiv einwirken sollten und somit Einfluss nehmen auf den finanziellen Spielraum des Unternehmens.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 20
Abb. 3: Hebel im Rahmen der Corporate Finance
Quelle: Vgl. KPMG (2002), Seite 2
Wichtige Faktoren in diesem Zusammenhang sind beispielsweise die Steigerung der Umsätze, Optimierung der Abläufe und analoge Reduktion der Kosten.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 21
3.4.1 Eingrenzung Private Equity
Private Equity ist eine Anlageform des Kapitalmarktes und steht für Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen in Form von Eigenkapital. Der Begriff "Private" steht in diesem Fall für den nicht öffentlichen Charakter dieser Anlageform. Gegenstück ist die Form des Public Equity und die damit verbundene Eigenkapitalbeschaffung über die öffentliche Börse. 58
Private Equity Gesellschaften Fonds aufgelegt. Der Großteil der Finanzmittel wird durch Banken, Pensionsfonds, Dachfonds und Versicherungen zur Verfügung gestellt bzw. in diese Fonds investiert. 59 Die genaue Zusammensetzung der Kapitalzuflüsse ist im Anhang 1 detailliert dargestellt.
Die Gesamtverzinsung liegt deutlich über den Renditen von Aktien oder Anleihenkäufen und macht somit diese Anlageform besonders für institutionelle Anleger wie Versicherungsgesellschaften und Pensionswerke interessant. 60
durch Private Equity. Hierbei stellen die Investoren Ihr Eigenkapital entweder Dachfonds zur Verfügung, die es dann über Private Equity Fonds in Unternehmen investieren oder sie investieren direkt in Private Equity Fonds, die dann wiederum das Eigenkapital den Unternehmen zur Verfügung stellen. Die seltenste Variante, aufgrund des geringen Diversifikationsgrades, ist die Direktinvestition in das Zielunternehmen durch den Investor. 61
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 22
Abb. 4: Prinzip der Private Equity Investitionen
Quelle: Vgl. EVCA, abgerufen 30.10.2006
Obgleich die Finanzierung aller Entwicklungsphasen durch Eigenkapital erfolgt, fallen die Seed - und Start up Finanzierung, aufgrund Ihrer frühen Entwicklungsphasen der Unternehmen, unter den Produktbereich des Venture Capital.
Private Equity Gesellschaften investieren in reife Unternehmen, die Ihre Produkte oder Dienstleistungen bereits über einen längeren Zeitraum auf dem Markt etablieren konnten. Dementsprechend entscheidet nicht die Höhe, sondern die Entwicklungsphase des Zielunternehmens, ob die Finanzierung in Form von Venture Capital oder Private Equity erfolgt. 64
Unternehmen von der Börse zu nehmen. Die Gesellschaftsform des Zielunternehmens, ob Personen- oder Kapitalgesellschaft, spielt ansonsten bei der Auswahl keine Rolle.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 23
Die Private Equity Gesellschaften kaufen die gewählten Unternehmen, restrukturieren diese, falls erforderlich, und reichen dann die Investments nach drei bis sieben Jahren weiter oder bringen sie an die Börse. 68 Die Restrukturierung und Optimierung der Unternehmen erfolgt durch den Einsatz eigener Managementressourcen der Private Equity Gesellschaften. 69
Wie bereits dargestellt, steht "Equity" für den Eigenkapitalcharakter des zur Verfügung gestellten Kapitals. Somit erfolgt auch keine kontinuierlich fällige Zinszahlung wie bei einem Bankkredit. Die Private Equity Gesellschaft ist stattdessen uneingeschränkt beteiligt am Gewinn und Verlust des Unternehmens. 71 Die dem Unternehmen zugeführten und auf längere Sicht verbleibenden Finanzmittel stellen ein Wertwachstum dar. Das Ziel des Wertwachstums ist es, durch den optimierten finanziellen Hintergrund, Unternehmenswachstum zu schaffen. Das Unternehmen ist durch die gestärkte Eigenkapitalsituation in der Lage, notwendige Investitionen zu tätigen. Notwendige Expansion müssen somit nicht aus den Augen verloren werden.
Private Equity ist, wenn man diese Anlageform nüchtern betrachtet, nur ein Hebel um eine überdurchschnittliche Rendite für das investierte Kapital zu erzielen. Jedoch ermöglicht diese Anlageform den Unternehmen auf lange Sicht den Schritt in eine neue und gefestigte Zukunft.
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 24
Da diese Anlageform für die Private Equity Gesellschaft und für den Anleger mit einem sehr hohen Risiko behaftet ist und auch schnell zu einem Totalausfall führen kann, sind die Renditeerwartungen an das eingesetzte Kapital entsprechend hoch. Aus diesem Grund setzen die Gesellschaften eigene Fach - und Führungskräfte in den Portfoliounternehmen ein. 75 Dies ermöglicht der Private Equity Gesellschaft den dauerhaften Einblick in die Unternehmensvorgänge und das Tagesgeschäft. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass die zur Verfügung gestellten Finanzmittel nicht für Zwecke verwendet werden, die das Unternehmen in der angestrebten Entwicklung nicht weiter bringen.
3.4.2 Die Volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity
Betrachtet man die vorliegenden Informationen über das Ausmaß der Private Equity Branche, so stellt man schnell fest, dass die Bedeutung für Deutschland einen sehr hohen Stellenwert haben muss und somit die in der Vergangenheit kritisierten Punkte 76 weitestgehend als gegenstandslos zu werten sind.
Allein zum Jahresende 2005 wurden Beteiligungen an 5.500 kleinen und mittleren Unternehmen durch deutsche Private Equity Gesellschaften gehalten. Der Wert der Beteiligungen lag zu diesem Zeitpunkt bei rd. 21 Milliarden Euro. Diese Unternehmen erwirtschafteten 2005 mit ca. 800.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von insgesamt 170 Milliarden Euro.
Forschungsarbeiten steigen die Investoren aufgrund des nicht einschätzbaren Risikos bei der weiteren Entwicklung des Produkt - Lebenszyklus aus. 77 Bekanntermaßen verhilft jedoch das innovativste Produkt zu keinen finanziellen Rückflüssen, wenn im Vorfeld keine Finanzmittel zur Vermarktung bereit stehen.
73 Vgl. Handelsblatt (b), abgerufen 07.11.2006
Gestaltungsrahmen von Unternehmensbeteiligungen 25
Deutschland als Wirtschaftsstandort ist auf die Sicherstellung von ständiger Innovation und Wettbewerbsfähigkeit angewiesen, um weiterhin auf dem Weltmarkt als Wettbewerber bestehen zu können. So wurde nachweislich festgestellt, dass Private Equity finanzierte Unternehmen ein überdurchschnittliches Unternehmenswachstum aufweisen und dadurch zur Erneuerung der deutschen Volkswirtschaft beitragen. Des weiteren war bei diesen Unternehmen ein erhöhtes Investitionsvolumen, verstärkte F&E Aktivitäten, eine über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegende Exportaktivität und ein erhöhtes Beschäftigungswachstum festzustellen. 79
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