Vorliegende Untersuchung hat Umweltberichte der chemischen Industrie zum Gegenstand und bewegt sich damit auf einem wenig bearbeitetem Terrain, denn die Form der Umweltberichte ist relativ neu. Dahinter steht, daß erstmals einige der tatsächlichen und vermeintlichen Verursacher ökologischer Probleme in breitem Maße für und mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Die chemische Industrie hatte das Feld Umwelt/Ökologie lange Zeit ihren „Gegnern“ (Umweltschutzgruppen), Vermittlern (Regierung) oder Beobachtern (Presse) überlassen.
Diese Arbeit beschränkt sich auf die Untersuchung der Darstellung von Risiko und Gefahr bzw. Schutz und Sicherheit. Zum einen, weil eine zusätzliche Behandlung des weiten Feldes Schadstoffe/Emissionen den Rahmen sprengen würde, zum anderen, weil es zu letztem Punkt noch am ehesten Material gibt.
Die Unterscheidung zwischen Gefahr/Sicherheit und Schadstoffen/Emissionen soll erklärt werden, um dem Einwand entgegenzuwirken, daß Gifte, Schadstoffe, Müll und Emissionen ja auch eine Bedrohung darstellen. Gifte, wie sie in Kauf genommen werden (müssen?) als „reguläre“ Abwässer, Abgase und Abfall sind im Zusammenhang der vorgenommenen Unterscheidung als langfristige Gefahr zu sehen, die über den „Umweg Umwelt“ erst indirekt wirksam werden - als zunehmende Luft- und Gewässerverschmutzung beispielsweise. Das senkt anfangs „nur“ die Lebensqualität und weitet sich erst später zur existentiellen Bedrohung aus. Das soll anders gesagt heißen: Bei einer Explosion, unsachgemäßen Umgang mit Chemikalien im Werk, Transportunfällen, veralteten Anlagen usw. treten Risiken auf, die spontan und direkt Menschen bedrohen. Diese Art von Sicherheit bzw. Gefahr ist in vorliegender Arbeit gemeint.
Unter onomasiologischen Gesichtspunkten wurde dazu ein Korpus angelegt, das anschließend im Wesentlichen nach semantischen Kriterien ausgewertet wurde. Die Materialfülle, die mit dem Korpus vorliegt, konnte schließlich nicht erschöpfend analysiert werden.
Zentraler Punkt bei der Auswertung war, ob und wie mit Hilfe der Umweltberichte versucht wird, bestimmte Begriffe wie Schutz und Sicherheit zu besetzen oder bestimmte Wörter semantisch aufzuladen. Dabei konnte ein Wortfeld „Gefährliche Situationen in einem Chemiebetrieb“ erstellt werden, daß die Verwendung bzw. Nichtverwendung bestimmter Wörter plausibel erklären kann.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung
- 2 Umweltberichte als Gegenstand sprachwissenschaftlicher Betrachtungen
- 2.1 Interessenabhängiger Umgang mit Sprache
- 2.2 Vorhandene Untersuchungen zur Problematik
- 2.3 Begriffseinordnungen
- 3 Charakterisierung der Umweltberichte
- 3.1 Warum nimmt die Zahl der Umweltberichte seit einigen Jahren stark zu?
- 3.2 Abfälle, Emissionen, Gefahr und Risiko - Worum geht es in den Umweltberichten?
- 4 Die Methode der Korpuserstellung
- 4.1 Grundlage: Ein onomasiologisches Paradigma
- 4.2 Die praktische Ausführung
- 4.3 Sinn und Nutzen der Arbeitsweise
- 5 Die Auswahl der Berichte
- 6 Auswertung des Korpus
- 6.1 Vorgehen
- 6.2 Übersicht zu Stichwörtern und lexikalischen Elementen des Korpus
- 6.2.1 Liste der in allen vier untersuchten Berichten vorkommenden Stichwörter
- 6.2.2 Liste der weiteren in den untersuchten Berichten vorkommenden Stichwörter
- 6.2.3 Liste der nur in einem Bericht und dort auch nur einmal vorkommenden lexikalischen Elemente
- 6.3 Kampf mit Wörtern: Das „Begriffe besetzen“
- 6.4 „Begriffe besetzen“ in der Politik
- 6.5 „Begriffe besetzen“ in den Umweltberichten: Die Hochwertwörter Schutz und Sicherheit und ihre Vereinnahmung
- 6.6 Die semantische Aufladung bestimmter Stichwörter
- 6.7 Das Wortfeld „Gefährliche Situationen in einem Chemiebetrieb“
- 6.7.1 Theoretische Annäherung an den Begriff Wortfeld
- 6.7.2 Die Einteilung der Stichwörter in drei Gruppen zum Wortfeld „Gefährliche Situationen in einem Chemiebetrieb.“
- 6.7.3 Häufigkeit und Gruppenzugehörigkeit der Stichwörter des Wortfeldes
- 6.7.4 Euphemismen unter den Stichwörtern
- 6.8 Besonderheiten der einzelnen Berichte
- 6.8.1 Der BASF-Umweltbericht
- 6.8.2 Der Henkel-Umweltbericht
- 6.8.3 Der Schering-Umweltbericht
- 6.8.4 Der SOLVAY-Umweltbericht
- 7 Schlußbetrachtung
- 8 Literaturverzeichnis
- 9 Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die sprachliche Selbstdarstellung der chemischen Industrie in ihren Umweltberichten, insbesondere die Verwendung der Begriffe Sicherheit/Schutz und Risiko/Gefahr. Ziel ist es, die Strategien der Kommunikation zu analysieren und aufzuzeigen, wie diese Begriffe eingesetzt werden, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen.
