In dieser Rezension werden die 2 Einführungen "Internationale Beziehungen" (J. Hartmann) und "Theories of World Politics" (J. Baylis/S. Smith) miteinander verglichen. Aspekte die in der Rezension besonders berücksichtigt wurden sind u.a. Adressatenkreis, Ziele der Autoren und Methode. Aber auch die unterschiedliche Herangehensweise der Autoren an die Ansätze Realismus, Neo-Realismus, Liberalismus und Neo-Liberalismus sowie Fallbeispiele und der Globalisierungsaspekt wurden berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Formale Unterschiede
2.1 Adressantenkreis und Verständlichkeit
2.2 Ziele der Autoren
2.3 Methode
3 Darstellung der Theorien der Internationalen Beziehungen im Vergleich
3.1 Realismus und Neo-Realismus
3.2 Liberalismus und Neo-Liberalismus
4 Darstellung der Akteure und Regionen der Weltpolitik bei Jürgen Hartmann - Die Beispiele USA, Russland und Europa
5 Kritische Würdigung
6 Literaturverzeichnis
7 Anhang
Einleitung
„ Die politikwissenschaftliche Teildisziplin der Internationalen Beziehungen macht es dem Neuling auf diesem Feld, der sich zwischen zwei Buchdeckeln kompakt informieren möchte, nicht leicht.“[1] Mit diesem Satz, der wie eine Drohung klingt, beginnt Jürgen Hartmann, Professor für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr Hamburg, die Einleitung seines Einführungswerkes ‚Internationale Beziehungen’. In seinem 255 Seiten starken Buch versucht er dem Leser einen Überblick über das teilweise recht komplexe Gebiet der Internationalen Beziehungen zu geben. Hierbei wird von Hartmann Wert auf eine differenzierte Definition der Begriffe Außenpolitik, Internationale Politik und Internationale Beziehungen gelegt und er kritisiert, dass diese Differenzierung von den meisten Autoren nicht beachtet wird.[2] Der bedeutende Unterschied des Begriffs Internationale Beziehungen zu den Begriffen Außenpolitik und Internationale Politik ist, dass hier nicht nur politische Akteure und Inhalte, sondern ebenso die Handlungen zwischen Staaten und internationalen Organisationen berücksichtigt werden[3], die Hartmann jedoch in seinem Buch bis auf Kapitel 9, in dem Internationaler Währungsfonds, Welthandelsorganisation und Vereinte Nationen besprochen werden, nicht besonders stark berücksichtigt.
‚Theories of world politics’ ist der zweite Teil des von John Baylis und Steve Smith herausgegebenen Einführungswerkes ‚The Gobalization of World Politics’ und beschäftigt sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, mit den verschiedenen Theorieansätzen der internationalen Beziehungen. Der 110 Seiten umfassende Abschnitt, der im Folgenden mit der Einführung ‚Internationale Beziehungen’ verglichen werden soll, behandelt die bekanntesten bzw. die am meisten verbreiteten Theorieansätze der Internationalen Beziehungen, wobei jeder dieser Ansätze auf seine Anwendbarkeit auf das Phänomen der Globalisierung geprüft wird.[4]
Beide Bücher versuchen in relativ knapper Form einen Einblick in Realismus, Liberalismus, die damit verbundene „Neo-neo debate“[5] und Konstruktivismus zu geben. In ‚Theories of world politics’ werden auch weniger verbreitete Ansätze, wie marxistische und feministische Ansätze mit einbezogen. Die Autoren beider Bücher vermeiden es weitgehend sich auf einen der dargestellten Ansätze festzulegen. Eine Ausnahme stellt das von Steve Smith verfasste Kapitel ‚Reflectivist and constructivist approaches to international theory’ (S.224-249) dar. Hier bezieht der Autor konkret Stellung zu den von ihm in diesem Kapitel besprochenen Ansätzen, betont aber stets, dass es sich um eine subjektive Einschätzung handelt.[6] Jürgen Hartmann hält sich mit subjektiven Einschätzungen in seinem Theorieteil, der ungefähr ein Drittel des Buches ausmacht, zurück. In der Beschreibung verschiedener Akteure und Regionen der Weltpolitik empfiehlt er jedoch am Ende der Kapitel stets eine aus seiner Sicht besonders gut auf die einzelnen Regionen anwendbare Theorie.
