Heute gibt es zum Thema des Berlinischen Dialekts nur wenige wissenschaftliche Arbeiten. Die Quellen sind rar. Sie stammen größtenteils aus dem Spätmittelalter und dem 16. Jahrhundert. Die Seltenheit berlinischer Quellen bzw. wissenschaftlicher Arbeiten erklärt sich anhand des damaligen Desinteresses, welches weit bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reichte. Die Dialektologen waren der Meinung, dass es sich beim Dialekt der Stadtsprache Berlins um einen Mischdialekt handle, der zum Verschwinden der traditionellen Mundarten beitrug. 1966 veröffentlichte der Sprachhistoriker William Labov seine Untersuchungen zur Sprache New Yorks, welche in Deutschland Ende der 60er Jahre Aufsehen erregten. Durch Labov änderte sich die Meinung der Dialektologen. Labov stellte fest, dass eine Stadtsprache keine willkürliche Mischung sei, sondern vielmehr eine sozial bestimmte und geordnete Varietät darstellte. Den Sprachwissenschaftlern eröffneten sich damit neue Perspektiven, die zum Überdenken der Sprachstellung der verschiedenen Dialekte führten.
Wichtige Entwicklungsfaktoren einer Sprache sind z.B. die Verstädterung, Industrialisierung, die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt, sowie ihre außerstädtischen Kontakte. Nicht alle Städte unterliegen demzufolge einem gleichbleibenden Entwicklungsprozess. Dieser Prozess ist abhängig von der Konstellation dieser verschiedenen Faktoren. Nun stellt sich also die Frage, wie sich die berlinische Stadtsprache anhand dieser Faktoren entwickelte? Was kennzeichnet den Berliner Dialekt aus? Welche Besonderheiten sind im Sprachgebrauch ersichtlich? Wozu sollte man eigentlich den Berlinischen Dialekt sprechen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung des Berlinischen Dialekts
- Wie entwickelte sich dit Berlinische?
- 13. Jahrhundert: Berlin, die Stadt an der Spree
- 14./15. Jahrhundert: Berlin und die Hanse
- 16./17. Jahrhundert: Berlinisch und das Hochdeutsche
- 18. Jahrhundert: Berlinisch, eine Sprache der Unterschicht
- 19./20. Jahrhundert: Die Forderung zur Vereinheitlichung...
- Das Berlinische
- Wat is ne richtije „Berliner Schnauze\"?
- Die Phonologie des Berlinischen
- Vokale
- Konsonanten
- Die Grammatik des Berlinischen
- Der Berlinische Wortschatz
- Wat heẞt dit uff „Deutsch“?
- Nutzen des Dialekts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Berlinischen Dialekts, beleuchtet seine sprachlichen Besonderheiten und betrachtet seine historische und soziale Bedeutung. Der Fokus liegt auf der Darstellung der sprachlichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte und den Einflussfaktoren, die diese Entwicklung prägten.
- Sprachliche Entwicklung des Berlinischen Dialekts im historischen Kontext.
- Einfluss verschiedener Sprachen und soziokultureller Faktoren auf den Dialekt.
- Unterschiede des Berlinischen in verschiedenen sozialen Schichten und Regionen.
- Die Rolle des Berlinischen in der Berliner Geschichte.
- Die heutige Relevanz und der Gebrauch des Berlinischen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Mangel an wissenschaftlichen Arbeiten zum Berlinischen Dialekt und den damit verbundenen Quellenmangel, besonders aus der Zeit vor den 1960er Jahren. Die Arbeit von William Labov über die Sprache New Yorks wird als Wendepunkt genannt, der das Verständnis von Stadtsprachen als sozial bestimmte Varietäten revolutionierte. Die Einleitung formuliert die zentralen Forschungsfragen: Wie entwickelte sich die berlinische Stadtsprache unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren? Was kennzeichnet den Berliner Dialekt, und welche Besonderheiten zeigt sein Sprachgebrauch? Schließlich stellt sich die Frage nach der Bedeutung und dem Gebrauch des Dialekts heute.
Die Entwicklung des Berlinischen Dialekts: Dieses Kapitel widerlegt die Annahme, das Berlinische sei unverändert geblieben. Es zeigt auf, dass der heutige Dialekt durch Einflüsse verschiedener Sprachen geprägt wurde und sich im Laufe der Zeit erheblich veränderte. Die fehlende sprachliche Einheitlichkeit in Berlin, mit regionalen und sozialen Unterschieden, wird als wichtiger Faktor für die Entwicklung der Stadtsprache hervorgehoben. Es wird der Wandel vom niederdeutschen Ursprung im 13. Jahrhundert zu einer Zweisprachigkeit mit dem Hochdeutschen im 14. Jahrhundert beschrieben, der durch politische und wirtschaftliche Kontakte sowie Zuwanderung beeinflusst wurde. Der Einfluss slawischer Sprachen aufgrund früherer Siedlungen wird ebenfalls erwähnt.
13. Jahrhundert: Berlin, die Stadt an der Spree: Dieses Kapitel beschreibt die Bedeutung Berlins als Handelsstadt an der Spree und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Kontakte nach Hamburg und Flandern. Der Handel wird als ein Faktor für die sprachlichen Einflüsse auf den Berlinischen Dialekt genannt, während der Kontakt zur slawischen Bevölkerung weniger gut dokumentiert ist, was auf den Mangel an Quellen (Rathausbrände) zurückzuführen ist. Die Bedeutung Cöllns als Schwesterstadt für die Entwicklung des Berlinischen wird erwähnt.