- Sprachliche Strategien der chemischen Industrie in Umweltberichten
- Analyse der Verwendung von "Sicherheit/Schutz" und "Risiko/Gefahr"
- Kontextualisierung der Begrifflichkeiten im politischen und gesellschaftlichen Diskurs
- Untersuchung von Euphemismen und ihren Funktionen
- Vergleichende Analyse von Umweltberichten verschiedener Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der sprachlichen Selbstdarstellung der chemischen Industrie in Umweltberichten ein und begründet die Relevanz der Untersuchung. Es werden die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise skizziert.
2 Umweltberichte als Gegenstand sprachwissenschaftlicher Betrachtungen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es wird der interessenabhängige Umgang mit Sprache beleuchtet, der Forschungsstand zu diesem Thema präsentiert und die verwendeten Begrifflichkeiten eingeordnet.
3 Charakterisierung der Umweltberichte: Hier wird der Anstieg der Umweltberichte und deren inhaltlicher Fokus auf Abfälle, Emissionen, Gefahren und Risiken erörtert. Die Kapitel analysiert die Gründe für die zunehmende Anzahl an Umweltberichten und legt die zentralen Themenbereiche dieser Berichte dar.
4 Die Methode der Korpuserstellung: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methode der Korpuserstellung, die auf einem onomasiologischen Paradigma basiert. Es wird die praktische Durchführung erläutert und der Sinn und Nutzen der gewählten Arbeitsweise begründet.
5 Die Auswahl der Berichte: In diesem Abschnitt werden die Kriterien zur Auswahl der untersuchten Umweltberichte dargelegt und begründet.
6 Auswertung des Korpus: Dieses umfangreiche Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Korpusanalyse. Es werden die verwendeten Stichwörter und lexikalischen Elemente systematisch dargestellt und analysiert. Der Fokus liegt auf der Untersuchung von „Begriffe besetzen“ im Kontext der Umweltberichte der chemischen Industrie, insbesondere der Begriffe Schutz und Sicherheit. Die Analyse der semantischen Aufladung bestimmter Stichwörter und die Erörterung des Wortfeldes „Gefährliche Situationen in einem Chemiebetrieb“ sind weitere Schwerpunkte. Schließlich werden die Besonderheiten der einzelnen untersuchten Berichte (BASF, Henkel, Schering, Solvay) im Detail beschrieben.
Schlüsselwörter
Umweltberichte, chemische Industrie, sprachliche Selbstdarstellung, Sicherheit, Schutz, Risiko, Gefahr, Euphemismen, Kommunikationsstrategien, Korpusanalyse, onomasiologisches Paradigma, Wortfeldanalyse, semantische Aufladung.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Sprachliche Selbstdarstellung der chemischen Industrie in Umweltberichten
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die sprachliche Selbstdarstellung der chemischen Industrie in ihren Umweltberichten. Der Fokus liegt auf der Analyse der Kommunikationsstrategien und der Verwendung von Begriffen wie Sicherheit/Schutz und Risiko/Gefahr, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen.
Welche Unternehmen wurden untersucht?
Die Arbeit analysiert Umweltberichte von vier Unternehmen der chemischen Industrie: BASF, Henkel, Schering und Solvay.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine Korpusanalyse, basierend auf einem onomasiologischen Paradigma. Es wurde ein Korpus aus den ausgewählten Umweltberichten erstellt und systematisch ausgewertet. Die Analyse umfasst die Untersuchung von Stichwörtern, lexikalischen Elementen, semantischer Aufladung und Wortfeldern, insbesondere zum Thema "Gefährliche Situationen in einem Chemiebetrieb".
Welche zentralen Begriffe stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die Begriffe Sicherheit, Schutz, Risiko und Gefahr. Die Arbeit untersucht, wie diese Begriffe verwendet werden, um ein bestimmtes Bild zu vermitteln und welche Kommunikationsstrategien dahinterstecken. Die Rolle von Euphemismen wird ebenfalls untersucht.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Umweltberichte als Gegenstand sprachwissenschaftlicher Betrachtungen, Charakterisierung der Umweltberichte, Methode der Korpuserstellung, Auswahl der Berichte, Auswertung des Korpus (inkl. detaillierter Analyse von Stichwörtern, Wortfeldern und Besonderheiten der einzelnen Berichte), Schlussbetrachtung, Literaturverzeichnis und Anhang. Das Inhaltsverzeichnis bietet eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die sprachlichen Strategien der chemischen Industrie in ihren Umweltberichten zu analysieren und aufzuzeigen, wie die verwendeten Begriffe eingesetzt werden, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen. Die Kontextualisierung der Begrifflichkeiten im politischen und gesellschaftlichen Diskurs spielt ebenfalls eine Rolle.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Umweltberichte, chemische Industrie, sprachliche Selbstdarstellung, Sicherheit, Schutz, Risiko, Gefahr, Euphemismen, Kommunikationsstrategien, Korpusanalyse, onomasiologisches Paradigma, Wortfeldanalyse, semantische Aufladung.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, welche die zentralen Inhalte und Ergebnisse jedes Kapitels kurz beschreibt.
Welche Forschungsfrage wird in dieser Arbeit behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage untersucht, wie die chemische Industrie in ihren Umweltberichten sprachlich ihre Selbstdarstellung gestaltet und welche Strategien sie dabei verwendet, insbesondere im Hinblick auf die Begriffe Sicherheit/Schutz und Risiko/Gefahr.
- Quote paper
- Winfried Reßler (Author), 1999, Sprachliche Selbstdarstellung in Umweltberichten der chemischen Industrie. Zur Verwendung der Begriffspaare Sicherheit und Schutz sowie Risiko und Gefahr, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185385