Berichte über gewalttätige Übergriffe rechtsextremer deutscher Jugendliche auf Ausländer oder Deutsche mit Migrationshintergrund, aber auch gewalttätige Zusammenstöße linker und rechter Jugendlicher reißen keineswegs ab. Das Thema „Jugendgewalt und Rechtsextremismus“ besitzt noch immer höchste Aktualität und Brisanz.
Die Frage nach den Ursachen für gewalttätiges Verhalten drängt sich vor dem Hintergrund jugendlicher Gewalt geradezu auf: Weshalb werden Jugendliche gewalttätig? Gibt es näher bestimmbare Einflussfaktoren die im Zuge der Sozialisation auf die Jugend einwirken und so zu gewalttätigem Handeln mit, hier konkret, rechtsextremem Hintergrund verleiten? Sind Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Auslöser von Gewalt oder lediglich Legitimierungsgrundlage für die Anwendung derselben?
Da es laut einer 1993 angestellten repräsentativen Befragung der deutschen Wohnbevölkerung keinen Zusammenhang von Fremdenfeindlichkeit und Geschlecht gibt, unterscheiden sich Männer und Frauen also in Bezug auf ihre Anfälligkeit für rechte Orientierungsmuster nicht wesentlich voneinander, beide Parteien gehen allerdings mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit anders um: Jugendgewalt ist demzufolge fast ausschließlich männliche Gewalt.
Gewalt ist dabei nicht nur gegenüber Frauen auffällig, sie dient Männern auch zur Kontrolle anderer Männer, zur Ausübung von Macht und Erlangung von Anerkennung innerhalb einer männlich dominierten Gemeinschaft. Die Darstellung von Männlichkeit gegenüber anderen Personen nimmt hierbei stets eine herausragende Rolle ein. Einer Untersuchung über die Bedeutung von Machismo in verschiedenen Kulturen zufolge, ist Männlichkeit dabei immer in ihrem kulturellen Kontext zu betrachten.
Meine These lautet nun, dass männliche Jugendliche eher zu Gewalt neigen, da sie einem kulturellen Leitbild von Männlichkeit folgen, welches Gewalt als Lösung von Konflikten allgemeinhin anerkennt. Die vorliegende Arbeit untersucht existierende Männlichkeitsdarstellungen und Leitbilder von Männlichkeit verschiedener Kulturen im Hinblick auf deren Beeinflussung von Gewalt. Dabei dient, von Deutschland ausgehend, Japan als Vergleichsnation, um der grundlegenden Frage, ob und inwiefern Gewalt in Jugendgruppen bzw. –gangs in verschiedenen Gesellschaften durch die kulturspezifischen Darstellungen von Männlichkeit beeinflusst bzw. hervorgerufen werden, nachzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Jugendgewalt ist Jungengewalt
- II. Männlichkeit und Geschlechterverhältnis in Japan
- III. Kriminalität und sexuelle Gewalt als Charakteristikum kulturspezifischer Leitbilder von Männlichkeit
- IV. Jugendgangs in Deutschland und Japan
- Zusammenfassung
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Rolle von kulturspezifischen Leitbildern von Männlichkeit in Bezug auf Jugendgewalt, insbesondere im Kontext von Rechtsextremismus. Dabei werden Deutschland und Japan als Vergleichsländer herangezogen, um die Frage zu beleuchten, ob und inwiefern Gewalt in Jugendgruppen durch die kulturspezifischen Darstellungen von Männlichkeit beeinflusst wird.
- Analyse der Rolle von Männlichkeitsbildern in der Entstehung von Jugendgewalt
- Vergleich der Männlichkeitsbilder in Deutschland und Japan
- Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Gewalt und Rechtsextremismus
- Bedeutung von Sozialisationsprozessen für die Entwicklung von Gewaltbereitschaft
- Analyse der Rolle von Jugendgangs in beiden Ländern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema Jugendgewalt und Rechtsextremismus in den Kontext aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und beleuchtet die Relevanz der Thematik. Sie führt die These ein, dass männliche Jugendliche aufgrund ihrer Sozialisation und der Orientierung an einem kulturspezifischen Leitbild von Männlichkeit eher zu Gewalt neigen.
- I. Jugendgewalt ist Jungengewalt: Dieses Kapitel analysiert die statistische Dominanz männlicher Jugendlicher in der perpetrierung von Gewalt, insbesondere im Kontext von Rechtsextremismus. Es diskutiert die feministische These, dass Gewalt eine geschlechtsspezifische Form der Konfliktbewältigung ist und beleuchtet die Rolle der Sozialisation in der Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Männern.
- II. Männlichkeit und Geschlechterverhältnis in Japan: Dieses Kapitel untersucht die spezifischen Männlichkeitsbilder in Japan und deren Einfluss auf das Geschlechterverhältnis. Es beleuchtet die Rolle von Traditionen, Kultur und gesellschaftlichen Normen in der Konstruktion von Männlichkeit und deren Auswirkungen auf das Verhalten von Männern.
- III. Kriminalität und sexuelle Gewalt als Charakteristikum kulturspezifischer Leitbilder von Männlichkeit: Dieses Kapitel analysiert die Verbindung zwischen Kriminalität und sexueller Gewalt im Kontext von kulturspezifischen Leitbildern von Männlichkeit. Es beleuchtet die Rolle von Macht, Kontrolle und Dominanz in der Konstruktion von Männlichkeit und deren Auswirkungen auf das Verhalten von Männern gegenüber Frauen.
- IV. Jugendgangs in Deutschland und Japan: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Jugendgangs in Deutschland und Japan und deren Einfluss auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft. Es analysiert die spezifischen Strukturen, Normen und Werte von Jugendgangs in beiden Ländern und deren Verbindung zu den kulturspezifischen Leitbildern von Männlichkeit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Jugendgewalt, Rechtsextremismus, Männlichkeit, Geschlechterverhältnis, Kulturvergleich, Deutschland, Japan, Sozialisation, Jugendgangs, Kriminalität, sexuelle Gewalt.
- Quote paper
- Magister Artium Steve R. Entrich (Author), 2008, Jugendgewalt als Resultat eines kulturspezifischen Leitbildes von Männlichkeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184332
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