Im Folgenden sollen zunächst formale Unterschiede, wie Adressantenkreis, Verständlichkeit, Ziele und Methoden der Autoren verglichen werden um anschließend auf die Darstellung der Theorien der Internationalen Beziehungen bei beiden Büchern einzugehen. Da nicht alle der besprochenen Ansätze im Einzelnen erörtert werden können, sollen Realismus, Neo-Realismus, Liberalismus und Neo-Liberalismus als Beispiele herausgegriffen werden. Abschließend folgt eine nähere Beschreibung der praktischen Beispiele für Weltpolitik in bestimmten Regionen bei Jürgen Hartmann (Die USA, Russland und Europa sollen hier beispielhaft dargestellt werden) und eine kritische Bewertung der beiden Bücher.
2 Formale Unterschiede
2.1 Adressantenkreis und Verständlichkeit
Bei beiden Büchern handelt es sich um Einführungen. Der Adressantenkreis der Werke kann daher relativ eng auf den Kreis der Studierenden der Politikwissenschaft eingegrenzt werden. Es werden keine besonderen Vorkenntnisse im Bereich der Theorien der Internationalen Beziehungen vorausgesetzt, dennoch können sie gewiss die Lektüre erleichtern. Bei den Kapiteln drei bis acht in Hartmanns Buch können des weiteren geschichtliche Vorkenntnisse zu den einzelnen Regionen hilfreich sein, da hier bestimmte Entwicklungen in den besprochenen Regionen oder Staaten nicht im einzelnen erläutert werden.
In ‚Theories of world politics’ dienen viele Schaubilder und Beispieltexte, sowie die Zusammenstellung der wichtigsten Aussagen der Ansätze am Ende der Kapitel der Verständlichkeit der Materie und gestalten sie für den Leser anschaulich. Auch die Fragen mit denen die verschiedenen Abschnitte abgeschlossen werden sind hilfreich und können als Selbsttest genutzt werden.
Obwohl Hartmann keine Schaubilder verwendet gelingt es ihm durch den schrittweisen Aufbau seines Textes eine gute Verständlichkeit zu gewährleisten. Sowohl in ‚Theories of world politics’ als auch in ‚Internationale Beziehungen’ sind die Kapitel in einzelnen Sinneinheiten verfasst, so dass sich die Bücher auch zum nachlesen einzelner Begriffe gut eignen.
2.2 Ziele der Autoren
Ziel beider Einführungen ist es dem Studierenden die Möglichkeit zu geben sich in relativ kurzer Zeit über die Hauptthesen der Internationalen Beziehungen zu informieren.
In ‚Theories of world politics’ wird dieses Anliegen von den Autoren wie folgt beschrieben: „[…] we want you to be able to grasp the main themes of the theories that have been most influential in explaining world politics.“[7] Der Schwerpunkt der Erörterung soll also auf den einflussreichsten Theorien liegen, was auch sinnvoll erscheint, da diese für Neulinge einen guten Ausgangspunkt bieten. Durch die Hinweise auf weiterführende Literatur ist es möglich sich zu den einzelnen Theorieansätzen näher zu informieren.