14./15. Jahrhundert: Berlin und die Hanse: Im Gegensatz zum 13. Jahrhundert zeigt dieses Kapitel die Entwicklung hin zu einer durchgehend niederdeutschen und hochdeutschen Tradition. Latein war nur noch in kirchlichen Angelegenheiten gebräuchlich. Die Aufnahme in die Hanse beeinflusste Berlin sowohl sprachlich als auch wirtschaftlich und kulturell, stärkte die niederdeutsche Sprache und führte zu einer stärkeren Abgrenzung sozialer Schichten. Der zunehmende Einfluss des Hochdeutschen ab Mitte des 14. Jahrhunderts wird erwähnt, wobei die Stadtkanzleien das Niederdeutsche bis ins 16. Jahrhundert beibehielten.
16./17. Jahrhundert: Berlinisch und das Hochdeutsche: Dieses Kapitel beschreibt die zunehmende Bedeutung des Hochdeutschen in der Verwaltungssprache ab dem 16. Jahrhundert, betont aber den Fortbestand sprachlicher Varietäten nach sozialen Schichten. Der Niedergang der Hanse und die neue Orientierung Berlins hin zu ostmitteldeutschen Gebieten (Meißen, Dresden, Leipzig) wird als prägend für die sprachliche Entwicklung genannt. Das Kapitel zitiert Agathe Lasch, die den frühen und starken Einfluss des Hochdeutschen in Berlin hervorhebt.
Schlüsselwörter
Berlinischer Dialekt, Stadtsprache, Sprachentwicklung, Niederdeutsch, Hochdeutsch, Hanse, Soziolinguistik, Sprachgeschichte, Sprachwandel, Sprachkontakt, soziale Schicht, regionale Variation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Berlinischen Dialekt
Was ist der Inhalt dieser Arbeit über den Berlinischen Dialekt?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über den Berlinischen Dialekt. Sie enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Dialekts im historischen Kontext, seinen sprachlichen Besonderheiten und seiner sozialen Bedeutung. Die Arbeit untersucht den Einfluss verschiedener Sprachen und soziokultureller Faktoren auf den Dialekt und betrachtet seine heutige Relevanz.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die sprachliche Entwicklung des Berlinischen Dialekts von seinen niederdeutschen Ursprüngen im 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sie beleuchtet den Einfluss des Handels, der Hanse, der Zuwanderung und der politischen Entwicklungen auf die Sprache. Besondere Aufmerksamkeit wird den sozialen Schichten und regionalen Variationen gewidmet. Die Arbeit untersucht auch die phonologischen, grammatischen und lexikalischen Merkmale des Berlinischen Dialekts.
Wie entwickelte sich der Berlinische Dialekt im Laufe der Geschichte?
Die Arbeit beschreibt eine ständige Entwicklung des Berlinischen Dialekts, entgegen der Annahme einer unveränderten Sprache. Sie zeigt den Einfluss verschiedener Sprachen wie Niederdeutsch und Hochdeutsch, sowie slawischer Sprachen. Die Entwicklung wird in verschiedenen Jahrhunderten detailliert betrachtet, wobei der Einfluss der Hanse, der wirtschaftlichen Kontakte und der sozialen Strukturen hervorgehoben wird. Die Arbeit betont die zunehmende Bedeutung des Hochdeutschen ab dem 16. Jahrhundert, ohne den Fortbestand verschiedener Varietäten nach sozialen Schichten zu ignorieren.
Welche Faktoren beeinflussten die Entwicklung des Berlinischen Dialekts?
Mehrere Faktoren beeinflussten die Entwicklung des Berlinischen Dialekts: Der Handel mit Hamburg und Flandern im 13. Jahrhundert, die Mitgliedschaft in der Hanse im 14./15. Jahrhundert, die politische und wirtschaftliche Entwicklung Berlins, die Zuwanderung und die sozialen Strukturen. Die Arbeit hebt den Einfluss verschiedener Sprachen, wie Niederdeutsch, Hochdeutsch und slawische Sprachen hervor, sowie die sprachliche Entwicklung in verschiedenen sozialen Schichten und Regionen.
Welche sprachlichen Besonderheiten weist der Berlinische Dialekt auf?
Die Arbeit beschreibt zwar nicht im Detail die phonologischen, grammatischen und lexikalischen Besonderheiten des Berlinischen Dialekts, aber sie weist auf die Existenz solcher Besonderheiten hin und kündigt eine nähere Betrachtung in den einzelnen Kapiteln an (z.B. Vokale und Konsonanten der Phonologie, Grammatik und Wortschatz des Berlinischen). Die Frage nach der "richtigen Berliner Schnauze" wird als ein Thema angesprochen.
Welche Bedeutung hat der Berlinische Dialekt heute?
Die Arbeit untersucht die heutige Relevanz und den Gebrauch des Berlinischen Dialekts, allerdings sind die detaillierten Ergebnisse nicht in der Zusammenfassung enthalten. Die Einleitung erwähnt jedoch, dass dies eine der zentralen Forschungsfragen der Arbeit ist.
Welche Quellen wurden für diese Arbeit verwendet?
Die Arbeit erwähnt einen Mangel an wissenschaftlichen Arbeiten und Quellen zum Berlinischen Dialekt, besonders aus der Zeit vor den 1960er Jahren. Sie nennt die Arbeit von William Labov über die Sprache New Yorks als Wendepunkt im Verständnis von Stadtsprachen. Die spezifischen Quellen, die für die einzelnen Kapitel verwendet wurden, werden in der Zusammenfassung nicht detailliert genannt. Der Mangel an Quellen aus früheren Jahrhunderten wird an einigen Stellen im Bezug auf den begrenzten Einblick in die sprachlichen Entwicklungen erwähnt (z.B. Rathausbrände).
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- Ida Smierzchalski (Author), 2011, Die Entwicklung einer Stadtsprache - Berlinerisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183952