In der vorliegenden Hausarbeit "Mediale Darstellungsformen und deren Wirkung im Kommunikationsprozess" beschäftige ich mich überwiegend mit technischen Medien und deren Einsatz bei der Vermittlung von Wissen.
Im ersten Kapitel stelle ich unterschiedliche Definitionen von Begriffen dar, die Ausgangspunkt für weitere Betrachtungen sind. Alle genannten Autoren scheinen sich einig zu sein, dass Medien Kommunikationsmittel sind, die unter Verwendung spezifischer Kodes Nachrichten übermitteln. Diskutiert wird über die erweiternde oder beschränkende Wirkung von Medien und über die Klassifizierung der einzelnen Kodes. Bei der Abgrenzung der Begriffe "Kommunikation" und "Interaktion" geht es hauptsächlich um die Rückbezüge innerhalb eines Kommunikationsprozesses und deren Relevanz für das weitere Geschehen.
Multimedialität ist eng verknüpft mit Multikodalität und Multimodalität, wobei die Meinungen auseinandergehen, ob Mulitmedialität die beiden anderen Begriffe subsummiert oder alle drei getrennt voneinander zu betrachten sind.
Um die kognitive Verarbeitung der medialen Angebote geht es im zweiten Kapitel. Ich stelle drei mentale Modelle vor, die sich in der Beschreibung der verschiedenen Verarbeitungsstufen unterscheiden. Während das Modell der doppelten Enkodierung von einer modalitätsspezifischen Verarbeitung ausgeht, vertreten Snodgrass, Ballstaed u.a.die Auffassung, dass es auf den Verarbeitungsebenen Verknüpfungen und Verbindungen einzelner Konzepte gibt, die modalitätsübergreifend sind.
Wie sich die strukturelle Verarbeitung auf den Wissenserwerb medial dargebotenen Lernstoffes auswirkt, versuche ich im dritten Kapitel näher zu beleuchten. Darin geht es auch um den wechselseitigen Einfluss der Inhalts-, Präsentations- und Verarbeitungsstruktur. Die Veränderung von Wissen als Wirkung medialer Vermittlung ist auch aus diagnostischer Sicht nicht unproblematisch. Tergan schlägt ein dynamisches Diagnoseverfahren vor, um die Zeitpunkte zu ermitteln, zu denen bereits vorhandenes und in bestimmten Konzepten repräsentiertes Wissen für den Wissenserwerb aktiviert wird.
Den Abschluss bilden einige Gedanken zum Einsatz von multimedialen Angeboten in Lernund Lehrzusammenhängen. Die Frage nach dem sinnvollen Einsatz von Medien in der Informationsvermittlung wird aber auch in den vorangehenden Kapiteln berücksichtigt.
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Tatjana Bielke: Mediale Darstellungsformen und deren Wirkungen im Kommunikationsprozess
1. Begriffsklärungen
1.1 Zum Begriff Medium
Die Frage, was ein Medium ist, scheint schwer zu beantworten, betrachtet man die Fülle der vorhandenen Definitionen. Ich beschränke mich darum auf die exemplarische Darstellung der Ausführungen einiger für diese Hausarbeit relevanten Autoren.
Höflich fasst den Begriff sehr weit, indem er sagt: “Als Medium kann zunächst jede Art der Vermittlung verstanden werden, die dazu dient, Kommunikation zu ermöglichen” (Höflich, 1996). Eine Differenzierung zwischen Medium und Kode findet in dieser Definition nicht statt. Medien können sowohl technische Geräte als auch verbale oder nonverbale Zeichensysteme sein.
Posner präzisiert den Medienbegriff dergestalt, dass er ein Medium als “...System von Mitteln für die Produktion, Distribution und Rezeption von Zeichen, das den in ihm erzeugten Zeichenprozessen bestimmte gleichbleibende Beschränkungen auferlegt” (Posner 1985) bezeichnet. Die Beschränkung bezieht sich auf die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Medienbeschaffenheit und der Art der Semiose. So lassen sich durch ein Medium weder alle Sinnesmodalitäten ansprechen noch sämtliche denkbare Kodes verwenden. Mit einem Radio ist es etwa unmöglich, Gerüche zu vermitteln.
Böhme-Dürr versteht ein Medium trotzdem nicht zwangsläufig als Beschränkung der Semiose, sondern sieht ebenso die Möglichkeit der Erweiterung. (Böhme-Dürr in Posner, S. 358). Exemplarisch sei die Möglichkeit genannt, durch Animationen komplexe technische Abläufe zu visualisieren.
