Die vorliegende Hausarbeit, entstanden im Seminar „Erziehungs- und Bildungsprozesse in Schulen“, beschäftigt sich mit dem Thema Indoktrination in der Erziehung. Dabei soll vor allem das gewählte Fallbeispiel, Erziehung im Nationalsozialismus, helfen, zu einer Definition zu kommen, die mehr sein soll als eine für den allgemeinen Sprachgebrauch. Besonders berücksichtigt werden sollen vor allem die pädagogischen Implikationen des Begriffs. Als grundlegend wird zunächst die Definition von Karl Zenke gelten, die Indoktrination als „gezielte Beeinflussung der Meinungsbildung anderer unter Ausnutzung von Abhängigkeiten, autoritärer Macht und Kontrolle der Informationsmöglichkeiten“ auffasst.
Zunächst aber sollen in aller Kürze die wichtigsten Zäsuren herausgearbeitet werden, um den Wandel der Begrifflichkeit der Indoktrination zu unterstreichen.
Die wichtigste Frage, die sich aus diesem historischen Überblick ableitet, ist die nach der Unterscheidung von Unterricht bzw. Erziehung und Indoktrination. Stehen sich die beiden Begriffe dichotom gegenüber oder stellt Indoktrination vielmehr ein Extrem von Unterricht bzw. Erziehung dar? Diese Frage soll im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit beleuchtet werden. Dazu soll zunächst ein vor allem theoriegestützter Definitionsversuch dienen. Anschließend soll im ersten Hauptteil dieser Arbeit eine Analyse des Erziehungssystems im Nationalsozialismus folgen, um die bisherigen Thesen zu überprüfen bzw. zu ergänzen. Im zweiten Hauptteil sollen dann anhand wichtiger Schlüsselkategorien, die sich zum einen aus dem Fallbeispiel und zum anderen aus den Thesen Olivier Rebouls ergeben, die bis dahin erarbeiteten Definitionsversuche erweitert und ggf. revidiert werden. Im abschließenden Schritt soll dann eine einheitliche Definition von Indokt-rination vorgestellt werden, die Indoktrination gerade auch als Teil der Pädagogik begreift, um so herauszustellen, dass indoktrinäre Tendenzen auch in modernen demokratischen Systemen virulent sein können. Eine kurze Zusammenfassung rundet schließlich die Ergebnisse dieser Hausarbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Eine theoriegeleitete Definition von Indoktrination
- 3. Fallbeispiel: Erziehung im Nationalsozialismus
- 4. Redefinition des Indoktrinationsbegriffs
- 4.1 Indoktrination aufgrund des Kriteriums der Absicht?
- 4.2 Indoktrination aufgrund des Kriteriums des Inhaltes?
- 4.3 Indoktrination aufgrund des Kriteriums der Methodik?
- 4.4 Zwischenfazit
- 5. Schlussbetrachtungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Begriff der Indoktrination im Kontext von Erziehung, insbesondere anhand des Fallbeispiels der Erziehung im Nationalsozialismus. Ziel ist es, eine differenzierte Definition von Indoktrination zu entwickeln, die über den allgemeinen Sprachgebrauch hinausgeht und die pädagogischen Implikationen berücksichtigt.
- Historische Entwicklung des Indoktrinationsbegriffs
- Theoriegeleitete Definition von Indoktrination
- Analyse der Erziehung im Nationalsozialismus als Fallbeispiel
- Redefinition des Indoktrinationsbegriffs anhand von Schlüsselkategorien
- Pädagogische Relevanz von Indoktrination in modernen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Indoktrination in der Erziehung ein und skizziert den historischen Wandel des Begriffs. Sie benennt die zentrale Forschungsfrage nach der Abgrenzung von Unterricht/Erziehung und Indoktrination und umreißt den Aufbau der Arbeit. Der historische Überblick zeigt die unterschiedlichen Bedeutungen und Konnotationen des Begriffs von der Synonymität mit Bildung im Mittelalter bis zur kritischen Betrachtung im Kontext totalitärer Systeme. Die Einleitung legt den Grundstein für die spätere theoriegeleitete Definition und die Analyse des Fallbeispiels Nationalsozialismus.
