Erst seit wenigen Jahren wird der Raumbegriff in der Soziologie durch Texte, wie von Lefêbvre, analysiert. „Alle neuen Ansätze gehen von der Kernvorstellung aus, dass Raum nicht länger als naturhaft gegebener materieller Hinter- oder erdgebundener Untergrund sozialer Prozesse unveränderbar und für alle gleichermaßen existent angenommen werden kann“ (Löw/Sturm 2005, S.31). Im 19. Jh. Ging man beim Raumbegriff noch von „zweidimensionalen Behälterräumen“ (ebd. 2005, S.31) aus, die auch leer sein konnten.
Inhaltsverzeichnis
- Der Raumbegriff in der Soziologie
- Raumkonzepte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
- Durkheim und der Umgang mit Raum und Zeit
- Simmel und die Raumqualitäten
- Lefebvre und der relationale Raumbegriff
- Harvey und die Raumkontrolle
- Die ökologische Soziologie und Läpples MatrixRaum
- Lokale und globale Wechselwirkungen
- Behälterraum- und Beziehungsraumkonzepte
- Doppelte Konstituierbarkeit von Raum
- Analyse der Strukturierung von Räumen
- Räume und soziale Strukturen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Exzerpt gibt einen Überblick über die Entwicklung des Raumbegriffs in der Soziologie, beginnend mit den traditionellen Konzepten bis hin zu modernen Ansätzen. Es analysiert verschiedene theoretische Perspektiven und deren Beiträge zum Verständnis von Raum als sozial konstruiertes Phänomen.
- Entwicklung des Raumbegriffs in der Soziologie
- Vergleich verschiedener Raumkonzepte (Behälterraum, Beziehungsraum)
- Einfluss von Kapitalismus und Globalisierung auf Raum
- Räumliche Praxis und Raumrepräsentation
- Raum und soziale Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
Der Raumbegriff in der Soziologie: Der Text beginnt mit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem traditionellen Verständnis von Raum als unveränderlicher, materieller Hintergrund sozialer Prozesse. Er unterstreicht die Entwicklung hin zu einem relationalen Raumbegriff, der Raum als sozial konstruiertes Phänomen begreift, geprägt von sozialen Interaktionen und Machtstrukturen. Die Autoren betonen die Notwendigkeit, Raum nicht als objektive Gegebenheit, sondern als Produkt gesellschaftlicher Prozesse zu verstehen.
Raumkonzepte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel untersucht die frühen Ansätze der Raumsoziologie, insbesondere die Beiträge von Durkheim und Simmel. Durkheims Fokus liegt auf Raum und Zeit als erlernten Ordnungssystemen, die sozial strukturiert sind. Simmel hingegen entwickelt ein komplexeres Raumverständnis, das Raumqualitäten wie Nähe, Distanz und Ausschließlichkeit umfasst und verschiedene Raumgebilde in modernen Gesellschaften unterscheidet. Dieses Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der späteren, komplexeren Raumtheorien.
Lefebvre und der relationale Raumbegriff: Hier wird Henri Lefebvres Beitrag zur Raumsoziologie beleuchtet. Lefebvre verknüpft den relationalen Raumbegriff mit einer Kapitalismuskritik und betont die Bedeutung räumlicher Praxis, Wahrnehmung und Repräsentation für die Gestaltung von Raum. Seine Analyse der Produktion und Reproduktion von Raum liefert wichtige Grundlagen für das Verständnis gesellschaftlicher Machtstrukturen und Raumgestaltung.
Harvey und die Raumkontrolle: David Harveys Theorie wird vorgestellt, die die Ausweitung von Macht mit der Kontrolle über die Produktion von Raum verbindet. Der Begriff der "time-space compression" beschreibt die zunehmende Verdichtung von Raum und Zeit durch technologischen Fortschritt. Der Text diskutiert kritisch Harveys Fokus auf einen globalisierten Raum und die potenzielle Vernachlässigung lokaler Besonderheiten.
Die ökologische Soziologie und Läpples MatrixRaum: Das Kapitel beschreibt die Entwicklung der ökologischen Soziologie und deren Grenzen im Umgang mit dem Raumbegriff. Läpples MatrixRaum-Konzept wird als Weiterentwicklung vorgestellt, das Raum als ein komplexes Zusammenspiel aus materiellen, sozialen, normativen und kulturellen Faktoren versteht. Dies bietet eine differenziertere Perspektive auf die Gestaltung und Interpretation von Raum.
Lokale und globale Wechselwirkungen: Der Einfluss der Globalisierung auf die Konstitution von Raum wird analysiert. Die zunehmende Verflechtung lokaler und globaler Prozesse wird als ein zentrales Merkmal moderner Raumstrukturen hervorgehoben. Der Text betont die Notwendigkeit, Raum als ein lokal und global wechselwirkendes Phänomen zu betrachten.
Behälterraum- und Beziehungsraumkonzepte: Dieser Abschnitt vergleicht zwei gegensätzliche Raumkonzepte: den Behälterraum als neutrales Gefäß und den Beziehungsraum als Ergebnis von Beziehungen zwischen Objekten und Akteuren. Die Autoren betonen die Bedeutung räumlicher und zeitlicher Kontextualität für das Verständnis gesellschaftlicher Räume.