Posner differenziert den Begriff Medium weiter in den biologischen, physikalischen, technologischen, soziologischen, kulturbezogenen und kodebezogenen Medienbegriff. Sie unterscheiden sich durch die verwendeten Zeichen und Kodes, die zur Kommunikation benutzt werden.
Da das Augenmerk dieser Hausarbeit auf der Wirkung von technischen Medien liegt, gehe ich nur auf den technologische Medienbegriff ein, unter dem technische Mittel gefasst werden, mit deren Hilfe die Kontaktmaterie (die physische Verbindung zwischen Sender und Empfänger) verändert wird und zwar durch das Erzeugen von Zeichenprozessen. In diesem Zusammenhang spricht Böhme-Dürr (in Posner, S.357) von der Möglichkeit indirekter und technischer Semiose.
Unter indirekter Semiose versteht sie einen Zeichenprozess zwischen Sender und Empfänger, in den weitere Sender und Empfänger, die entweder Teil eines Mediums oder andere Organismen sein können, z.B. Telefone oder Boten, als Vermittler auftreten. Als technische Semiose bezeichnet sie die Nutzung eines oder mehrerer Geräte durch alle beteiligten Sender und Empfänger.
Böhme-Dürr charakterisiert Medien darüber hinaus auf einer anderen Ebene. Sie nennt vier Komponenten: 1. Inhalte, 2. medienspezifische Präsentationsformen, 3. Technologien und 4. typische soziale Situationen (Böhme-Dürr, 1987, S. 363). Ihr besonderes Interesse für die Wirkung von Medien liegt in der Präsentationsform, dem “Wie” der Informationspräsentation. Wie später noch gezeigt wird, spielen aber der Inhalt, eng verknüpft mit dem Interesse und der Motivation des Rezipienten sowie die soziale Situation
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für die Wirkung der medialen Vermittlung ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dass die Präsentationsform eng mit der Struktur des Inhalts und den technischen Möglichkeiten des Mediums verknüpft ist, wird in Kapitel 3 deutlich.
Merten betont besonders den Aspekt der Wiederholbarkeit beim Einsatz von Medien. Als durch die Medien gesetzte Randbedingungen nennt er medienspezifische Kanal-Variablen, temporäre Variablen der zeitlichen Verfügbarkeit und die technischen Eigenschaften in der Art, Präsentation und zeitlicher Dauer der medialen Übertragung. Auch Posner macht deutlich, dass ein Medium “ein System von Kommunikationsmitteln, das wiederholte Kommunikation eines bestimmten Typs ermöglicht.” (ders. 1985, S. 257) ist.
1.2 Zum Begriff des Kodes
Bei den Präsentationsformen unterscheidet Böhme-Dürr (1987) mediale und medienspezifische Kodes.
Mediale Kodes können sowohl in der interpersonellen, wie in der technisch vermittelten Kommunikation (direkte und indirekte Semiose) vorkommen und werden durch das Medium beschränkend oder erweiternd beeinflusst.
Medienspezifische Kodes regeln die Produktion, Darstellung und Rezeption von Medieninhalten und sind durch die Technologie des Mediums determiniert (technische Semiose). Natürlich beeinflusst die Art des zu übertragenden Inhalts ebenfalls die Wahl des Kodes. Inhalt und Kode bilden so eine Einheit, die als Ganzes auf den Rezipienten wirkt. Grundsätzlich können verbale und nonverbale Kodes unterschieden werden. Verbale Kodes umfassen neben der Zuordnung zu einer semantischen, syntaktischen und pragmatischen Bedeutung, die allen sprachlichen Zeichen, nicht nur in der medialen Vermittlung, gemeinsam ist, Besonderheiten, die sowohl mit der Technologie, wie mit dem Gebrauch des Mediums zu tun haben. Unterschiede der Medien zeigen sich besonders in der Ausdrucksmodalität, geschriebener oder gesprochener Sprache; in der Gesprächsform, eher monologisch oder dialogisch; in der Sprachvarietät, Fach-, Umgangs- , Standardsprache oder Dialekt; im dominanten Sprachstil und in der Referenz (Böhme-Dürr, 1987).
(Tabelle 1: Verbale Information in den Medien, dies. 1987, S. 368)
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