Die Lage der DDR im Herbst 1989 war mehr als schwierig. Immer mehr Menschen verließen das Land, die ungarische Grenzöffnung im September führte zu einer regelrechten Massenflucht und auf den Montagsdemonstrationen wurden verstärkt die Rufe nach umfassenden Reformen laut. Mit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 hatte keiner gerechnet. Dieses Ereignis und der fortschreitende Verfall der DDR zwangen die BRD und die Alliierten dazu, ihr deutschlandpolitisches Denken zu ändern und den Gegebenheiten anzupassen. Das Thema „Wiedervereinigung“ kam aber nur langsam und sehr zögerlich auf die Tagesordnung. Die erste Initiative in Richtung deutsche Wiedervereinigung ergriff in diesem Zusammenhang die Bonner Regierung unter Kanzler Helmut Kohl.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht das außenpolitische Vorgehen der Bundesregierung unter Helmut Kohl auf dem Weg zur deutschen Einheit von November 1989 bis zur Unterzeichnung des Einigungsvertrages im September 1990. Dabei soll untersucht werden, welche Rolle die Bundesregierung selbst im Einigungsprozess gespielt hat, ob sie selbst gestalterisch am Einigungsprozess mitwirken konnte und inwieweit sie Unterstützung durch die anderen Westmächte erhalten hat.
Im ersten Teil der Arbeit soll die Diskussion um das deutschlandpolitische Handeln nach dem Mauerfall und die Entwicklung des „Zehn-Punkte-Planes“ dargestellt werden. Weiterhin sollen die Verhandlungen mit den Vier Mächten im Dezember 1989 und die Versuche der Bundesregierung, in Zusammenarbeit mit den USA nachträglich die Zustimmung für den „Zehn-Punkte-Plan“ zu gewinnen, dargestellt werden. Im zweiten Teil der Arbeit möchte ich auf das Treffen Helmut Kohls mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterand eingehen und erläutern, wie sich die politische Kehrtwende in Moskau vollzogen hat. Weiterhin möchte ich drei grundlegende Probleme auf dem Weg zur Einigung vorstellen. Dazu zählen die Diskussion um den militärischen Status des vereinigten Deutschland und die Grenzfrage sowie die innerdeutsche Debatte um den Vereinigungsweg. Abschließend möchte ich den Verlauf der „Zwei-Plus-Vier“- Verhandlungen skizzieren und die letzten Treffen der Bundesregierung in Paris und Moskau.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Jahr 1989
- Kohls deutschlandpolitische Initiative - Der „Zehn-Punkte-Plan“
- Die Reaktion der vier Mächte – Zwischen Zustimmung und Protest
- Dezember 1989: Verhandlungen mit den Vier Mächten
- Das Jahr 1990
- Beruhigungsversuche in Frankreich - Kohl zu Besuch bei Mitterand
- Politische Kehrtwende in Moskau
- Grundlegende Probleme auf dem Weg zur deutschen Einigung
- Diskussion über den künftigen militärischen Status Gesamtdeutschlands
- Konflikt um die Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze
- Streit um den Vereinigungsweg - Artikel 23 oder 146?
- Die,,Zwei-Plus-Vier“-Gespräche
- Kurz vor Schluss – Kohl in Washington und Moskau
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem außenpolitischen Vorgehen der Bundesregierung unter Helmut Kohl während des Wiedervereinigungsprozesses von November 1989 bis zur Unterzeichnung des Einigungsvertrages im September 1990. Sie analysiert die Rolle der Bundesregierung im Einigungsprozess, ihre gestalterische Mitwirkung und die Unterstützung durch die anderen Westmächte.
- Die Entwicklung des „Zehn-Punkte-Planes“ und die Reaktionen darauf.
- Die Verhandlungen mit den vier Mächten im Dezember 1989.
- Die politischen Entwicklungen in Frankreich und Moskau, insbesondere die Kehrtwende Moskaus.
- Die grundlegenden Probleme auf dem Weg zur Einigung: Militärstatus, Grenzfrage, Vereinigungsweg.
- Der Verlauf der „Zwei-Plus-Vier“-Verhandlungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Lage der DDR im Herbst 1989 dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2.1 fokussiert auf Kohls deutschlandpolitische Initiative mit dem „Zehn-Punkte-Plan“ und die innenpolitischen Streitigkeiten darüber. Kapitel 2.2 beleuchtet die Reaktionen der vier Mächte auf Kohls Plan. Kapitel 2.3 behandelt die Verhandlungen mit den vier Mächten im Dezember 1989. Kapitel 3.1 beschreibt Kohls Besuch bei Mitterand in Frankreich, während Kapitel 3.2 die politische Kehrtwende Moskaus und die damit verbundenen Veränderungen beleuchtet. Kapitel 3.3 widmet sich den grundlegenden Problemen auf dem Weg zur Einigung, einschließlich der Diskussion über den militärischen Status, die Grenzfrage und den Streit um den Vereinigungsweg. Kapitel 3.4 skizziert den Verlauf der „Zwei-Plus-Vier“-Verhandlungen. Kapitel 3.5 beschreibt die letzten Treffen der Bundesregierung in Paris und Moskau.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die deutschen Wiedervereinigungsprozesse, die Rolle der Bundesregierung unter Helmut Kohl, den „Zehn-Punkte-Plan“, die Verhandlungen mit den vier Mächten, die politische Kehrtwende Moskaus, die „Zwei-Plus-Vier“-Gespräche und die grundlegenden Probleme auf dem Weg zur Einigung.
- Quote paper
- Franziska Eichhorn (Author), 2009, Der Weg zur deutschen Einheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184657