Versucht man die Ursprünge des deutschen Sozialstaats zu ergründen, so stößt immer auf den Namen Bismarck, Name und Begriff scheinen, im historischen Blickwinkel wie siamesische Zwillinge, fest miteinander verbunden. Wie Jürgen Tampke im Rahmen einer Tagung, durchgeführt vom Deutschen Historischen Institut London und dem Wissenschaftszentrum Berlin, vom 6. bis 8. Dezember 1978 in Berlin, feststellte: „…, daß die Sozialgesetzgebung der achtziger Jahre stark überbewertet worden ist, ihre Auswirkungen begrenzter Natur gewesen sind und sie in dem ein Jahrhundert während Ringen des preußischen Staates und seiner Führungsschichten lediglich eine Episode mit den sozialen Folgender Industrialisierung darstellt.“
In dieser Arbeit will ich versuchen auf den letzten Punkt Tampkes einzugehen und mit Hilfe neuer Forschungserkenntnisse in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte herauszuarbeiten, dass das während Bismarcks Zeit, von 1871 bis 1890 entstandene sozialpolitische Reformwerk, nicht die „große unsterbliche Tat“ eines Mannes gewesen
ist, sondern durch wirtschaftliche, soziale und politische Umstände in diese Richtung getragen wurde und eher den Folgen der Industrialisierung zuzuschreiben ist. In der Geschichte werden häufig prägende Ereignisse oder Veränderungen an Personen
festgemacht, dabei wird meistens zum Mittel der Vereinfachung gegriffen. Wichtige Tatbestände und Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Politik werden weggekürzt, indem eine Art Personenkult an deren Stelle tritt. Ziel dieser Hausarbeit ist es, am Beispiel der Entstehung der Sozialgesetze in Deutschland,
aufzuzeigen, wie äußere Umstände Veränderungen herbei zwangen, indem ich zeige, dass die auftretenden Probleme der Industriealisierung, nicht durch die Voraussicht einer Person gelöst wurden.
Zudem kann es wertvoll sein, heute in der Gegenwart, wo die Sozialsysteme heftig kritisiert werden, auf deren Entstehungszeit zurückzublicken. Um Eventuell die Umstände für die Entstehung der Sozialversicherung besser verstehen zu können und somit eine Hilfe
zu leisten, ob und in welche Richtung eine Veränderung, dieser Einrichtungen sozialer Sicherheit, sinnvoll sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Erläuterung wichtiger Begriffe
- 2. Die wirtschaftliche, politische und soziale Lage der Arbeiterschaft um 1850
- 3. Die Industrialisierung in Deutschland um 1850 bis 1873
- 4. Die soziale Lage der Arbeiter um 1880
- 5. Sozialpolitik im Kaiserreich und Bismarcks Anteil an der Sozialversicherung
- 6. Eine vergleichende Betrachtung der Sozialreform in England um 1900
- III. Fazit
- Summary
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung der Sozialgesetzgebung in Deutschland im 19. Jahrhundert und untersucht, inwieweit Bismarcks Sozialpolitik als Reaktion auf wirtschaftliche, soziale und politische Zwänge der Arbeiterschaft zu verstehen ist. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Sozialreformen nicht allein auf Bismarcks Voraussicht zurückzuführen sind, sondern vielmehr durch die Herausforderungen der Industrialisierung und die damit verbundenen sozialen Probleme entstanden sind.
- Die wirtschaftliche, soziale und politische Lage der Arbeiterschaft in Deutschland um 1880
- Die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Lebensbedingungen der Arbeiter
- Die Entstehung der Sozialgesetzgebung in Deutschland im Kontext der Industrialisierung
- Bismarcks Rolle bei der Entwicklung der Sozialpolitik
- Der Vergleich der Sozialreformen in Deutschland und England
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Ursprung der deutschen Sozialgesetzgebung und Bismarcks Rolle dabei. Sie beleuchtet die Bedeutung der Sozialpolitik im Kontext der Industrialisierung und die Notwendigkeit, die Entstehung der Sozialversicherung im historischen Kontext zu betrachten.
Der Hauptteil beginnt mit einer Erläuterung wichtiger Begriffe wie Sozialpolitik, Wohlfahrt und Wohlfahrtsstaat. Anschließend wird die wirtschaftliche, politische und soziale Lage der Arbeiterschaft in Deutschland um 1850 dargestellt, wobei die Industrialisierung und ihre Folgen für die Lebensbedingungen der Arbeiter im Vordergrund stehen. Die soziale Lage der Arbeiter um 1880 wird detailliert beschrieben, um die Herausforderungen und Probleme aufzuzeigen, die zur Entstehung der Sozialgesetzgebung führten. Das Kapitel über die Sozialpolitik im Kaiserreich und Bismarcks Anteil an der Sozialversicherung beleuchtet die Entstehung der Sozialversicherung und die Rolle Bismarcks in diesem Prozess. Schließlich wird die Sozialreform in England um 1900 im Vergleich zur deutschen Entwicklung betrachtet, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Sozialpolitik in beiden Ländern aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Sozialpolitik Bismarcks, die Industrialisierung in Deutschland, die soziale Lage der Arbeiterschaft, die Entstehung der Sozialversicherung, die Herausforderungen der Industrialisierung, die Rolle des Staates in der Sozialpolitik, der Vergleich der Sozialreformen in Deutschland und England.
- Quote paper
- Dipl.Kfm. Martin Matzk (Author), 2007, Bismarcks Sozialpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184646