Das zweite Ziel von ‚Theories of world politics’ ist es „to give you the overview of
theory that you need to be able to assess the significance of globalization for our understanding of world politics.“[8] Dieses Ziel wird im Verlauf des Textes durch die Überprüfung der Theorien auf ihre Berücksichtigung von Globalisierungsphänomenen erreicht. Ein weiteres wichtiges Ziel der Autoren ist es dem Leser genug Informationen zu liefern um selbst zu entscheiden, welche der Theorien er am überzeugendsten findet.[9]
Auch Jürgen Hartmann hat das Ziel, dem Leser einen Einblick in die Theorieansätze der Internationalen Beziehungen zu bieten. Er begrenzt seine Ausführungen jedoch auf die „wichtigsten Varianten des Mainstream“[10] namentlich den Realismus, den Liberalismus, deren Neo-Varianten und Konstruktivismus. Hartmann möchte erreichen, dass der Leser am Ende seiner ‚Theorierevue’ weiß, „woher die Herangehensweisen in den Internationalen Beziehungen kommen, was sie vermutlich recht gut leisten und wo sie Fragen offen lassen“.[11] Sein eigentliches Anliegen ist es jedoch Veränderungen in der praktischen Welt der Internationalen Beziehungen aufzuzeigen und die dadurch verstärkte Heranziehung der Schulen, die weltwirtschaftliche Probleme, das Denken der Menschen und Gesellschafts- bzw. Geschichtsbilder in den Mittelpunkt der Analyse stellen.[12]
2.3 Methode
Um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen werden von den Autoren verschiedene Methoden herangezogen. Während bei ‚Theories of world politics’ auf einer Seite (S.139) relativ kurz die Ziele des Kapitels erläutert werden und dann ziemlich direkt zum theoretischen Teil übergegangen wird schafft Hartmann einen ‚fließenden’ Übergang in die Materie durch einen kurzen Streifzug durch die Anfänge der Teildisziplin der Internationalen Beziehungen (S.13-22), in dem dem Leser vermittelt wird, wie es zu der Entwicklung der verschiedenen Theorien kam. Hierdurch wird die Notwendigkeit der Entstehung der Ansätze deutlich („Die IB verdanken ihre Entstehung dem Staat und dem Krieg.“[13]) und es fällt durch diesen kurzen Abriss der historischen Hintergründe leichter den anschließenden Erörterungen zu den Theorien zu folgen. Anschließend werden von Hartmann „[…] aktuelle Akteure und Regionen der Weltpolitik umrissen“[14]. Gerade dieser Teil des Buches macht es auch für Leser interessant, die ihre neu gewonnenen Kenntnisse über Theorien der Weltpolitik anwenden möchten. Hartmann bietet nach seinen Ausführungen zu den USA, Russland, Europa, Asien, dem Nahen Osten, Lateinamerika und Afrika stets Anregungen bzw. Lösungen wie die weltpolitische Stellung der Regionen auf der Grundlage der Theorien der Internationalen Beziehungen zu deuten sind.
Die Autoren von ‚Theories of world politics’ beginnen die Unterkapitel zu den vorgestellten Theorien stets mit einem sog. „Reader´s Guide“, in dem eine kurze Vorschau auf die folgenden Inhalte gegeben wird und eventuell zu klärende Fragen aufgeworfen werden. Es folgt eine Einführung, in der kurz die historische Entstehung der Ansätze und ihre Stellung in der wissenschaftlichen Debatte bzw. der Welt der Staatslenker umrissen wird. Anschließend folgen verschiedene Kapitel, die sich nach den aufgeworfenen Fragen richten und die Hauptaspekte der einzelnen Theorien vorstellen. Abschließend werden in einer ‚Conclusion’ die jeweils wichtigsten Aspekte hervorgehoben, Fragen aufgeworfen oder auf die Berücksichtigung von Globalisierung eingegangen. Das Kapitel ist insgesamt sehr übersichtlich gestaltet und nicht zuletzt die zahlreichen ‚case studies’, Begriffserläuterungen, Kritikerstimmen und Schaubilder verleihen ihm seinen Lehrbuchcharakter.
[...]
[1] Hartmann, Jürgen: Internationale Beziehungen. Opladen 2001. S.9. (Künftig zitiert: Hartmann: Internationale Beziehungen.)
[2] Vgl. Hartmann: Internationale Beziehungen. S.10.
[3] Vgl. Hartmann: Internationale Beziehungen. S.9.
[4] Vgl Baylis, John u. Steve Smith: The Globalization of World Politics. An Introduction to international relations. Baylis, Smith u. Smith, Steve (Hrsg.). 2.Aufl.. New York 2001. S.139. (Künftig zitiert: Baylis/Smith: Globalization).
[5] Lamy, Steven: Contemporary mainstram approaches: neo-realism and neo-liberalism. In: Baylis/Smith: Globalization. S.182-199. S.182.
[6] Vgl. Smith, Steven: Reflectivist and constructivist approaches to international theory. In: Baylis/Smith: Globalization. S.224-249. S.227.
[7] Baylis/Smith: Globalization. S.139.
[8] Ebenda
[9] Vgl. Baylis/Smith: Globalization. S.139.
[10] Hartmann: Internationale Beziehungen. S.12.
[11] Ebenda
[12] Vgl. Ebenda.
[13] Ebenda. S.13.
[14] Hartmann: Internationale Beziehungen. S.12.
- Quote paper
- Till Döring (Author), 2003, Vergleichende Rezension: Internationale Beziehungen (Hartmann) im Vergleich zu Theories of World Politics - The Globalization of World Politics (Baylis und Smith), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18503
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