Wie man es bei Günter Grass nicht anders gewohnt ist, eröffnet sich dem Leser auch in seinem bislang letzten Roman "Ein weites Feld" eine Fülle möglicher Interpretationsansätze. Am auffälligsten ist der Aspekt der sich im Roman widerspiegelnden Fontane-Rezeption. "Ein weites Feld" kann als Sammlung direkter und indirekter Zitate aus dem Gesamtwerk Fontanes gelesen werden, wobei der Anteil fiktiver Zitate nicht gering ist. Zusammenhänge gibt es aber z. B. auch mit Hans Joachim Schädlichs "Tallhover", Miguel de Cervantes’ "Don Quijote" und dem Werk Uwe Johnsons. Der zweite große Aspekt ist der zeitgeschichtliche. Vor allem dieser wurde genutzt, um den Roman - bereits vor seinem offiziellen Erscheinen - abzuqualifizieren. Grass äußere sich gegen die deutsche Wiedervereinigung und verharmlose die DDR, waren die Hauptvorwürfe. Belegt wurde das - wenn überhaupt - unter anderem mit zahlreichen Reden seit 1989, in denen sich Grass kritisch zum Wiedervereinigungsprozeß geäußert hatte. Tatsächlich sind manche Sätze des politischen Menschen Grass fast wörtlich (als Äußerungen einer der Romanfiguren) im Roman wie derzufinden.
Es ist nicht das Ziel meiner Arbeit, diese Vorwürfe zu belegen oder zu entkräften. Mir geht es darum, die für Grass typischen Argumentationsstrukturen zu untersuchen, die von der Bildhaftigkeit seiner Sprache geprägt sind. Dabei spielen die Wechselwirkungen zwischen dem politischen Menschen und dem Dichter natürlich eine große Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Ein weites Feld im Grass'schen Bilderkosmos
- I. Das poetologische Feld
- I.1 Der Grund
- I.2 Die Entwicklung politischen Engagements
- I.3 Der poetologische Horizont um 1990.
- II. Das weite Feld der deutschen Einheit
- II.1 Die Reden
- a) „Der Zug ist abgefahren.“
- b) Ökonomie
- c) Der familiare Bereich
- d) Natur Landschaft
- e) Farben
- f) Sonstige
- II.2 Verarbeitung im weiten Feld
- a) Der Abgrund
- b) Der Paternoster
- c) Das Geld
- d) Fonty und Hoftaller: die Farben
- II.1 Die Reden
- Ergebnisse
- Zusammenfassung und Ausblick: Das Feld 1999
- Literaturverzeichnis
- A. Primär
- B. Sekundär
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Günter Grass' Roman „Ein weites Feld“ im Kontext seiner politischen Reden und seines Gesamtwerks. Sie untersucht die Argumentationsstrukturen, die von der Bildhaftigkeit seiner Sprache geprägt sind, und beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen dem politischen Menschen und dem Dichter.
- Die Rezeption des Romans im Kontext der deutschen Wiedervereinigung
- Die Verwendung von Bildern und Metaphern in Grass' Reden und im Roman
- Die Kontinuität und Veränderung von Motiven in Grass' Werk
- Die Rolle der bildkünstlerischen Arbeit in Grass' Schaffen
- Die Bedeutung von Farben in Grass' Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Ein weites Feld“ im Kontext von Grass' Gesamtwerk und seiner politischen Reden vor. Sie beleuchtet die Rezeption des Romans und die Kritik an Grass' Position zur deutschen Wiedervereinigung. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse der Argumentationsstrukturen und der Bildhaftigkeit von Grass' Sprache.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem poetologischen Feld, das Grass' Werk prägt. Es analysiert die Entwicklung seines politischen Engagements und den poetologischen Horizont um 1990.
Das zweite Kapitel untersucht das weite Feld der deutschen Einheit, das sich in Grass' Reden und im Roman widerspiegelt. Es analysiert die Reden Grass' zur Wiedervereinigung und die Verarbeitung dieser Themen im Roman.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Günter Grass, „Ein weites Feld“, politische Reden, deutsche Wiedervereinigung, Bildhaftigkeit der Sprache, poetologische Strukturen, Motivforschung, Kontinuität und Veränderung, Farben, Bildkunst, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Torsten Hell (Author), 1999, Die Darstellung der deutschen Einheit in Günter Grass' Roman "Ein weites Feld", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185405