2. Eine theoriegeleitete Definition von Indoktrination: Dieses Kapitel analysiert den Begriff „Indoktrination“ etymologisch und präsentiert verschiedene Definitionsversuche. Es wird die Schwierigkeit deutlich, eine umfassende pädagogische Definition zu finden. Der Autor arbeitet mit den zentralen Bestandteilen der Indoktrination nach Reboul, die unter anderem Irrtum, Unmündigkeit der Klientel, faktische Auslegung und die Tarnung der Doktrin umfassen. Die Analyse der einzelnen Elemente bereitet den Weg für die Fallstudienanalyse im nächsten Kapitel.
3. Fallbeispiel: Erziehung im Nationalsozialismus: Dieses Kapitel untersucht die Erziehung im Nationalsozialismus als Fallbeispiel für Indoktrination. Es beschreibt das oberste Ziel der einheitlichen geistigen Ausrichtung der Jugend gemäß der NS-Ideologie. Der Einfluss zentraler Persönlichkeiten wie Bernhard Rust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wird beleuchtet, wobei dessen limitierter Einfluss und Konflikte mit Parteiführung hervorgehoben werden. Dieses Kapitel bietet eine konkrete, historische Illustration der Indoktrinationsmechanismen, die im vorhergehenden Kapitel theoretisch analysiert wurden.
Schlüsselwörter
Indoktrination, Erziehung, Bildung, Nationalsozialismus, Pädagogik, Definition, Theorie, Reboul, Unmündigkeit, Ideologie, Weltanschauung, Autorität, Unterricht, Meinungsbildung, Manipulation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Indoktrination in der Erziehung
Was ist der Hauptgegenstand der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den Begriff der Indoktrination im Kontext von Erziehung, insbesondere am Beispiel der Erziehung im Nationalsozialismus. Ziel ist die Entwicklung einer differenzierten Definition von Indoktrination, die über den allgemeinen Sprachgebrauch hinausgeht und die pädagogischen Implikationen berücksichtigt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, eine theoriegeleitete Definition von Indoktrination, ein Fallbeispiel (Erziehung im Nationalsozialismus), eine Redefinition des Indoktrinationsbegriffs anhand verschiedener Kriterien (Absicht, Inhalt, Methodik) und abschließende Betrachtungen mit Ausblick.
Wie wird Indoktrination in der Arbeit definiert?
Die Arbeit beginnt mit einer etymologischen Analyse des Begriffs „Indoktrination“ und präsentiert verschiedene Definitionsversuche. Es wird die Schwierigkeit einer umfassenden pädagogischen Definition herausgestellt. Die Arbeit stützt sich auf die zentralen Bestandteile der Indoktrination nach Reboul (Irrtum, Unmündigkeit der Klientel, faktische Auslegung, Tarnung der Doktrin) und arbeitet diese im Detail auf.
Welche Rolle spielt das Fallbeispiel des Nationalsozialismus?
Das Fallbeispiel der Erziehung im Nationalsozialismus dient der konkreten Illustration der theoretisch analysierten Indoktrinationsmechanismen. Es wird das Ziel der einheitlichen geistigen Ausrichtung der Jugend gemäß der NS-Ideologie beschrieben und der Einfluss von Persönlichkeiten wie Bernhard Rust beleuchtet, inklusive seiner Grenzen und Konflikte mit der Parteiführung.
Welche Kriterien werden zur Redefinition des Indoktrinationsbegriffs herangezogen?
Die Redefinition des Begriffs erfolgt anhand der Kriterien Absicht, Inhalt und Methodik. Jedes Kriterium wird einzeln untersucht, um die Komplexität des Begriffs Indoktrination aufzuzeigen und zu einer differenzierten Definition beizutragen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Indoktrination, Erziehung, Bildung, Nationalsozialismus, Pädagogik, Definition, Theorie, Reboul, Unmündigkeit, Ideologie, Weltanschauung, Autorität, Unterricht, Meinungsbildung, Manipulation.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, eine differenzierte Definition von Indoktrination zu entwickeln, die den historischen Wandel des Begriffs berücksichtigt und die pädagogischen Implikationen in modernen Gesellschaften beleuchtet. Sie soll über den allgemeinen Sprachgebrauch hinausgehen und ein tieferes Verständnis des Phänomens Indoktrination ermöglichen.
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- Heiko Suhr (Author), 2008, Indoktrination in der Erziehung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184956