Doppelte Konstituierbarkeit von Raum: Das Kapitel präsentiert eine Methode zur Analyse komplexer gesellschaftlicher Räume, die die doppelte Konstituierbarkeit von Raum als Dualität von Struktur und Handeln betont. Das "Raum-Zeit-Relativ" wird als Konzept eingeführt, das die Wechselwirkung von Raum und Zeit berücksichtigt.
Analyse der Strukturierung von Räumen: Hier wird der Herstellungsprozess von Räumen detailliert untersucht. Die Konzepte der Syntheseleistung und des "Spacing" werden erklärt, um die komplexen Prozesse der Raumgestaltung zu verstehen.
Räume und soziale Strukturen: Schließlich wird der Zusammenhang zwischen Raum und sozialen Strukturen wie Klasse, Geschlecht und Milieu untersucht. Der Text zeigt, wie Räume Ungleichheiten und Machtverhältnisse widerspiegeln und reproduzieren können.
Schlüsselwörter
Raumsoziologie, Raumbegriff, relationale Raumtheorie, Behälterraum, Beziehungsraum, Kapitalismuskritik, Globalisierung, soziale Ungleichheit, Raumkontrolle, räumliche Praxis, Raumrepräsentation, MatrixRaum, Durkheim, Simmel, Lefebvre, Harvey, Läpple.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Exzerpt: Raumbegriff in der Soziologie
Was ist der Inhalt dieses Exzerpts?
Dieses Exzerpt bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Raumbegriffs in der Soziologie. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Der Text verfolgt die Entwicklung des Raumverständnisses von traditionellen Konzepten bis hin zu modernen Ansätzen und analysiert verschiedene theoretische Perspektiven.
Welche Raumkonzepte werden behandelt?
Das Exzerpt behandelt diverse Raumkonzepte, darunter traditionelle Ansätze von Durkheim und Simmel, den relationalen Raumbegriff von Lefebvre, Harveys Theorie der Raumkontrolle, den MatrixRaum von Läpple und den Vergleich von Behälterraum und Beziehungsraum. Es wird die Entwicklung vom Raum als statischem, materiellem Hintergrund hin zu einem sozial konstruierten Phänomen beleuchtet.
Welche soziologischen Denker werden im Exzerpt diskutiert?
Der Text analysiert die Beiträge bedeutender Soziologen zum Verständnis von Raum, insbesondere Emile Durkheim, Georg Simmel, Henri Lefebvre und David Harvey. Zusätzlich wird das MatrixRaum-Konzept von Läpple diskutiert. Ihre unterschiedlichen Perspektiven und Beiträge zum Verständnis von Raum werden verglichen und kontrastiert.
Welche Themenschwerpunkte werden im Exzerpt behandelt?
Die wichtigsten Themenschwerpunkte umfassen die Entwicklung des Raumbegriffs in der Soziologie, den Vergleich verschiedener Raumkonzepte (Behälterraum, Beziehungsraum), den Einfluss von Kapitalismus und Globalisierung auf Raum, räumliche Praxis und Raumrepräsentation, sowie Raum und soziale Ungleichheit. Die doppelte Konstituierbarkeit von Raum und die Analyse der Strukturierung von Räumen werden ebenfalls ausführlich behandelt.
Wie wird der Raumbegriff in diesem Exzerpt definiert?
Der Text entwickelt den Raumbegriff weg von einem statischen, objektiven Verständnis hin zu einem relationalen, sozial konstruierten Phänomen. Raum wird als Ergebnis sozialer Interaktionen, Machtstrukturen und gesellschaftlicher Prozesse verstanden, beeinflusst von Kapitalismus, Globalisierung und technologischem Fortschritt. Die Bedeutung von räumlicher Praxis und Raumrepräsentation für die Gestaltung von Raum wird hervorgehoben.
Welche Kapitelzusammenfassungen sind enthalten?
Das Exzerpt enthält Kapitelzusammenfassungen zu allen wichtigen Abschnitten, die die zentralen Argumente und Erkenntnisse jedes Kapitels prägnant darstellen. Diese Zusammenfassungen bieten einen schnellen Überblick über die behandelten Themen und die jeweiligen theoretischen Perspektiven.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Verständnis des Exzerpts?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Raumsoziologie, Raumbegriff, relationale Raumtheorie, Behälterraum, Beziehungsraum, Kapitalismuskritik, Globalisierung, soziale Ungleichheit, Raumkontrolle, räumliche Praxis, Raumrepräsentation, MatrixRaum, Durkheim, Simmel, Lefebvre, Harvey, Läpple.
Für wen ist dieses Exzerpt gedacht?
Dieses Exzerpt richtet sich an Leser, die sich einen Überblick über den Raumbegriff in der Soziologie verschaffen möchten. Es eignet sich besonders für Studierende der Soziologie und verwandter Disziplinen, die sich mit räumlichen Aspekten gesellschaftlicher Prozesse auseinandersetzen.
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- Joana Lissmann (Author), 2009, „Raumsoziologie“ von Martina Löw und Gabriele Sturm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184816